Das Team der Inselwelten heißt euch herzlich Willkommen und steht euch bei allen Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Bei den Piratenoberhäuptern findet ihr eine helfende Hand für eure Fragen.
Die Zahl in Klammern gibt an, wie viele Tage der Charakter bereits an der Reihe ist (ab 7 Tagen). Ist die Zahl hellgrau unterlegt, ist das Mitglied aktuell abgemeldet. Aktuell: 10.11.
Cole O Shea ist alt und wurde unter den Sternen der Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf Keine Angabe Streifzügen in Tavernen.
29.06.1822, später Vormittag
Südlicher Marktplatz in Ostya
Eine ganze Woche lang war Cole nun schon zwölf Jahre alt – ohne es bemerkt zu haben. Erst am Morgen hatte er zufällig ein Flugblatt mit einem Datum gesehen und daraus äußerst scharfsinnig geschlussfolgert, dass er wohl Geburtstag gehabt haben musste.
Geburtstage waren für den Blonden noch nie von besonderer Bedeutung gewesen. Man konnte schließlich nichts dafür, an welchem Tag man in diese Welt gestolpert war. Außerdem waren Geburtstage in dem Waisenhaus, in dem er seine jüngsten Jahre verbracht hatte, immer ziemlich mau gewesen. Als Geburtstagskind durfte – oder vielleicht besser musste – man beim Mittagstisch oder Abendbrot ein Gedicht vortragen. Hatte man das besonders fein gemacht, bekam man zur Belohnung einen zweiten Nachtisch. Außer natürlich, man hatte bis zum Abendessen warten müssen. Dann gab es bestenfalls einen Extralöffel Marmelade fürs Brot. Ziemlich mau also. Cole hatte seine Gedichte immer zum Abendessen vortragen müssen. Und rein zufällig gab es an diesen Tagen auch nie die süße rote Marmelade, sondern bloß bitteres Pflaumenmus. Irgendwann gab es dann stattdessen auch nur noch Schellen für den Blonden. Mochte daran liegen, dass er angefangen hatte, derlei Verse vorzutragen, die eine fromme Erzieherin nicht aus einem Kindermund hören wollte.
An diesem Morgen aber hatte Cole aus irgendeinem Grund beschlossen, die alte Tradition noch einmal aufleben zu lassen. Vielleicht, weil er die Lust nach etwas Süßen verspürt hatte. Nach dem Aufstehen hatte er leise für sich ein Gedicht aufgesagt – ein unfrommes selbstverständlich – und befunden, dass er das sehr fein gemacht hatte. Und jetzt würde er sich, wie es sich gehörte, selbst für diesen Erfolg belohnen.
Auf dem Markplatz vor dem Rathaus herrschte am Vormittag bereits reges Treiben – sofern man bei der winzigen Stadt, in der er sich befand, überhaupt von „regem Treiben“ reden konnte. Zumindest waren genug Menschen da, um in der breiten Masse relativ unbemerkt zu bleiben. Cole hatte ein Auge auf einen kleinen Stand im Zentrum des Marktes geworfen, der neben allerlei Süßgebäck auch kleine Küchlein anbot, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Was den Blonden allerdings von einer extra Portion süßer Buttercreme trennte, waren die wachsamen Augen einer rundlichen Verkäuferin. Und wenn ihn nicht alles täuschte, hatte genau diese gerade, wenn auch nur für einen Sekundenbruchteil, seinen geifernden Blick bemerkt. Schlechte Vorraussetzungen, wenn man vorhatte, einen Frühstückskuchen zu erstehen, ohne dafür zu bezahlen. ‚Taktischer Rückzug‘, hörte Cole sich in Gedanken selbst ordern, während er, zwischen Passanten hindurchflitzend, mehr Distanz zwischen sich und der Kuchenfrau aufbaute und schließlich gänzlich aus ihrem Sichtfeld verschwand.
Obwohl er bereits wusste, was er darin finden würde, ließ Cole eine Hand in den zerransten Lederbeutel an seinem Gürtel gleiten. Seine Fingerspitzen ertasteten den Rest Seife, mit der er sich am Morgen das Gesicht gewaschen hatte, jedoch, wie erwartet, keine Münzen. Aber wenn er sich so umsah, hatte er bereits eine sehr genaue Vorstellung davon, wie sich etwas Kleingeld dazuverdienen konnte. Ihm schwebte ein kleines Spiel vor, welches er schon öfter gespielt hatte. In Ostya aber war man noch nicht auf seine Farce vorbereitet, was ihm sicherlich einen zusätzlichen Vorteil verschaffen dürfte.
Nach außen hin nahm Coles Blick eine zunehmend besorgte Miene an, während seine Augen hektisch durch die Menschenmenge huschten. Innerlich aber suchte er in aller Ruhe nach einer geeigneten Gelegenheit. Dann machte er einige Schritte nach links, vollführte danach eine Kehrtwende und lief in die andere Richtung, ehe er schließlich in einen vermeintlich planlosen Trab verfiel. Während er lief und dabei allmählich an Tempo zunahm, streifte ihn kurzzeitig der Gedanke, wie lange man ihm diese Vorstellung wohl noch abnehmen würde. Immerhin war er nun zwölf Jahre alt und beinahe zu groß für die Verlorenes-kleines-Kind-Nummer. Für den Moment aber, musste er es einfach darauf ankommen lassen, denn auch wenn sein Blick nicht nach vorne, sondern irgendwo in die Weltgeschichte gerichtet war, wusste er sehr genau, dass ihn nur noch wenige Schritte von seinem Ziel trennten.
Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Shanaya ließ den Blick halb interessiert umher schweifen, ohne ein wirkliches Ziel im Kopf. Es fiel ihr schwer, sich wirklich auf etwas zu konzentrieren. So viele Gedanken kreisten in ihrem Kopf, ein innerer Kampf zwischen Schmerz und irgendeiner zähen Form von Akzeptanz. Akzeptanz, weil sie es nicht ändern konnte, nichts an ihrer Situation. Für diesen Moment hatte die junge Frau ihre Angst unter Kontrolle, ließ sich nicht von diesem Gefühl einnehmen. Auch, wenn sie sich nie vollkommen verdrängen ließ. Was konnte sie sich also für eine Ablenkung suchen? Das kleine Küchlein in ihrer Hand half nur minimal, zudem waren nur noch zwei kleine Bissen davon übrig. Was sollte sie also danach unternehmen? Noch hatte sie kein bekanntes Gesicht entdeckt – und Shanaya war sich nicht einmal sicher, ob sie von jemand Bekanntem Gesellschaft wollte. Eine schwierige Situation, in der sie nicht wirklich sagen konnte, was genau sie wollte. Und das war für die Schwarzhaarige so ungewohnt wie beängstigend. Sie konnte mit allem umgehen, ihr war doch nie ein Weg zu weit und kein Berg zu hoch gewesen… und jetzt kämpfte sie gegen dieses Chaos in ihrem Inneren, in ihrem Kopf, in ihrem Herz. Der Kuchen, um diese Gefühle zu verdrängen, konnte gar nicht groß genug sein.
Mit einem plötzlichen Ruck blieb Shanaya stehen, steckte den letzten Rest Kuchen in ihren Mund und kaute nachdenklich darauf herum, während die blauen Augen beinahe suchend über ihre Umgebung schweiften. Die Frau ignorierend, die durch ihre abrupte Handlung ausweichen musste, und ihr jetzt einen vorwurfsvollen Blick zu warf. Shanaya schluckte, fuhr sich dann mit der frei gewordenen Hand durch die schwarzen Haare und seufzte leise. Sie wollte sich ablenken – wusste nur beim besten Willen nicht, wie. Also nahm sie die zweite Hand dazu, fuhr sich mit beiden durch die Haare. Vielleicht konnte ihr Alkohol helfen? In der richtigen Taverne störte sich niemand daran, wenn um diese Uhrzeit schon jemand vollbetrunken auf seinem Stuhl hing. Aber irgendwie… Hm.
Aus den Augenwinkeln erkannte die junge Frau ein Kind, das scheinbar ein wenig verwirrt war, nach irgendetwas zu suchen schien. Shanaya hob leicht eine Augenbraue, betrachtete den Jungen einige Momente, ehe sie mit den Schultern zuckte und kurz prüfte, ob ihre Tasche so über ihrer Schulter hing, dass es schwieriger war, daran zu kommen. Nur langsam setzte sie sich dann wieder in Bewegung, grübelte darüber, ob sie sich noch etwas anderes zu Essen besorgen sollte.
Cole O Shea ist alt und wurde unter den Sternen der Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf Keine Angabe Streifzügen in Tavernen.
‚Neun, acht, sieben…‘, zählte Cole die Schritte ab, die zwischen ihm und seinem Opfer verblieben. Nur einen kurzen Blick hatte der Blonde in diese Richtung schweifen lassen, um die Distanz abzuschätzen und seinen Kurs zu korrigieren. Er hatte beinahe freie Bahn und dennoch genug Menschen um sich herum, dass ein Zusammenstoß gerechtfertigt wäre. ‚Sechs, fü-…‘
Uff! Der Stoß, den Cole einstecken musste, kam viel härter und vor allem viel früher als erwartet! Einige Schritte lang musste er mit dem Gleichgewicht kämpfen, während er sich im Lauf umwandte, um zu sehen, was ihn gerammt hatte. Tatsächlich hatte er die junge Frau mit den langen dunklen Haaren, in deren Ellbogen er soeben unsanft mit der Schulter hineingelaufen war, bereits im Vorfeld wahrgenommen. Allerdings befand sie nicht da, wo sie eigentlich hätte sein sollen. Oder hatte er sich etwa verschätzt? Ein Hauch von Nervosität trieb in die meergrünen Augen – echte Nervosität diesmal, keine gespielte. Irgendwo hinter seinem Rücken hörte er das leise Klimpern von Münzen und er hatte es ziemlich eilig gehabt, genau dort hinzukommen. Der unverhoffte Zusammenstoß aber hatte nicht nur seinen Lauf gebremst, sondern auch seinen Plan durcheinander geworfen.
„Äh… ‘tschuldigug!“
Seine Worte waren eher ein lautes Stammeln, das von einem heiseren Atmen begleitet wurde, während versuchte, nun beinahe rückwärts laufend, wieder an Tempo zuzulegen, um auf den letzten zwei Schritten noch etwas mehr Kraft aufzubringen. Viel half es jedoch nicht mehr. Der zweite Zusammenstoß war nahezu sanft. Ein erstickter Aufschrei drang leise an seine Ohren, ehe sich ein Paar Hände schützend um seine Schultern legte. Kein Anzeichen von Münzen, die auf Pflasterstein fielen. Dreck!
‚Alles in Ordnung? Du musst aufpassen, Junge!‘, hörte Cole eine Frauenstimme in seinem Nacken, halb im Schock und doch mit wohlwollender Wärme in den Worten. Der Blonde windete sich zwischen den sich lösenden Händen um und blickte in besorgte Augen, ehe sein Blick zu Boden huschte, nur für den Fall, dass die Frau nicht doch etwas verloren hatte – hatte sie nicht. Mistdreck! Was nun?
„Tut mir so leid! Ist Ihnen auch nichts passiert, Ma’am?“
Cole ratterte die Worte herunter so höflich er konnte, während er innerlich fluchte. Nicht nur war sein Versuch fehlgeschlagen, die Frau war auch noch so nett zu ihm, dass es ihm nun beinahe leid tat, dass er ihre Münzen stehlen wollte. Aber dafür war es nun ohnehin zu spät. Kackdreck! Scheißdreck!
Ohne weitere Erklärungen entschied sich der Blonde abermals für den Rückzug, ohne einen letzten Blick an das Geschehen hinter seinem Rücken zu verschwenden. Ein leises Schnaufen verließ seinen Rachen, während er seine Gedanken sammelte und feststellte, dass sein Oberarm ganz schön pochte. Und außerdem knurrte nun auch noch sein Magen. Toller Geburtstag!
Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Zufrieden hob Shanaya die Arme etwas an, reckte sie für einige Momente in Richtung Himmel, ehe eine Hand wieder sicher an ihre Tasche sank. Nicht so panisch, als ob sie ihr jemand entreißen würde – viel mehr einfach nur sichernd. Sie hatte fast die Höhe des verwirrten Jungen erreicht, als dieser mit einer Frau zusammen stieß. Die gesprochenen Worte drangen nicht zu Shanaya durch, sie kümmerte sich einfach nicht darum. Sie wollte an den beiden vorbei gehen, ließ den blauen Blick dennoch kurz zu den beiden wandern. Ihr Blick traf den der Frau für einige Momente. Für die Schwarzhaarige nicht wichtig, sie wollte sich schon wieder umwenden, ihres Weges gehen. Der Fremden hatte dieser Moment wohl gereicht, um sie zu erkennen, zumindest glaubte sie daran. Shanaya blieb nicht stehen, auch als die Stimme der Fremden an ihr Ohr drang.
„Miss… warten Sie, bitte. Ich glaube, ich kenne Sie!“
Shanaya, nun halb mit dem Rücken zu ihr stehend, schloss einen Moment die Augen, atmete tief durch. Ja, es war gut möglich, dass sie ihr Gesicht erkannte. So schlecht war ihre Zeichnung auf ihrem Steckbrief nicht. Nur hatte sie in diesem Moment nicht wirklich Lust, erkannt zu werden. Auch wenn ein schneller Blick ihr verriet, dass immerhin keine Soldaten in der Nähe waren. Aber wer wusste schon, wer in den Ecken der Gasse dieser Straße herumlungerte? Ein charmantes Lächeln aufgesetzt, wandte die Schwarzhaarige sich also herum, zuckte mit den Schultern und spiegelte auf ihrem Gesicht die Unschuld in Person wieder.
„Ich glaube nicht, dass wir uns kennen. Aber ich würde in letzter Zeit öfter mit dieser gesuchten Person verwechselt, sie könnte wirklich meine Schwester sein. Aber seien Sie sich gewiss, ich bin eine ehrbare Bürgerin dieser Stadt und habe nichts mit derlei kriminellen Machenschaften am Hut.“
Vielleicht glaubte die Frau ihr, vielleicht auch nicht. In ihrem Gesicht lag jedenfalls Skepsis. Shanaya warf ihr noch ein gutmütiges Lächeln zu, drehte sich dann wieder um. Selbst, wenn die Fremde ihr glaubte… vielleicht sollte sie für den Moment runter von den gut gefüllten Straßen.
„Junge, pass in Zukunft besser auf. Und jetzt geh, ich muss etwas überprüfen.“
Mit einem letzten Blick zu Shanaya machte die Fremde sich auf – und Schwarzhaarige konnte sich denken, was genau sie überprüfen wollte. Es verließ also nur ein leises Seufzen ihre Lippen, ehe sie mit wachsamen Augen nach einem Weg weg von hier suchte. Gut, sie wollte jetzt vielleicht weit weg von dieser Frau kommen.
Cole O Shea ist alt und wurde unter den Sternen der Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf Keine Angabe Streifzügen in Tavernen.
Er hätte vermutlich weghören sollen. Die Unterhaltung zwischen zwei Fremden ging ihn schließlich nichts an. Jedenfalls nicht, solange sie keine relevanten Informationen für den Jungen enthielt. Andernfalls war es natürlich durchaus praktisch, dass Cole stets mit gespitzten Ohren durch die Straßen lief. So manch einer würde kaum glauben, was man auf diese Weise alles aufschnappen konnte. In der aktuellen Situation jedoch, in welcher der Blonde es eigentlich darauf abgesehen hatte, sich so schnell und unbemerkt wie möglich davonzustehlen, war seine Neugier eher hinderlich. Oder sein gutes Gehör. Oder beides.
Cole hatte der Frau, die ihn eben noch so freundlich gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, längst den Rücken gekehrt und hatte keine Ahnung, mit wem sie sich unterhielt. Es wäre ihm auch vollkommen egal gewesen, wenn nicht die Antwort der angesprochenen Person in kurz aufhorchen ließ. Es war nicht einmal ein innerer Disput zwischen Vernunft und Wissensdrang, sondern vielmehr ein Reflex, völlig automatisch, der den Jungen nun doch einen Blick über die Schulter werfen ließ. Und hätte nicht eine Verkettung unglücklicher Zufälle dazu geführt, dass er die Angesprochene kannte – sie waren immerhin einmal flüchtig aufeinandergestoßen, damals vor einer Minute – er hätte es vermutlich einfach auf sich beruhen lassen. Nur, dass ihm jetzt auch noch die Worte eines alten Freundes wieder einfielen, dass man zusammenhalten müsse, ganz besonders dann, wenn man Dinge tat, die dazu führten, dass dein Porträt eines Tages einen Steckbrief zieren könnte. Ob es das im Falle seiner Aufprall-Partnerin tatsächlich tat, wusste Cole natürlich nicht. Nicht sicher zumindest, auch wenn ihre Antwort eigenartig spezifisch war. Wessen er sich allerdings sehr sicher war, war dass die andere Frau – die freundliche – sie dessen verdächtigte. Das war deutlich aus ihren letzten Worten zu hören, die sie offenbar noch an ihn gerichtet hatte, ohne bemerkt zu haben, dass er längst nicht mehr neben ihr stand.
In der Viertelsekunde, in der sich beide Frauen voneinander abwandten, kaute Cole unschlüssig auf seiner Unterlippe herum, zog scharf die Luft ein und kam zu keinem Schluss, ob das, was in seinem Kopf herumschwirrte klug oder überhaupt notwendig war. Und dann rannte er trotzdem los. Vorbei an der freundlichen, misstrauischen Frau und genau in Richtung der vermeintlichen Kopfgeldträgerin.
„Schwesterherz!“
Er hätte auch ‚Mama‘ sagen können, aber dafür wirkte sie dann doch noch etwas jung – oder Cole zu alt. Aber den kleinen, verirrten Bruder konnte er wohl noch spielen. Um klar zu machen, dass er auch wirklich sie meinte, fiel er der Dunkelhaarigen im nächsten Schritt kurzerhand in die Arme, nur um sich dann wieder zu der anderen Frau umzudrehen.
„Vielen Dank, dass Sie meine Schwester gefunden haben! Ich habe sie schon überall gesucht!“
Man hätte Cole in diesem Moment nicht fragen dürfen, warum er das hier machte. Und wenn man es doch tat, hätte er vermutlich seinen Geburtstag als Grund vorgeschoben. So oder so war sein verzweifelt-erleichterter Gesichtsausdruck durchaus publikumsreif. Blieb zu hoffen, dass er auch die misstrauische Frau überzeugte. Aber wer so einen niedlichen kleinen Bruder hatte, konnte ja wohl keine schlimmen Dinge tun, oder?
„Wollen wir nach Hause gehen? Mutter wartet sicher schon.“
Worte, deren Bedeutung Cole nie verstehen würde, aber er war gut darin, sie nachzuplappern. Seine Hand griff nach dem Unterarm der jungen Frau und er machte Anstalten, sie einfach wegzuziehen, bevor sie sich noch selbst verraten konnte. Nur bis zur nächsten Ecke. Dann hätte er seine gute Tat für den Tag vollbracht.
Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Shanaya war niemand, der Ärger und Trubel aus dem Weg ging. Im Gegenteil, man kannte sie vermutlich genau so, immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer, der nächsten Gelegenheit, für ein bisschen Aufruhr zu sorgen. Nur gerade stand ihr nicht der Sinn danach, auch wenn ihr Versuch, die Frau von sich abzulenken, mehr halbherzig als alles andere war. Sollte sie ruhig nach einem Steckbrief suchen und sie für die halten, die sie da auf dem Plakat sah. Bis dahin war die junge Frau schon wieder verschwunden. Und so glaubte sie, ohne einen weiteren Zwischenfall gehen zu können – vielleicht doch noch in irgendetwas eine Ablenkung zu finden, die ihr wirklich half. Vielleicht fand sie ja doch noch einen Kuchen, der groß genug war. Weit weg von irgendeinem Hausweibchen, das sich das große Geld erhoffte.
Der fremde Junge war es, der Shanaya noch einmal aus ihren Gedanken riss, mit einem Wort, welches ihr den Geschmack von Galle in den Mund trieb. Schwesterherz. Es gab in allen Welten nur eine Person, die sie je so genannt hatte – und das nicht in einem liebevollen Ton, wie man es vielleicht erwarten würde. Aber dass Bláyron in diesem Moment nicht in ihrer Nähe war, war der Schwarzhaargen vollkommen bewusst, dennoch huschten die blauen Augen kurz suchend umher, als erwartete sie doch, dieses bekannte Gesicht zu entdecken.
Erst, als der Junge plötzlich viel zu nahe kam, wandte die Schwarzhaarige den hellen Blick wieder herum, hob eine Augenbraue und betrachtete den Jungen, hob dann kurzentschlossen eine Hand und legte sie an seinen Kopf, um ihn von sich weg zu schieben. Sie brauchte dieses Schauspiel nicht wirklich, hob also nur kurz den Kopf, um die Reaktion der anderen Frau zu sehen. Sie war noch verwirrter als zuvor, man sah ihr an, dass sie versuchte, die Informationen zu verarbeiten, die sie gerade bekommen hatte. Der Junge bedankte sich und Shanaya schnaubte nur leise, schüttelte den Kopf.
„Hätte ich dich doch in den See geschubst, als du noch kleiner warst.“
Das Einzige, was sie dazu zu sagen hatte, bevor sie endgültig den Blick von der Fremden abwandte, genau wie von ihrem vermeintlichen Bruder, um ihres Weges zu gehen. Der Blonde packte sie jedoch am Arm, versuchte das Schauspiel noch ein wenig fortzusetzen. Mit einer deutlichen Geste schüttelte die Schwarzhaarige ihren Arm, um die Hand des Jungen los zu werden.
„Sie ist weg, du kannst damit aufhören.“
Sie, Shanaya, in der das Blut einer perfekten Schauspielerin floss, ließ sich eben auch nicht auf alles ein. Und gerade war ihr nicht danach, sie warf dem Blonden also noch einen kurzen Blick zu, prüfend, ob er nun wieder verschwinden würde.
Cole O Shea ist alt und wurde unter den Sternen der Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf Keine Angabe Streifzügen in Tavernen.
Die Ablehnung war nicht gerade eine Reaktion, die Cole unbekannt war. Er hatte längst gelernt, sich nicht viel daraus zu machen. Und trotzdem war da ein klitzekleines Gefühl der Enttäuschung, das an seinem Stolz knabberte, als die Dunkelhaarige ihn barsch abschüttelte. War ja nicht so, als ob er überschwängliche Dankbarkeit erwartet hätte, aber immerhin hatte er ihr geholfen, eine misstrauische Passantin loszuwerden, und wenn es dafür auch kein anerkennendes Nicken gab, dann doch zumindest keine verbale Schelle!
Der Blonde stieß einen langgezogenen Atemzug aus dem Mundwinkel aus, während er einen Moment lang ratlos neben der Dunkelhaarigen stehen blieb. Er hätte natürlich einfach verschwinden können, aber das wäre ja viel zu einfach und würde zu gleich bedeuten, dass er es einfach hinnahm, auf sich herumhacken zu lassen. Stattdessen legte er in einem Anflug spitzbübischer Neugier die Hände in den Nacken und blickte zu seinem neuen Familienmitglied auf Zeit hinauf.
„Hm, Freundlichkeit ist wohl nicht so deine Stärke, aber das ist sicher nicht der Grund, warum sie nach dir suchen, oder?“
Weil die leichte Provokation in dieser Aussage nicht die Überhand nehmen sollte, untermalte Cole diese mit einem freundlichen Lächeln, eher er mit einem beschwichtigenden Schulterzucken fortfuhr.
„Hey, du siehst aus, als hättest du keinen so tollen Tag gehabt. Hatte ich auch nicht, aber zumindest gibt es von mir keinen Steckbrief. Das wäre heute aber auch echt rotz, weil ich nämlich Geburtstag habe. Naja, also nicht heute, aber vor ein paar Tagen. Aber da hab ich’s vergessen also hole ich den jetzt nach. Mit Kuchen und so. Also, zumindest wollte ich das, aber dann bin ich in so eine Frau reingerannt und plötzlich wollte die dich einem Scharfrichter vorführen und dann dachte ich, hey, vielleicht kann ich ihr helfen…“
Während Cole so vor sich hin plapperte, hielt er mit seiner unfreiwilligen Begleitung Schritt, während sein Blick über den Marktplatz schweifte und schließlich an einem kleinen Stand am Rand hängen blieb, an dem neben Eiern auch direkt deren gefiederten Lieferanten in einem kleinen Verschlag angeboten wurden. Dem Blonden stand plötzlich der Sinn nach etwas Aufheiterung und er hatte das Gefühl, dass der Dunkelhaarigen das vielleicht auch nicht ganz schlecht tun würde.
„Hey, willst du was Lustiges sehen? Ich könnte dafür sorgen, dass der ganze Platz hier bald mit Hühnerkacke versaut ist.“
Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Shanaya war immer für ein bisschen Schauspielerei zu haben, für ein bisschen übertriebene Dramatik, die ihr einfach lag wie keinem Anderen. Aber in solch einer Situation? Mit einem Jungen, der noch ein paar Jahre jünger war, als sie selbst? Der ihr auf die Pelle rückte? Aber er schien sich auch nicht einfach abschütteln zu lassen... zumindest plapperte der Blonde sie einfach weiter zu. Erzählte etwas von Freundlichkeit, die angeblich nicht ihre Stärke war. Aber ob sie deshalb nach ihr suchten? Wahrscheinlich.
„Ich bin eine Auftragsmörderin, die sich auf blonde, vorwitzige Jungen spezialisiert hat.“
Die Stimme der Schwarzhaarigen klang vollkommen trocken und nüchtern, sie erwähnte das wie in einem kleinen Nebensatz,ohne auch nur einen Blick zu dem Blonden zu werfen. Zwar glaubte sie nicht, dass er sich davon verjagen lassen würde, aber... einen Versuch war es wert. Und es ging ihn schlicht und ergreifend nichts an, wofür sie gesucht wurde. Immerhin beinhaltete das noch viel mehr Informationen, die sie nicht einfach so heraus gab. Vielleicht sollte sie sich einfach noch so einen kleinen Kuchen besorgen und den Jungen ignorieren? Vielleicht würde das ja helfen.
Und prompt erzählte er von eben solch einem Kuchen – und seinem Geburtstag. Gestern, letzte Woche... oder letzten Monat. Shanaya war sich nicht ganz sicher. Sie hatte ihm nicht die ganze Zeit zugehört... war mit den Gedanken an einem vollkommen anderem Ort. Und bei einem großen Kuchen. Ein leises Seufzen drang über ihre Lippen, während sie die Worte, die sie gehört hatte, in ihrem Kopf zusammen setzte. Er hatte versucht, ihr zu helfen? Wäre er ein wenig älter, wäre sie davon ausgegangen, dass er eine Gegenleistung erwartete... aber so? Sie hatte keine Hilfe gebraucht – und schon gar nicht von so einer halben Portion. Was er dann als Ablenkung vorschlug – so schlecht war ihr Tag bisher gar nicht gewesen, zumindest heute nicht – ließ die Schwarzhaarige nur leicht eine Augenbraue heben. Wenn er Freude daran hätte?
„Tu, was du nicht lassen kannst.“
Nun warf sie ihm einen kurzen Blick aus blauen Augen zu, die ihm zeigen würden, dass sie wenig von dieser Idee angetan war. Immerhin konnte sie dann einen anderen Weg einschlagen und ihres Weges gehen. Allein.
Cole O Shea ist alt und wurde unter den Sternen der Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf Keine Angabe Streifzügen in Tavernen.
Es mochten ein strenger Blick und verhängnisvolle Worte sein, die Coles Neugier bestraften und dafür sorgten, dass der Blonde einen Moment lang den Mund hielt und die Fremde eingehend musterte. Aber die letzte Morddrohung, die er erhalten hatte, hatte sich am Ende schnell als blanke Übertreibung herausgestellt. Was sein Gegenüber damals eigentlich gemeint hatte, war eine ordentliche Tracht Prügel. Die hatte der Junge dann zwar tatsächlich erhalten und ordentlich war sie auch gewesen, aber die eigentliche Drohung war damit nichts mehr als leere Worte gewesen, schließlich lebte er ja noch. Der Gedanke daran entlockte Cole ein amüsiertes Glucksen. Die Dunkelhaarige vor ihm sah indes nicht so aus, als gedachte sie, auf ihre Worte Taten folgen zu lassen – nicht einmal in Form einer Tracht Prügel. Ein kleines Lachen konnte der Junge sich daher nicht verkneifen, als er unbekümmert zu einer knappen Antwort ansetzte.
„Du bist echt schräg.“
Der Blonde erwartet keine Antwort auf diese Aussage, jedenfalls keine, die ihm wohlwollend gestimmt war. Ebensowenig hatte er erwartet, dass sie von seinem kleinen Vorhaben angetan sein würde, auch wenn er insgeheim auf etwas mehr Begeisterung gehofft hatte. Realistischer war vielmehr – und das wusste er im Grunde sehr genau, auch wenn er den Gedanken mit einem innerlichen Schulterzucken abtat – dass sie ihm den Rücken kehrte, sobald er sich auf den Weg machte, und seinem Streich keinerlei Beachtung schenkte. Er mochte es nicht nach außen tragen, aber der Straßenjunge merkte sehr wohl, wenn er unerwünscht war. In dieser Hinsicht hatte er schließlich ausreichend Erfahrung gesammelt und ihm war bewusst, dass seine nächsten Worte gleichzeitig Worte des Abschieds sein würden.
„Es wird lustig, wirst schon sehen!“
Zumindest für einen von ihnen war diese Aussage immernoch wahr, und auf dessen Lippen stahl sich nun ein schelmisches Grinsen, während er in der Menge verschwand, um sich unbemerkt seinen Weg in Richtung des Hühnerverschlags zu bahnen.