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Kapitel 9 - Der Ruf der Königin
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Apr 2022
Manieren, das hatten sie allesamt. Auch der neu hinzugekommene Mann war alles andere als unhöflich. Er stellte sich ihr als Rayon Enarchea vor und wie es schien, war er in der Gruppe der Koch. Cassy schenkte ihm ein sanftes Lächeln, als er sie nach ihrem Namen fragte und nickte dann.

“Aber natürlich. Mein Name ist Cassy Rice. Freut mich deine Bekanntschaft zu machen Rayon.”

Doch zu viel mehr Austausch kamen sie gar nicht, da Liam mit Rayon bereits auf dem Weg zur Theke war, um scheinbar noch weitere, kein Biere zu besorgen. Das Gespräch war definitiv eines der angenehmeren, wie sie die Blondine in den letzten Monaten geführt hatte. Angenehm war die Gesellschaft der Männer, die zumindest in diesem Umfeld gerade ziemlich entspannt und sorglos wirken. Sicherlich würden sie das nicht vollständig sein. Cassy hatte in ihrem Leben gelernt, das jeder Mensch so seine Sorgen und Probleme hatte, die er mit sich herumtrug, aber man merkte es ihnen nicht an und das war wesentlich angenehmer als eine Gruppe Betrunkener Saufbolde, die nichts Besseres zu tun hatten als mit ihren Problemen zu versuchen zu prahlen. Wer hatte das größte Leiden? Wem ging es schlechter? Das war leider auch kein Einzelfall und immer wieder gingen die Blicke der jungen Frau durch die Taverne. Ob sie beobachtet würde? Ob jemand der Menschen, vor denen sie auf der Flucht war, bereits wusste, wo sie sich herumtrieb? Immerhin war sie schon viel zu lange an diesem Ort. Gerade noch war sie in den Gedanken vertieft, die sie jedoch höchstens eine Minute abgelenkt hatten, ihr selber aber viel länger vorgekommen waren, da zuckte sie vollkommen zusammen, weil etwas, nein jemand, an ihrer Kleidung zupfte.

Ihr Herz schlug schneller, doch als sie den Jungen sah, der da versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, entspannte sie sich ein wenig. Natürlich, er konnte eine Falle sein, sicherlich konnte er auch nur ein Bote sein, der sie herauslocken wollte, doch im ersten Moment stellte er keinerlei Gefahr dar und er schien verzweifelt. Wirklich verzweifelt. Doch bevor Cassy etwas hätte sagen können, waren es die beiden Männer an ihrem Tisch, die sich zu Wort meldeten. Ihr Blick ging daher erst zu Peregrine und dann zu Greo, der bis jetzt doch eher still gewesen war, aber durchaus den Eindruck erweckte, als wäre er durchaus hilfsbereit, wenn es denn notwendig war. Sein Blick ging zur Türe der Taverne und Cassy nickte ihm kurz zu, sah ebenfalls zur Türe und dann wieder zu dem Jungen.

“Jetzt beruhig dich, atme einmal durch und sag uns, was los ist. Dann entscheiden wir, ob und wie wir dir helfen können.”

Er schien nicht explizit nach Cassy Ausschau gehalten zu haben, was natürlich nicht bedeutete, dass seine Schwester nicht trotzdem in die Arme der Männer gerannt war, in die sie selbst einmal geraten war. Aber gut, das war kein Grund ein Mädchen zu opfern und jetzt, wo Cassy den Jungen so genauer beachtete, er schien wirklich glaubhaft. Sein Herz raste, Schweiß rang über sein Gesicht und die blanke Angst stand in seinen Augen. Cassy sah erneut zu den beiden Männern an ihrem Tisch, dann wieder zu dem Jungen und sie war durchaus bereit ihm zu helfen, wäre aber sicherlich nicht traurig darüber, nicht alleine vor die Taverne treten zu müssen, denn je nachdem was sie dort erwarten würde, hatte sie selbst nicht gerade viele Chancen und wäre wohl eher ein weiteres Opfer als eine wirkliche Hilfe. Sie hoffte nur, das Greo und Peregrine es ihr nicht übel nahmen, dass sie in gewissermaßen von einem wir sprachen, obwohl sie ja eigentlich nur zufällig an ihrem Tisch saß und letztlich jeder von ihnen logischerweise für sich alleine entscheiden konnte wie er zu der Sache stand. Doch der Gedanke alleine mit dem Jungen vor die Türe zu gehen bereitete ihr ein eher ungutes Gefühl, auch wenn sie durchaus bereit dazu war dieses Risiko einzugehen, sollten die beiden Männer sich ihr nicht anschließen wollen. Vorausgesetzt natürlich der Junge blieb weiterhin glaubwürdig und das Problem war etwas, bei dem Cassy hatte helfen können.




{ Greo, Per, Straßenjunge, (Liam, Rayon) | in einer Taverne }
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Liam wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit seinem Freund nicht stimmte. Das Lächeln auf seinen Lippen verblasste zwar nicht, verrutschte allerdings in einer Mischung aus Sorge und Irritation, als Rayon ihm zum Tresen folgte und fast schon gehetzt dreinblickte. Liam warf einen Blick an der Schulter des Hünen vorbei, um zu prüfen, ob ihm irgendjemand in die Taverne gefolgt war, vor dem sie sich nun besser in Acht nehmen sollten, doch obwohl die Tür gerade wieder ins Schloss fiel, konnte er keine neuen Gesichter ausmachen. Vermutlich hatte nur gerade jemand das kleine Etablissement verlassen, in dem sie sich vor der Mittagssonne zurückgezogen hatten.

„Hast du was Dummes getan und musst nun in einem Untergrundkampf deinen Mann stehen?“, fragte er leise an Rayon gewandt, kurz bevor sie den Tresen erreicht hatten.

Seiner Stimme konnte man zwar entnehmen, dass er es als Scherz gemeint hatte, doch der Dunkelhäutige konnte sich der Aufmerksamkeit und auch dem nötigen Ernst gewiss sein, mit dem der Lockenkopf auf das wartete, was den Älteren so aus der Fassung zu bringen schien. Er nutzte den Moment, um ihre Bestellung an den Wirt weiterzugeben und warf Rayon nur einen flüchtigen Blick zu, als dieser ihm in just diesem Moment noch dichter auf die Pelle rückte. Er selbst hatte mit einer derartigen Nähe kein Problem – im Gegenteil. Doch ihm entging der skeptische Blick des Mannes hinter dem Tresen nicht, der vermutlich gerade mit dem Gedanken spielte, sie ob des unschicklichen Verhaltens lieber rauszuwerfen, als ihnen eine weitere Runde zu ermöglichen. Der Lockenkopf quittierte den Argwohn seines Gegenübers mit einem amüsierten Grinsen und wäre Rayon diese Sache nicht offensichtlich derart wichtig gewesen – vielleicht hätte er die Toleranz des Wirts noch ein wenig auf die Probe gestellt, wohlwissend, dass auch Rayon damit keine Probleme gehabt hätte. So aber wandte er sich von der skeptischen Miene des Wirts ab und bedachte seinen Freund mit ernster Sorge. Die Erwähnung, er habe einer Bettlerin Gold gegeben, erhellte sein Gesicht noch einen kurzen Moment – so war er eben. Gutherzig und alles andere als ein typischer Pirat. Er wagte es allerdings nicht, den Dunkelhäutigen noch einmal zu unterbrechen, sondern lauschte seinen Erlebnissen neugierig und interessiert. Und je weiter Rayon in seiner Geschichte kam, desto grüblerischer wurden auch Liams Züge.

„Nun…“, war sein erster Ausdruck der Überforderung, während sich Ratlosigkeit in seinem Gesicht spiegelte. „Manch einer würde es definitiv als Humbug abtun.“

Er brauchte nicht lange darüber nachdenken, bis ihm mindestens ein Name dazu einfiel. Aber er war weder Alex, noch sonst ‚manch einer‘. Und was wäre er für ein Jäger von Mythen, Ungeheuern und Legenden gewesen, hätte er solch ein Ereignis einfach als Nonsens abgetan?

„Manch einer hält aber auch Meerjungfrauen für Seemannsgarn.“

Ein kurzes Schmunzeln huschte über seine Züge, hielt allerdings nicht sonderlich lang, ehe seine nachdenkliche Miene zurückkehrte. So sah man Liam selten – weil er meist, wenn er diesen Gesichtsausdruck aufsetzte, alleine über seinen Aufzeichnungen grübelte.

„Zu meinem Leidwesen war ich schon öfter in einer Nervenheilanstalt als mir lieb ist, allerdings ist mir selbst dort nie ein solches Verhalten aufgefallen. Nicht, soweit ich mich erinnere, jedenfalls.“

Liam war absolut nicht bewusst, dass diese Information für seinen Freund womöglich neu war. Sicherlich wusste Rayon, dass seine Mutter recht früh verstorben war – nicht allerdings, dass sie dies selbst zu verschulden hatte, nachdem ihr die Tage in der Anstalt und der Fortschritt ihrer Krankheit zunehmend zugesetzt hatten. Sie hatten sie dort oft besucht. Aber das Ende war absehbar gewesen. Liam verschwendete keinen weiteren Gedanken daran und griff stattdessen nach Rayons malträtiertem Arm, um ihn sich genauer anzusehen.

„Und das hier… sieht mir auch nicht nach einer alten armen Dame von der Straße aus. Das sieht viel mehr nach… Wahn aus. Also… Ja. Vielleicht war das, was du da beschreibst, wirklich eine Prophezeiung.“

Er fühlte sich nicht so, als wäre er wirklich eine große Hilfe. Ratlos verzog er das Gesicht, als der Wirt hinter ihnen deutlich räusperte. Scheinbar war ihm das nun wirklich genug der Tuchfühlung. Liam wandte sich um und sah, dass ihre Krüge auf dem Holz bereitstanden. Das Räuspern musste unweigerlich ein Hinweis darauf gewesen sein.

„Ah, vielen Dank!“, begann er, ein paar der Krüge vom Tresen zu sammeln, nachdem er die verlangten Goldstücke danebengelegt hatte. Dann wandte er sich wieder Rayon zu. Ihm war nämlich gerade etwas eingefallen. „Du hast Glück, mein Freund. Ich kenne da vielleicht wen, der uns helfen kann.“

Augenblicklich war seine Zuversicht zurückgekehrt. Welch Zufall, dass er Aric vor ein paar Tagen erst unverhofft über den Weg gelaufen war. Wer kannte sich wohl besser mit Prophezeiungen aus als ein Wahrsager?


{ Cassy, Greo, Per & Rayon | in einer Taverne mit Rayon an der Theke }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
Hinter ihm blieb es still und Alex war an diesem Tag leichtgläubig genug gewesen, sich damit als den Sieger ihrer Diskussion zu sehen. So lange jedenfalls, bis unbedachte Schritte hinter ihm ihn eines besseren belehrten – ganz so, als wolle Trevor just in dem Moment, in dem er ihn veräußern wollte, ein Negativbeispiel statuieren, um sein Geschäft platzen zu lassen. Alex‘ Blick löste sich nicht vom Gesicht des Kutschers neben ihm, während er mit einer Miene voller übertriebener Ehrlichkeit versuchte, Trevors Angebot von dekorierten Ställen als unerlässlich zu verkaufen. Das hatte immerhin nicht jeder! – brauchte nur leider auch niemand, wenn man ihn fragte.
 
„Glaub mir. Wenn wir wollten, dass du still und stumm unter einer Plane liegst, hätten wir unsere Mittel.“, brummte Alex in seinen Bart hinein, während Trevor mit vielem beschäftigt war, aber nicht damit, ihm zuzuhören. Er untersuchte indes die Truhe, auf der er Platz gefunden hatte, ehe er sich über den gedrückten Preis beschwerte, mit dem Alex versuchte, ihn an den Mann zu bringen. „Mit deinen zehn Fingern wird’s dir schwer fallen, meinen Preis zu berechnen.“
 
Alex grinste breit und in der übertriebenen Freundlichkeit, mit der man mit einem Kind umging, mit dem man eigentlich nichts zu tun haben wollte. Er traute Trevor tatsächlich nicht zu, weiter als bis zehn zu zählen. Er machte es ihm aber auch nicht sonderlich schwer, diesen Eindruck von ihm zu haben. Dann übernahm der Kutscher neben ihm das Wort und untermalte das, was Rym schon versucht hatte, ihm klarzumachen. Alex schwieg kurz, wechselte mit dem Blick zwischen Trevor und dem Kutscher und wartete, bis der Mann neben sich wieder nach vorne gewandt hatte, ehe er seine Taktik änderte. Er hob die Hand ans Gesicht, als könne er seine Worte so von den Ohren des Kutschers abschirmen, denn sie waren nur für Trevor bestimmt.
 
„Jetzt bin ich doch neugierig. Willst du nicht doch mal reinsehen? Vielleicht ist’s doch ‘ne Meerjungfrau.“, fragte er den Jüngeren geheimnistuerisch.
 
Wenn es ein tragischer Unfall war, den Trevor selbst zu verschulden hatte, konnte ihnen ja unmöglich jemand böse sein. Und zusätzlich machte jemand anderes für sie die Drecksarbeit.
Alex war zu beschäftigt damit gewesen, den Jüngeren seinen eigenen tragischen Tod besiegeln zu lassen, dass ihm das Rascheln im Lavendel nicht wirklich auffiel. Erst, als ein Pfiff hinter ihnen ertönte, ließ er von Trevor ab und stellte sich auf, das Gewehr in seinen Händen zwar nicht im Anschlag, aber bereit. Zuerst ging sein Blick in die Richtung Josiahs, der irgendetwas bemerkt zu haben schien – dann fiel ihm auf, dass das, was er gesehen hatte, offenbar irgendwo auf ihrer Höhe sein musste. Alex‘ Augen wanderten langsam und wachsam über den Lavendel. Für den Moment konnte er allerdings keine Bewegung ausmachen. Er vertraute dem Urteil des Attentäters allerdings.


{ Josiah & Trevor & Rym | Lavendelallee }
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
„Ich, ein Schnüffler?!“

Völlig schockiert griff Trevor sich ans Herz. So hatte ihn noch niemand genannt. (Gut, das eine Mal, aber da war er auf der Suche nach Ellhans geheimen Rumvorrat gewesen und hatte seine Nase buchstäblich einsetzen müssen, nicht in dem übertragenem Sinn, den der alte Kutscher ihm hier vorwarf; das zählte nicht.)

„Nie im Leben. Torc und dein Boss – wer war das noch gleich? – müssen sich keine Sorgen machen. Es gibt absolut keinen Grund, mich nicht zu mögen!“

Er drehte sich halb um und schenkte Kutscher Torc auf dem Wagen hinter ihnen ein blendendes Lächeln, gepaart mit einem von diesen Winkern, bei denen man mit jedem Finger einzeln wackelte. Tss, er hätte ja nicht vier Jahre als Pirat überlebt, wenn er sich von jedem zahnlosem Mann mit Flinte einschüchtern lies, der auf seinem Schatz hockte. Außerdem, wenn die drei (vier, mit der Meerjungfrau. Oder fünf, weil sie zweiköpfig war?) Kutscher ach so wehrhaft waren, wozu hatten sie dann die Crew der Sphinx angeheuert?

„Hey, ich hab auch noch Zehen.“

Trevor machte eine weitere halbe Umdrehung auf seiner Truhe und knüpfte nahtlos an das vorherige Gespräch mit Alex an – indem er ihm seinen Fuß vors Gesicht hielt. Hinter einem Loch im Stiefel wackelte sein großer Zeh, große mathematische Genies brauchten nämlich Luft zum Denken. Dem Kutscher reichte das offenbar als Beweis für Trevors absolute Vertrauenswürdigkeit und er wandte sich wieder dem Staub der Straße zu.

Trevor hielt tatsächlich kurz die Klappe. Seine linke Augenbraue wanderte mit jeder Sekunde höher, die Alex damit verbrachte, zwischen ihm und dem alten Mann hin und her zu sehen.

Ha, da! Kaum hob der andere die Hand zum Ansatz einer geheimnistuerischen Geste, strahlte Trevor triumphierend auf. Klar, er hätte auch ohne „Erlaubnis“ (pff) nachgeschaut. Aber Komplizen machten die Sache doch gleich viel unterhaltsamer! Er senkte seine Stimme auf das gleiche Verschwörungslevel.

„Finde du eine Abl–“

Josiahs Pfiff unterbrach ihn. Er warf kurz einem Blick zu ihm, zum Feld, zum Kutscher. Wieder zum Feld. Da war nichts. Außer Blümchen. … Hey! Schicksal!

„Oh, habt ihr das gesehen?! Gehört?! Gero– äh, was auch immer. Ich fürchte, wir sollten all unsere Aufmerksamkeit einem potenziellen Überfall widmen, keine Zeit für Meerjungfrauensuche.“

Er setze den ernsten Söldner-Blick auf, den er vorhin bei Zairym geübt hatte, und zückte seinen Dolch. Selbstverständlich hatte er ein Schlossknacker-Talent ungeahnten Ausmaßes (das auch besser ungeahnt blieb), aber wenn er die Truhe nicht gerade hintenüber und dem nächsten Pferd vor die Hufe werfen wollte, war eine Klinge immer noch der schnellste Weg. Außerdem konnte er sich damit auch gleich verteidigen, falls etwas oder jemand wirklich gerade ein Lavendelbad nahm. Oh hey, oder die Truhe auf ihn werfen. Jep, das war definitiv der Grund, warum er sich jetzt daran zu schaffen machte. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
[Lavendelallee | mit Alex im ersten Wagen | nahe Josiah und Zairym]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Dec 2014
Ein Hauch von Spannung ...
Ausgerechnet der unheimliche Mann mit dieser gruseligen Narbe war es, der den Jungen als erstes ansprach. Und obgleich seine Worte zwar etwas schroff, aber keineswegs abweisend klangen, zuckte das Kind derart heftig zusammen, als hätte man mit dem Rohrstock nach ihm ausgeholt. Mit einem panischen Flackern in den Augen riss er den Blick herum, richtete ihn auf Peregryne – um die Gefahr rechtzeitig kommen sehen zu können, falls sich der Mann gegen ihn wandte. Und auch seine Hände zuckten unwillkürlich ineinander verschränkt an seine Brust, als wolle er damit demonstrieren, bloß nichts dergleichen Erwähntes im Sinn zu haben.
Hatte er tatsächlich nicht. Trotzdem wagte er es im ersten Moment nicht, auf die Aufforderung oder die Frage, die daraufhin der zweite Mann im Bunde stellte, zu antworten. Er traute sich nicht einmal wirklich zu atmen, um nur nicht versehentlich eine falsche Bewegung zu machen, die einer der drei als verdächtig hätte einstufen können. Erst, als die junge Frau sich schließlich an ihn wandte, folgte er ihrer Aufforderung, tief Luft zu holen, indem er erst einmal überhaupt wieder anfing, zu atmen. Ein Anflug von Hoffnung erschien auf seinen kindlichen Zügen, als nach und nach die Erkenntnis bei ihm angelangte, dass man tatsächlich gewillt war, ihm zuzuhören. Also wagte er es nach kurzem Zögern, sein Anliegen wieder aufzugreifen und zu berichten, was passiert war.
Als Erstes schüttelte er den Kopf, kurz nur, bevor er den Blick auf Greo richtete. „Nein, sie ist nicht vor der Taverne. Sie ist... Liron und seine Truppe haben uns am Hafen aufgelauert. Wir hatten mal ein bisschen Glück und haben von einem der Fischer dort etwas zu Essen geschenkt bekommen. Und als wir damit nach Hause wollten, standen sie plötzlich da! Er ist einer von den Kindern, die im Südwesten leben und spielt sich immer als großer Anführer seiner bekloppten Kumpanen auf.“ Ein Hauch frustrierter Wut schwang in seiner Stimme mit. Etwas, das danach klang, als schleppe er die Abneigung gegen Liron schon sein halbes Leben lang mit sich. „Sie haben Aja einfach gepackt und gelacht und sie mitgenommen und ich konnte nichts dagegen tun! Zwei von ihnen haben mich festgehalten und die anderen fünf haben sie weggezerrt und ich glaube, sie sind Richtung Friedhof gegangen. Ich habe keine Ahnung, was sie mit ihr vorhaben! Und es sind einfach zu viele. Ich kann sie nicht alleine besiegen. Bitte. Ich brauche Hilfe“, schloss er schließlich mit zitternder Stimme und sah dann von einem Gesicht zum anderen. Hoffentlich... hoffentlich hatte er nicht seine Zeit verschwendet, indem er die ganze Geschichte erzählte – nur, damit sie ihn nun doch fortschickten. Aber welche Wahl hatte er denn auch?

Spielleitung für Peregryne, Greo & Cassy
(Rayon & Liam)


Als Josiahs leiser Pfiff ertönte und der Rappe neben ihm ob des hohen Lauts den Kopf hochriss, erstarb urplötzlich jede Bewegung im Unterholz. Als hätte das Tier, welches auch immer darin nach Essbarem stöberte, das Kommen der Kutschen gar nicht bemerkt und erstarre jetzt angesichts der unerwarteten Bedrohung. Eine Bewegung und der potenzielle Beutegreifer könnte es erspähen.
Kein Blättchen regte sich, als die vorderste Kutsche die Baumreihe erreichte und obwohl alle vier Piraten mehr oder weniger aufmerksam geworden waren und die Umgebung mit wachen Augen prüften, war im dichten Blattwerk keine Sillhouette auszumachen. Dafür standen Baum und Busch zu eng beieinander und das dichte Grün verbarg zuverlässig jede mögliche Bedrohung.
Bis zu dem Augenblick, da die erste Kutsche, auf der neben Alex inzwischen auch ein Trevor Platz genommen hatte, an den ersten Bäumen vorbeigerollt war. Urplötzlich ertönte ein Schrei aus dem Unterholz, ein Schuss knallte ohrenbetäubend laut und von einem Moment auf den anderen brach das Unheil über sie herein. Die beiden Pferde, die die vorderste Kutsche zogen, bäumten sich unter schrillem Gewieher auf, rissen dem Kutscher die Zügel aus den schlaffen Fingern, als dieser mit einem leisen Stöhnen vom Kutschbock fiel und schwer auf der Straße aufschlug. Ein riesiger roter Fleck färbte das Hemd auf Höhe seiner Brust.
Dann stürmte eine Gruppe vermummter Männer aus dem Unterholz und richtete noch im Anlaufen ihre Pistolen auf Kutscher und Piraten. Das war das Letzte, worauf Trevor und Alex ihre Aufmerksamkeit hatten richten können, bevor die beiden Pferde, die ihre Kutsche zogen, vor Panik durchgingen und die beiden Männer samt Transportgut mit sich rissen. In gestrecktem Galopp stürmten sie die Allee zwischen den Lavendelfeldern entlang und entfernten sich mit jeder Sekunde weiter vom Rest ihrer Gruppe.
Bevor sich jedoch die Pferde der zweiten Kutsche ihren Artgenossen anschließen konnten, sprang einer der Vermummten vor ihnen auf den Weg und packte sie bei den Zügeln, sodass sie lediglich gegen ihre Geschirre zur Seite auswichen und Zairyms und Torcs Kutsche bedrohlich ins Wanken geriet – gerade, als der Kutscher seine Flinte gehoben hatte, um einem der heranstürmenden Angreifer ins Gesicht zu schießen. Die Kugel verfehlte ihr Ziel, schlug gut drei Meter über dem Boden in einen Baum ein und Torc setzte hektisch dazu an, nachzuladen.
Die Pferde der dritten Kutsche brachen zur Seite aus, in dem erfolglosen Versuch, quer über das Lavendelfeld zu türmen, und rissen Josiah damit beinahe von den Füßen, der ihnen zuallererst ausweichen musste, bevor er irgendetwas anderes tun konnte. Gleichzeitig geriet er damit unvermittelt hinter Tier und Wagen in Deckung, während der Mann auf dem Kutschbock von einer weiteren herumfliegenden Kugel getroffen wurde und mit leerem Blick und einem hässlichen Loch im Schädel nach hinten auf die Ladefläche sackte.
Zehn Männer waren es, die aus dem Schatten der Bäume stürzten. In lange, schwarze Wachsmäntel gehüllt und mit Tüchern verhüllt, die sie bis unter die Augen gezogen hatten. Hüte und Kapuzen verdeckten ihre Gesichter und jeder von ihnen trug eine Pistole und einen Degen an der Seite. Lediglich vier der Männer hatten Schüsse abgefeuert, die übrigen Pistolen stellten nach wie vor tödliche Gefahren dar.

Spielleitung für Josiah, Zairym, Alex & Trevor


Immer noch regte sich die alte Ladenbesitzerin nicht, gab nur ein leises Stöhnen von sich. Offenbar war der Schlag, den Talin der Dame verpasst hatte, härter gewesen, als gedacht. Oder die Verfassung der guten Frau deutlich schlechter, als auf den erste Blick ersichtlich.
Gefahr drohte den beiden Piratinnen dafür aus einer ganz anderen Richtung. Gerade, als Shanaya auf Höhe ihrer Begleiterin angekommen war, hörten beide das Geräusch einer aufschwingenden Tür aus der oberen Etage. Dann hallte eine dünne Männerstimme durch den stillen Kartenladen: „Madame Pompes, ich habe Ihnen Ihren Tee mitgebracht!“ Das Klappern von Geschirr untermalte diese Ankündigung, als am Geländer über der Treppe die erstaunlich kleine Gestalt von Madame Pompes Angestelltem erschien. Er hatte den Blick noch für einen Moment auf das Tablett mit dem Teeservice darauf gerichtet, um ja nichts des kostbaren Getränks auf die noch kostbareren Karten zu verschütten, bevor er den Kopf hob und verdutzt stehen blieb. Das Erste, was er sah, war die Gestalt seiner Arbeitsgeberin, die vor der offenen – und leeren – Vitrine lag. Dann zuckte sein Kopf herum und entdeckte die beiden Frauen, die auf der anderen Seite der Theke standen. Im nächsten Moment ließ er vor Entsetzen das Tablett fallen, dessen Fracht mit ohrenbetäubendem Scheppern auf dem Boden zerschellte. „DIEBE!!! DIEBE!!!"

Spielleitung für Shanaya & Talin


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Crewmitglied der Sphinx
für 6.000 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
Ein Pfiff ertönte. Zayrim, wenn sich Josiah nicht irrte. Die Stimme, die darauffolgte – mit den foppenden Worten, scharf und belustigt, meinte er eindeutig einordnen zu können.
Josiah unterdrückte den Drang, seinen Blick von dem Busch zu lösen und nach dem Stimmträger zu schauen. Er sollte vielleicht etwas antworten, aber was gab es da zu sagen. Ein Bejahen, um das Spiel aufrecht zu erhalten? Es waren lästige Überlegungen in dem Moment der Anspannung, wo er all seine Aufmerksamkeit auf die mögliche Gefahr richten wollte. Doch der Busch blieb weiterhin still. Für einen Moment ergriff Zweifel von ihm Besitz. Vielleicht trügte ihn sein Gefühl doch, und es war ein unerfahrenes Tier. Ein Rehkitz vielleicht, das in einem Moment des Übermuts gehandelt hatte und sich jetzt seiner Instinkte zurück entsinnte. Doch noch bevor der Zweifel es sich gemütlichen machen konnte, brach das Chaos über sie alle herein.

Ein Schrei, ein Schuss, ein kleiner Schwarm dunkler Vögel, der hinter ihnen aus dem Lavendelfeld heraus aufstieg und sich in hektischer Flucht in den Himmel erhob.

Josiah hatte seine Finger bereits an seiner Waffe, als sich die ersten Gestalten aus dem Gebüsch lösten. Doch bevor er reagieren konnte, war da noch etwas anderes. Seine Nackenhaare stellten sich auf, seine Nerven schrien förmlich auf. Seine Finger lösten sich und das Wurfmesser glitt zurück in die Tasche, als er sich zurückwarf – keine Sekunde zu spät. Ein letzter Stoß erwischte ihn an der Schulter und schickte ihn taumelnd einen weiteren Meter zurück.

Für einen Bruchteil blickte direkt in das aufgerissene Auge des Fuchses, dann musste er den Kopf zur Seite werfen um nicht den dicken Schädel des Tieres gegen seine Schläfen gedonnert zu bekommen. Das Weiß in dessen Auge leuchtete. Josiah wich einen weiteren Schritt zurück, weg von den ausrastenden Tieren.
Er sah sich einem Gewirr aus herumwirbelnden Hufen gegenüber. Der Fuchs versuchte zu steigen, doch die Riemen hielten. Die Deichsel ächzte unter der Belastung. Der Rappe auf der anderen Seite trat zur Seite aus und erwischte den Fuchs an der den Flanken, der wieder nach vorne sprang. Doch der Wagen bewegte sich keinen Meter nach vorne.

Zwischen diesem Chaos hindurch konnte Josiah Menschenleiber erkennen. Josiah zählte erst drei, dann fünf, und dann war das Zählen nutzlos, denn der Fuchs tänzelte zurück und die Anzahl der Leiber wurde wieder auf ein einzelnes Durcheinander reduziert.
Aber die Schüsse hatte er zählen können. Fünf Stück an der Zahl. Das bedeute nur wenige Sekunden lang Ruhe vor mindestens fünf Waffen – aber was brachte ihm diese Information, wenn da noch eine ungewisse Anzahl an Männern mit potenziell scharfen Waffen waren und er nicht einmal genau sagen konnte, wer von ihnen nachladen musste und wer nicht. Himmel, er wusste nicht einmal, ob alle Schüsse tatsächlich von den Angreifern kamen. Ob sie Zweitwaffen hatten. Womit sie sonst kämpften. Er hatte einen Blick auf etwas erhaschen können, was wie eine Klinge aussah, aber sicher sein konnte er sich nicht.

Eine Kugel hatte den Kutscher getroffen. Josiah hatte ihn nicht sterben sehen, doch nun lag er zusammen gesackt dort. Die Leinen glitten durch seine Finger und verwickelten sich um das Bein des Rappen, der hektisch anfing, nach hinten auszutreten. Der Wagen mit all dem auf ihn erbebte. Josiah fluchte zwischen zusammengebissenen Zähnen. Die Kutsche vor ihnen war noch wo sie war, aber das Handpferd schien zur Seite hin ausweichen zu wollen. Von der Kutsche an der Front sah er hingegen nur noch das holpernd sich von ihnen entfernen. Ob und wer noch auf ihr saß konnte er nicht erkennen. Bedeutete dies, dass Alex und Trevor aktuell nicht Kampfeinsatzbereit waren? Alles nur Ratereien.

Josiah ging in die Knie, wich ein paar Schritte zur Seite aus. Er würde den Wagen nach hinten umrunden müssen. Es war anzunehmen, dass die Angreifer genau wussten, wer von ihnen wo war – was wiederum bedeutete, dass sie wussten, dass er hier war, und mit ihm rechnen würden. Doch er hatte keine andere Möglichkeit, als mit den Karten zu spielen, die sie ihm gegeben hatte. Mit denen sie rechnen würden. Nicht auf der Basis der Informationen, die ihm zur Verfügung standen. Sich vor die Pferde zu begeben und nach vorne vorzurücken barg noch mehr Gefahren und unkalkulierbare Möglichkeiten.
Geduckt eilte Josiah die Länge des Wagens entlang. Für einen kurzen Moment überlegte er, sich unter ihn zu begeben, doch die hektischen Bewegungen der Pferde in seinem Augenwinkel verscheuchten den Gedanken so schnell wie er gekommen war. Innerhalb von wenigen Atemzügen war er an der hinteren Achse angelangt, auf der Rückseite des Wagens, und lehnte seinen Oberkörper an das Holz. Das Wurfmesser hatte sich wie von allein in seine Hand zurückgefunden. Ein kurzer Blick unter den Wagen hatte ihm verraten, dass hier noch niemand auf ihn wartete.

Kurz nahm er sich einen Moment zum Durchatmen, Horchen und Achten. Der Wagen in seinem Rücken erbebte erneut. Er hatte noch die Gunst des Schutzes auf seiner Seite, aber er hatte immer noch kein Ass auf der Hand. Er war immer noch im Nachteil. Sie wussten wahrscheinlich genau, wo er war. Der Wagen gab zwar Deckung, aber wirkte kaum Versteckend. Unter Umständen wartete einer von ihnen nur darauf, dass er den Kopf auf der ein oder anderen Seite hervorstreckte. Er hingegen war immer noch blind.
Einatmen. Ausatmen. Josiah sah die Straße entlang, die sie gekommen waren. Den friedlichen Weg gesäumt von den malerischen Lavendelfeldern. Einatmen. Ausatmen. Sein Herzschlag beruhigte sich. Er hatte immer noch seine Handlungen unter Kontrolle, und das war alles, was er brauchte.
Josiah streckte den Kopf zur Seite, und zog ihn prompt wieder zurück, als ein Schuss in das Holz über ihn einschlug. Es regnete Splitter. Doch der kurze Blick hatte gereicht, um sich halbwegs ein Bild von dem zu schaffen, was da vor ihnen geschah.
"Zayrim!"
[Lavendelallee | am Heck des dritten Wagens]
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Ihre Nackenhärchen kribbelten bei Jóns Worten. Wurden jäh von einem kaum vernehmbaren Brummen begleitet, das im Lärm der Straße verschwand, während sie sich an ihm vorbei in Richtung ihres Verfolgers durch die Stände bewegte. Wenn sie ehrlich zu sich war, schrie für sie nichts an dieser ganzen Situation nach „harmlos“.  Es gab andere Wege, um sich mit ihnen zu unterhalten, als sich in einen blickdichten Mantel zu hüllen, das Gesicht für aller Augen zu verstecken und sich demonstrativ verfolgen lassen zu wollen.

“Sind wir schonmal zwei.“, entgegnete sie dem hochgewachsenen Mann neben sich, ohne einen Blick von dem Mantelende zu lassen, der um die nächste Ecke eines Standes bog.

“Wie wäre es mit einer  kleinen List?“ Für einen kurzen Moment zuckten die dunklen Augen zur Seite und offenbarten Jón ein verheißungsvolles Funkeln. “Mal sehen wie gut sich unser Verfolger schlägt, wenn wir ihm den Weg abschneiden. Was meinst du?“

Verteidigung war vielleicht für andere der beste Angriff. Doch für die Nordskov war still halten und abwarten kein Grund für Erleichterung. Die Zügel selbst in der Hand halten – das entsprach mehr ihrem Gusto.

[Markplatz | Jón und Verfolger]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
Während sich der Junge unwillig erhob und Richtung Treppe davon stapfte, warf Lucien dem blonden Hünen neben sich einen Seitenblick zu, den zunächst ein fragender Ausdruck und gleich darauf ein flüchtiges Schmunzeln begleitete. Ob er Ceallaghs Worte richtig deutete, wusste Lucien in diesem Momen nicht, doch er fühlte sich unwillkürlich an seine eigene Kindheit erinnert. An einen Jungen unter dem harschen Befehl des eigenen Vaters, der sich wenig um die Befindlichkeiten seines Sohnes scherte und auch den Rest seiner Mannschaft mit eiserner Hand führte. Der 21-Jährige konnte sich an keinen Tag seines Lebens auf Kelekuna erinnern, an dem der Ton ihm gegenüber nicht ähnlich kalt und rau gewesen war.
Und doch schürte die Erinnerung daran kein Mitleid in ihm. Denn dieser Junge war er schon lange nicht mehr – und er wäre nicht der, der er jetzt war, wäre es ihm damals anders ergangen. Gedankenverloren kehrte sein Blick zu dem Kind zurück, das schließlich durch die Tür am oberen Ende der Treppe verschwand und wieder bannte das, was auch immer sich dahinter befand, mit unvergleichlicher Macht seine Aufmerksamkeit. Für wenige Momente schlug sein Herz schneller, trieb das Blut begierig durch seine Adern und Ungeduld bemächtige sich seiner, die er nur mit Mühe nieder kämpfen konnte.
Mit einem sachten Kopfschütteln wandte er sich ab, hatte derweil nicht einmal den Blick bemerkt, mit dem der Türsteher Soula musterte, geschweige denn die Worte mitbekommen, die den Piraten insgesamt gegolten hatten. Lediglich Ceallaghs leise Bemerkung dicht neben ihm drang zu dem jungen Captain durch und entlockte ihm ein weiteres Schmunzeln. Dieses Mal sichtlich amüsiert, wenn auch leicht haifischartig.

Sei dir seiner lieber nicht zu sicher. Er würde ohne zu zögern die Seiten wechseln, wenn Riegan ihm nur mehr Geld bietet, als wir es tun.

Was, nebenbei bemerkt, nicht sonderlich viel war. Dass Zairym loyal zur Mannschaft stand, hatte wahrscheinlich mehr mit dem verlockenden Gefühl von persönlicher Freiheit zu tun, als mit lukrativer Beute. Und niemand wusste, wie lange dieses Gefühl für den Söldner seinen Reiz behielt.

Es dauerte keine drei Minuten, bis der blonde Junge wieder auf der Treppe erschien und mit deutlich beschwingteren Schritten als zuvor nun auf die Piraten zuhielt. Der junge Captain verschwendete allerdings keinen weiteren Gedanken an ihn, sondern kreuzte nur für einen Sekundenbruchteil Ceallaghs Blick, bevor er bestätigend nickte und dem Kind folgte. Zumindest die erste Hürde war damit geschafft. Der Kontaktmann des Hayes, den er aus den Untiefen seines eingestaubten Netzwerks hatte ausgraben können, hatte es tatsächlich fertig gebracht, ein Treffen zu arrangieren. Der Rest oblag nun ihnen dreien.
Sie betraten die Treppe, passierten die ersten Wachen, ohne, dass sich ihnen jemand in den Weg stellte. Lucien musterte sie nur kurz, flüchtig, aus den Augenwinkeln, ehe sein Blick zu Soula hinüber wanderte und seine zielgerichtete Aufmerksamkeit damit überspielte.

Nicht nur das“, erwiderte er mit einem sachten Lächeln, bevor er fortfuhr: „Wenn wir es geschickt anstellen, eröffnet sich uns hier auch der Zugang zu einem wirklich gewinnbringenden Geschäftszweig.“ Einen kurzen Moment lang zögerte er, wartete, bis sie sich weit genug von den Wachmännern entfernt hatten und senkte dann die Stimme. „Ich habe eine Bitte an dich. Sollte Riegan dich zu einem kleinen Spiel auffordern, steig drauf ein. Ich habe so das Gefühl, er wird deutlich zugänglicher, wenn du es schaffst, ihn zu beeindrucken.

Nur einen Moment später passierten sie die Tür am oberen Ende der Treppe und folgten dem kurzen Flur, der sie zu Claude Riegans persönlichem ‚Thronsaal‘ führte. Und nicht anders ließ sich der Raum beschreiben, den sie daraufhin betraten. Wenn Ceallagh der subtile Reichtum bereits in der unteren Etage aufgefallen war, dann war er jetzt kaum noch zu übersehen. Holzvertäfelte Wände, goldgerahmte Gemälde an den Wänden, glänzende Tische aus raízuner Edelholz – und nicht zu übersehen: Die lange Kommode, die die gesamte Wand hinter Riegans Schreibtisch einnahm und stolz eine beeindruckende Anzahl verschiedenster Kostbarkeiten zur Schau stellte.
Das erste, was Lucien dabei ins Auge stach, war ein etwa unterarmgroßes goldenes Ei mit sanft geschuppter Oberfläche, das ihn unweigerlich an Calwahs Echsenhaut denken ließ. Und von einem Moment auf den nächsten flammte in ihm der Wunsch auf, dieses Ei genauer in Augenschein zu nehmen. Nur ein bisschen näher heran. Nur einen kurzen Blick riskieren. Doch er zwang sich, seine Aufmerksamkeit weiterwandern zu lassen.
Unmittelbar neben dem Ei reihte sich ein Artefakt an das nächste und die Palette reichte von einer juwelenbesetzten Krone über eine Reihe archaisch geformter Statuen bis hin zu einem Stapel in roten Samt gehüllter Bücher mit glänzendem Goldschnitt, deren Titel mit ebenfalls goldener Prägung in den Rücken gestanzt worden war. Allerdings ließ sich auf die Entfernung nicht erkennen, was dort stand, zumal sich immer wieder die massige Gestalt eines Leibwächters direkt davor schob, der unmittelbar hinter dem Schreibtisch seines Bosses Stellung bezogen hatte. Zwei Wächter vor der Tür, einer im Raum. Zusätzlich saßen an zwei der vier Tische fünf wohlhabend gekleidete Männer und taten so, als interessierten sie sich für nichts anderes, als ihr Spiel, während sie angestrengt dem kommenden Gespräch lauschten.
In diesem Moment erhob sich Riegan von seinem Stuhl und breitete mit dem Lächeln eines Geschäftsmannes die Arme zur Begrüßung aus.

Meine Herren – meine Dame“, an dieser Stelle verneigte er sich dezent vor Soula und schenkte ihr einen Blick, der zumindest den Bruchteil einer Sekunde zu lange dauerte, um von anständigen Absichten zu künden. Dann wandte er sich wieder an die Gruppe insgesamt. „Nun, ein – wie mir scheint – gemeinsamer Freund hat mir berichtet, dass Sie ein Angebot für mich haben und ich gestehe, ich bin recht neugierig. Aber darf ich Ihnen zunächst etwas zu trinken anbieten, bevor wir uns den Geschäften widmen? Ich würde mich freuen, Sie zunächst ein bisschen kennenzulernen. Wie wäre es mit einem Glas Wein?

Wie selbstverständlich davon ausgehend, dass seine Gäste ihm zustimmen würden, richtete er den Blick auf Cole und nickte auf die gegenüber liegende Seite des Raumes zum Kamin. „Würdest du uns vier Gläser aus der Vitrine dort drüben holen, mein junger Freund?

[Ostya - nördliches Hafenviertel | zunächst im Schankraum, dann in Riegans Salon | mit Soula, Ceallagh und Cole]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2017
Das Hin und Her der Karten hörte für einen Moment auf, als der Mann den Blick auf sie richtete und der verwirrte, genervte Gesichtsausdruck schnell wieder verschwand. Lissa neigte leicht den Kopf, während sie die Hände um die Kante des improvisierten Tisches klammerte und schließlich ihr Kinn darauf abstützte. Aus ihrem Blick sprach Verwirrung, denn es war sicher nicht ihre Absicht gewesen, den Mann vor ihr zu verführen. Wie sollte sie das auch tun? Keine ihre Waren war hier, die sie ihm hätte anbieten können, um ihm den Kauf – oder eher das Mitnehmen – schmackhaft zu machen. Aus diesem Grund ergaben seine Worte keinen Sinn. Ebenso wenig seine weiteren Worte, denn sie wusste auch ohne seine Hilfe, dass sie eine spannende Nacht vor sich haben würde. Eine Geschichte über eine Reise zu einem dampfenden Berg, einen Ring und viele verschiedene Wesen wartete darauf, dass sie sie endlich fertig las, bevor jemand anderes das Buch für sich einforderte. Und wenn sie darüber nachdachte, dann hatte sie an einer sehr spannenden Stelle aufhören müssen zu lesen. Doch statt ihm zu verraten, was sie später erwarten würde, wenn das Kribbeln in ihrem Nacken endlich nachgelassen hatte, drehte sie den Kopf und sah, dass nach ihr jemand Neues gekommen war. Eine junge Frau, neugierig und gleichzeitig unentschlossen, wartete vor dem Zelt.
Lissa neigte den Kopf, musterte die Frau kurz, bevor sie sich wieder abwandte und dem Mann an dem Tisch ein Lächeln schenkte. Er hatte ihre unterschwellige Frage nicht beantwortet, warum er gelogen hatte, aber vielleicht konnte sie es herausfinden, wenn sie ihn, wie er es nannte, „arbeiten“ ließ. Also stieß sie sich leicht von dem Tisch ab und erhob sich in einer geschmeidigen Bewegung, bevor sie einen leichten Schritt zurücktrat.

Natürlich lass ich dich arbeiten, Hübscher. Ich bin neugierig, wie du ihr die Karten legen wirst.

Sie zwinkerte ihm zu und machte keine Anstalten, sich von seinem Stand wegzubewegen. Stattdessen hob sie die Hand und machte eine auffordernde Bewegung, um die andere Frau zum Näher kommen zu bewegen.

Komm ruhig näher, Liebchen. Lass dir doch auch die Karten legen.

[Ostya - nördlicher Marktplatz | In der Menschenmenge um Arics Zelt]


Lissa Emandín
gespielt von Spielleitung
Alter 24 Jahre
Beruf reisende Händlerin
Größe und Gewicht 1,69 m & 59 kg
Augenfarben braun
Haarfarbe rotbraun
Merkmale beeindruckend schlechtes Gedächtnis
Status aktiv


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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Ein Grinsen ruhte auf ihrem Gesicht und sie zuckte nur gelassen und nichtssagend mit den Schultern. Als würde sie Shanaya verraten, dass es sie überhaupt nicht störte, als blutrünstig zu gelten, wenn sie beide ihren Hintern damit aus einer brenzligen Situation retten konnten, oder gar, dass sie in der Tat vor hatte, der Dunkelhaarigen die nächsten Monate mit dem Wort ‚Schätzchen‘ auf die Nerven zu gehen. Manche Dinge musste man nicht aussprechen, man schwieg und genoss sie einfach. Genauso wie die Tatsache, dass sie nun endlich aus diesem Laden verschwinden würden. Shanayas Liebe zu Karten in allen Ehren, aber Talin war es wirklich wohler, wenn sie sich wieder in der Menschenmenge verstecken konnten. Auch wenn der Einwand der Jüngeren die Blonde aufhorchen und das andere Mädchen mustern ließ. So vollbepackt, wie sie war, währe es sinnvoller, sie würden erst zum Schiff gehen und dabei aufpassen, dass ihnen niemand weiter folgte – nur um sicher zu gehen. Genau das war es auch, was sie ihr sagen wollte.
Doch bevor Talin den Mund aufmachen konnte, hörte sie etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Das Leise knarren einer Tür, das Geklapper von Geschirr. Verwirrt sah sie sich um, konnte nicht entdecken, bis sie ihren Kopf hob und oben im Obergeschoss einen Mann entdeckte, der sie und die ganze Situation noch nicht bemerkt hatte. Jaaaaa. Mist?
Ihre Gedanken rasten. Wäre es eine Geschichte, könnte sie so schnell wie der Blitz losstürmen, die Treppe nehmen und den Mann ebenso mit einem Schlag außer Gefecht setzen, wie die alte Dame. Doch das hier war kein Märchen und sie würde es niemals rechtzeitig schaffen, ohne dass er sich nicht zur Wehr setzen würde. Was blieb ihnen dann noch? Ihn erschießen? Auch wenn die Straßen vor dem Laden belebt waren, wäre ein Schuss mit ziemlicher Sicherheit zu hören. Also blieb nur noch eines...
Talins Gedanken setzten aus, als der Mann sie schließlich entdeckte, die Situation in sich aufnahm und mit Hilfe seiner bewusstlosen Arbeitgeberin und der leeren Vitrine schnell darauf schließen konnte, wer die beiden Frauen waren. Sein Schrei riss Talin aus der Starre. Sie stieß ein paar sehr unschöne Flüche aus, darunter auch über ihr Pech, dass sie sich nur über die alte Dame Gedanken gemacht hatten, sie könnte wieder aufwachen. Statt sich weiter einer Tat beschuldigen zu lassen, die sie eindeutig begangen hatten, oder dem Mann Zeit zugeben, sie in irgendeiner Form dingfest zunehmen, packte sie Shanaya beim Handgelenk und zog sie leicht. Zum Glück war die Tür und damit die Sicherheit der Straßen nicht fern. Dennoch konnte sie sich einen Kommentar nicht ganz verkneifen, als sie die Tür aufriss und die Dunkelhaarige vor ließ, bevor sie ihr nach draußen folgte.

Ich fürchte, du wirst doch nicht so schnell hierher zurückkommen können.

Und statt, wie sie eigentlich geplant hatte, den Weg zum Schiff einzuschlagen, nahm sie die Beine in die Hand und lief in Richtung Markt, um dort für den Moment untertauchen zu können. Zu unsicher der Gedanke, ihnen könnte jemand folgen und sie bei der Sphinx aufgreifen.

[im Kartenladen, dann auf den Straßen Ostya Richtung Markt | mit Shanaya]
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