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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#11
Die Menge tobte. Sie wollten Yaris tot sehen und am liebsten wäre es ihnen, wenn es jetzt sofort passierte. Ihr voller Zorn entlud sich über ihn und längst erweckte die Szenerie mehr den Eindruck, die Soldaten und Wachen beschützten den Grünäugigen und seine Wächter als das sie die Menge von ihm abschirmten. Neben den aufgebrachten Rufen warfen die Menschen weiterhin fauliges Obst und Gemüse und drängten vorwärts gegen den Kordon.

Immer wieder wurden der Attentäter und seine Wachen getroffen. Seine Kleidung war verschmiert, seine Haare verklebt und ein Stein oder etwas anderes Hartes hatte ihm eine kleine Platzwunde über der Schläfe beschehrt.

Die Marinesoldaten schrien auf die Menschen ein, sie sollten das unterlassen oder auf ihre Kollegen, sie sollten dafür sorgen, dass das nicht weiter passierte. Weitere Soldaten und Wachen, die bis jetzt im Hintergrund geblieben waren, wurden zur Verstärkung geschickt.

Ehe die Situation jedoch vollends aus dem Ruder laufen konnte erreichten sie die Kutsche, stießen und zogen ihn hinein, so er nicht von selbst einstieg, verbanden seine Fesseln mit den Ketten im Wagen bis er kaum gerade sitzen konnte. Erst dann atmeten sie ein wenig auf.

Derweil war ihm der Dunkelhäutige gefolgt, ein paar Geschossen ausgewichen und ins Grübeln geraten. Gänzlich unbeschadet war, auf Grund das die meisten Leute schlecht zielten, auch sein Äußeres nicht geblieben und Harper würde sicherlich einiges dazu zu sagen haben, aber derzeit konnte der Offizier nicht mehr dagegen unternehmen, außerdem beschäftigten ihn andere Dinge und langsam formte sich ein Plan in Enriques Gedanken. Yaris Zurschaustellung von trotzigem Stolz ließ ihn Schmunzeln. Kraft war vorhanden und mochte es auch noch sein, sollte Yaris für seinen Angriff auf den Gefängnisvorsteher an Bord bestraft werden. Dass der Attentäter ihn nicht angegriffen hatte, obwohl der Leutnant ihm extra die Gelegenheit verschafft hatte zeigte, dass Scottsdale sich beherrschen konnte, so er denn wollte. Blieb abzuwarten ob er sich verständig zeigen würde.

Beiläufig glitt sein Blick über die wogende Masse und streifte Yaris Bekannte. Die Geste der Frau glich der einer Liebenden, aber das wollte nicht ganz passen. Um das zu sein hätte er mit mehr Emotionen gerechnet, Tränen und Verzweiflung. Sie aber blieb ruhig. Vielleicht eine Verwandte oder eine Freundin. Möglicherweise jemand, der schlicht dankbar war, für das, was dieser Mann getan hatte.

Wieder sah er auf den Rücken des Attentäters. Würde es ihm genauso gehen, sollte Scottsdale sich darauf einlassen und es wieder erwarten funktionieren? Lieber täte er es selbst aber bis jetzt hatte dieser feige Bastard sich ihm immer wieder entzogen oder jemand anderes sich Enrique in den Weg gestellt und wenn er sich nicht vollends der Rache an ihm verschreiben wollte musste er ihn auf Deck erschießen oder auf einen glücklichen Zufall hoffen.

War das hier ein solcher? War es das Risiko wert? Was wenn er Yaris nicht trauen konnte? Dann sei es drum, dachte er zornig. Ob an Bord der Morgenwind, tot oder im Gefängnis machte kaum noch einen Unterschied. Jede Änderung wäre eine Befreiung für den Leutnant und hierbei möchte er vielleicht doch mit dem Leben davonkommen. Jetzt bräuchte er nur noch eine Gelegenheit.
Und er wusste auch schon wie er sie bekommen würde.

Enrique erreichte die Kutsche, als seine Leute damit fertig waren Yaris zu sichern und anfingen zu überlegen wie sie weiter vorgehen sollten. Ihr Hauptmann hatte sein Möglichstes getan und wandte sich an seinen Vorgesetzten:

"Befehle Sir?"

"Sie und Collins bemannen die Trittbretter und schießen auf jeden, der Kutsche in den Weg stellen will. Der Rest bleibt beim Plan!"

"Aber Sir—"

"Jeder der versucht uns am Fahren zu hindern steckt mit Scottsdale unter einer Decke. Sie werden schießen!"

"Ay Sir! Aber dann—"

"Auf ihren Posten! Jetzt!", fuhr er den Hauptmann mit einem vielsagenden Blick auf die Menschenmenge die kaum noch zu kontrollieren war an, stieg ein und schloss die Tür hinter sich.

"Ay Sir!", erwiederte der Mann salutierend,dann sah er zu, dass die Befehle ausgeführt wurden:
"Sie haben ihn gehört Collins! Kutscher, wir fahren!"

Der Dunkelhäutige lehnte sich auf der Bank Yaris gegenüber zurück, die Hand mit der Waffe auf seinem Oberschenkel abgelegt und beendete in Gedanken den Satz des Hauptmannes: —dann sind sie mit dem Attentäter alleine im Kutschraum. Richtig. Und genau so will ich das haben.

Ruckhaft setzten sie sich in Bewegung, die Hufe der Pferde schlugen hart auf das Kopfsteinpflaster. Nach wie vor prallten Wurfgeschosse gegen die Hülle und auch das Geschrei tönte in voller Lautstärke. Kaum einer da draußen hatte überhaupt eine Chance, mitzubekommen, wenn sie sich unterhielten, geschweige denn das Gesprochene zu verstehen. Der 2. Leutnant wartete noch einen Moment, dann beugte er sich vor und fragte gerade laut genug, dass sein Gegenüber ihn verstehen konnte:

"Wieviel ist ihnen Ihr Leben wert?"
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Crewmitglied der Sphinx
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#12
Das war ein Showdown hier. Die Menschenmassen verfielen in wahre Ektase, nicht unbedingt zu seinen Gunsten, doch Yaris ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Kein Stück. Nicht einmal, als faules Obst und Gemüse ihn traf. Diese wildgewordene Horde meinte, sein Ableben wäre derzeit das Wichtigste überhaupt. Diese blinden Schafe. Ihn wollten sie am liebsten an Ort und Stelle gelyncht sehen. Ja, Yaris nahm Leben. Doch in dieser Gesellschaft gab es Individuen, die noch weitaus mehr Leichen im Keller hatten wie er. Und dabei handelte sich nicht immer um menschliche Leichen. Nur interessierten sich diese einfältigen Spießer nur für das, was man ihnen als das schlimmste Übel vor die Füße warf. Und wie eine Meute hungriger Wölfe stürzten sie sich auf diesen einzigen offen sichtbaren Happen. Man sollte sie für ihre Dummheit bestrafen.
Die Gedanken fest hinter einer Maske aus Unerschütterlichkeit verborgen, ließ sich der Attentäter in die Kutsche verfrachten. Seine Bewegungen gefasst, aber freiwillig. Wieso auch sollte er sich zur Wehr setzen? Um diesen Hampelmännern hier das Vergnügen zu geben, dass sie ihn gleich hier niederstrecken? Ganz gewiss nicht. Yaris war ein Sensenmann. Er brachte den Tod auf so vielerlei Arten. Das Mädchen, das da in der Menge stand. Sie hatte ihn einmal gefragt, ob er – obwohl er den Tod brachte – sich selbst vor dem Tod fürchtete. Yaris hatte ihr keine klare Antwort darauf gegeben. Doch nein. Er hatte keine Angst zu sterben. Nicht, weil der Tod sein täglicher Begleiter war. Er war sein Job, aber nicht sein Freund. Nein, Yaris fürchtete ihn nicht, weil er tief im inneren gebrochen und niemals geheilt war. Sein Vater hatte ganze Arbeit geleistet. Für Yaris war der Tod nur der letzte mögliche Schritt. Kein Ausweg. Nichts, was er aus eigenem Antrieb heraus tun würde. Doch es war das einzige mögliche Ende einer gebrochenen Seele. Unweigerlich. Nur wann er diesen Schritt würde tun, stand in den Sternen. Jetzt war es soweit und er würde ihn tun.

Die Soldaten zogen die Ketten noch extra schön fest und hielten sie so kurz wie möglich. Nur, um dem Attentäter keinerlei Möglichkeiten in die Hand zu spielen, die er doch irgendwie zu seinen Gunsten nutzen könnte. Danach verließen sie das kleine Gefährt und Yaris stellte sich auf eine holprige Fahrt ein, in der er mit sich und seinen Gedanken allein sein würde. Umso überraschter war er, als der Leutnant einstieg und die Tür hinter sich zuzog. Mit stoischer Gelassenheit verfolgte er den Mann, wie er sich ihm gegenübersetzte und musterte. Ja, Yaris fragte sich tatsächlich, was das denn werden sollte.
Draußen tobte der Lärm unaufhörlich, während sich die Kutsche in Bewegung setzte und Richtung Hafen holperte. Über diesen Lärm erhob sich eine einzige Frage. Wie viel ihm sein Leben wert war? Aus diesem Mann wurde Yaris einfach nicht schlau. Mit nichts sagender Miene sah er dem Leutnant in die Augen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ohne, dass der Attentäter den Blick senkte noch ein Wort sagte. Eine einzelne Frage, die im Raum schwebte …

…, die Yaris nicht gewillt war zu beantworten. „Falsche Frage, Leutnant. Besser wäre: Welchen Preis sind Sie bereit zu zahlen, dass ein spezielles Leben ausgelöscht wird, ohne dass Sie sich dabei die Finger mit diesem Blut besudeln.“ Eine Stimme, die völlig frei jeder Wertung war. Professionell. Nüchtern.
Oh, kleiner Leutnant, Yaris hatte ihn durchschaut. Diese eine Frage verriet mehr über diesen Mann, als ihm wohl lieb war. Und dass es hier nicht um Gold ging, sondern was dieser Mann bereit war, dafür zu tun, stand außer Frage. Dieser Mann war im Grunde wie die Leute da draußen. Er verachtete ihn und doch war diese Frage über seine Lippen gekommen.
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#13
WAHM!

Mit voller Wucht traf Yaris der Schlag mit dem Pistolenknauf und warf ihn hart in die Ketten. Enrique hatte kaum mitbekommen wie er aufgesprungen war und stand jetzt wutschnaubend über ihm, die Hand mit der Waffe nach wie vor erhoben, wie als überlegte er, erneut zuzuschlagen. Der Leutnant war überraschend schnell gewesen, in einem Moment noch ruhig, dann explodierte er förmlich in die Bewegung.

"SIE—" Mehr brachte der Offizier nicht heraus.

Zeit verstrich. Ein Rucken durchlief die Kutsche als sie ein Schlagloch erwischte. Sich unbewusst abfedernd stand der Leutnant noch immer. Wut brannte lichterloh in den schwarzen Augen und die begleitende Anspannung ließ ihn zittern. Dann senkte er ganz langsam den Arm.

"Sie kommen sich wohl sehr schlau vor. Aber sie haben keinen blassen Schimmer."
Die Stimme klang gepresst, so als ringe dieser Mann mühsam um Selbstbeherrschung.

Enrique wusste selbst nicht, was ihn so aufgebracht hatte. Der Ton war es nicht gewesen, genauso wenig wie Yaris Körperhaltung. War da ein leichtes, verächtliches Zucken eines Mundwinkel gewesen? Eine kaum merkliche Wertung in den Augen? Zu viel aufgestauter Hass? Verzweiflung? Oder lag es schlicht an der Wortwahl?
Er war gezwungen sich abzustützen und die Augen zu schließen während er an Isabella dachte um sich unter Kontrolle zu bekommen.
Als er ruhig genug war ließ er sich wieder auf die Bank, dem Attentäter gegenüber, hinab und musterte Yaris. Unter der Wut waren Schmerz, Entschlossenheit und Sorgen zu erkennen.

"Ginge es nur um ihn und mich, wir würden dieses Gespräch niemals führen. Ich will diesen Mann töten, ich will ihn für all das, was er mir angetan hat leiden sehen, ja, wenn ich könnte, würde ich ihn leben lassen und es ihm mit gleicher Münze heimzahlen.
"Und glauben sie mir, ich habe es bereits mehr als einmal versucht. Sollten wir uns noch einmal gegenüberstehen und er Anstalten machen sich erneut herauswinden zu wollen weiß ich nicht was ich tun werde; wenn ich ihm dabei sein Leben nehme ist mir inzwischen egal was für Folgen das für mich hat.
"Aber es geht nicht mehr nur um ihn und mich. Nein, ich weiß inzwischen, dass er um mich fertig zu machen jedes Mittel einsetzen wird. Auch meine Tochter. Und dass ich ihn mitunter nicht daran hindern werden kann.
"Und ich werde nicht zulassen, dass er meiner Tochter auch nur ein Haar krümmt oder sie sich ein Leben lang vor ihm verstecken muss, nur weil ich versagt habe.
"Ich will, dass sie mir diesen Mann bringen!
"Sollte das aus welchen Gründen auch immer nicht möglich sein oder ich vorher getötet werden will ich dass sie ihn für mich erledigen. Das ist es was ich will und nicht meine Hände in Unschuld waschen!"
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#14
BÄMM

Unvermittelt traf ihn die breite Seite der Pistole hart gegen die Schläfe und wirbelte seinen Kopf zur Seite. Für einen Moment war alles Schwarz, dann setzte das Hämmern ein. Grinsend richtete sich der Attentäter wieder auf und schüttelte die Benommenheit aus seinem Kopf. Es half jedoch nicht, um eine klare Sicht zu bekommen. Alles erschien schwankend und in dreifacher Ausführung. Aber er grinste. Vielleicht war er derjenige in Ketten, doch er hatte dennoch die Macht. Und von der Reaktion des Leutnants zu urteilen, war dem das nur allzu sehr bewusst.

Noch immer das Grinsen auf den Lippen, beugte sich der Attentäter ein wenig nach vorn, um einen Mund voll Blut auszuspucken, bevor er sich wieder zurücklehnte. Viel zu gelassen dafür, dass er auf dem Weg zu seinem Henker war. Wohl wissend, dass er einen weiteren Schlag provozierte. Aber was hatte er schon zu verlieren?
„Ihr hitziges Temperament ist nicht gesund in der Marine, Leutnant.“, witzelte er grinsend. Mann, sein Kopf hämmerte wie der Schmied auf einen verdammten Amboss. Zumindest lenkte es vom Schmerz in seinem geschundenen Rücken ab. Ein Ruck ging durch die Kutsche und ließ Yaris schmerzhaft aufstöhnen. Für einen Moment sank sein Haupt in den Nacken und es machte den Anschein, sein Bewusstsein würde abtrifften. Doch dann fing er sich mit einem Ruck wieder und ließ träge den Kopf wieder nach vorn rollen. Traf auf den lodernden Blick in den dunklen Augen ihm gegenüber. Folgte ihm, während er sich betont langsam wieder niederließ. Mühsam beherrscht, genau wie die gepresste Stimme, die nach einer Weile erklärte. Die ganze Zeit über ließ der Attentäter den Mann nicht aus den Augen. Heiß brennendes Feuer gegen sein kaltes, nicht minder verzehrendes Feuer.

Als er endlich geendet hatte, ruhten die grünen Augen noch immer auf dem Leutnant. Fort war das verhöhnende Grinsen. “Was hat er Ihrem kleinen Herzen angetan, um einen solchen Hass zu schüren, Leutnant.“ Das Grinsen war fort, doch es lag noch eine Spur Hohn in seiner Stimme. Im Glitzern seines Blickes. Es lag nicht an der Geschichte, die der Mann ihm erzählt hatte. Nein, die war ihm sehr ernst. Spätestens, seit ein kleines Mädchen darin auftauchte. Viel mehr war es seine Haltung. Sein Rang als Leutnant. Als solcher besaß er Autorität, spielte sie mit Freuden zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Und doch, es gab einen Punkt, an dem ihm diese nichts mehr nutzte. Er machtlos war. Und wunder Punkt, den er verabscheute. Ganz bestimmt sogar. Das war es, was das amüsierte Funkeln weckte.

“Und immer noch stellt sich die Frage, was Sie bereit sind, dafür zu tun. Würden Sie einem zum Tode verurteilten Mörder zur Flucht verhelfen? Ihm die Macht über Leben und Tod wieder in die Hand legen? Ihre Karriere riskieren für einen Mann, dem Sie ganz offenbar nicht weiter über den Weg trauen als Sie spucken können?“ Wieder dieser Ernst. Diese Professionalität. Diese stoische, abgebrühte, emotionslose Ruhe.
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#15
Das hätte anders laufen sollen. Nicht so emotional, so unkontrolliert, so aufwühlend.
Aber es war passiert. Enrique hatte ihn fast erschlagen, seinen Schädel in eine Quelle wütender Schmerzen verwandelt. Und was tat dieser Mann!? Trotz der Schmerzen, denn die musste er haben, amüsierte er sich anscheinend königlich, verhielt sich arrogant und selbstgefällig, zog über ihn her und gab sich alle Mühe ihn erneut auf die Palme zu bringen.
Sein Temperament würde ihm in der Marine nicht bekommen. Er sei kleinherzig und hasse.

Ja, bei Letzterem hatte er durchaus recht, der Dunkelhäutige hasste Lowell von ganzem Herzen. Daran würde sich auch nichts ändern wäre er nicht in der Marine oder Sir Gregory ein kleines Licht. Er hasste ihn ebensosehr, wie er seinen Vater verabscheute oder Kapitän Harper verachtete. Aber die letzten Beiden bedrohten nicht das Leben einer Person die ihm wichtig war und so lange es zwischen ihm und den anderen bliebe würde er sich selbst darum kümmern.

Das Wie und Warum zu erklären, dazu hatte er weder Zeit noch Lust. Dieser Mann brauchte ihn nicht zu verstehen, es ging hier nicht um Mitgefühl oder gegenseitige Achtung. Und ihn überzeugen brauchte er auch nicht. Dazu war dieser Mann zu kalt, zu professionell. Alles, was er noch tun musste wäre seine Ketten sprengen und ihn laufen lassen. Und dazu war er bereit, die Entscheidung hatte er getroffen, er mochte es später anders sehen oder gar bereuen, jetzt war er viel zu aufgebracht, als das ihn irgendwas davon anbringen konnte.

Finster starrte er Yaris an.
"Ich weiß, dass sie diesen Auftrag, so sie ihn annehmen, erfüllen werden, ganz egal, was sonst noch passieren wird. Sie können nicht anders. Nennen sie es Ehre, Selbstachtung oder wie sie wollen, sie werden. Das genügt mir. Alles was ich dazu liefern muss ist eine Fluchtmöglichkeit. Und wenn es das ist, was ich tun muss um meine Tochter zu retten, dann werde ich das tun."

Damit war es besiegelt, es gab kein Zurück mehr, außer Scottsdale würde ablehnen.
Enrique wusste, dass Yaris das ohne mit der Wimper zu zucken tun konnte, denn ihm war es egal, ob er lebte oder starb.
Und damit hatte er tatsächlich ein klein wenig Macht über den Offizier. Denn der war auf sein Wohlwollen angewiesen, musste ihm vertrauen und seine Bedingungen akzeptieren, wenn er wollte, dass der Grünäugige annahm.

"Bringen sie mir Sir Gregory Lowell, Vorsteher des Fleet Gefängnis und Lakai des obersten Richters von Netara, oder töten sie ihn an meiner Stelle, sollte ich nicht dazu in der Lage sein. Geben sie mir ihr Wort und ich sorge dafür, dass sie eine Möglichkeit zur Flucht erhalten."
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#16
Yaris kannte die Menschen. Obwohl er kein wirklicher Teil der Gesellschaft war, kannte er sie. Denn er hatte genug Zeit, sie zu beobachten. Sie zu studieren. Die feinen, kleinen Details von Emotionen. Mit den Jahren hatte er ein feines Gespür dafür entwickelt. Selbst könnte er mit den wenigsten wohl umgehen können. Aber er wusste sie für sich zu nutzen. Yaris wusste, wann er Macht über andere hatte und wie er diese für seine Zwecke und gegen sein Gegenüber einsetzen konnte und musste, um diesen auszuspielen. Ein Spiel, in das er sich selbst nie involvieren lassen würde, weil sozialer Umgang nicht seine Welt war. Doch er konnte sie für sich nutzen und manipulieren. Wie er es jetzt mit diesem Leutnant tat.
Er wusste und sah, wie sehr dieser Mann ihn hasste. Und doch war er bereit, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen. Der Attentäter spielte mit Freuden mit diesem Zwiespalt, um ihm zu zeigen, dass Macht eine relative Sache war. Wahre Macht war unabhängig von Rang und Namen oder sozialer Stellung. Wissen war Macht. Darum konnte sich Yaris dieses arrogante Lächeln auch leisten.

Ehre. Selbstachtung. Diese Worte klangen aus dem Mund des Marine wie hohle Phrasen. Wie konnte der Mann ihm diese Worte jetzt entgegenwerfen, wo er sie ihm doch zuvor aberkannt hatte, als er ihn als Killer bezeichnet hatte. Ein Killer hatte nichts von all dem. Ein Killer wollte nur Blut sehen und seine eigene sadistische Lust befriedigen. Der einzige Fakt, der ihnen beiden zu Eigen war, dass sowohl ein einfacher Killer als auch Yaris Der Attentäter des Nachts ruhig schlafen konnten trotz des Blutes an ihren Händen.
Langsam atmete der Gefangene ein.

“In einem Punkt haben Sie Recht, Leutnant … WENN ich annehme, dann können Sie Ihre Mutter darauf verwetten, dass der Auftrag zu Ende geführt wird …“ Die Betonung lag auf wenn, eindeutig. Zu welchen Bedingungen stand jedoch offen und das musste dem Mann klar sein. Yaris war ein Attentäter. Er tötete seine Ziele. Dass er dem Marine das Ziel lebend auf einem Silbertablett servierte, war für gewöhnlich nicht seine Jobbeschreibung.

Dann beugte sich Yaris wieder vor –soweit die Ketten diese Bewegung zuließen … was nicht viel war. Inzwischen war sein Blick wieder vollkommen fokussiert, auch wenn sein Schädel von innen scheinbar von einem Specht in Dauereinsatz bearbeitet wurde. An seiner Schläfe bildeten sich bereits die Verläufe eines heftigen Blutergusses.
Yaris hasste diesen Mann. Er war nicht besser als die Leute da draußen auf den Straßen. Dieser Mann verachtete ihn für das, was er war und was er tat. Und doch forderte er genau diese Dienste nun für sich ein. Zum Teil aus niederen Gründen. Und auch wenn Yaris nichts mehr zu verlieren hatte, hing er doch an seinem Leben.
“Wenn Sie meine Ketten sprengen, werde ich den Mann finden und zu Ihnen bringen … doch ich kann nicht versprechen, dass er lebendig sein wird … ich kann Ihnen nur versprechen, dass der Auftrag erfüllt wird …“ Kalt und emotionslos. Yaris hatte nicht umsonst den Titel „DER Attentäters“. Auch wenn er auf frischer Tat ertappt worden war … sein Blick ließ keinen Zweifel.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Nov 2016
#17
Langsam wurde der Lärm außerhalb der Kutsche etwas leiser, ließen sie doch die aufgebrachte Masse in schneller Fahrt hinter sich und nur auf dem Teil der Strecke, den sie vom Eastgate aus Richtung Hafen nehmen mussten drängten sich noch die Menschen, beschimpften Yaris und warfen Abfälle gegen das Gefährt.

Er musste sich beeilen. Nicht mehr lange und die Wachen auf dem Trittbrettern würden sie hören können. Scottsdales selbstgefälliges Grinsen sorgte dafür, dass Enrique nach wie vor mit seiner Wut zu kämpfen hatte, aber es änderte nichts an seiner Entschlossenheit oder der gefällten Entscheidung. Trotzdem ließ er sich abgesehen von seinem Zorn nicht anmerken, wie es in ihm aussah und konnte sich das verbale Zurückschlagen nicht verkneifen.

Die Worte des Attentäters bestärkten den Offizier zusätzlich. Er mochte es sich vielleicht nicht eingeste und auch recht erfolgreich sein, darin es zu verbergen, aber dass Enrique ihm die Wahrheit über sich selbst ins Gesicht gesagt hatte, und sei es auch nur eine, behagte dem Attentäter nicht, da war sich der Dunkelhäutige sicher. Allein dass er das Wenn so betonte war ein deutliches Zeichen dafür. Sein Stolz, sein Berufsethos würden diesen Mann dazu zwingen, diese Aufgabe zu Ende zu bringen.

"Entweder sie bringen ihn mir lebend oder aber sie präsentieren diesen Hundsfott der Öffentlichkeit als das, was er ist: Ein feiger, lügender Bastard ohne Eier! Tot brauche ich ihn nicht."

Das er damit auf die alten Körperstrafen, vor allem für Sklaven, in diesem Fall entmannen und herausgeschnittene Zunge, abzielte sollte dem Attentäter klar sein. Aber letztendlich war auch das egal, wie dem Leutnant während dieser Worte klar wurde. Und da dieser Mann meinte sich als dieser Aufgabe nicht gewachsen zu präsentieren sah ihn Enrique spöttisch an.

"Sie sind sich also nicht sicher ob sie einen Mann auf nicht tödliche Weise ausschalten und verschwinden lassen können? Dann muss ich wohl damit leben nicht den Besten vor mir zu haben. Es hätte mir klar sein sollen, dass Erzählungen immer maßlos übertreiben. Sie haben Glück, dass mir keine Zeit bleibt nach jemand anderem zu suchen", meinte er mit sarkastisch - abfälligem Lächeln. Dann seufzte er theatralisch, sah Yaris mitleidig wieder an und fuhr im herausforderndem Ton fort:

"Ich werde für eine Fluchtmöglichkeit sorgen. Rechnen sie nicht damit, das zu erkennen, aber sie werden sie erhalten. Und wenn es sie tatsächlich dermaßen überfordert ihn am Leben zu lassen beschränken sie sich im Notfall von mir aus wirklich nur auf seinen Tod. Wer wäre ich sie vor eine unlösbare Aufgabe zu stellen?"
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Crewmitglied der Sphinx
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#18
Hier saßen sich zwei willensstarke und doch so konträre Charaktere gegenüber, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Interessierte es Yaris, was dem kleinen Leutnant passiert war? Natürlich. Denn Wissen war macht und der Mann hatte ihm mit seiner Geschichte Macht in die Hand gespielt. Wollte er wissen warum es überhaupt passiert war? Nicht wirklich. Der Leutnant konnte ihm am Ende egal sein. Zwar wollte Yaris nicht sterben doch er würde die Möglichkeit nutzen, die ihm geboten wurde. Sollte es der Leutnant Selbsterhaltungstrieb nennen. Sollte er allgemein denken über ihn, was er wollte. Das hatte Yaris noch nie interessiert, was andere über ihn dachten.
Er betonte dieses kleine Wörtchen Wenn, um klar zu stellen, dass er die Macht hatte, die Macht darüber die Entscheidung zu treffen anzunehmen oder dem kleinen Leutnant mitten ins Gesicht zu spucken. Der Mann sollte nicht denken, er hätte alles in seiner Gewalt. Sicher, er brachte ihn zu seinem Henker und er hatte es in den Händen, ihm die Gelegenheit zur Flucht einzuräumen. Doch Yaris war ein stolzer Mann. Stolz darauf, seinen Vater überlebt zu haben, stolz darauf, seinen Platz im Leben gefunden zu haben. Stolz, sein Leben in seinen Händen zu haben – auch wenn dies gerade nicht so aussah.

Zunächst unverändert ruhte sein Blick auf dem Dunkelhaarigen, hielt seinem Blick gelassen stand. Erst, als er seine Fähigkeiten denunzierte, kroch ein eisiger Hauch in die grünen Tiefen seiner Augen und ließ sie gefrieren, wie einen See im Winter. Die Verachtung für sein Gegenüber, ließ das Eis splittern.
“Seien Sie vorsichtig mit Ihren Worten, kleiner Leutnant. Ich bin ein Attentäter und ich vermeide den Tod Unbeteiligter … Doch dazu gehört Ihre Sorte leider nicht …“ Hieß mit anderen Worten und klar auf den Punkt gebracht, dass Yaris unschuldiges Leben verschonte, doch Kollateralschaden unter Ordnungshütern billigend in Kauf nahm. Wozu der Leutnant eindeutig gehörte. Ein eisiges Lächeln schwebte in seinen Mundwinkeln, denn es wäre ihm tatsächlich ein Vergnügen, diese Großkotz seine Klinge zwischen die Rippen mitten in sein Herz zu stoßen. Allerdings würde er es nicht tun. Nicht wegen ihm, sondern seiner Tochter. Dieser Mann tat alles für sie, schloss sogar einen Pakt mit dem Teufel, nur für sie. Er wäre nicht besser als sein Vater, wenn er einem Kind den liebenden Vater nahm. Dennoch, er sollte es nicht überspitzen.

“Sie werden es mitkriegen, wenn die Sache erledigt ist …“ Seine Art der Zusage. Damit war es beschlossen und für Yaris stellte sich eine neue Herausforderung, die ich zwang, seine Fähigkeiten weiter auszudehnen.
Für ihn jedoch gab es damit nichts mehr zu besprechen. Sein Blick richtete sich über den Kopf des Leutnants und sank nicht noch einmal herab.
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Crewmitglied der Sphinx
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#19
Kurz darauf verließ sie den direkten Weg zum Hafen und fuhren Richtung Fluss. Dort würden sie die Uferstraße nehmen und so doch wieder zum Hafen gelangen.
Ruhe kehrte ein.
Ab jetzt war die Strecke frei, nur gelegentlich rannte jemanden einige Schritte neben der Kutsche her oder schrie ihnen etwas hinterher.
Drinnen war es rechtzeitig still geworden. Sie hatten eine Vereinbarung und so gab es zwischen ihnen nichts weiter zu besprechen.
de Guzmán behielt den Verurteilten weiter im Auge, auch wenn der sich nicht mehr rührte. Nebenbei fingen seine Gedanken an sich selbstständig zu machen.

Da hatte er nun was er wollte und Yaris schaffte es trotzdem ihm das zu vergällen.
Dieser Mann würde also, so alles nach Plan liefe, für ihn zwischen Lowell und seiner Tochter stehen, egal, was die Marine über Harpers Anklagen entschied. Das passte ihm gar nicht, aber es war die beste Alternative, die er hatte.
Und wenn alles so lief, wie der Leutnant vermutete, dann würde er die nächsten Jahre Esmacil nicht verlassen dürfen oder auf einem der unangenehmsten Posten Dienst tun.
Harper würde ihn nicht länger unter seinem Befehl haben, weil der entweder alle Vergehen, die er ihm anhängen wollte und konnte, anzeigen würde sodass die Marine dann über ihn richten müsste oder der Kapitän würde ihn schlicht von Bord werfen, denn dass er Enrique das was passiert war durchgehen lassen würde, dazu wäre dieser Tyrann wohl kaum in der Lage.

Einzig um Kaladar tat es ihm leid. Der würde dann ohne ihn weiterhin unter diesem egoistischen Schwein segeln müssen. Andererseits wäre das wahrscheinlich so oder so der Fall gewesen. Er konnte nur überlegen, was er jetzt, nachdem er das alles ins Rollen gebracht hatte, noch für ihn tun könnte.
Vielleicht sollte er sich von ihm festsetzen und ausliefern lassen. Das würde immerhin jeglichen Verdacht einer Freundschaft beseitigen und Harper hielt die Feinde seiner Feinde für seine Freunde.
Falls nicht das, so fiele ihm bestimmt noch was Anderes ein.

Der Dunkelhäutige sah zum Attentäter hinüber. Zum Glück würde er auch den nicht mehr lange ertragen müssen. Schlimmsten Falls bis Esmacil.
Was dann aber auch hieße, dass sein Plan fehlgeschlagen war. Dann müsste er hoffen, dass er Kaladar eine Nachricht für seine Familie zukommen lassen würde können. Und das der noch gewillt sein würde sie zu überbringen.

Sein Gegenüber saß einfach nur da und schaffte es ihn damit dennoch auf die Palme zu bringen. Dabei sah er ihn nicht mal an!
Stattdessen starte er am Offizier vorbei, ignorierte ihn und wirkte auch sonst so, als ob er gar nicht hier wäre.
Das aber ließ den Offizier nur um so deutlicher spüren, dass er hier nicht weg konnte, dass er keine Wahl hat und dass er nicht frei war zu tun, wonach ihm verlangte. Dass diese Fesseln nicht stofflich waren machte es nur noch schlimmer. Es gab nichts, womit Enrique auf befriedigende Weise gegen sie hätte vorgehen können.
Innerlich schrie er frustriert, lehnte sich mit aller Macht gegen seine Ketten, die sich nicht rührten, während es so leicht war, Scottsdales zu sprengen.
Äußerlich war von all dem nichts mitzubekommen. Da starrte er nur finster auf den Mann vor sich und hasste ihn für alles, wofür er stand...


I looked into the abyss, and the abyss looked into me.
Neither liked what we saw.

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