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Kapitel 9 - Der Ruf der Königin
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#31
Sie spürte die Anspannung im Körper der anderen. Sie wusste, wie sehr es an Shanaya nagte, den Tresen und die alte Verkäuferin zu verlassen, statt ihr aufs Dach zu steigen. Aus diesem Grund machte Talin ihr ja den Vorschlag, den Stock zu klauen, oder nicht? Was sie allerdings verwunderte war, dass ihr Vorschlag auf so wenig Begeisterung stieß. Verwundert wanderte bei den Worten der Schwarzhaarigen erst die eine, dann auch die andere Augenbraue in die Höhe, bis Talin schließlich eine Hand hob und sich die Nasenwurzel massierte. Ein schwerer Seufzer entfloh ihr und sie haderte wirklich mit sich.

Du willst mir also sagen, dass du meinem wirklich wunderbaren Vorschlag ablehnst, weil du gern noch einmal wiederkommen möchtest...

Es war nur eine rhetorische Frage, denn sie konnte die Begeisterung im Blick der anderen erkennen, als sie sich zwischen den ganzen Zetteln umsah. Ja, sie hatte die Jüngere so eben an ein Haufen Pergament verloren. Ungläubig schüttelte Talin den Kopf, wollte nicht glauben, dass sie ihre impulsive Art für das andere Mädchen unterdrückte, damit sie wieder hierher zurückkommen konnte, ohne im hohen Bogen aus dem Laden zu fliegen. Nochmals stieß die Blonde einen Seufzer aus, diesmal allerdings ergeben. Sie hob beide Hände und verdrehte die Augen, bevor sie schließlich wieder sprach.

Ist ja gut, ist ja gut. Wir machen es auf deine Art. Nett und freundlich. Wir fragen die werte Verkäuferin aus, stecken ihr Geld zu – das du hoffentlich hast, denn ich bin so gut wie blank – und dann gehen wir mit deinen wunderschönen neuen Karten unseres Weges und du kommst wieder und sie wird sich bei dir einschmeicheln, weil du ihr heute so viel Geld da lassen wirst.

Zum Ende hin schwang ein Hauch – eigentlich eine ganze Wagenladung – Ironie in ihrer Stimme mit. Doch biss sie sich auf die Unterlippe, bevor sie sich umdrehte und wie vor einem Kopf die Schultern noch einmal kreisen ließ. Nett sein. Das konnte sie doch immerhin. Mit Sicherheit auch zu einer Frau, die sie gänzlich von oben herab behandelt, nicht auf Talins Charme anspringen würde und mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch ein paar Mal das Wort ‚Schätzchen‘ fallen lassen würde, bis ein angenehm großer Beutel Münzen den Besitzer wechselte. Sie fühlte sich, als würde sie ihrer Mutter oder gar ihrer... Schwiegermutter gegenüber stehen. Kurz vor einem Schweißausbruch, aber noch näher dran an einem Schreikrampf. Doch sie schwieg, behielt alles bei sich und machte sich wieder auf den Weg zum Tresen.
Talin spürte den abtastenden Blick der Verkäuferin, als würde sie in ihrem Mieder oder ihrem freizügigen Rock eine der Pergamentrollen verstecken. Statt ihre eigene Abscheu zu zeigen, versteckte sie diese hinter einem bezaubernden Lächeln, und schwieg. Ihr Blick fiel auf Shanaya und sie bedeute dem anderen Mädchen, ihre Fragen zu stellen, immerhin war sie die Navigatorin. In der Zeit betrachtete Talin noch einmal genauer die Konstruktion des Ladens, der Vitrine und den Standort der Alten. Sollten Shanayas Versuche, an die Karte zu kommen nichts nützen, dann würden sie auf den Plan der Blonden zurückkommen, ob die Dunkelhaarige das wollte oder nicht.

[Im Kartenladen | bei Shanaya]
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#32
Shanaya selbst war nicht sonderlich begeistert von dieser Variante, von dem netten Weg. Nicht nach dem Verhalten der Verkäuferin, ihrer abschätzigen Art. Sie hätte anders gekonnt, hätte aus diesem Laden mitgenommen, was sie wollte. Aber alles auf einmal konnte sie weder bezahlen, noch tragen. Was blieb ihr also übrig? Talin schien an ihrem Verstand zu zweifeln, zumindest verriet der Ausdruck auf ihrem Gesicht etwas in der Art. Besondere Situationen erforderten jedoch besondere Maßnahmen. Auf die Worte der Blonden hin gab Shanaya ein leises, verzweifeltes Geräusch von sich. Ihr hätte ein anderer Weg auch besser gefallen, aber… ja. Dann hätte es sich sehr wahrscheinlich erledigt, hierher zurück zu kommen. Also mussten sie da jetzt durch. Shanaya selbst, genauso wie Talin.

„Wenn du das so sagst, klingt das irgendwie noch schlimmer, als es in Wirklichkeit ist.“

Shanaya lächelte etwas schräg, zuckte dann mit den Schultern, während sie die zwei Karten in ihren Händen etwas sinken ließ, sie dann aber noch einmal genauer betrachtete. Wenige Herzschläge überlegte die Schwarzhaarige, hob dann erneut eine Schulter mit einer zuckenden Bewegung und behielt die beiden einfach direkt in der Hand. Die blauen Augen hob sie dann zu ihrer Freundin, bedachte sie mit einem Lächeln, ehe die Blonde sich abwandte.
Shanaya ging noch einmal in sich, atmete einige Male tief durch, ehe sie der Blonden folgte, die jetzt mit einem Lächeln bei der netten, alten Dame stand. Sie verdrängte einfach die Worte, die sie zuvor an sie gerichtet hatte. Tief durchatmen. Nett lächeln, mit einem Hauch von Erwartung darin. Dieses Mal stand sie auch nicht zu nah an der Vitrine, der sie keines Blickes würdigte. Wenn sie wollte, konnte sie die Nettigkeit in Person sein. Und in diesem Moment wusste sie genau, was ihre Bezahlung dafür sein würde. Shanaya legte die beiden Karten auf den Tresen, warf ihrer Freundin einen kurzen Blick zu, ehe sie sich mit einem weiteren, tiefen Atemzug an die Verkäuferin wandte.

„Werte Dame, verzeiht meine forsche Art. Ich habe mich von meiner Begeisterung mitreißen lassen.“

Das klang für den Anfang doch schon einmal ganz gut. Zusätzlich neigte Shanaya in einer beinahe um Verzeihung bittenden Geste den Kopf. Nach wie vor ignorierte sie die Vitrine einfach, auch wenn ihr das unglaublich schwer fiel. In ihren Augen leuchtete jedoch die Begeisterung, die man kaum übersehen konnte.

„Ich habe keine Ahnung, wie man diese Karte liest, völlig richtig.“ Sie hatte gefühlt 100 Versuche an der Eiskarte ausprobiert, ohne Erfolg. Aber sie schwieg erst einmal über diese Karte, vollkommen bewusst. „Aber da sie sich in ihrem Besitz befindet, gehe ich einmal davon aus, dass Sie mir genau das verraten können. Ich habe zuvor von solchen Karten gehört, sie würde perfekt in meine Sammlung passen.“

Ein beinahe liebliches Lächeln lag auf den Lippen der Schwarzhaarigen, die für einen Moment ihren Blick zu Talin huschen ließ.

„Und dass ein Ort verschollen ist, heißt ja nicht, dass man die Karte dazu nicht irgendwann doch gebrauchen kann.“ Ein vielsagender Blick und Shanaya verkniff sich jegliche Andeutung auf ein Abenteuer. „Ich denke also, alles, über das wir sprechen müssen, ist der Preis?“

Beide Hände nun wieder frei, griff Shanaya in ihre Tasche, kramte einen der beiden Geldbeutel heraus, die in ihrer Tasche ruhten. Wie gut, dass sie sowieso auf der Suche nach Nützlichem gewesen waren, so war sie nicht mit weniger vom Schiff gegangen. In einer ruhigen Bewegung zog sie den kleineren Beutel heraus und legte ihn vor sich auf den Tresen, den hellen Blick abwartend auf die Verkäuferin gelegt. Papi wäre bestimmt überhaupt nicht stolz über das eher maue Verhandlungsgeschick seiner Tochter. Ihr Ziel waren diese (und andere) Karten. Und was tat man nicht alles…

[Kartenladen, am Tresen | Talin]
Crewmitglied der Sphinx
für 40.000 Gold gesucht
dabei seit Dec 2014
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#33
Ein Hauch von Geschichte ...
Als die jungen Frauen sich gehorsam zurückgezogen hatten, widmete sich die rüstige Dame am Tresen zufrieden wieder ihrer Lektüre und blendete das gedämpfte Gespräch der beiden irgendwo zwischen den Regalen, Kisten und Körben voller Pergamentrollen einfach aus. Sie blieb allerdings nicht lange unbehelligt. Kaum zwei Minuten später hörte sie erneut Schritte, die sich näherten, und sah mit einem Hauch Skepsis um die Nase herum wieder auf.
Dieses Mal wandelte sich der Ausdruck auf ihren Zügen jedoch rasch und ein mildes, wenn auch professionelles Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie die Schwarzhaarige mit einem verständnisvollen Blick bedachte. „Nun ja“, räumte sie ein. „Das kann ich dir wohl kaum verdenken. Bei derart wertvollen Stücken gehen auch mit mir hin und wieder noch die Gefühle durch.“ Sie gluckste ob dieses kleinen Schwenks gegen ihr eigenes Alter und zog derweil die beiden Karten zu sich heran, die Shanaya auf dem Tresen abgelegt hatte. „Nun, diese beiden sollen es sein?
Ohne zunächst auf eine Antwort zu warten, griff sie bereits unter die Theke und förderte ein dickes, in Leder gebundenes Buch zutage. Ein kurzer Blick auf eine Abfolge an Zahlen und Buchstaben, die mit winziger Schrift in eine der Ecken auf der Rückseite der beiden Karten geschrieben worden war, sagte ihr den genauen Ort, an dem sie in ihrer Preisliste suchen musste und sie begann bereits zu blättern, als die nächsten Sätze der Schwarzhaarigen sie erneut innehalten ließ.
Sie richtete die kühlen, grauen Augen auf die junge Frau, maß sie erneut kritisch – dieses Mal jedoch mit neu erwachtem Interesse. „Oh, eine Sammlerin? Und dabei noch so jung?“ Irgendwie gefiel ihr das. Es war selten genug, dass sich die jungen Leute heutzutage schon so stark für etwas begeistern ließen. Von alten Pergamenten, der Geschichte der Navigation, der Kunstfertigkeit zarter Linien, die sich zu gewaltigen Bergmassiven formten ganz zu schweigen. Wenn sie nur an die einfältige Tochter ihrer Nachbarin dachte, die gut und gerne eine Stunde vor ihrem Kleiderschrank verzweifelte, weil sie... nein, nein, lieber nicht. Das verdarb ihr nur den Tag.
Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Vitrine, sah dann zurück zu den beiden jungen Frauen – erst zu der jungen Blonden, dann zu ihrer schwarzhaarigen Begleiterin – und hob schließlich etwas brüskiert eine Braue. „Schätzchen, du willst mich wohl beleidigen? Selbstverständlich weiß ich, wie man diese Karte liest! Doch mein Wohlwollen ist nicht käuflich,“ mahnte sie streng und sichtlich an ihrem Stolz gepackt. Nichtsdestotrotz sah sie für einen flüchtigen Moment hinab auf das kleine Beutelchen, das sich zu den beiden Karten auf den Tresen gesellt hatte, und schien mit sich zu hadern. Käuflich oder nicht, ein Kartenladen finanzierte sich nicht durch Luft und Liebe. „Nun gut, nun gut. Wenn du meinst, du kannst mit einer 500 Jahre alten Karte von einem Ort, der längst verschollen ist, etwas anfangen – dann sprechen wir über diesen Preis. Die andere Karte ist leider unverkäuflich. Es soll nur sieben Stück dieser Art geben und wenn du dich selbst als Sammlerin bezeichnest, weißt du gewiss auch, dass ich sie deshalb nicht einfach aus der Hand geben kann. Aber ich zeige euch gern, wie sie funktioniert, wenn es euch interessiert.“ Sie schob das Kassenbuch zur Seite und sah fragend von einem jungen Gesicht ins nächste. Immerhin, das musste sie sich eingestehen, war sie eitel genug, um ihr Wissen demonstrieren zu wollen – aber auch verliebt genug in all ihre Schätze, um sie nicht jedem beliebigen, prahlerischen Trottel ohne Feingefühl vor die Füße zu werfen.


Spielleitung für Shanaya & Talin




Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Apr 2022
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#34
Die Blicke die sie ernteten, entgingen ihr keineswegs. Aber die junge Frau interessierte sich nicht dafür. Es war ihr ziemlich gleichgültig geworden was andere von ihr dachten und wie Situationen für Außenstehende auszusehen schienen.Viel wichtiger war es doch, das sie sich selbst nicht Unwohl fühlte und mit dem, was ihr gerade geschah, zurecht kam. Mit dem jungen Mann und seiner Katze kam sie ziemlich gut zurecht. Zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt. Denn Cassy war durchaus vorsichtig was solche Begegnungen anging, wobei sie bei dem Mann der ihr gegenüber stand nicht das Gefühl hatte, dass er das Tier nur vorgeschickt hatte um ein Gespräch aufzubauen. Nein, er war auch nicht alleine hier, seine Begleiter beobachteten sie nicht dauerhaft und so war es Cassys Meinung nach genau das wonach es zu sein schien : Ein junger Mann, der seinen tierischen Begleiter wieder einfing. Nicht mehr und nicht weniger.


Cassy Blick lag noch einen Moment länger als notwendig auf dem durchaus elegant wirkenden Wesen, als der Mann vor ihr erklärte, das es ihr nicht um das Brot gegangen war. Natürlich war es das nicht. Wieso sollte man sich mit dem zufrieden geben, wenn auf dem Teller ebenso Fleisch zu finden war? Auch wenn sie durchaus hin und wieder ein frisches Brot, einem guten Stück Fleisch vorzog, verstand sie den tierischen Gedanken. Sie nickte und als sich die Katze um den Hals ihres Besitzers förmlich zu wickeln schien, sah sie in das Gesicht des Fremden.

”Natürlich war sie auf etwas anderes aus. Darauf hätte ich auch von selber kommen können.”

Waren schließlich die einzigen Worte, welche sie ihm daraufhin entgegnete. Sein Blick wanderte von der Katze zurück zu ihr und nun wurde sie aus vier Augen und gerade der eindringliche Blick der Katze hatte etwas, das Cassy so noch nicht gesehen hatte. Es wirkte auf sie fast so, als würde sie genau darauf achten was Cassy tat um gegebenenfalls einzugreifen. Ob der Grund hierfür das Essen, oder aber die Sicherheit des Mannes war, das wusste sie nicht. Bevor Cassy dem gedanken jedoch mehr Aufmerksamkeit hätte schenken können, war er es, der sie für ihren Auftritt lobte. Cassy, deren Blick immer noch auf ihm lag, erwiderte sein aufrichtiges Lächeln.

”Vielen Dank. Das höre ich sehr gerne, was wäre schon ein Musiker, dessen Musik niemand hören mag?”

Auch wenn es wie eine Frage wirkte, so war es mehr eine Aussage. Ihre Meinung. Denn obwohl sie die Musik durchaus für sich selbst machte, dafür um bestimmte Gedanken zu vergessen und bestimmte Situationen besser zu verarbeiten, so war ihr Ansporn doch jener, das es den Menschen gefiel. Ihre Musik vermittelte Leichtigkeit, das wusste sie. Ebenso wusste sie, das andere dadurch genauso die Zeit vergessen konnten und abgesehen davon, das sie ihr Geld damit verdiente, war es ein gutes Gefühl zu wissen, den Menschen etwas Leichtigkeit mit in den Tag geben zu können. Immerhin war das Leben so schon schwer genug.

Den Blick, den der junge Mann auf ihre Leier warf, den bekam die Blondine nicht direkt mit, erst als er sie darauf ansprach. Sie drehte sich kurz um, sah zu der Leier und dann wieder zu dem jungen Mann.

”Ja, sie gefällt mir auch sehr. Ich spiele schon seit acht Jahren. Eigene Sachen mache ich seit sechs. Diese Leier hier habe ich allerdings erst vor zwei Jahren erworben. Sie hat einen wesentlich sanfteren Klang als es bei den älteren Modellen der Fall ist.”

Das sie vermutlich zu viel sagte was den Mann nicht einmal interessierte, war ihr egal. Er hatte gefragt, hatte die Leier angesprochen und dann musste er auch damit Leben das sie ein wenig ausholte. Sicherlich hätte Cassy noch viel mehr dazu sagen können, aber sie wusste das den meisten Menschen solche Dinge ziemlich gleichgültig waren. Eigentlich war es sogar eher selten, das sie jemand darauf ansprach. Genauso wie sie es wichtig fand die Menschen, mit denen sie kommunizierte, anzusehen. Deshalb lag ihr Blick weiterhin auf seinem.

Kennst du dich mit Musik aus? Oder hast du einfach so gefragt?”


{ Liam & Greo & Per | Wirtshaus in der Nähe des Hafens }
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Aug 2017
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#35
Gregory starrte auf den Hafen hinunter. Für einen Moment beschäftigten ihn die Erinnerungen an den Nebel und die Vögel. Hätte er etwas anders, vielleicht besser machen können?
Mit einem schweren Seufzen schloss er die Augen und lockerte seine Schultern.
Wenigstens hatten sie in letzter Zeit viel zu tun gehabt. Das hatte ihm sehr geholfen das Grübeln zu vermeiden und mit vielen Dingen ins Reine zu kommen. Trotzdem erschien ihm die letzte Zeit genauso ungreifbar und verschwommen, wie der Nebel selbst.
„Hoffentlich macht Trevor wieder ein paar seiner Klamotten kaputt“, nuschelte er zu sich selbst. Denn damit hatte er sich einen großen Teil dieser Wache beschäftigt aber jetzt war alles geflickt und seine Hände zwar in Bewegung aber untätig.
Vielleicht sollte er sein Schnitzzeug holen, damit er konzentriert bliebe?
Ja. Das schien ihm eine gute Idee und so ruhig wie es war würde Elian auch einen Moment alleine an Deck klar kommen.
Dessen geistiger Zustand macht ihm genauso viel Sorgen, wie der des verschwundenen, ehemaligen Offiziers. Nein, um Enriques Zustand hatte er sich mehr Sorgen gemacht, da er die Wut in ihm gesehen hatte. Ob de Guzmán deshalb gegangen war? Greg hielt das für sehr wahrscheinlich.
Aber zurück zu Elian.
Denn jetzt war es umgekehrt. Dessen wiederkehrenden Phasen an Apata — Apatha? Ach scheiß drauf, sein häufig abwesend und lustloses Verhalten schien sich ebenfalls kaum zu bessern. Irgendetwas musste getan werden.
Nur was?
Langsam schlenderte er zum Bug, sein Blick schweifte aufmerksam über Pier und Stadt.
Vielleicht sollte er ihn in ein Bordell nötigen? Die Aufmerksamkeit von Frauen konnte Wunder bewirken.
'Eins nach dem anderen', gemahnte er sich stumm und griff eines der Taue als er vor Aspens Bruder stehen blieb.
„Wie schaut es aus? Hinten ist alles ruhig. Und bei Dir?“

{ Bug der Sphinx | bei Elian }
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Oct 2019
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#36
Tarón war Rúnars Reaktion auf den Singsang seines unseligen Vogels nicht entgangen. Die feine Regung, die von der Mitte seiner Lippen zu den Mundwinkeln lief, während er versuchte nicht über Haralds passend unpassendes Liedchen zu lachen.
Tarón hätte gerne mit ihm gelacht – laut und herzlich. Offen und ehrlich. Die Absurdität feiernd und Groll und Gram mit einem Lächeln wegwaschen. Aber wie Rúnar wusste er selbst sehr genau, was ihn davon abhielt und stattdessen dieses falsche Grinsen auf sein Gesicht gezaubert hatte, das er Isala präsentierte, wie eine funkelnde Trophäe, während Rúnars Gesicht sich in eine wohl kontrollierte Maske verwandelte.
Zumindest hatte er wohl verstanden was Tarón ihm die Nacht zuvor eingebläut hatte. Gut…
Auch Rúnars Lächeln änderte nichts daran – und Tarón sah den Ton und das Glitzern, das in Rúnars Augen lag. Kein Dolch im Dunkeln – aber zumindest eine Nadel.
Das schlechte Gewissen und Gedanken an Reue sparte sich der Falke jedoch für die Nacht auf. Dafür war im Sonnenschein und Tagesgeschäft kein Platz.

Und dann war es ohnehin egal, denn zwar sah Tarón noch den Zweifel in Isas Augen sprießen, doch ehe er Blüte tragen konnte, waren sie alle mit der Echse beschäftigt.
Rúnar tat ihm trotz allem den Gefallen und kam seiner Aufforderung nach vorzugehen und nach dem Vieh zu sehen – Und Isa folgte ihm mit ebenso schnellem Schritt und ohne extra Bitte.
Tarón kam sich schon etwas bescheuert vor, als er den beiden mit unter der Last schweren Schritten nachstapfte wie eine schwangere Kuh…eine verkaterte schwangere Kuh mit akutem Schlafmangel.
Doch eingefangen war Calwah auch mit ihrem Nachlaufen natürlich nicht. Rúnar gab wohl sein bestes, aber auch das Ratteln der Perlen und des glänzenden Klimperkrams verfehlte seine Wirkung. Die Echse kam nicht zurück, verschwand wie man es von ihr kannte um die nächste Häuserecke ohne auch nur zurückzublicken.

Mit bitter gefurchter Stirn kam Tarón mit etwas Verzögerung grade rechtzeitig bei den anderen beiden an und blickte in die von Rúnar gewiesene Richtung, als Isa auch schon ihren Plan verkündete und umsetzte. Tarón fand auf die Schnelle nicht einmal genug Atem, um zu antworten – sei es, um sie zu bestätigen, weil sie die verdammte Echse einfangen mussten und Isas Idee absolut sinnvoll war oder seine Sorge einzuwerfen sie in dem Ort zu verlieren, wenn sie nun alleine los zog.

Isa jedenfalls verschwand wie Calwah, als sie sich durch den schmalen Spalt zwischen Karren und Wand quetschte – hoffentlich fand sie das Mistvieh, ehe Calwah noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zog.
Kurz fragte sich Tarón was sein Haustier veranlasst haben konnte jetzt schon wieder abzuhauen – aber das war müßig. Calwah brauchte erfahrungsgemäß wenig konkreten Anlass, um sich alleine umsehen zu wollen.

Seufzend wandte sich Tarón zu Rúnar, schluckte jeden Kommentar und jeden Gedanken abseits der aktuellen Situation hinunter, die in ihm bei dessen Anblick beinahe wieder emporgestiegen wären und nickte die weiterführende Straße entlang.

„Komm, ehe wir sie garnicht mehr einholen. Schätze wenn wir die nächste Quergasse nehmen, sollten wir nicht zu sehr zurückfallen…vielleicht schneiden wir sie sogar, wenn Calwah ausnahmsweise den richtigen Weg einschlägt…“

Was auch immer der „richtige“ Weg war (der, der den Mini-Drachen möglichst schnell wieder zu ihm trieb natürlich). Aber Tarón hatte so oder so wenig Hoffnung, dass Calwah ihm den Gefallen tat.
Die Muskeln seiner Schultern spannten sich, als er die Last auf ihnen besser verteilte und dann los eilte, während Harald nun wieder fröhlich fiepend auf den Säcken auf und ab wippte.

„Vielleicht könntest du ihm beibringen Ziele zu verfolgen und anzuzeigen…“

Sprach er seinen aktuellen halbernsten Gedanken aus, während sein Blick sich auf den Weg und jedes Anzeichen geschuppter Haut konzentrierte.


[ Rúnar (Isala in dr Nähe) | auf dem Weg zurück zum Schiff | Seitenstraßen zwischen Marktplatz und Hafen ]
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2016
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#37
Sineca war nicht unbedingt etwas, was einem tagtäglich begegnete. Sie war keine streunende Hauskatze oder ein Raubtier, vor dem man gewarnt wurde, wenn man in die Nebelwälder Chikarns aufbrach. Von ihrer Art hatte er erst erfahren, als sie sie bereits einige Monate beherbergt hatten und aus dem kleinen wehrlosen Knäul ein temperamentvolles Wesen geworden war. Ein Wesen, das sich anders entwickelt hatte, als Alex und er zuerst vermutet hatten. Eines, von dem sie eben noch nie gehört hatten, bis eines der vielen Bücher, die er in den Bibliotheken der ersten Welt gewälzt hatte, ihnen endlich Aufschluss darüber gebracht hatten, was sie da aufgegabelt hatten, als sie die kleine Bande Pelzschmuggler hopsgenommen hatten. Die Ähnlichkeit zu einer Katze bestand durchaus – mehr als nur im Namen. Ein zu klein geratener Parder mit der Rute eines Kattas. Aber rein vom Aussehen auf die Nahrung zu schließen, wäre mutig gewesen. Immerhin fraßen Hunde auch Sämtliches, was sie vom Boden auflasen. Und Sineca war – anders als andere Raubkatzen – auch Früchten nicht abgeneigt. Und so verfressen, wie sie mittlerweile war – vermutlich hätte sie auch ein Stück Brot erbeutet. Unzufrieden und danach umso versessener darauf, etwas anderes vom Teller zu stibitzen. Vorerst aber schien es so, als würden sie die Wahrheit gar nicht herausfinden. Gut für die Blonde, die von ihrem Lohn somit erst einmal nichts an die gefleckte Elster abtreten musste.

Liam nickte leicht auf ihren Dank hin und schien einen Augenblick zu überlegen, ohne, dass sein Schmunzeln in sich zusammenfiel. Er verstand, worauf sie hinauswollte – besonders, wenn man auf das angewiesen war, was man mit einem Instrument zustande brachte. Er selbst hatte sich immer damit zufriedengegeben, sich zumindest einen vollen Magen für den Tag zu verdienen. Zu viel Hab und Gut war nie von Vorteil, wenn man unterwegs war und dementsprechend war der größte Teil seines Lebens davon geprägt gewesen, nur das Nötigste zu besitzen. Manchmal war es nur die Musik gewesen, manchmal nur ein Kohlestift in seiner Hand und Pergament oder Tinte, Füllfederhalter und die Fantasie – nebst der Ausrüstung, verstand sich, die eine Nacht angenehmer gestaltete als nur mit seiner Kleidung unter freiem Himmel schlafen zu müssen. Als Kind hatte er zwar sicherlich nicht in ärmlichen Verhältnissen gelebt, doch, Freigeist wie er war, war ihm der Verzicht schließlich nicht schwer gefallen, als er mit seinem Vater aufgebrochen war – nur das Nötigste am Mann, was sie tragen konnten, um die Welten zu entdecken, die dort draußen auf sie gewartet hatten.

„Einsam und hungrig vielleicht, aber kein bisschen ärmer.“, gab er dann seine eigene Ansicht der Dinge preis, ohne über ihre Worte zu urteilen.

Sie hatten alle ihre Beweggründe, ihre Ansichten und Denkweisen. Ihre Sicht auf die Welt, das Leben und die Menschen, die sie trafen. Sie hatten alle ihre Erfahrungen gesammelt, Kontakte und Freundschaften geknüpft und aus Fehlern gelernt. Das machte sie zu dem, was sie waren. Das machte sie unterschiedlich – und das war gut. Er lauschte, als sie bereitwillig antwortete und da sie – auch wenn er sie vermutlich vom Essen abhielt oder sie mindestens dabei störte – dem Gespräch nicht abgeneigt klang, rutschten seine eigentlichen Begleiter, die nur unweit von ihnen entfernt an einem Tisch saßen, ein wenig in Vergessenheit. Wann kam er schon einmal in den Genuss, sich mit anderen Musikern zu unterhalten? – Seit Milúi war er damit mehr oder minder allein gewesen. Und Ostya schien seitdem die erste Gelegenheit dazu zu sein, das Ganze etwas unbeschwerter genießen zu können. Auch, wenn Liam nicht völlig außer Acht ließ, dass die Leute scheinbar über sie tuschelten.

„Ich weiß, was du meinst. Aber gerade der rauere Ton kann manchen Stücken das gewisse Etwas verleihen.“ Nicht, dass es sich dadurch lohnte, ein älteres Instrument beizubehalten. Im Grunde hatten sie alle ihre Vor- und Nachteile. „Ein wenig, ja.“

Liam war schon immer von bescheidener Natur gewesen. Er war – trotz seiner Liebe zur Musik – niemand, der sich im Rampenlicht wohlfühlte. Er machte Musik, weil es ihm Spaß machte, weil er es liebte und weil es ihn freute, anderen Menschen dadurch eine Freude zu bereiten. Nicht der Aufmerksamkeit oder des Jubels wegen. Er stellte sein Können nicht unter Beweis – er stellte es zur Verfügung.

„Meine Eltern waren Musiker. Beziehungsweise sind. “ Zumindest ein Teil davon war es noch. „Zeitweise habe ich mir so ähnlich wie du eine warme Mahlzeit oder einen warmen Schlafplatz verdient. Oder eben das Gold für die nächste Überfahrt.“

{ Cassy & Greo & Per | Wirtshaus in der Nähe des Hafens }
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dabei seit May 2017
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#38
Rayon war es gewohnt, angestarrt zu werden. Das lag einerseits an seiner Statur, die ihm gleichermaßen bewundernde wie eingeschüchterte Blicke einbrachte (und gelegentlich auch solche, die eine stumme Herausforderung beinhalteten), andererseits nicht selten auch an seiner Hautfarbe, je nachdem, in welcher Ecke der Welt er sich gerade aufhielt. Auch die misstrauischen Blicke, welche die Crew der Sphinx praktisch durchgängig erdulden musste, seit sie in Ostya an Land gegangen waren, waren ihm deshalb grundsätzlich nicht fremd. Und doch fühlten sie sich irgendwie anders an als sonst. Gefährlicher. Nicht unbedingt, weil er erwartete, jeden Moment angegriffen zu werden, das wäre schließlich nichts Neues gewesen. Vielmehr hatte er in den letzten Tagen eine gewisse Paranoia entwickelt und vermutete mittlerweile hinter jeder zweiten Ecke Gesetzeshüter, die sie in Gewahrsam nehmen wollten. Er hatte sich in seinem Leben eigentlich noch nie ein unscheinbareres Auftreten gewünscht, aber hier hätte er durchaus einiges für ein durchschnittlicheres Äußeres gegeben.

Trotz der Umstände gab es Dinge, die erledigt werden wollten, und der Schiffskoch war der letzte, der sie anderen aufgetragen und sich selbst an Bord der Sphinx verkrochen hätte, zumal sie an Land im Zweifelsfall sicherer waren als auf dem Schiff, das im Hafen der Stadt lag. Er hatte sich sogar trotz der fast schon traumatischen Erfahrungen, die ihre Crew auf der kleinen Insel bei Lacrinîn erlebt hatte, von seinen Begleitern getrennt, um noch ein wenig auf dem Markt herumzustöbern, in der Hoffnung, den einen oder anderen guten Handel abschließen zu können. Tatsächlich war ihm überaus unwohl dabei, denn die Schuldgefühle, die Zweifel und der Gedanke daran, dass er einige der schlimmsten Ereignisse, die sich dort zugetragen hatten, vielleicht hätte verhindern können, nagten immer noch an ihm, wenn auch nicht mehr so oft und nicht mehr so tief.

Nichtsdestotrotz wollte er die Geduld von Greo, Peregryne und Liam nicht damit auf die Probe stellen, dass er minutenlang die Qualität von Zutaten abschätzte, von denen mindestens einer von ihnen vermutlich vorher noch nie etwas gehört hatte. In Momenten wie diesen fragte er sich, warum er seine Talente eigentlich seit Jahren an die abgetöteten Geschmacksnerven kulinarisch höchst desinteressierter Piraten verschwendete. Allerdings tat er dies immer mit einem breiten innerlichen Schmunzeln.

Mittlerweile hatte Rayon seinen Einkaufsbummel abgeschlossen und befand sich auf dem Weg zur Taverne, in die seine Begleiter bereits abgestiegen waren. Er hatte einige Utensilien für seine Kombüse zu sehr günstigen Preisen ersteigert. Während dies bei den Beuteln mit gewöhnlichen Kräutern, die er in einem Jutesack verstaut hatte, noch verständlich gewesen war, war er fest davon überzeugt, dass der junge und leicht nervös wirkende Händler, der ihm einige exotische Gewürze zum Spottpreis verkauft hatte, diese kurz zuvor vermutlich auf eher unredliche Art und Weise erstanden hatte und sich ihres Wertes nicht einmal ansatzweise bewusst gewesen war. In Momenten wie diesen wiederum war er froh, Pirat zu sein, denn während er es diesem Umstand in den allermeisten Situationen nicht erlaubte, seine Moralvorstellungen zu kompromittieren, machte er um Diebesgut zumindest schon seit langer Zeit keinen Bogen mehr.

Der Schiffskoch war eigentlich darauf bedacht, seiner Umgebung möglichst wenig Aufmerksamkeit zu schenken (abgesehen von den ständig vorbeiratternden Karren, denen er ausweichen musste), denn er hatte die misstrauischen Blicke mittlerweile satt, aber trotzdem fiel ihm die alte Frau auf, die genau an der Weggabelung hockte, die ihn von der Hauptstraße zur Seitengasse führte, in der die Taverne lag. Äußerlich unterschied sie sich nicht großartig von den anderen Bettlern, die die Straßen hier verpesteten, doch ihr Verhalten ließ sie noch mitleiderregender erscheinen als die übrigen armen Seelen, an denen er in den letzten Stunden vorbeigeschlendert war. Sie schwankte leicht vor und zurück, den Blick stur geradeaus gerichtet, ohne dabei irgendetwas zu fokussieren, und brabbelte leise vor sich hin. Die meisten ihrer... "Kollegen"... waren entweder darum bemüht, die Rufe der Marktschreier mit ihrer Bitte nach Münzen zu übertonen, oder saßen völlig apathisch in der Gegend herum und schienen sich kaum zu bewegen. Der Dunkelhäutige konnte nicht umhin, an eine geistige Krankheit zu denken, die diese Frau vermutlich befallen hatte. Kein Wunder, bei dem Leben, das sie führen musste. Eine Welle des Mitgefühls überschwemmte ihn, und kurzerhand stellte er seine Einkäufe ab, holte die Börse hervor, die er sicher in einer Tasche seines Gürtels verstaut hatte, und ließ einen bemerkenswert großen Haufen Münzen in seine linke Hand fallen - ein guter Teil des Geldes, das er sich durch den billigen Erwerb der Gewürze gespart hatte. Diese Bettlerin hatte es vermutlich nötiger als der Händler, dem die Ware gestohlen worden war.

Rayon beugte sich langsam zu der Alten herunter, ließ die Münzen in die Holzschale gleiten, die sie vor sich postiert hatte, und warf ihr ein Lächeln zu.

"Hier, gute Frau. Ich hoffe, damit kommt Ihr einige Zeit über die Runden", sagte er, ehe er sich wieder aufrichtete und Anstalten machte, seinen Weg zum Wirtshaus fortzusetzen, wo seine Kameraden sicher schon auf ihn warteten.
[ Auf dem Markt, bei einer alten Bettlerin ]
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Mar 2021
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#39
Was Greo sagte, trieb Per ein halbes Lächeln ins Gesicht. Weniger was Rayon und seine scheinbar unübliche Verspätung anbelangte, sondern vielmehr das mit dem Auffallen.
Zwar hatte er sich mit der Zeit an die sich drehenden Köpfe, die argwöhnischen, von einer Mischung aus Neugier und Abscheu getriebenen Blicke gewöhnt, aber zu sagen, er mochte sie, fand daran sogar auf absurde Weise Gefallen, wäre mehr als nur eine dreiste Lüge. Man lernte mit den Blicken umzugehen, sich nicht davon verunsichern zu lassen, damit zu leben, genauso wie man lernte, sich auf andere Sinne zu verlassen wenn einer nicht mehr ganz so funktionierte wie von der Natur vorgesehen.

„Ich bin’s gewohnt aufzufallen.“, sagte er bloß mit einem Schmunzeln und einem darauffolgenden Schulterzucken, bevor er sich abwandte, um einen Schluck zu trinken.
„Dabei, so möchte man meinen, laufen hier ja allerhand Gestalten herum, eine skurriler als die andere.“ Was ihn direkt zu Greos anderer Frage zurückbrachte, die er nicht vergessen hatte.

„Um ehrlich zu sein... ja. Nur einmal bisher und definitiv nicht lange genug, um sagen zu können, ich kenne die Stadt. Mehr als ein Zwischenstopp war's nicht. Aber die Architektur hinterlässt definitiv einen Eindruck. Ich will nicht sagen, sie is’ einzigartig, weil ich nicht jeden Winkel der Welt bereist hab’, aber sie ist definitiv...“ Er schnippte mit dem Fingern während er nach dem richtigen Wort suchte. „...“
Ja, wie sagte man?
Er durchkämmte den Bereich hinter seiner Stirn nach allen möglichen Worten, die er auf seinen bisherigen Reisen gehört und aufgeschnappt hatte, von denen er zumindest die Bedeutung kannte, entweder, weil ein geduldiger Reisender sie ihm erläutert oder er sie anhand von Kontext mehr oder weniger erraten hatte. Wenn man weder lesen noch schreiben konnte, lernte man Erinnerungen und Details längerfristig im Kopf zu behalten, als einzige Möglichkeit irgendwas irgendwie irgendwo ‘niederzuschreiben’. Auch wenn die Wörter in seinem Kopf manchmal anders aussehen als sie es auf Papier taten.

„Ach egal. Ich glaube, du weißt worauf ich hinaus will.“

Er spürte wie sich seine Zähne in die Innenseite seiner Wange gruben und lenkte den Blick zur Seite, hinüber zu dem Tisch, an dem Liam sich immer noch – blendend wie es schien – mit der Musikerin unterhielt. Der Anblick trieb Per ein Schmunzeln ins Gesicht, er musste kurzzeitig an Skadi denken, schüttelte leicht den Kopf und drehte ihn wieder zu Greo.

„Er ist keiner, der lange fackelt, was?“, fragte er, schelmisch lächelnd.

[ Greo, Liam & Cassy | Rayon | Wirtshaus in Hafennähe ]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2020
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#40
Jón beobachtete Skadi und den Verkäufer, der nicht sehr gut darin war zu verbergen, dass er ihnen seine Ware andrehen wollte. Jón konnte schon in Skadis Gesicht ablesen, dass sie weder von der Ware, noch von der Masche des Verkäufers vollends überzeugt war. Dabei war er nicht dem Anschein, dass sie beide wie leichte Beute für solche Dinge aussahen.

Er hielt sich jedenfalls zurück. Er wusste ja nocht nicht mal, was sie kaufen sollten -- Skadi hatte da als Master Gunner den besseren Überblick, was bereits im Inventar war und was überhaupt nützlich für die Crew sein würde. Jón wusste weder ersteres, da er noch nicht besonders lange dabei war, noch letzteres, da Waffen eine der Sachen waren, mit denen er sich zwar oberflächlich, aber nicht gut genug beschäftigt hatte, um groß etwas darüber zu wissen. Erst recht nicht für eine Piratencrew -- kein Pirat schrieb jemals ein Buch darüber, welche Waffen man am besten nutzte um möglichst furchteinflößend zu sein oder möglichst viele Marinesoldaten auf einmal umzulegen.

Nun ja, schreiben würden sie es vielleicht schon, aber verlegen würde es keiner.

Jón hob ein wenig überrascht die Augenbrauen als Skadi dem Verkäufer mitteilte, dass er eines der Schwerter für sie zurücklegen sollte. Aber Skadi würde schon wissen, was sie da tat. Der Verkäufer versuchte noch einmal ihnen seine Ware -- nun sofort -- anzudrehen, doch Skadi bedankte sich und machte kehrt, hakte sich bei Jón ein, der dem Verkäufer noch kurz höflich zuzunicken versuchte und sich dann mitziehen ließ.

Jón setzte an zu fragen, was der Deal mit dem Schwert auf sich hatte -- dann zog Skadi seine Aufmerksamkeit auf interessantere und wichtigere Dinge. Sie bestätigte ihm seine Vermutung: Dass sie ebenfalls dachte, dass jemand sie beobachtete.

"Jap", antwortete Jón knapp aber nachdrücklich. Er sah sich nochmal um, seine Augen blieben abermals an Gesichtern hängen -- doch keines davon gab ihm das mumlige Gefühl, dass er schon die ganze Zeit im Rücken hatte.

Ein Gefühl. Vielleicht war es auch nur das. "Vielleicht sollten wir uns lieber gescheite Waffen suchen, anstatt diesen dekorativen Krempel", scherzte er. Sah kurz über seine Schulter zurück zu dem Stand mit den Schwertern. "Aber Spaß beiseite -- klingt so als ginge es dir ähnlich wie mir: Hab niemanden gesehen, aber dieses komische Gefühl, dass uns wer beobachtet." Er sah Skadi direkt an. "Oder hast du etwa jemanden gesehen?"

{ Skadi | auf dem Marktplatz }


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