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Enrique & Yaris ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 14 März 1822
Ort An Bord der Morgenwind
Tageszeit Nachmittags
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
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#1
First Post

Ihm schwirrte der Kopf. Seit Stunden hatte er viel zu viel Gefangene versucht vernünftig auf viel zu wenig Zellen zu verteilen. Irgendwie war er einigermaßen hingekommen und mit dem Ergebnis halbwegs zufrieden. Dennoch war abzusehen, dass es mehr als genug Schwierigkeiten geben würde. Und er würde die Schuld tragen.

Und jetzt zum Schluss hatte er das größte Problem vor sich: DEN Attentäter.

Diesen Yaris Scottsdale. Eigentlich hätte er ihn in eine Einzelzelle stecken müssen, aber er hatte keine zur Verfügung. Wie denn auch? Selbst jetzt saßen mit einer Ausnahme in jeder Zelle 3 oder 4 Gefangene. Und 9 von 10 Zellen kamen auch aus anderen Gründen nicht mehr in Frage. Entweder saßen Mörder, potentielle Feinde oder Leute aus seiner Heimat darin. Wenn nicht sogar alles drei. Und beim Rest? Kleinkriminelle, die sich einnässen würden oder Raufbolde, die ihr Todesurteil aus purer Dummheit unterschreiben würden...

Aber das schlimmste war, dass die Bewohner Linaras mitbekommen hatten, dass er verlegt wurde. Statt sich von ihm fern zu halten drängt sie auf die Straßen, versuchten einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der nicht nur Asanu in Angst und Schrecken versetzte. Ihre Verwünschungen und Schmährufe hallten von der Straße herüber. Abgesehen davon klang es eher nach einem Volksfest oder dem Besuch der Königsfamilie.
Genau deswegen und weil das Eastgate nicht so viele Wachen entbehren konnte stand Enrique jetzt mit zwei Handvoll Seesoldaten auf dem Gefängnisgelände, damit gewährleistet war, dass es keinen unvorhergesehenen Zwischenfall geben würde oder Scottsdale Gelegenheit hätte jemanden anzugreifen.

de Guzmán zwang sich still stehen zu bleiben während sie den Mörder zu ihm brachten. Er war unruhig und wollte das hier hinter sich haben, das würde der Leutnant aber definitiv nicht zeigen, sondern wahrte eine Maske der Unerschütterlichkeit.
Nicht dass er Angst gehabt hätte: Schwere Ketten klirrten an Yaris Handgelenken, man hatte ihn eben erst ausgepeitscht, der Mann sah aus, als ob ihn nur seine eigene Entschlossenheit auf den Füßen bleiben ließ und fast zwei dutzend Wachen hielten ihn scharf im Visier.
Sein auf und ab Schreiten aber hätte Angst nach außen getragen...

"Das ist der Mann", äußerte der Gefängnisvorsteher überflüssiger Weise.
Enrique nickte knapp und gab seinen Soldaten Anweisung die Eastgater abzulösen.
Murrend und mit finsteren Blicken nahmen zwei die Position rechts und links von Scottsdale ein und packten ihn fest am Arm, zwei weitere brachten ihre Karabiner hinter ihm in Anschlag. Das Gefängnispersonal zog sich sichtlich erleichtert zurück.
Ab jetzt wäre der Leutnant also auch noch an den Taten seines Gegenüber schuld, wenn er ihm Gelegenheit böte etwas anzustellen.

"Passen sie gut auf ihn auf! Sie haben keine Ahnung, wie gefährlich er wirklich ist. Wir gehen davon aus, dass mindestens 4 Todesfälle hier in Eastgate auf sein Konto gehen."
Dann wandte sich der Vorsteher mit grimmigen Tonfall Yaris zu: "Ich freue mich schon auf die Nachricht ihres Todes. Es wird höchste Zeit, dass diese Welt solch einen dreckigen Bastard nicht länger duldet!" Damit spuckte er dem Mörder vor die Füße und wollte sich zum gehen wenden.
Crewmitglied der Sphinx
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#2
Nicht mehr lange und man würde ihn auf das Gefangenenschiff überstellen, dass ihn zu seinem Henker bringen sollte. Yaris hatte in seiner Zelle an der Wand gelehnt und stoisch die Wand angestarrt, als eine Dutzend Soldaten vor seiner Zelle aufmarschiert waren und schließlich der Schlüssel im Schloss geklappert hatte. Er war nicht überrascht, den Gefängnisvorsteher dort zu sehen. Der alte Bastard würde es sich nicht nehmen lassen, ihn höchst persönlich aus seinen heiligen Hallen zu eskortieren. Doch das war nicht der Weg gewesen, den sie eingeschlagen hatten. Nicht im Entferntesten. Es war der Lieblingsplatz des Vorstehers – das Podium mit den beiden Pfählen, von denen schwere Eisenketten hingen. Das ganz persönliche Paradies dieses Sadisten, wo er jedem Gefangenen die Haut vom Leib peitschte, den er nicht leiden oder dessen Visage er nicht ausstehen konnte oder einfach nur, weil es ihm sadistische Freude bereitete, als Aperitif vor dem Abendessen ein wenig Blut fließen zu sehen. Mit einem hämischen Grinsen hatte der Mann gewartet, bis man ihn an die Pfähle gefesselt hatte und hatte dann Yaris sein ganz persönliches Abschiedsgeschenk angedeihen lassen.

Nun schleiften ihn Soldaten mehr auf den Gefängnisplatz, als das er selbst lief. Nur seiner Willenskraft verdankte es der Attentäter, dass er nicht vollends einknickte. Er spürte das Blut auf seinem Rücken, wie es in heißen Rinnsalen hinabrann, da das schmutzige Leinenhemd nichts mehr davon aufsaugen konnte.
Der Vorsteher stellte ihn sehr ausführlich der Mannschaft vor, die ihn überstellen sollte. Mit gesenktem Kopf hörte er seinen blumigen Ausführen zu, die gar nicht so falsch waren. Einige Soldaten hatten ihn unterschätzt, sich in Sicherheit gefühlt, wo er doch in Ketten gelegen hatte. Tja, für ihre Nachlässigkeit hatten sie mit dem Leben bezahlt und Yaris als Verursacherer ihres Todes ein paar intensive Stunden an den Pfählen und in inniger Gesellschaft mit der Peitsche.
Ein leises Lächeln schwang um seine Mundwinkel. Es ließ seine Züge trügerisch sanft wirken, als könne er keiner Fliege etwas zu leide tun. Tatsächlich jedoch bestätigte es nur die Richtigkeit der Ausführungen. Augenscheinlich war dieser Mann auch noch stolz auf seine Taten.

Das Lächeln verschwand jedoch schlagartig, als der Gefängnisvorsteher sich ihm zuwandte. Tiefe Abneigung – nein, sehr viel intensivere Gefühle die eher mit Hass beschrieben werden konnten – trübte das helle Grün der Augen, als sie den Mann vor sich fixierten. Er verhöhnte ihn. Yaris war ein stoischer Zeitgenosse und ließ sich im Grunde nicht provozieren. Eine tödliche Eigenschaft in seinem Geschäft. Er erlag nicht dem Hohn oder der Provokation. Er wollte diesen Mann töten, einfach, weil er es konnte.
Offensichtlich hatten die Soldaten, die ihn gehalten und aufrecht gehalten hatten, genauso wenig damit gerechnet, dass noch so viel Kraft in ihm steckte, weshalb ihr Griff nicht stark genug war, als der Attentäter vorschnellte und sich in dieser Bewegung von ihnen losriss. Ein Schritt nach vorn, eine leichte Drehung, die ihn den Vorsteher umrunden ließ. In einer einzigen flüssigen Bewegung, die ihm zweifelsohne in heißen Schmerzwellen durch den Körper rollten. Das Auspeitschen war durchaus eine kluge Idee gewesen, um ihn ruhig zu stellen. Doch wie man sah, half es nur bedingt. In ihm steckten verborgene Kraftreserven, die keiner vermutet hätte.
Yaris legte dem verdutzten Mann die Ketten seiner Handschellen um den Hals, an der er ihn dicht an sich heran zog, um ihn seine Abschiedsworte ins Ohr zu raunen. Sie würden sich wiedersehen. Wenn nicht in diesem Leben, dann in der Hölle und er würde kommen und ihn holen. Sie beide wussten nur zu genau, wenn Yaris in Hochform war, nicht gebeutelt wie jetzt, der Mann hätte keine Chance, ihm zu entkommen. Vielleicht war er einmal ein fitter Soldat. Doch das hohe Amt und die damit verbundene Macht hatten ihn träge werden lassen. Fetter, widerwärtiger Bastard.

Härt wurde ihm von hinten ein Gewehrkolben gegen den Hinterkopf geschlagen. Yaris wurde schwarz vor Augen und er sackte zu Boden. Gerade noch gehalten von Soldaten, ehe er den Gefängnisvorsteher mit sich reißen konnte und dieser verletzt wurde.
Als er mit pochendem Schädel schwerfällig die Lider wieder hob, hievten ihn zwei Marinesoldaten hoch. Die Hände hatte man ihm nun auf den Rücken gefesselt und zusätzlich Fußketten angelegt.
Crewmitglied der Sphinx
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#3
Hier hatte er also genau das vor sich, wovon die Geschichten über Samuel berichteten. Nur dass es mehr Geschichten über Scottsdale gab, mehr Spekulationen, weniger Konkretes.
Dafür sprachen dessen Handlungen für sich:
Ein sanftes Lächeln lag auf Yaris Gesicht. Zu sanft. Enrique würde dem nicht trauen, mochte es auch noch so unschuldig wirken, wenn es von jemandem kam, der gerade fast zu Tode gepeitscht worden war, dann musste es trügen.

Und dass war das Glück des Gefängnisvorstehers gewesen. Denn dann folgte diese Explosion von Energie und Zerstörungswut. Selbst die Schnellsten der Soldaten hatten erst wieder ein Ziel, als sie kein freies Schussfeld mehr vorfanden. Aber es hatte wenigstens kein wilde Schießerei mit haufenweise Verletzen gegeben.
Als sich Yaris Gesichtszüge hasserfüllt verzerrten, hatte er das Gewehr des nächstbesten Marinesoldaten anvisiert und den Attentäter genau im Auge behalten. Als Lord Belford dann Ausspuckte und der Gefangene sich plötzlich anspannte, hatte der Leutnant nur noch reagieren müssen. Während der Mörder sich sein Opfer griff, packte er die Muskete, dann, als der Blonde seine Worte in das Ohr seines bisherigen Hüters flüsterte, schnellte der Leutnant vor und zimmerte ihm eine über den Schädel.

'Großartig. Einfach großartig', dachte de Guzmán. 'Punkt Eins auf der Liste der Dinge an denen ich schuld bin: Ein tätlicher Angriff auf den Gefängnissvorsteher. Wenn das so anfängt, wo soll das dann enden?'

Kaum waren die Kontrahenten von einander getrennt, gab er Befehl den Attentäter anders und zusätzlich zu fesseln. Derweil kam der Verwalter des Eastgates mühsam wieder auf die eigenen Füße, fluchte während er gleichzeitig versuchte Luft zu bekommen und machte diese Szene für Enrique endgültig zum Déjà-vu, als er nach einer Peitsche verlangte.

Ein scharfes “My Lord!“ ließ ihn im Gegensatz zu Lowell allerdings innehalten und zum Leutnant hinüber sehen.
“Ich muss leider darauf bestehen, dass sie von einer Bestrafung Abstand nehmen My Lord. Ich habe strickte Anweisung Scottsdale vor Sonnenuntergang sicher auf dem Schiff verstaut zu haben. Ich hoffe, sie verstehen das?“

Eine Weile starrten sie sich an, dann gab der Andere nach.
“Das ist äußerst bedauerlich Leutnant. Aber Befehl ist Befehl. Schaffen sie dieses Ungeziefer aus meinen Augen und nach Esmacil!“ Belford war sichtlich aufgebracht, ließ es aber zu, dass Enrique seine Leute anwies Yaris aufzuheben, der sich bereits wieder regte.

“Sofort my Lord. In die Kutsche mit ihm!“ Dann schaute er den Mörder direkt an: "Eine falsche Bewegung Scottsdale und du kommst erst in der Hölle wieder zu dir."

Jetzt griffen die Seesoldaten schmerzhaft fest zu und schliffen den Blonden zum Wagen. Rufe, Beschimpfungen und Gejohle drang vom Tor zu ihnen herüber und wurden lauter, als sie sich näherten. Eine Geste des Dunkelhäutigen und die Seesoldaten schoben die Massen noch ein Stück weiter zurück, andere legten, um die Menschen zu schützen, jetzt ebenfalls auf den Gefangenen an. Und diese Mal würden sie schießen, wenn der Blonde nur falsch zuckte.
Crewmitglied der Sphinx
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#4
Noch mit leichtem Nebel der Bewusstlosigkeit im pochenden Kopf und jetzt in seinen Bewegungen erheblich eingeschränkt, ließ sich der Attentäter mehr oder weniger freiwillig auf die Beine hieven. Aus dem Augenwinkel hörte er die schrille Stimme seines Hassobjektes und wie sie in fast quiekendem Ton nach einer Peitsche verlangte. Die Reaktion eines verwundeten Tieres. Yaris hatte ihn nicht nur zu Tode erschreckt mit dieser Aktion, er hatte ihm auch klar gemacht, dass – sollte er aus welchen Gründen auch immer – dem Henker entgehen, nur für ihn zurückkehren und sein Leben holen würde. Man nannte ihn den Schrecken und den Abschaum der Gesellschaft. Dann fragte er sich, wie man diesen Mann wohl am besten betiteln sollte. Yaris war ohne jeden Zweifel ein Mörder, bei dem Gefängnisvorsteher war er sich ziemlich sicher, dass auch er über Leichen ging. Doch im Gegensatz zu ihm, war Yaris nicht sadistisch. Das Töten war sein Job, er erfreute sich nicht zu tiefst daran Leben zu nehmen – auch wenn dies kaum ein anderer verstehen konnte oder wollte. Aber der Attentäter schätzte trotz allem das Leben. Weshalb er es stets schnell und schmerzlos beendet hatte.
Es würde ihn also gar nicht wundern, wenn der Herr Gefängnisvorsteher einer war, der die Dienste eines Attentäters in Anspruch genommen hatte. Vielleicht hegte er daher eine solche Fehde gegen ihn. Damit man gar nicht erst auf die Idee käme, er würde mit seiner Zunft sympathisieren.
Also, sie waren beide keine Herzchen und doch befand sich Yaris auf dem Weg zum Henker und dieser Bastard saß sich seinen ohnehin schon fetten Arsch in einem bequemen Sessel noch breiter.

Und wer oder was gab ihm die Gewissheit, dass Yaris Scottsdale tatsächlich sein Name war. Denn immerhin hatte man keine Beweise, sondern nur Indizien, dass er der Vatermörder von Kelekuna war. Man hatte dem Attentäter den Mord einfach zugeschrieben. Dass er es tatsächlich war und diese Stümper einmal richtig lagen, wusste niemand.
Aber wirklich süß, dass dieser Marineschnösel ihn vor einer weiteren Begegnung mit der Peitsche bewahrte. War echt nett. Nicht dass Yaris sich dafür bedanken würde. Wozu. Es war keine Geste der Nächstenliebe und er selbst nicht der Typ für Herzlichkeit. Und selbst wenn der Kerl es nicht getan hätte, Yaris hätte auch das überstanden. Er hatte Jahre mit seinem Vater überstanden. Er würde auch diesen fetten Scheißkerl überleben.

In festem Klammergriff der Soldaten und mit einem knappen Dutzend Gewehrmündungen auf seine Person gerichtet, wurde der Attentäter zur Kutsche eskortiert. Ein wahrer Auflauf, als wäre ein Staatsbesuch in vollem Gange. Tausende Menschen schienen den Weg zu säumen und richteten ihren ganzen Hass gegen ihn. Dennoch, obwohl leicht gebeugt, war die aufrechte, stolze und unerschütterliche Haltung mehr als greifbar. Wäre Yaris körperlich dazu in der Lage gewesen, wäre sein Gang ein Spiegel seiner Haltung. Aufrecht und mit erhobenem Haupt.
Trotz aller Widrigkeiten hatte er überlebt. Und er wusste, welche Schatten in dieser Gesellschaft das Sagen hatten. Für ihn gab es keinen Grund, nicht unbeugsam und stolz zu sein. Viel eher belächelte er diese blinden Menschen, die nicht sahen was direkt vor ihrer Nase geschah. Es nicht sehen konnten und/oder nicht sehen wollten.
Für Yaris gab es keinen Anlass mehr, zu rebellieren. Dieser Marineschnösel brauchte sich gar nicht einzubilden, es sei aufgrund seines drohenden Blickes oder seiner Männer, die ihn in scharfem Visier hatten. Selbst ihn belächelte der Attentäter nur. Es war nicht direkt an ihn gerichtet, doch eindeutig für ihn bestimmt. Yaris hielt stattdessen den Blick die ganze Zeit über gerade nach vorn. Sein Weg lag vor ihm. Es gab nichts zu bereuen für ihn. Das konnte ruhig jeder spüren – und ihn für diese arrogante Haltung verachten.
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#5
Diese...! Enrique fiel keine Bezeichnung ein, die dem Maße seiner Wut gerecht wurde. Und das wollte was heißen.
Was ihn aufregte war weit weniger die Herausforderung, die an ihn gerichtet war, diese 'Du kannst mir nichts" - Haltung oder die Zufriedenheit, die Yaris zeigte, nein, seine Verachtung ging gegen die breite Masse von Menschen, die, wissend, was über den Attentäter erzählt wurde, auf ihn zu drängten wie Lämmer zur Schlachtbank. Und dass, obwohl zumindest jene die an den Gittern des Gefängnis stand dessen Angriff mitbekommen haben mussten.
Aber nein, sie mussten ihn sehen, damit sie ihren Enkeln vorgaukeln könnten, sie hätten etwas spannendes erlebt. Da sollten sie lieber andere Abenteuer suchen.
Besonders schlimm fand er jene, die sogar ihre Kinder mitgebracht hatten. Da! Schau hin! Ein Menschenschlächter. Sie ihn dir genau an!
Als ob es dadurch Ehre oder Ansehen zu gewinnen gäbe!

Was sie wohl täten, wenn er dem Mörder die Fesseln löste? Wenn sie mitbekämen, wie er einen von ihnen das Leben nahm?
Sie würden schreien. Die Flucht ergreifen oder sich verkriechen. Nicht einer von ihnen würde dem Opfer zu Hilfe eilen.
Und hinterher würden sie nach Vergeltung schreien, würden, selbst wenn er die Fesseln nicht löste, seinen Kopf fordern, statt das ihnen klar würde, dass sie selbst die Schuld trügen.
Sie wiederten ihn an, und dennoch musste er sie schützen. Und so dicht wie sie an die Kutsche drängten konnte er seine Leute nicht schießen lassen außer er wollte Verletzte unter den Zuschauern.

"Leutnant, lassen sie die Soldaten anhalt und Stilette aufsetzen, geschossen wird nur im absoluten Notfall!", befahl der Dunkelhäutige, blieb selbst stehen und lud seine Pistole.

"Ay, Sir! Kompanie halt!"

Als der kleine Trupp zu stehen gekommen war richtete de Guzmán die Faustfeuerwaffe entschlossen auf den Verurteilten.

"Ganz ruhig Freundchen!"

Danach wies der Offizier der Seesoldaten zunächst die eine Hälfte seiner Männer hinter Yaris an dem Befehl folge zu leisten, dann die anderen, sodass der Gefangene am Ende die Spitzen fast schon in seinen Rücken stechen fühlen konnte.

"DA! DA IST ER! VERRECKE DU HUND! MÖRDER! ERSCHIEßT IHN!"

Sie standen inzwischen nahe genug am Tor, das solche und andere Rufe klar verständlich waren. Wenigstens waren es nur noch ein paar Meter bis zur Kutsche...
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#6
Was für ein Affenzirkus man hier veranstaltete. Zum einen waren da diese Schaulustigen, die seinen letzten Weg unbedingt miterleben wollten. Nicht, weil sie Mitleid für ihn hegten. Oh nein, dieser Illusion würde sich der Attentäter niemals hingeben. Die meisten waren hier, um wenigstens einmal etwas Aufregendes in ihrem erbärmlichen Leben vorzuweisen haben. Einige waren ganz sicher hier, um sich davon zu überzeugen, dass er auch wirklich dahin kam, wo er ihnen mit seinem Wissen nicht mehr schaden konnte. Die Abscheu über derartiges Verhalten stand dem Leutnant ins Gesicht geschrieben. Der Attentäter hob sein Haupt noch ein wenig und lächelte leise. Denn er konnte in diesem Mann lesen wie in einem offenen Buch. Gab sich dieser Marine gerade dem Verlangen hin, ihn auf diese Meute loszulassen, indem er seine Fesseln löste? Dass er auf sie losging und sie alle meuchelte für zur Schau gestellte Dummheit?

In der Masse direkt am Tor erblickte er eine junge Frau. Anders als die anderen verfiel sie nicht in Jubelrufe und Verwünschungen. Es war bereits ein paar Jahre her. Inzwischen war sie erwachsen geworden. Eine Schönheit von einer Frau. Doch Yaris erkannte das Mädchen in ihr, dass sie einst gewesen war. Er hatte den größten Horror aus ihrem Leben entfernt. Sie war wie er gewesen. Ein Kind, dessen Mutter bei der Geburt gestorben war und vom Vater dafür gehasst wurde. Es gab mehr von ihnen in dieser Welt, als manch einer vermuten würde. Vielen hatte er diese Last genommen und wieder Lebensmut in ihren Blick gezaubert.
Wie könnte er sie vergessen. Sie jubelte nicht. Sie war die einzige unter den Anwesenden, die ihn im Geiste auf seiner letzten Reise begleitete und tatsächlich um ihn trauerte. Er sah es in ihrem Blick, der noch immer so voller Dankbarkeit war, fest auf ihn gerichtet, das Vorwärtsdrängen der Massen ignorierend. Sie kannte die Wahrheit um seine Person und auch um sein Tun als Attentäter. Eine einzige unter Tausenden, die ihm das Herz leicht machte.
Seine Mimik blieb unbewegt, doch sein Blick blieb auf ihrem Antlitz länger als auf jedem anderen. Kein Lächeln, doch ein Funke im tiefen Grün seiner Seelenspiegel, das dieses fehlende Lächeln ersetzte. So konnte er mit gutem Gewissen abtreten.

Der Trupp blieb stehen und als Yaris den Blick von dem Mädchen abwandte, blickte er direkt in den Lauf einer Pistole. Ungerührt, ja gelassen, wanderte eine Braue in die Höhe und neigte sich sein dunkler Schopf leicht zur Seite, als wolle er den Leutnant verhöhnen. Sein gelangweilter Blickt von der Mündung zum Träger der Waffe unterstrich das nur noch mehr.
"Ganz ruhig Freundchen!" Ernsthaft? Das Bajonett schmerzhaft im Rücken zuckte der Attentäter nicht einmal, als er seinen Blick fest auf den Uniformierte vor ihm legte. „Ich weiß genau, mit was für Gedanken du in deinem kleinen Hirn jonglierst. Es steht dir ins Gesicht geschrieben, dass es jeder lesen kann, der nur genau hinschaut. Diese elende, ignorante Meute. Löse seine Fesseln und genieße die Show wie er ihnen alle diese Dummheit aufzeigt, bevor er ihnen das Leben nimmt. Doch die Wahrheit ist, dass nur einziger sterben würde.“ Nämlich dieser kleine Leutnant hier, der sich hinter seiner Pistole und seinen Männern so sicher wähnte. Yaris war ein Meister darin das Lächeln, das in seiner Stimme mitschwang nach außen hin nicht zu zeigen. Doch er war amüsiert. Ganz offensichtlich. Über die Unwissenheit und Ignoranz aller hier, die sein Wesen nicht im Geringsten verstanden. Die nicht verstanden, was er wirklich tat.
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#7
Da der Leutnant Yaris sehr genau beobachtete entging ihm dessen längerer Blick auf die junge Frau nicht, dennoch wäre er sich nicht sicher gewesen, wem dieser galt, hätte sie sich nicht so gänzlich anders als die übrigen Schaulustige verhalten.
Da ihm aber auch das Gedränge auffiel musste er sich zunächst auf den Wechsel zu den Stiletten konzentrieren.

Der lief zum Glück reibungslos ab.

Und auch sonst war Enrique inzwischen stresserprobt. Selbst der wortlose Angriff des Verurteilten perlte an ihm ab, auch wenn Enrique den Blick und das gesamte Verhalten des Attentäters ihm gegenüber verstand. Er schnaubte verächtlich. Sollte diese arrogante Landratte ruhig. Der Dunkelhäutige hatte einen Fokus für seine Wut an anderer Stelle und die sich zuspitzende Situation gab ihm Herausforderungen genug, um sich nicht davon ablenken zu lassen.

Dann folgten die Worte und die Miene des Offiziers verfinsterte sich. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er keinen Gedanken an die Persönlichkeit des Mannes vor sich verschwendet. Wozu auch? Er war nur einer unter vielen gewesen, sogar was die Dreistigkeit betraf, zu versuchen sich mit ihm anzulegen.

Aber das hier war ein Wettstreit auf einer ganz anderen Ebene, eine Anmaßung sonder Gleichen. Verlangen loderte in ihm auf.
Und er wäre nicht er selbst gewesen, wenn er diese Herausforderung nicht angenommen und diesem Verlangen nicht nachgegeben hätte. Nicht dass es eine bewusste Entscheidung gewesen wäre.

Der Hauptmann der Seesoldaten erkannte die Vorzeichen und stöhnte innerlich auf. Warum musste das ausgerechnet jetzt und hier passieren? Und warum hatte Harper wieder ausgerechnet den Offizier der dafür bekannt war in solchen Situationen Ärger zu bereiten schicken müssen?

Enrique war kein Narr und ließ sich nicht auf seine vom Attentäter ausgesprochenen Gedanken ein oder senkte die Pistole.
Aber die Waffe dort zu lassen hatte nichts mit Angst zu tun, wie Yaris feststellte. Viel mehr schien es reine Berechnung zu sein. Und dann als der Dunkelhäutige anfing zu grinsen war es dem Attentäter, als erwache der Leutnant plötzlich zum Leben und das Buch würde zugeschlagen.

"Ich muss sie enttäuschen Scottsdale, ich sehne mich nicht nach dem Tod. Vielleicht komme ich irgendwann auf das Angebot zurück, sollten sie wieder erwarten nicht auf Esmacil hängen. Aber dafür müssten sie es mit der gesamten Marine aufnehmen. Allerdings bräuchten Sie dafür etwas mehr Verstand, Selbstkontrolle und wohl auch Kraft. Ich glaube nicht, dass sie das in ihrem derzeitigen Zustand auch nur ansatzweise schaffen. Bedauerlich. So werde ich keine Gelegenheit haben, sie vom Gegenteil zu überzeugen." Die Stimme war mit einem herablassenden Tonfall getränkt.

Der Gefangene sah Enrique an, dass der irgendetwas mit dieser Aussage bezweckte, wartete allerdings keine Antwort ab sondern wandte sich, Yaris im Augenwinkel behaltend, seinen Leuten zu:

"Los, weiter!"

Die schickten sich an sich und ihn wieder in Bewegung zu setzen.
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#8
Na siehe sich das einer an. Der Leutnant war aber ein ziemlich hitziges Gemüt. Viel zu leicht zu reizen. Na, ob so ein Temperament immer so gesund war, wagte der Attentäter zu bezweifeln. Aber er ließ seine kleine Rede über sich ergehen, während die Pistole unverändert auf ihn zeigte. Das spöttische Lächeln in den Tiefen seiner grünen Augen jedoch flackerte keine Sekunde in Zweifel oder Bedenken.
Den Blick nach wie vor gelassen und ungerührt. Leider hatte der Mann jetzt dicht gemacht, was seine Mimik und Gestik anging und machte es Yaris so schwer, in ihm zu lesen. Das tat aber keinen Abbruch. Keine Antwort war auch eine Antwort und bestätigte dem Attentäter nur seine Behauptung.

Das Stilett im Rücken ignorierend, trat er einen Schritt nach vorn, bis der Lauf der Pistole genau auf seiner Brust lag. Die offensichtliche und unmittelbare Bedrohung beiseite schiebend, lächelte Yaris. „Sie mögen Recht damit haben, dass mein derzeitiger Zustand es nicht zulässt, euch den Hintern zu versohlen. Aber werter Leutnant, Sie haben Ihre Hausaufgaben schlecht gemacht.“ Bedauerlich seufzte der Attentäter und machte sich mit dieser Geste doch nur ein weiteres Mal lustig über den Marine. „Ich werde auf Esmacil nicht hängen. Man dachte mir das Erschießungskommando zu.“, berichtigte er die Falschaussagen, als würde er über das Wetter sprechen und nicht über seinen eigenen Tod.
„Und wagen Sie es tatsächlich mir meine geistigen Fähigkeiten abzusprechen?“ Von eben belustigt, kehrte eisige Kälte in seine Stimme ein, die sogar das Grün seiner Augen gefrieren ließ. Da war er. Der eigentliche Attentäter. Ungerührt beugte sich der Gefangene dem Uniformierten entgegen, ohne Anstalten zu einem Angriff zu machen. Seine Muskeln waren völlig entspannt. Nichts desto trotz, war die Gefahr förmlich greifbar. „Seien Sie vorsichtig, kleiner Leutnant. Das Leben geht unverhoffte und undenkbare Wege …“ Den Rest des Satzes ließ er in der Luft schweben und setzte sich stattdessen begleitet von den Schmährufen der Schaulustigen in Bewegung, wobei er den Leutnant seine Aufmerksamkeit vollkommen entzog und ihm quasi das Gefühl gab ihn stehen zu lassen, als wäre er unter seiner Würde.
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#9
Ein frischer Wind kam auf und brachte Regentropfen mit, doch nicht ausreichend um die Gemüter zu kühlen. Bei einigen wenigen bedurfte es dessen auch gar nicht. Ein Hauch von Seeluft begleitete ihn wie ein Vorzeichen darauf, wo sich die beiden bald befinden würden. Die dunkleren Töne in den Wolken waren die erste Veränderung im Grau des Himmels, seit Enrique Land und Yaris den Hof betreten hatte, abgesehen von den weißen Schemen der Möwen, die gelegentlich vorüber huschten. Zu hören waren sie im Moment nicht. Dazu waren die Menschen viel zu laut.

Je näher sie dem Tor kamen um so aufgeregter wurden die Massen. Das Gefängnispersonal, das im losen Kordon um die Kutsche stand und eigentlich als zusätzliche Bewachung für den Attentäter gedacht gewesen war sah sich gezwungen sich gegen die herandrängenden Menschen zu stemmen.

Auch die Frau musste acht geben. Die Menschen um sie kümmerte sich zwar einen Dreck um sie oder ihr Verhalten, dennoch war genau das auch das Problem: Hätte sie mit nach vorne gedrängt, dann wäre sie der Bewegung der Masse gefolgt. So glich sie einem Gegenstand, der demnächst von der Brandung mitgerissen würde und schwimmen oder untergehen mochte. Derzeit hielt sie sich noch gut, doch es konnte sich jederzeit ändern.

De Guzmán nahm das alles beiläufig um sich herum wahr und verarbeitete es. Der Teil von ihm, der sich damit beschäftige, fragte sich im Stillen, ob sie ihn auch dafür verantwortlich machen würden, sollte jemand zu Tode getrampelt oder gequetscht werden. Sehr wahrscheinlich schon.
Und dass ihm sein Vorgesetzter den Rücken freihalten würde, war, im Gegensatz zu Ersterem, äußerst unwahrscheinlich.
Anzusehen war ihm allerdings nicht, dass er seine Aufmerksamkeit nicht nur auf Yaris hatte, auch nicht, welche Emotionen diese Gedanken hervorrufen mochten.

Als der Gefangene einen Schritt auf ihn zutrat machte er nur mit einer beiläufigen Handbewegung klar, dass die Soldaten Ruhe bewahren sollten. Viel mehr lächelte er ebenso geringschätzig und spöttisch über dessen Worte.
Der Ausdruck 'Was interessiert es mich, ob du gehängt oder erschossen wirst?' war eindeutig.

Dann trat der Jäger zum Vorschein, zeigte sich in all seiner Pracht. Damit hatte er also die volle Aufmerksamkeit des Killers. Sieh einer an. So leicht kann man ihn also reizen. Der eiskalte Blick ging wie ein belebendes Kribbeln durch ihn hindurch und machte ihn paradoxer Weise ruhig. Gelassen hielt schwarzes Feuer dem Frost stand. Er sah dem Grünäugigen unverwandt ins Gesicht, rührte sich auch nicht, zog sich nicht zurück oder richtete die Pistole anders aus. Vielmehr wirkte er amüsiert, ja regelrecht erheitert, ob dieser Zurschaustellung.

Und als Yaris sich dann abwandte, hätte der Leutnant fast gelacht. Manchmal trieben die Mächte doch ihren Spaß mit den Sterblichen. Der Mann versuchte ihn stehen zu lassen, während Enrique von vornherein geplant hatte stehen zu bleiben um ihn aus seinem Blickfeld schaffen zu lassen. Das musste dem anderen auch gerade klar werden.

Doch dieses Lachen lag wohl verborgen hinter einer gleichgültigen unbeeindruckten Maske.
Der Hauptmann jedenfalls ahnte nichts davon und war durch die plötzliche Gelassenheit des Leutnants beinahe völlig aus der Bahn geworfen worden. Er fing sich jedoch schnell wieder und trieb seine Leute an.

Yaris Frage war zwar eindeutig rhetorischer Natur gewesen, trotzdem nutzte Enrique die Gelegenheit, das der Verurteilte dicht an ihm vorbeiging und gab eine geflüsterte Antwort:

"Ich beurteile lediglich ihre Taten. Und bis jetzt bin ich nicht überzeugt."

Dann, wesentlich lauter und im abfälligen Tonfall:

"Ihr Leben geht derzeit nur einen Weg und den bestimme ich."

Damit ließ der Dunkelhäutige dem Trupp zwei Schritte Vortritt und maß seine Sicherheitsvorkehrungen mit prüfendem Blick, um festzustellen, dass er getan hatte, was er konnte. Als er ihnen dann zur Kutsche folgte richtete er einen Teil seiner Aufmerksamkeit abermals auf die Frau. Recht hübsch, wenn auch einfach gekleidet. Ernst, fast schon traurig, den Blick nach wie vor unverwandt auf den Mörder gerichtet.
Was verband die beiden? Warum war sie hier?
Sie schien sich verabschieden zu wollen.
Eine Komplizin?
Nein. Jemand wie Scottsdale arbeitete allein.
Hunderte Möglichkeiten vielen ihm ein und ihm war klar, dass er zu wenig wusste.
Und dann fragte er sich, warum ihn das interessierte. Was unterschied diesen Mann von den anderen Gefangenen, mit denen er zu tun hatte?

Bevor er zu einer Antwort gelangen konnte flog das erste Wurfgeschoß. Er ging weit daneben aber mit ihm brach der Bann. Viele hatten Küchenabfälle mitgebracht und anderes von der Straße aufgesammelt und ihr Ziel befand sich in Reichweite. Und keine zwei Schritte später traf das erste Stück fauligen Obstes Yaris auf die Brust.
Crewmitglied der Sphinx
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#10
Yaris war doch immer wieder fasziniert davon, wie überheblich ein Mensch reagieren konnte, wenn er sich am längeren Hebel wähnte. Im Moment mochte das ja sogar auf diesen kleinen Leutnant zutreffen. Denn wie er sehr richtig festgestellt hatte, war der Attentäter in seinem Zustand nicht dazu in der Lage, es mit allen hier anwesenden Soldaten aufzunehmen. Doch Yaris fragte sich, ob das auch noch so sein würde, wenn der Mann unter ihm lag mit einer Klinge am Hals, wohl wissend, dass der – wie er ihn so schön betitelte – Killer ihm im nächsten Moment ohne ein Gefühl der Reue zu empfinden die Kehle aufschlitzen würde. Wie er dabei zusah, wie der Lebensfunken in den dunklen Augen brach und schließlich erlosch. Oder würde er ihm doch ins Gesicht lachen, bis sein Lebenslicht verpufft war. Um ehrlich zu sein, traute er dem Mann letzteres sogar noch mehr zu. War der Mann mutig? Sicher. Aber seinem Mörder und damit dem Tod ins Gesicht zu lachen, zeugte nicht wirklich von Mut. Man nannte es Kühnheit und Kühnheit verleitete einen nicht selten zu Überheblichkeit und Dummheit und schlussendlich zum frühzeitigen Ableben.
Sollte sich der Mann in seiner Position großartig fühlen. Yaris überließ ihm den Posten sehr gern. Der Fall würde unweigerlich kommen. Denn er kam immer. Wenn nicht er es war, dann durch jemand anderen. Der Dunkelhaarige stockte keinen Moment und er drehte sich auch nicht noch einmal zu dem Marine um. Sein Gang inzwischen nicht mehr gebeugt, auch wenn es ihn unsägliche Schmerzen kosten musste, einen solch aufrechten Gang aufrechtzuerhalten.

Der Leutnant war passé, doch das Mädchen, das wie der Fels in der Brandung der wogenden Menge standhielt, nicht. Zärtlich strich sein Blick über ihre Gestalt und ein Funken loderte im eisigen Grün seiner Augen auf. Kurz – kaum merklich – neigte sie ihre blonden Locken. Zwei verwandte Seelen, die sich trotz der ins Land gezogenen Jahre widererkannt hatten. In der Hand trug sie ein schlichtes, schwarzes Tuch. Es flatterte wild im aufkommenden Sturm, doch sie hielt es in eisernem Griff, mit dem sie es an die Lippen führte und einen sanften Kuss darauf setzte. Dann ließ sie es los und eine kräftige Windböe riss es hinauf in den dunkelgrauen, aufgewühlten Himmel. Yaris folgte dem Tuch mit dem Blick und lächelte, bevor ein ungeduldiger Soldat ihm brummend etwas in den Rücken schnaunzte und seinen Worten mit seinem Stilett nachhalf, dessen Spitze sich in bereits geschundenes Fleisch bohrte, aus dem sich ein weiterer heißer Rinnsal löste.


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