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Kapitel 8 - Schleichende Wasser
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
Trevor sah mit strahlenden Augen zu dem Handelsschiff, das ihnen plötzlich so nah war. Vielleicht hatte der Nebel genau dasselbe vor wie er: beide Schiffe in hübsche kleine Glasflaschen zu verfrachten; und schob sie deshalb auf einen Haufen. Konnte Nebel Dinge verschieben? Oder eher Strömungen beeinflussen. Ha, vielleicht gab es doch unter Wasser ein vielarmiges Seeungeheuer!
Er stieß enttäuscht die Luft aus, als Talin und die anderen sich gegen das Entern und für die Flucht aussprachen. Flucht! Sie steckten mitten in einem Mysterium! Und sie konnten es in ein mysteriöse Seeschlacht ausweiten! Andererseits, so wie das andere Schiff aussah, konnten sie wohl kaum auf einen echten Kampf hoffen. Wahrscheinlich würden sie bloß „BUH!“ rufen müssen und die anderen von ihrem Schiff scheuchen wie aufgeschreckte Hühnchen. Obwohl, Hühnchen scheuchen konnte auch ganz lustig sein. Trevors Miene hellte sich sichtbar auf, als Talin ihm versprach, dass er der Erste beim Entern sein durfte.

„Selbstverständlich, wird gemacht!“, flötete er, ohne auszuführen, ob er das Entern oder das Verarzten meinte.

„Den Nebel fangen“, erklärte er eifrig, während er Rayon die ersten paar Schritte in Isalas Richtung begleitete, „um ihn auf die Drachen zu werfen. Wenn er uns wehtut, tut er vielleicht auch ihnen weh, normalerweise hausen die ja nicht in dieser Suppe, erinnerst du dich? Apropos wehtun – ich schau mal nach Rúnar, ja?“

Er schnappte sich ein paar ein paar Tücher aus Rayons Schüssel, klemmte sie zwischen die restlichen Gläser und den Wischmopp in seinen Armen und steuerte damit auf die Reling zu. Tarón beugte sich gerade darüber und brüllte ein paar beschwichtigende Worte zu den Hühnchen auf dem anderen Schiff. Oder besser: auf den anderen Schiffen. Das Handelsschiff war auf einem Wrack aufgelaufen. Oh, vielleicht sogar auf einem ganzen Haufen von Wracks! Denn ein einzelnes sollte hier nicht so halb versunken durch die Gegend schwimmen, oder? Aus Gewohnheit glitt sein Blick über den Namen – „Salamander“ – und sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, denn das war nicht das Schiff von Aranne und Daniel. Oder eins von den vielen, die er mit der Sirène zusammen gen Meeresgrund geschickt hatte, obwohl wirklich niemand erwarten konnte, dass er sich die Namen alle merkte, oder? Sie bekamen also zwei neue (na ja, gut gebrauchte) Schiffe zum Preis von einem! Noch waren sie allerdings gut fünfzehn Meter entfernt.

„Der Doktor kommt!“, flötete er, als er die anderen erreichte, „Ist einer von euch verle–“

Weiter kam er nicht. Ein Schuss zerriss die Luft, Holz splitterte, Trevor warf sich instinktiv runter in die Deckung der Reling, die Gläser rollten aus seinen Armen – Ah ja, das war der bedeutende Unterschied zwischen Hühnchen und panischen Menschen: letztere waren gern bewaffnet. Trevors Hand raste zu – dem Entermesser? Nein. Wischmopp? Nein. Pistole? Oh, viel besser: eins der leeren Gläser! Er warf einen fachmännischen Blick auf das Etikett, erinnerte sich, dass er nicht lesen konnte, und reckte die Hand aus seiner Deckung heraus in die Luft.

Hey!, brüllte er und wank mit dem Glas, um die Aufmerksamkeit der Hühner-Crew auf sich zu lenken. „Hey, ratet mal, was wir hier haben!“

Wenn er eins besser konnte als kämpfen, dann war es, für Ablenkung zu sorgen. Sie wollten sie ja schließlich entern und nicht schon aus der Ferne der Reihe nach abschießen, wo blieb denn da der Spaß! Gab es nicht diesen Spruch mit der Taube auf dem Dach und dem Hühnchen auf dem sinkenden Schiff?

„Ganz genau! Ein ganzes Glas voller Geisternebel! Und wir haben noch viel mehr davon! Der tötet euch vielleicht nicht, aber er verätzt euer Schiff, eure Wunden und hey, er lockt die Vögel an!“

Das war vermutlich exakt das Gegenteil von dem, was er tat (mal abgesehen davon, dass das Glas ja sowieso leer war), aber Lügen auf dem Meer gingen doch als Seemannsgarn durch, oder?

„Glaubt ihr etwa, die sind aus dem Nichts aufgetaucht? Nein! Wenn ihr überleben wollt–“ An der Stelle musste er sich ein bisschen das Lachen verkneifen, so langsam wurde es albern. Wie machte Ellhan das immer? „dann tut ihr besser, was wir sagen!“

[erst bei Rayon, Liam und Talin am Niedergang | dann mit Rúnar, Josiah, Tarón und Soula (und idk wem noch) hinter die Reling geduckt | mit einem leeren Glas bewaffnet]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Hätte Talin es nicht explizit erwähnt, hätte er vermutlich gar keinen Gedanken daran verschwendet. Die Anspannung auf seinen Zügen wurde für einen Herzschlag von einem Grinsen erhellt, auch wenn die Wortwahl weglaufen dem ganzen schon wieder eine eigenartig bittere Note verpasste. Eigentlich war seine Bemerkung auch viel mehr seiner Überraschung geschuldet, dass das Handelsschiff plötzlich so nah vor ihnen lag. Im Augenblick ging der Musiker davon aus, dass sie von Anfang an nicht – wie geplant – abgedreht waren sondern eben doch weiter darauf zugehalten hatten. Andernfalls würden sie jetzt ja nicht in die Gesichter einer angsterfüllten Crew starren, die mit ihren nächsten Schritten zu hadern schienen. Die Notwendigkeit, dies richtig zu stellen sah er allerdings nicht. An seiner Ansicht hatte sich nichts geändert, auch wenn ihm der Gedanke nicht unbedingt gefiel, diese Leute einfach ihrem Schicksal zu überlassen (für das sie zum Teil durchaus auch verantwortlich waren). Aber sie waren nicht die Seenotrettung, sie waren noch immer ein Piratenschiff. Demnach nickte er zustimmend, als Talin ankündigte, das mit ihrem Bruder zu besprechen und drückte ihr kurzerhand seine Schüssel mit den Tüchern in die Hände. Wenn sie ohnehin zum Achterdeck ging, konnte sie sich dort oben auch um die Verteilung kümmern. Er hingegen fischte noch ein paar der Lumpen hinaus, um gemeinsam mit Trevor und Rayon den Rest der Crew zu versorgen, bevor der Nebel wieder dichter wurde. Oder sie eben wirklich entern mussten.

Sein Freund versuchte indes bereits, Trevor irgendwie in nützliche Bahnen zu lenken und wollte ihn mit zu Isala beim Krähennest locken. Liams Blick streifte die erschöpfte Gestalt kurz, blieb dann aber an ihrer Begleitung hängen, die schnellen Schrittes ebenfalls das Achterdeck ansteuerte.

„Dann kümmere ich mich um den Rest.“, versicherte er dem Dunkelhäutigen und machte sich auf in Richtung Reling.

Noch bevor er Ceallagh und Alex erreicht hatte, trällerte Trevor bereits wieder an ihm vorbei zu der kleinen Gruppe nicht weit von den beiden Männern entfernt. Innerlich hoffte er, dass der Jüngere nicht wieder Chaos stiftete, sondern wirklich eine Erleichterung darstellte – wohl wissend, dass sich der Gedanke ziemlich naiv anhörte. Aber es war tatsächlich nicht Trevor, der im nächsten Moment Ausgangspunkt von Unruhe war sondern Tarón und Calwah. Noch bevor er die Situation erfasst hatte, durchbrach ein Knall die angespannte Situation. Instinktiv machte Liam einen kleinen Sprung nach vorne und suchte unterhalb der Reling zwischen den beiden Männern Deckung.

„Nicht nur seins, fürchte ich.“, knirschte der Lockenkopf nun neben dem Blondschopf mit den Zähnen und lauschte, bis er sich einen flüchtigen Blick genehmigte, um sich von der Unversehrtheit seiner Kameraden zu versichern. „Ihr seid soweit wohlauf?“

Keiner von beiden schien zum Glück verletzt, aber ebenso angespannt von all den Eigenartigkeiten, die hier vor sich gingen.

„Schätze, die haben sich dann wohl entschieden, ob sie lieber auf ihrem Schiff auf die Vögel warten, oder sie die leise Hoffnung nicht aufgeben wollen, dass wir ihnen helfen.“ Liam verzog die Lippen und reichte dann jedem der beiden Männer eines der nassen Tücher. „Talins Idee, solange wir nicht wissen, was der Nebel mit uns anstellt, wenn wir ihn einatmen.“

Was sie damit tun sollten, zeigte sein eigenes, umgeknotetes Tuch zur Genüge. Und dann war es wirklich Trevor, der wieder für Chaos sorgte. Seine Stimme war die einzige auf dem Schiff, die sich in diesem Moment über das Geräusch der Wellen erhob. Liam seufzte.

„Entweder, das ist verrückt genug, um zu funktionieren, oder -“

Er beschleunigte die ganze Sache etwas.

{ erst Rayon, Talin, Trevor | Alex & Ceallagh | an Deck }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
Während er auf den Befehl von Lucien wartete, spürte er wieder die seltsame Beschaffenheit seiner Waffe unter seinen Fingern. Missmut breitete sich in ihm aus und er wollte wirklich gern auf etwas schießen. Doch er wartete vergebens. Stattdessen ließ er bei den Worten von dem Commodore das Gewehr sinken und kniff ein wenig die Augen zusammen. Dann eben erst die kleine Königin und dann ein paar Spatzen vom Schiff schießen. Zumindest hoffte ein kleiner Teil von ihm darauf.
Als schon wieder neue Personen die Bühne betraten, drehte Rym sich von Lucien weg und wandte sich dem Mädchen am Steuerrad zu – nahm aber gleich darauf wieder eine Drehung vor. Shanaya schien sich während seines kurzen Gesprächs mit Lucien an ihm vorbei geschlichen zu haben. Zumindest vermutete Rym in dieser leicht zusammen gekrümmten Gestalt an der Reling, das verletzte Mädchen. Ging es nur ihm so oder wollte sie ihn nicht in ihrer Nähe haben? Die Mundwinkel des Dunkelhaarigen zuckten leicht, bevor er mit schnellen Schritten zu ihr und dem Hutmann trat.
Er hörte noch, wie das Mädchen sich über die Nähe des Schiffes wunderte, was ihn selbst nicht wirklich interessierte und deshalb auch keine Antwort gab. Machte ja schon ihr Hutfreund. Stattdessen trat er näher und griff leicht nach dem Arm der Kurzhaarigen.

Es kränkt mich, dass du auf mein Fachwissen im Schulterneinränken verzichten willst. Aber bei aller Liebe zu deinem Starrsinn, es wird nur schlimmer werden, wenn du es nicht behandeln lässt.

Er warf über ihren Kopf dem Hutmann einen Blick zu und versuchte ihm zu übermitteln, dass er Rym helfen sollte, das Mädchen zu behandeln.

[auf dem Achterdeck | bei Greo und Shanaya | unweit von Lucien und co.]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Dec 2014
Ein Hauch von Unsicherheit ...
Als sich der Schuss aus der Pistole des panischen Seemanns löste, zerplatzte auch der letzte Anschein von Ruhe und Gefasstheit wie eine Blase im Seifenwasser. Der Junge, den Jón und Néniel zuvor noch zu beschwichtigen versucht hatten, sah sich nun vollends allein gelassen und beschloss, sein Heil in der Flucht zu suchen. Ganz egal, was der Ältere gesagt hatte und wie aussichtslos, dabei am Leben zu bleiben. Vielleicht, so dachte er in seiner Verzweiflung, war sein Vater über Bord gegangen und schwamm dort unten zwischen den Trümmern um sein Leben. Dann würde er ihn vielleicht wiedersehen, wenn er Land erreichte. Wenn er überlebte. Falls er überlebte.
Begleitet von einem leisen Schluchzen wischte er sich mit dem Handrücken den Schnodder von der Nase, kämpfte die Tränen nieder und rappelte sich auf. Ohne noch einmal auf Jón zu achten, der nach wie vor an jener Stelle verharrte, an der Néniel über Bord gegangen war, lief Griffith halb geduckt über das Deck des Schiffes zur Backbordseite. Er fand eine Stelle, an der der Mast die Reling zerschlagen hatte, entdeckte nicht weit entfernt ein im Wasser treibendes Trümmerstück und fasste in wenigen Sekundenbruchteilen den Entschluss, dass dies seine einzige Chance sein würde, hier lebend heraus zu kommen. Also sprang er und hoffte noch im Fall, nicht schon auf dem Weg zu seinem provisorischen Boot zu ertrinken.

Griffith war nicht der Einzige, der das Schiff auf diesem Wege verließ. Wer nicht längst von Trümmerteilen erschlagen oder unter Deck eingesperrt worden war, um in wenigen Minuten in den eindringenden Wassermassen zu ertrinken, sah nur drei Auswege: Die Flucht, den Kampf – oder den Kopf einzuziehen und auf die Gnade der Piraten zu hoffen.
Zehn, vielleicht zwölf Seemänner blieben. Der Großteil von ihnen hatte sich flach auf den Boden geworfen oder suchte hinter Kisten und Fässern Schutz, duckte sich und sandte Stoßgebete zu den Göttern des Ozeans - oder woran auch immer sie glaubten. Nur zwei junge Männer, die zur ehemaligen Besatzung gehörten, griffen nach ihren Pistolen, um es mit dem Mut der Verzweiflung ihrem Kameraden gleichzutun. Doch Trevors merkwürdiges Ablenkungsmanöver schien zu wirken, bot die Chance darauf, an ihre Vernunft zu appellieren. Nun, zumindest ließ es die Seeleute kurz zögern, sich gegenseitig verunsicherte Blicke zuwerfen. Konnte das sein? Hatten diese Piraten die Macht, diese unheilverkündenden Vögel zu lenken. Sie und diesen unheimlichen Nebel?


Ausstieg für Griffith
Spielleitung für alle




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[aktuelle Standorte der Charaktere]


Shortfacts
# Einer der Matrosen hat auf die Sphinx geschossen.
# Die Kugel schlug etwa eine Mannslänge unter Tarón in die Bordwand ein.
# Trevors Ablenkungsmanöver bringt die Seemänner zum Zögern.
# An Bord des Handelsschiffes befinden sich noch 12 lebende Personen, einschließlich Jón

# Die Sichtweite liegt bei mehr als 50 Meter
# Die Entfernung zwischen beiden Schiffen beträgt etwa 15 Meter

# Das Handelsschiff ist Leck geschlagen, zwei Masten sind zerstört, die Beiboote unbrauchbar. Die Planken sind bereits merklich rauer geworden, die Reling an vereinzelten Stellen regelrecht morsch und brüchig.
# Die Sphinx scheint den Nebel besser zu vertragen. Alles, was jüngst in der Werft bemalt oder überteert wurde, oder aktuell unter Wasser liegt, ist intakt. Lediglich das Holz der Masten, der Reling und der Deckplanken wird spürbar rauer. Alles aus Eisen ist von einer dünnen Rostschicht überzogen, Messing bleibt jedoch gänzlich unversehrt. Unter Deck dringt nur wenig Nebel ein, hauptsächlich durch offene Türen oder Kanonenluken, sodass sich der Schaden am Holz in Grenzen hält.
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2017
Hört nicht auf ihn! Seid ihr denn völlig bescheuert? Schießt doch! Nun schießt, bevor sie uns alle meucheln!

Vasario de Vega fuchtelte der Hysterie nahe mit den Armen. Waren die denn von allen guten Geistern verlassen? Wer zögerte, starb! Das wusste selbst er, der in seinem Leben nie einen Finger krumm hatte machen müssen und es für gewöhnlich anderen überließ, das Kanonenfutter zu spielen.
Auch jetzt duckte er sich mit seinem verbliebenen Leibwächter lieber hinter eine riesige Kiste, um möglichem Beschuss zu entgehen. Der bullige Mann an seiner Seite hatte sich beim Aufprall auf das Wrack den Arm gebrochen und so heftig den Kopf gestoßen, dass er kaum zu gebrauchen war. Was mit seinen anderen Männern passiert war, wusste der Diplomat aus Shilain selbst nicht. Vielleicht noch unter Deck, vielleicht dem Kapitän über Bord gefolgt. Feiges Pack. Oder tot – was er in Anbetracht seiner Situation als ebenso dreist empfand. Er war viel zu wichtig, viel zu wertvoll, um hier und jetzt im Stich gelassen zu werden. Musste er denn nun wirklich alles selbst machen?

Die drei Seemänner warfen ihm verwirrte Blicke zu, schienen ihn einen Augenblick lang nicht einmal zu erkennen. Dabei war er mit seinem edlen, violetten Samtgewand kaum zu verwechseln. Auch wenn es, zugegeben, etwas in Mitleidenschaft gezogen und an etlichen Stellen dreckig und zerrissen war. Und trotz seiner ihm angeborenen und anerzogenen Autorität zögerten sie einen weiteren, quälenden Moment lang damit, ihre Waffen wieder auf die Piraten zu richten.

[hinter einer Kiste mit einem Leibwächter | etwa fünf Schritte entfernt von Jón]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
Die Gelassenheit, mit der der Fremde auf Luciens Geste reagierte, lockte trotz ihrer beunruhigenden Situation ein halbes Lächeln auf die Züge des jungen Captains. Er hatte nicht nach dem Degen gegriffen, weil er auf einen Kampf aus war. Aber es war ein unmissverständliches Zeichen, dass er würde, wenn er musste und dabei nicht lange zögerte. Zumindest, wenn die frisch geschmiedete Klinge innerhalb des Nebels nicht zu sehr gelitten hatte und nicht bereits völlig durchgerostet war.
Also ließ er die Hand auf dem Knauf der Waffe, als er antwortete. Ruhig und – im Gegensatz zu seiner Gestik – mit einem Unterton, der Offenheit und Zustimmung ausdrückte. Ein paar Hände mehr konnten nicht schaden. Gerade jetzt. Und Lucien war einerseits pragmatisch, andererseits spontan genug, um diesen Vorteil über jedes Misstrauen zu stellen.

Ich habe schon schlauere Menschen dümmere Dinge tun sehen“,

versicherte er dem Älteren, wandte sich dann James zu und nickte flüchtig, um ihm für den Statusbericht zu danken. Bevor der junge Captain jedoch eine weitere Frage stellen konnte, die dem Fremden gegolten hätte, mischte sich eine weitere Stimme in das Gespräch ein. Shanaya. Unwillkürlich runzelte Lucien die Stirn und warf ihr von der Seite her einen kurzen Blick zu. Ein Anflug von Ärger stieg in ihm auf, der das Lächeln von seinen Lippen fegte.
Hätte er vor wenigen Sekunden die Entrüstung auf ihren Zügen gesehen, als er Rym anwies, sie zu behandeln, dann hätte er vielleicht geahnt, was kommen würde. So jedoch zeigten sich die Überraschung und das Missfallen über ihre Einmischung deutlich in seiner Mimik. Bis sie sich von dem Schiff ablenken ließ, das nun so viel näher vor ihnen im Wasser trieb, als es sollte.
Für einen kurzen Moment huschten die tiefgrünen Augen zu Rym weiter, der sich an die Fersen der Navigatorin heftete und Lucien sparte sich einen entsprechenden Kommentar. Er hatte gerade deutlich wichtigere Dinge, auf die er sich konzentrieren musste, als sich mit dem verbohrten Starrsinn seiner Navigatorin herumzuschlagen. Denn in eben diesem Moment gesellte sich auch seine Schwester wieder aufs Achterdeck. Einerseits hoffentlich, um die versprochenen Tücher an alle zu verteilen, andererseits, um ihn ebenfalls zu einem raschen Aufbruch zu drängen.

Eins nach dem anderen“, erwiderte Lucien bestimmt – sowohl auf ihr, als auch auf James‘ Drängen hin. Aus dem Augenwinkel sah er bereits eine vertraute Gestalt die Treppe zum Achterdeck hinauf kommen. Genau diejenige, die er in diesem Moment brauchte. Und er war froh, sie halbwegs an einem Stück zu sehen. „Wir wissen nicht, ob der Nebel dieses Schiff bewegt hat. Das eine hat mit dem anderen vielleicht gar nichts zu tun. Aber so oder so müssen wir durch ihn durch, also kümmern wir uns zu erst um die Verletzten. Hast du die Tücher, Talin?

Er hatte seinen Satz kaum beendet, als der unmissverständliche Knall eines Schusses über das Wasser donnerte. Lucien zuckte für einen Sekundenbruchteil zusammen, riss dabei den Kopf herum. Noch fast im gleichen Moment drehte er sich rein instinktiv so, dass sich sein Körper zwischen Talin und das feindliche Schiff schob, streifte mit der Linken flüchtig ihre Taille in dem nie beendeten Impuls, sie aus der Schussbahn zu ziehen - ohne überhaupt zu wissen, von wo der Schuss gekommen war.
Doch zumindest diese Frage klärte sich schnell auf. Einer der Matrosen auf dem Handelsschiff hatte die noch immer qualmende Mündung seiner Pistole auf die Sphinx gerichtet, dabei allerdings keinen nennenswerten Schaden angerichtet. Zumindest nicht, soweit Lucien das von seiner Position aus beurteilen konnte. Und es ertönte kein weiterer Schuss, obwohl irgendjemand an Deck des anderen Schiffes irgendetwas von schießen brüllte. Man mochte es kaum glauben, aber... Trevor hatte die panischen Seemänner tatsächlich zum Zögern gebracht.
Lucien überwandt seine Überraschung schnell. Die Hand noch immer flüchtig an Talins Taille, wandte er sich kurzerhand an die nächstbeste, vernunftbegabte Person an Deck, die er dazu in der Lage sah, zu deeskalieren. Zumal er einen ersten Versuch bereits gestartet hatte. Von dem Rest seines Befehls mochte sich dann jeder angesprochen fühlen, der eine Waffe besaß, die noch schießen konnte.

Tarón! Bring sie zur Vernunft, wenn du kannst. Ansonsten wird jeder erschossen, der seine Waffe auf die Sphinx richtet!

[Achterdeck der Sphinx | unmittelbar bei Talin, Peregryne & James, nahe bei Greo, Shanaya, Rym, Skadi | sieht Skadi kommen, ruft Tarón etwas zu]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
Ihr Herz schlug der Frau bis zum Hals. Alle ihre Muskeln waren zum Zerreisen gespannt und ihre Augen wussten gar nicht so recht, wo genau sie hinsehen sollten. Tarón schien sie beinahe sofort zu erkennen – Er stand bei Soula und unterhielt sich mit ihr, ehe er zur Reling lief um das genauer zu sehen, was Skadi und sie selbst schon vom Krähennest aus erblickt hatten. Das Handelsschiff war auf gelaufen... auf ein weiteres Schiffswrack, so wie es aussah. Mit Erleichterung stellte sie fest, dass sie Runar augenscheinlich wieder an Bord geholt hatten – sie mochte den Drachenfänger.

Es war nur ein kurzer Augenblick und mit Erschrecken stellte sie fest, dass Skadi ihr gerade Anweisungen gab. Ein tiefer Seufzer kam über Isas Lippen. Obwohl die Frau ein viele Jahre Jünger war als sie selbst, schien sie hier doch alles viel mehr unter Kontrolle zu haben, als sie selbst und einen kurzen Moment erwischte sie sich dabei, wie sie die Frau bewunderte. Wie hatten die letzten Jahre nur so vorbei ziehen können? Die Hand an ihrer Schulter fühlte sich beinahe intensiver an, als es wahrscheinlich gewollte war. Es tat gut … in Kombination mit Skadis aufmunternden Lächeln sorgte es sogar dafür, dass das kleine Herz in der Brust, nicht mehr ganz so schnell schlug wie zuvor.

Isala nickte.

Es dauerte auch nicht lang da stand plötzlich Rayon vor ihr und erkundigte sich nach ihrem Befinden. Noch immer lag ein leichtes kaum wahrnehmbares Zittern auf den Gliedern der Frau und im ersten Moment konnte sie auch nicht antworten – dann jedoch griff ihre Hand am gesunden Arm nach dem Tuch, dass ihr der Mann reichte und sie löste den provisorischen Verband, den ihr Skadi gelegt hatte und inspizierte die Wunde kurz. Sie war nicht lebensbedrohlich, aber klein war sie auch nicht. Die Kralle des Ungeheuers hatte scheinbar nicht nur Haut erwischt, sondern auch das Fleisch darunter. Isala zerriss den Langen Ärmel ihrer Bluse komplett ( Er war sowieso hinüber) und sah Rayon an.

„Ich hab absolut keine Ahnung... Ein wunder, dass Skadi und mir keine Gliedmaßen fehlen. Könntest du mir helfen, ich komme da schlecht dran mit einer Hand“ Kaum war der Satz beendet zuckte Isala so stark zusammen, dass sie das Tuch beinahe fallen ließ. Der Kopf flog herum in Richtung Handelsschiff.

„Sie greifen an!“, stellte sie unnötiger Weise fest und versuchte einen Augenblick heraus zu finden, ob die Kugel jemanden getroffen hatte, doch dies schien nicht der Fall zu sein. Den Göttern sei Dank. Auch Trevors Ablenkungsmanöver schien tatsächlich zu wirken.



[Bei Rayon am Krähennest]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
Es dauerte augenscheinlich ein paar Momente bis die Leute auf dem Handelsschiff realisierten, was da vor ihnen im Nebel aufgetaucht war -- dann suchten sie Deckung wie Kakerlaken vor einer Lampe.

Bis auf einen, dessen Instinkt wohl mehr auf Kampf als auf Flucht ausgelegt war. Erst als Rúnar gefährlich nah unter sich splitterndes Holz hörte, realisierte er, dass dem Splittern ein Knall vorausgegangen war und der duckte sich instinktiv hinter die Reling. Ein paar Holzsplitter regneten auf ihn herab, aber diese waren von der morschen Reling abgebröselt als er seine Hände davon abgelöst hatte.

Einer hatte vom Handelsschiff aus auf sie geschossen. Es wirkte wie ein Akt der Verzweiflung, ein letzter Versuch sich vor einem endgültigen Disaster zu retten, nachdem sie auf Grund gelaufen waren und ihr halbes Schiff schon auseinandergefallen war. Eine unüberlegte Handlung, aus Furcht getroffen. Sehr unüberlegt, nachdem die Sphinx selbst auch auf Grund gelaufen war und eigentlich niemand irgendwas machen konnte. Oder wollte? Ihr gemeinsamer Feind hatte sie allesamt ganz schön fertig zurückgelassen. (Nicht, dass Rúnar der fremden Crew den Schuss vorwerfen würde, nachdem er selbst sich sofort geduckt hatte.)

Jetzt begann er auch, das Gerede zuzuordnen, das ihm schon seit vor dem Schuss die ganze Zeit ans Ohr gedrungen war. Trevor. Keinen Selbsterhaltungstrieb, dieser Mann. Nicht im geringsten.

Aber eigentlich wirklich nicht dumm, den Fremden mit den Vögeln zu drohen. Sie hatten ohnehin schon Angst, möglicherweise würde Trevor es schlimmer machen, auch, wenn es enorm unplausibel klang, dass er mit einem Glas voll (letztendlich) ungefährlichem Nebel viel verrichten konnte. Aber Rúnar kannte niemanden, der in Angst jemals eine gute Entscheidung getroffen hatte. (Und er zwang sich einmal tief ein und aus zu atmen, um nicht in einen Gedankenwirbel gezogen zu werden, der ihn an Orte in seiner Vergangenheit bringen würde, die er nicht freiwillig besuchen wollte.)

Darauf konzentrieren was außerhalb seines Kopfes passierte, nicht, was darin passierte.

Ohnehin schon verwirrt und verletzt, war anscheinend keiner der Handelsschiffscrew fähig einen kühlen Kopf zu bewahren und das konnten sie jetzt noch zu ihrem Vorteil nutzen.

"Trevor, wir kontrollieren den ganzen Nebel -- das kam ursprünglich alles aus dem Glas," schlug Rúnar vor und nickte Trevor verschwörerisch zu. (Er selbst würde wohl nicht groß Eindruck machen, wenn er hinter seinem Versteck hervorkroch um den anderen zu drohen.)

{ an der Reling mit Josiah, Trevor, Soula und Tarón }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2020
Jón fasste sich wieder. Nein, tat er nicht, er war ja nie nicht gefasst gewesen, ganz gewiss nicht. Er hatte schon dutzende Freundschaften geschlossen gehabt und es machte keinen großen Unterschied, ob sie ganze einfach im Sande verliefen oder tragischerweise von Wellen verschlungen wurden.

Er riss seinen Blick von dem blonden Mann an der fremden Reling los. Da war noch der Junge, der nach seinem Vater suchte auf seiner Seite der Reling--

Jòns Blick huschte zwischen den Leuten hin und her. Die, die rumrannten, die, die sich versteckten, die, die gar nichts mehr taten. Wo war der Junge? Jón war sich sicher, dass er gerade den Platz fixierte, an dem der junge Kerl gesessen hatte, aber da war er nicht mehr. Er war nirgendwo mehr.

Jón seufzte und zuckte die Schultern. Er hatte große Lust einmal einen Schreckschuss loszulassen, damit er die Aufmerksamkeit von diesem Kollektiv aus gedankenlosen Vollidioten gewinnen konnte und ihnen sagen konnte, dass sie alle mal einen Gang runterfahren sollten. Aber er besaß nicht mal eine Pistole. Er nahm nicht an, dass er der einzige war, der hier ruhig blieb, aber Ordnung würde Chaos immer weichen -- wäre er ein studierter Mann hätte er dafür jetzt sicherlich auch eine sinnvolle, natürliche Erklärung liefern können.

Das mit dem Schreckschuss wurde ihm sogleich abgenommen und er duckte sich reflexartig. Wäre nicht die rauchende Pistole und der Geruch von verbranntem Schwarzpulver drei, vier Armlängen von ihm entfernt, hätte Jón vermutet, dass der Schuss von den Piraten gekommen war, so wie plötzlich alle in Deckung gingen.

Jón blieb trotzdem am Boden hocken, da jemand vom Piratenschiff aus etwas zu ihnen herüber rief, aber er konnte es nicht verstehen, weil De Vega, dieser unerträgliche Affe, sich wieder beschwerte. Die ganze Fahrt lang schon hatte er sich jede Nacht und jeden morgen beschwert, warum er kein Abteil für sich allein bekommen hatte und in einer "ekelhaften Hängematte" schlafen musste und Jón hatte es sich jedes Mal anhören müssen, da seine eigene Hängematte direkt über der von De Vega war. Hätte nur noch gefehlt, dass er sich jetzt ein Spitzentaschentuch aus seinem Mantel zog und sich damit graziös die den Angstschweiß von der Stirn tupfte.

Jón hatte kein Problem mit Autorität oder mit mächtigen Leuten, aber da ohnehin gerade alles den Bach runterging, hatte er so gar keinen Skrupel mehr. "Meine Fresse," rief er De Vega zu, "für einen Diplomaten hast du echt wenig Ahnung vom Verhandeln!" Er sah in ein paar Gesichter um sich herum. "Wollen die Piraten irgendwas? Ich hab dank dem Gejammer dieses Clowns nichts verstanden." Er deutete in Richtung De Vega, aber ignorierte ihn.

Der, der vorhin gefeuert hatte -- ein Mann im Alter von Jóns Vater, der aussah, als hätte er mehr Erfahrung auf See, als Jón jemals sammeln würde -- lud gerade seine Pistole nach. Sein fester Griff um die Waffe und die leicht zittrigen Finger, die die Kugel in den Lauf befördern wollten, waren das einzige, was seine Ruhe betrogen. Er sah nicht auf, als er Jón antwortete. "Wir sollen machen was sie wollen und irgendwas mit dem Nebel -- dass der Nebel diese Vögel anlockt oder so."

Jón seufzte. "Ich mach das. Erst zurückschießen, wenn ich erschossen werde, bitte, danke."

Jón stand mit erhobenen Händen auf. Der blonde Mann von eben stand nicht mehr an der anderen Reling. Nicht mehr so gebannt davon, dass er ihn so sehr an seinen Cousin erinnert hatte, nahm Jón jetzt auch die anderen an der Reling wahr: eine Frau und drei weitere Kerle. Einer der dieselbe Haarfarbe hatte, wie er selbst, einer mit einer auffällig gezeichneten, geflügelten Echse auf der Schulter und einer, der erwartungsvoll ein scheinbar leeres Glas in die Höhe hielt.

"Parlay!" rief Jón den Piraten zu.

Was anderes bleib ihnen ohnehin nicht übrig. Beide Schiffe steckten fest. Die Piraten würden sicher nicht mehr mit Kanonen auf sie Feuern, da es sinnlos war, Kanonenkugeln auf ein stehendes, schon zerstörtes Schiff zu verschwenden. Das einzige, was sie machen konnten, war, sie zu erschießen, aber anstatt ihnen damit zu drohen, drohten sie mit den Vögeln, die offensichtlich auch für sie eine Gefahr waren. Zumindest bislang.

{ auf dem Handelsschiff }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit May 2017
Der Schiffskoch runzelte die Stirn und sog die Luft durch zusammengebissene Zähne ein, als Isala die Wunde an ihrem linken Oberarm offenlegte. Sie wirkte zwar auf den ersten Blick nicht überaus besorgniserregend, doch wenn sie von den Vögeln verursacht worden war - und davon ging Rayon stark aus -, war es nicht unwahrscheinlich, dass sie sich ziemlich bald entzünden würde, und an dem Punkt wurde es für Isala gefährlich. Er hatte schon einige Männer und Frauen an von scheinbar harmlosen Verletzungen verursachten Blutvergiftungen sterben sehen und war nicht erpicht darauf, dieses Erlebnis häufiger als nötig zu wiederholen.

"Du musst das unbedingt Gregory zeigen, sofort. Er muss die Wunde ausspülen und desinfizieren", sagte er deshalb ruhig, aber bestimmt, und warf der Braunhaarigen dabei einen ernsten Blick zu. "Es ist in der Tat ein Wunder, dass ihr den Angriff dieser Biester überlebt habt, und dabei sollte es auch bleiben."

Schon während sie ihn um Hilfe bat, machte er Anstalten, ihr das Tuch wieder abzunehmen, um es um ihren Oberarm zu wickeln, doch der Schuss unterbrach ihn ebenso wie Isala, und auch er zuckte zusammen - weniger wegen des Lärms oder weil der Schuss nahe bei ihnen eingeschlagen wäre, sondern eher, weil er überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Die Befürchtung, dass Zairym sich eiskalt der Anweisung seines Captains verweigert hatte, bewahrheitete sich zum Glück nicht, wie ein schneller Blick zum Achterdeck ihm verriet. Stattdessen schien der Schuss tatsächlich vom Handelsschiff gekommen zu sein, über dessen Deck Rayon nun seinen Blick schweifen ließ. Nur ein paar wenige Männer standen dort aufrecht, einige schienen sich entweder mehr schlecht als recht zu verstecken oder hatten sich schlichtweg auf den Boden geworfen und kauerten dort, anscheinend erfüllt von einer lähmenden Panik. Das war keine Crew, mit der man kämpfen musste. Oder konnte. Es würde sich ohnehin kaum jemand wehren. Warum also waren ein paar Wahnsinnige augenscheinlich auf die Schnapsidee gekommen, sie offen anzugreifen?

Rayon richtete seinen Blick wieder zu der Frau an seiner Seite, ergriff das Tuch, das sie immer noch in den Händen hielt, legte es ihr sanft um den Oberarm und verknotete die Enden, wobei er zwar schnell, aber hoffentlich nicht zu grob vorging. Schließlich suchte er ihren Blick und nickte ihr eindringlich zu.

"Geh zu Gregory. Bitte."

Der Schiffskoch überbrückte die wenigen Schritte zur Reling, an der Trevor gerade auf... äußerst unorthodoxe Art und Weise sein Bestes gab, um die kampfbereite Besatzung des Handelsschiffes zu verunsichern. Die Stimmung auf beiden Schiffen schien zum Zerreißen gespannt zu sein, wenn auch mehr wegen der im Raum stehenden Frage, ob die Händler mit einer Provokation ihr eigenes Todesurteil unterschreiben würden. Rayon hoffte inständig, dass es soweit nicht kommen würde, denn er hasste unnötiges Blutvergießen, und dieses Blutvergießen wäre so unnötig gewesen wie nur irgend möglich. Eine Hoffnung, die bedeutend größer wurde, als ein Mann an Deck des anderen Schiffes sich schließlich erhob und mit erhobenen Händen das Schlüsselwort rief, das hoffentlich zunächst zur Entspannung der Situation beitragen würde.

"Nicht schießen lassen, Lucien", rief er - sehr wahrscheinlich völlig unnötigerweise -, ehe er die Reling losließ, in Richtung des Achterdecks lief, mit nur drei Schritten die Treppenstufen hinaufsprang und neben dem Captain zum Stehen kam.

"Das ist keine Beute, das ist ein Haufen wehrloser, verängstigter Männer", sagte er und warf einen Blick auf ihr Beiboot, das noch halbwegs seetüchtig aussah. "Ich kann ihn an Deck holen, um zu verhandeln. Jeder Tote an diesem Tag wäre einer zuviel."

Angespannt wartete er darauf, dass Lucien eine Entscheidung traf.

[ Am Krähennest mit Isala > an der Reling > auf dem Achterdeck bei Lucien ]
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