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Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
#91
Er war so auf seinen eigenen Kram konzentriert gewesen, dass ihm der Knirps, den die Dunkelhaarige im Schlepptau hatte, erst auffiel, als er sich wieder beiläufig zur Gruppe gesellte. Ein Runzeln erschien auf seiner Stirn, während er erst den Jungen, dann die Frau musterte und sich ein amüsiertes Schmunzeln für einen Sekundenbruchteil auf seinen Lippen abzeichnete. Er bezweifelte stark, dass dieser verängstigte Junge ihnen einen Täter liefern würde, ganz egal, aus welchem Loch sie ihn nun gezogen hatte. Offenbar sah das eine Stimme aus dem Off ganz ähnlich. Alex sah auf, doch entgegen seiner Erwartung zeigte sich nirgends ein zweiter Knirps zu dem die Kinderstimme gehören konnte. Wie es schien, hatte sich das zweite Kind auf einem der Schiffe versteckt. Der Lockenkopf seufzte leise. So, wie sich die Sache gerade entwickelte, würde es sich noch unangenehm in die Länge ziehen. Ein Teil der Gruppe machte sich nun also auf, den zweiten möglichen Täter zwischen den Schiffen zu finden und Alex rechnete sich im ersten Moment Chancen aus, John einen kurzen Moment beiseite nehmen zu können – vergebens. Die Dunkelhaarige, die eben mit dem ersten der Kinder hier aufgetaucht war, blieb mitsamt dem verängstigt wirkenden Winzling zurück. Die Befürchtung, die kurz darauf zittrig aus seinem Mund kam, bestätigte seine Annahme. Alex seufzte. Doch noch bevor er sich dazu durchrang, sich doch wieder zu Wort zu melden, übernahm John den Part. Und seine Meinung überschnitt sich erstaunlich gut mit dem, was wohl auch er selbst bemerkt hätte.
 
Statt John aber beizupflichten, beobachtete er die Gesichter vor sich aus dem Hintergrund heraus. Bercker war sich sicherlich darüber im Klaren, dass die Kinder hier zwar unerlaubte Gäste waren, aber mit Sicherheit nicht kräftig genug, um einen Erwachsenen mit einem Hammer niederzustrecken. Nicht mal die Größe dieses Zwerges kam annähernd hin. Entgegen Johns Vermutung hielt Alex es nicht einmal versehentlich für möglich. Wenn man sich Nhoj so betrachtete, sah es nicht danach aus, als wäre mehrfach auf ihn eingeprügelt worden. Ein gezielter Schlag, treffsicher, wirkungsvoll, beabsichtigt. Und auch die Frage, die seine neue Bekanntschaft danach in den Raum warf, war eine, die Alex schon länger durch den Kopf ging. Sein Blick huschte in die Richtung der überschminkten Wittwe und er bemühte sich nicht einmal darum, sein Interesse zu verbergen. Trotzdem machte er nur wenige Sekunden später ein paar Schritte nach vorne und ging in die Hocke – die Aufmerksamkeit nun auf den zitternden Jungen hinter der Dunkelhaarigen gerichtet, der beteuerte, nichts gesehen zu haben.
 
„Hey, Kumpel, wie heißt du, hm? Ich bezweifle, dass hier jemand vorhat, dich umzubringen.“ Sein Blick glitt in die Runde, ernst und entschlossen, für diese Aussage im Zweifel auch einzustehen. Vor diesem Kind hatte sich vermutlich niemand zu fürchten – außer vielleicht der Täter, weil der Zwerg doch mehr mitbekommen hatte, als ihm gerade bewusst war. „Ich bin Alex. Und ich glaube dir, dass du hiermit nichts zu tun hast. Vielleicht kannst du uns aber trotzdem helfen. Ihr wart schon vor uns hier, oder? Ist euch vielleicht etwas anderes aufgefallen? Habt ihr Stimmen gehört?“
 
Vermutlich ging dem Hammerschlag nämlich eine durchaus hörbare Auseinandersetzung voraus – wenn man sich in der Halle befunden hatte, was sie alle hier eben nicht getan hatten.


Enrique & Greo & Jonah & Skadi & Talin | Werft  }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2019
#92
Tarón kam garnicht mehr dazu Isala auf ihre letzten Fragen zur Crew und ihren Plänen wirklich zu antworten, als er sie davor bewahren konnte mit der nächsten Tür nähere Bekanntschaft zu machen. Es war wohl Instinkt, dass er sie auf den spitzen Schrei hin umgehend hinter sich zog. Sein Unterbewusstsein hatte sich wohl schon an die Möglichkeit plötzlich auffliegender Türen gewöhnt. Diesmal stürmte eine Frau aus dem Zimmer in dem sie wohl – sehr eindeutig – ihrem Gewerbe nachgegangen war…bis es anders gelaufen war, als sie gedacht und gewollt hatte. Einen Herzschlag später erschien auch schon derjenige, der allem Anschein nach verantwortlich für ihren nervlichen – und physischen, denn Taróns Blick fiel unwillkürlich auf das rote Rinnsal, das sich von ihren hellen, unbedeckten Haut abhob-  Zustand war. 

Auch in Tarón ballte sich etwas bei den Worten des Freiers zusammen. Natürlich bezahlte man für die Dienste der Damen hier. Zu glauben, dass diese einem jedoch gehörten – so, wie der Typ es in seiner zugegebenen Verwirrung hinausstieß - weckte tief sitzenden Groll in dem Falken. Und offenbar nicht nur in ihm.

Er streckte einen Arm aus, um sie aufzuhalten, Isala wie früher zu beschützen und wieder hinter sich zu ziehen, doch sie war schon an ihm vorbei bei der aufgebrachten Prostituierten. Taróns Augen bohrten sich warnend in den Blick des Fremden Mannes, dem Isa nun eine Standpauke halten wollte… und dann kam Calwah aus dem Zimmer.

Taróns Blick traf den der Echse in kurzer Überraschung. Dann hatte er auch schon eins und ein zusammengezählt. In all dem Pomp wirkte die bunte Haut der Echse nicht einmal allzu deplatziert und dennoch stand er da, wie aus einem Märchen – oder vielleicht aus einer Spukgeschichte, wenn man es aus Sicht der beiden Menschen sah, die fast schon panisch zur Seite sprangen.
 Aber der Kerl und die Frau waren ihm in diesem Moment egal geworden. Sie würden ihr Missverständnis nun sicher auch aufklären können, wenn es vielleicht auch etwas länger als bei ihm dauern mochte, bis sie wirklich verstanden was passiert sein musste.


Calwah und er arbeiteten schneller. In einem Winkel seines Geistes schrieb Tarón mit, dass auch die Leute an der Bar zumindest einen Teil der ganzen Sache mitbekommen hatten. Er musste diesen kleinen Teufel schnell einfangen!
Er sah es in dem Körper des kleinen Untiers. Das Spannen, dieser Blick. Natürlich rannte er wieder weg! Tarón setzte nach vorne, doch Calwah – nun auf den Hinterbeinen sprintend, die Flügel zur Stabilisierung windschnittig angewinkelt – war zu flink und entging seinem Griff nach unten, der Tarón selbst fast aus dem Gleichgewicht brachte.

„Ach scheiße!“

Fluchte er, warf einen kurzen Blick zu Isa herum und machte sich dann an die Verfolgung des Mini-Drachen.

„Ja, das ist sie! Komm, sonst hängt er uns wieder ab!“


[ Bordell | Richtung Bar | Isala, Rúnar, Gregory ]
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#93
Noch während sie die dunklen Augen auf den Werftinhaber richtete, schoben sich Jonahs Worte über den Platz zu ihr hinüber. Zu gern hätte sie ihm unter einem tiefen Augenrollen ein “Wer hat gerade eigentlich mit dir geredet?“ an den Kopf geworfen, behielt es sich jedoch vor, mit hinaufschnellender Augenbraue wie in Zeitlupe den dunklen Schopf zu ihm zu drehen.  Dass in ihrem Rücken, auf irgendeiner erhöhten Position, ein weiteres Kind zu ihnen hinab schrie, war ihr genauso bewusst, wie das Zittern des Jungen, der dicht neben ihr stand. Und doch wirkte sie, als berühre sie nichts davon. Als ließe sie die ganze Situation vollkommen kalt. Was zu einem gewissen Grad auch stimmte – abgesehen von dem Kind.

“Also nein.“, raunte sie dem Ältesten in der Runde entgegen und ignorierte das penetrante Schluchzen und Wettern der Blondine in seinen Armen. Dieses Geheul würde sich auf Dauer kein Mensch mehr anhören können. Ganz davon abgesehen, dass ihr das doch niemand abkaufte, oder?
Ihr Schluchzen stolperte in einem rasselnden Atemzug und hysterischen Japsen. Die Worte, die der Verdächtige über die Köpfe der Anwesenden in den Raum spie schienen sie mehr als hart getroffen zu haben. Mit verschmierter Farbe auf dem Gesicht schoben sich eisige Augen über den Rand der kräftigen Arme hinweg. Und fast konnte Skadi schwören so etwas wie ein funkeln in ihrem Blick zu erkennen. Doch der Fremde, der in ihrem Blickfeld auftauchte, zog jegliche Aufmerksamkeit auf sich. Was sollte denn das jetzt werden? Instinktiv schob sich ihr Fuß weiter in den Weg, ganz als wollte ihr Körper ihm unterschwellig klar machen, dass er sich eine fing, sollte er dem Kind zu nahe kommen.  Was angesichts einer darauffolgenden Geste und Worte unnötig erschien.
Skeptisch beobachtete sie Alex bei seinem Versuch etwas mehr aus dem Kind heraus zu bekommen, als sie es geschafft hatte. Ihr Veilchen hatte ihr dabei wohl nicht wirklich in die Karten gespielt. Was für ein Jammer.

“Mmmm… Maryn.“

Ein Zucken durchfuhr seinen Körper  und hätte Skadi die Wärme des Kindes an ihrem Bein nicht gespürt, würde sie fast glauben, dass er eben jene Leiche war, die seine plötzliche Blässe aus ihm machte.

“Nur den Hammer.“, fügte er Kopf schüttelnd an und schluckte schwer.  “Ich konnte nichts sehen. Das schwöre ich. Und als der Hammer flog, bin ich weggerannt.“

“Was glaubst du eigentlich wer du bist, solche Lügen zu verbreiten?!“


Augenblicklich zuckte der Junge zusammen, stolperte über seine eigenen Füße und hielt sich nur durch einen ausgestreckten Arm der Nordskov in der Luft, die ihn aus einem Reflex heraus am Hemd ergriffen hatte. Doch ihr Blick galt nur im ersten Moment ihm. Schnellte dann zu der Blondine zurück, die sich aus Jahns Armen befreit und mit Wut verzerrtem und Tränen überflutetem Gesicht auf Jonah zubewegte.

“Erst ermordest du meinen geliebten Nhoj. Und jetzt willst du auch noch behaupten, ich hätte das hier getan?“


Mit zitternden Händen deutete Lilly auf die Leiche zu ihren Füßen. Schrie so laut, dass es fast alle außerhalb des Gebäudes vernehmen konnten. Wie eine Furie.

“Du sollst in der Hölle schmoren!“

“Lilly… beruhig dich.“

Sowohl Jahn als auch der ältere Nachzügler setzten sich in Bewegung, um die zierliche Frau zurück zu halten, die sich geradewegs auf Jonah zubewegte. Mit fuchtelnden Armen und einem Blick, der ihn wohl unweigerlich für die nächsten Jahrhunderte verfluchte.

“Maryn.“

Für einen Moment hielt Skadi den Blick auf dem Pulk, der immer mehr zu einem Gewirr aus Leibern verschmolz. Begab sich dann in die Hocke, um dem Jungen fest in die Augen zu sehen, dessen Hemd sie noch immer fest umklammert hielt und ihn dicht zu sich heran zog.

“Du verschwindest von hier ,okay? Am besten gemeinsam mit deinen Freunden auf unserem Schiff.“, flüsterte sie ihm eindringlich, aber unerwartet sanft entgegen.
Sie konnte den Anflug von Panik und Erstaunen in seinen Augen sehen und schmunzelte. Hatten er und seine Bande wirklich geglaubt, dass sie unentdeckt geblieben waren? Wie süß.

“ Und sucht euch beim nächsten Mal einen besseren Platz zum Schlafen.“
Ein amüsiertes Schnauben verließ ihre Nasenflügel. Begleitete die fließende Bewegung, die ihre Finger von seinem Hemd in Richtung seines Kinns führten, um demonstrativ von unten dagegen zu schnippen.  Erst dann erhob sie sich, straffte die Schultern und spannte die langen Finger, ehe sie sich in Richtung der kleinen Gruppe auf machte.

[bei Alex und dem Jungen | dann auf dem Weg zu den Werftleuten und Jonah | in der Werfthalle]  
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
#94
Rúnar zuckte zusammen, als hinter ihm das Chaos anfing auszubrechen. Eine Tür schlug auf, eine Frau schrie und beschwerte sich über Bisse und Bezahlungen. Rúnar drehte sich um. Sie stand in der Lobby, versuchte sich mehr oder minder erfolgreich mit einem fadenscheinigen Tuch zu bedecken, und schonte ihr Bein. Ein ebenso wenig bedeckter Mann folgte ihr. 

Rúnar starrte erst sie an, dann ihn - er steckte ungeschickt in seinem Hemd - dann auf den Boden. Ein erneuter Aufschrei der Frau ließen Rúnar ein weiteres Mal zusammenzucken. Er presste sich die Handfläche aufs Herz -- Himmelgötter.

Es dauerte eine Sekunde, bis Rúnar realisierte, dass Tarón irgendwie zu dem Aufruhr dazugehörte -- aber auch nur, weil aus dem offenen Zimmer die bunte Echse watschelte, die Rúnar normalerweise auf Taróns Schulter sitzen sah. (So ergab auch der Biss Sinn. Obwohl er nie auf die Idee kommen würde jemandes spezifische Präferenzen zu bewerten. Mit Einwilligung jedweder Beteiligter, natürlich, denn das schien hier nicht der Fall zu sein.) 

Rúnar wusste sofort, was gerade vor sich ging. Er sah es in Calwahs Körperhaltung und den fokussierten Blicken, die er und Tarón austauschten. Mit Pferden war es genau gleich. Und Rúnar wusste auch, was das beste Gegengift für Zaunbrecher war: Neugier. Er sah sich kurz um, suchte nach einer Idee und erspähte das silberne Buttermesser auf Gregorys Tablett, das dieser bisher noch nicht benutzt hatte. "Entschuldige bitte", murmelte Rúnar und griff sich das Messer. In dem Moment, in dem Rúnar in die Hocke ging, versuchte Tarón sich die Echse zu schnappen, die sofort auf dem Absatz kehrt machte und mit vollem Elan kehrt machte. Oh ja, Rúnar kannte diese Spielchen zu gut. Er pfiff einmal laut durch die Zähne und wackelte das Messer hin und her, um Lichtreflexionen zu erzeugen. 


{ an der Bar | mit Tarón, Isala und Calwah | mit Gregory, einer Prostituierten, einem Freier }
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Crewmitglied der Sphinx
für 6.000 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#95
Der leicht verschobene Zweitakt kündige Shanaya lange an, bevor sie um die Ecke trat. Sie sagte nichts, hielt nichtmal inne, als sie sich ihnen näherte, die Tasche ergriff und weiter ging. Stur, entschlossen. Shanaya halt.
Eine bestohlene Shanaya noch dazu. Josiah war nicht überrascht. Er würde ihr wahrscheinlich sogar weiter folgen: besser als Laufen zu gehen war das hier alle mal. In der letzten halben Stunde war gefühlt mehr passiert als in den gesamten Tagen seit sie ihr waren. Eine Tatsache, die Josiah freudig entgegen nahm. Etwas, was man ihm wahrscheinlich nicht abnehmen würde, hätte er es jemanden erzählt. Sein Blick lag immer noch misstrauisch auf den Taschen-Retter. Misstrauisch und Ablehnend. Doch dass Josiahs Blick nicht immer dem entsprach, was in ihm vorging, sollte sich keinen Augenschlag später erneut beweisen.
Denn dem Taschen-Retter schienen schier die Züge zu entgleiten, als er Shanaya erblickte. Josiah hätte fast laut aufgelacht: Sein Gesicht sprach Bände, und Josiah ertappte sich bei dem Gedanken, ob sie ihm einfach Shanaya vorsetzen müssten um herauszufinden, ob er tatsächlich die Wahrheit sagte. Denn der gute Mann vor ihnen schien fast schon nur noch mit einem kleinen Teil seines Kopfes zu denken. Aber immerhin bekam er noch genug mit, um sich von einen warnenden Blick davon abhalten zu lassen, auf Shanaya zuzugehen.
Stattdessen blieb er stehen, mit dem Blick sie aber nicht in Ruhe lassend. Und sehr erfolgreich eben die Worte aussprechend, die bei Shanaya wahrscheinlich die gänzlich falschen Knöpfe drückten. Diesmal ließ Josiah das leichte Grinsen in seinem Mundwinkeln zu.
Shanaya humpelte weiter, und der Mann schien nachzudenken. Dann, als wäre ihr Auftreten selber nicht deutlich genug gewesen, und die zwar stumme, aber doch nicht so unauffällige fehlende Reaktion Liam und seinerseits nicht existent, war er Sekunden später auch schon bei ihr. Begleitet von einen nicht unbedingt unauffälligen „wir“.
Wenn auch Josiah amüsiert war, verkniff er es sich, seine Haltung zu lockern oder die Hand von seiner Seite zu entfernen, knapp über seinen Messern. Auf Liams Grinsen zog er nur vielsagen die Augenbrauen hoch.

„Er kann die Lehrstunde vertragen.“

Seiner Stimme war anzuhören, was er von der Lage hielt, dennoch blieb er nicht weniger wachsam.
Der Kerl war offensichtlich noch leichtsinniger als gedacht, denn als wäre sein Gehabe nicht genug verlieh er seiner Stimme auch noch einen spöttischen Tonfall. Jedenfalls für ein paar Worte, bis nach einer kleinen, angedeuteten Verbeugung die Informationen nur so aus ihm hervor sprudelten.
Was so eine Frau nicht alles ausrichten konnte.
Die Freude hielt nur so lange, bis er im nächsten Moment seinen Fehler erkannte. Schlagartig war Josiahs Lockerheit wieder hinter einer angespannten Konzentration verschwunden.
Der Mann hatte sich in seinem Versuch, Shanaya zu folgen, weiter von ihnen entfernt. Die Entfernung wiederum ließ die Details seiner Mimik verschwimmen. Josiah fluchte innerlich auf, während er die Augen zusammen kniff und nach vorne treten wollte, aber es war ohnehin vergebens. Der Abstand zwischen ihn und dem Mann war schlicht und ergreifend zu groß. Verärgert ließ Josiah seinen Blick raumgreifender über ihn gleiten, suchte nach weiteren Anzeichend dafür, dass der Mann vor ihnen log.
Er stellte sich als Matthew Flint vor, Sohn von Travis Flint, und rechtfertigte sie mit Monogrammen. Eine Geschichte, die Josiah weder widerlegen noch bestätigen konnte. Die Tuch- und Stoffgesellschaft hatte dann doch zu den Dingen gehört, die ihn hier am wenigsten interessiert hatten. Seine Kleidung und sein Gehabe sprachen natürlich dafür, dass er nicht aus armen Verhältnissen kam, aber seine vorherige Beobachtung hatte Josiah noch nicht vergessen.
Josiah wäre fast gewillt gewesen, dem Mann Glauben zu schenken. Zwar zweifelnd, und aus reiner Sicherheit immer noch misstrauisch, aber dennoch hätte er es weniger angezweifelt, dass er vielleicht doch die Wahrheit sprach. Bis er ihnen anbot, Leute auf den Dieb anzusetzen.
Der kleine Faden der Sicherheit zerriss kaum dass er gespannt worden war. Er schien von Shanaya angetan zu sein, und wäre sie alleine gewesen, wäre es vielleicht auch etwas sinniger gewesen, aber das hier… war etwas zu viel der Gastfreundlichkeit. Wenigstens für Josiahs Ermessen.
Josiah ließ seine Hand etwas weiter nach oben gleiten bis sie schließlich so ruhten, dass die Messer nur ein kleines Zucken seiner Finger entfernt waren. Der Mann verstummte endlich, trat einen Schritt zurück und sah hilfesuchend zu ihnen hinüber. Josiah erwiderte den Blick abweisend.
Liam erhob keinen Augenblick später die Stimme, und erleichtert stellte Josiah fest, dass der andere diesem Flint ebenfalls nicht traute und das Offensichtliche aussprach: Das hier war wahrscheinlich kein zufälliges „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“.
Das hier schrie viel zu sehr nach Falle. Nach „ich bin so nett, hilfsbereit und dazu nicht arm, lass mich dein Retter sein und dich noch etwas begleiten“, dessen Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit in dem Moment enden würde, wo er Zugriff auf eine größere Beute hatte, kaum dass man ihm den Rücken zuwandte. Wer würde es jemanden von Status auch zutrauen, eine Tat zu verhindern nur um eine andere zu begehen.
Der Mann hatte noch eine weitere Lektion, die er lernen durfte.

{bei Liam & Shanaya & Nathan | Seitengasse }
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Crewmitglied der Sphinx
für 545 Gold gesucht
dabei seit May 2019
#96
Schnapp. Geräuschvoll waren die feinen Metallzähne seiner Scharade ineinander gefahren und hinterließen nichts außer einer dunklen Spur stillschweigender Verachtung. Er hatte ihn getroffen. Nicht tief genug, um ihn anzufahren und augenscheinlich doch in dem Maße, dass er für eine ungesunde Anzahl an Sekunden jegliche Luft in seinen Lungen sammelte. Das breite Lächeln auf Ceallaghs Lippen wurde beim Ansturm der Welle aus Missmut und Bestürzung eine Spur breiter. Fast schon, als bereite ihm diese Stichelei mehr Spaß, als sie sollte.

“So?“, gab er spöttisch von sich, die hellen Brauen erstaunt gen Haaransatz gezogen. Den Oberkörper soweit voraus gebeugt, dass er einen Blick auf die mürrische Miene des Alten erspähen konnte, bis Trevor die Straße überquerte und seinen hitzigen Körper neben ihm parkte. Instinktiv zog sich Ceallagh zurück, den Arm erneut in seinem Rück verschränkt, als gäbe es just in diesem Moment keinen besseren Verwendung mehr für ihn. Überließ damit dem quirligen Wirbelwind das Feld und behielt stattdessen mit unauffälligen Bewegungen die Straße im Blick. Er fragte sich wo Lucien und Zairym abgeblieben waren. Allzu weit konnte ihr Weg nicht gewesen sein, wenn bereits der Trevors um tausende Hausecken und Umwege nur 5 Minuten in Anspruch genommen hatte. Oder gab es noch etwas, dass der junge Kapitän mit dem Söldner allein zu klären hatte?
Wie ein sengender Schmerz fuhr das metallene Klimpern der Münze gegen sein Trommelfell und riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Die grünblauen Augen herumfahrend, während die Miene noch immer die Straße hinab gerichtet blieb. Offensichtlich hatte er sich nicht in der Stellung des Scovells in dieser Konstellation geirrt – seine Aufgabe schien so simpel wie einleuchtend. Er war das Zeichen. Nicht mehr, nicht weniger. Wie schön.

“Es…“

Die Worte des Hünen gingen in der jähen Bewegung des Alten unter, der die Hand hob und nur wenige Zentimeter vor seinem Ziel zum Stehen kam. Als habe er sich an der plötzliche Hitze verbrannt, zuckten die vernarbten Finger zurück und hinterließen auf Cealls Miene einen Ausdruck unbändiger Belustigung. Sie einer an. Da kann sich jemand bewegen. Erstaunlich wozu Trevor in der Lage war, was ihm wohl erst in den nächsten Minuten gelungen wäre. Spätestens jetzt war klar (auch dem letzten verirrten Geist), dass sie für eine gemeinsame Sache zusammengerufen worden waren. Und dem Schock des Kontaktmannes nach zu urteilen, erschien es ihm nicht als allzu sinnvoll, wortwörtlich mit der Tür ins Haus zu fallen.

“Das hier ist kein guter Ort, um zu warten. Richtig?“

Was er sagte, war offensichtlich. Was er nicht sagte, so hoffte er, zumindest für den Bettler verständlich, dessen grobe Züge Ceall in jenem Moment umriss. Nicht, dass er davon ausging, dass sie bisher sonderlich unauffällig gewesen wären. Mit Trevor an seiner Seite konnte er auch unsichtbar sein und binnen weniger Sekunden auffallen. Doch manchmal tarnte man sich eben dort am besten, wo es am offensichtlichsten war, oder nicht?

[mit Trevor direkt vor Aik auf dem Gehweg | Villenviertel]
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Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#97
Shanaya war sich sicher, sich genug Merkmale des Diebes eingeprägt zu haben, um ihn wieder zu finden. Er hatte sich definitiv mit der falschen angelegt – und diese Botschaft würde sie ihm auch persönlich überbringen. Liam uns Josiah hielten sie nicht auf, aber der Mann, der sie zuvor angegafft hatte, konnte sich nicht zurück halten. Das fehlte ihr auch noch. Erst ein Dieb, der ihr ihr Heiligtum entwenden wollte – und jetzt ein Kerl, der den Boden küssen würde, auf dem sie lief, selbst wenn er mit Kuhmist beschmiert wäre. Er wies sie auf das Offenbare hin und Shanaya unterdrückte mit einem Seufzen ein Augenrollen.

Danke, dass du mich darauf hinweist. Einen Moment hatte ich es wirklich vergessen.“

Sie hielt schwer an sich, den Blonden mit ihrer Krücke zu zeigen, wie eingeschränkt sie wirklich war, beließ es aber dabei. Sie hatte ein anderes Ziel. Stattdessen warf sie dem Fremden nur ein kühles Lächeln zu, konzentrierte sich dann wieder auf ihren Weg. Noch vor wenigen Tagen hätte sie den Weg vielleicht – mit viel Mühe – bis hierher geschafft. Ihr Körper, das Fieber, ermahnten sie, sich zurück zu nehmen. Aber sie kannte die Grenzen ihres Körpers – und diese war noch nicht erreicht. Sie warf keinen Blick zurück, auch als schnelle Schritte hinter ihr erklangen.
Es waren nicht Liam und Josiah, die ihr folgten. Es war der Fremde, der sich ihr in den Weg stellte und damit das Fieber in ihrem Inneren in eine andere Hitze umwandelte. Die Kühle in Shanayas Lächeln legte sich nun auch auf die eisblauen Augen, die den Mann fest fixierten. Wenn Elian sie von irgendetwas abhalten wollte, war das eine Sache. Aber ein daher gelaufener Fremder, der kaum seinen Speichel bei ihrem Anblick unter Kontrolle hatte und ihr vorschreiben wollte, was sie zu tun und zu lassen hatte? Die Schwarzhaarige verengte die Augen, trat einen Schritt näher auf den Mann zu, als er geendet hatte. Mit einer schwungvollen Bewegung hob sie ihre Krücke, drückte ein Ende gegen den Hals des Mannes, den Blick unentwegt auf seinen gerichtet.

Du bist ein Beweis dafür, dass Tuchhändler nicht unbedingt die klügsten Sprößlinge haben. Und solltest du kleine, blond gelockte Abbilder von dir selbst zeugen wollen, rate ich dir eins: Stelle dich mir nie wieder in den Weg. Einmal lasse ich es dir durchgehen – beim nächsten Mal schwöre ich dir, kannst du dich von deiner Männlichkeit verabschieden.“

In ihren Worten schwang nicht nur eine einfache Drohung mit – viel mehr lag ein Versprechen in ihrer trotz allem vollkommen ruhigen Stimme. Auf sein Angebot ging sie nicht einmal ein. Was auch immer er damit bezwecken wollte, war ihr vollkommen egal. So weit kam es noch, dass sie andere ihre Angelegenheiten regeln ließ. Egal wie verwundet oder fiebernd sie war. Dem Blonden galt also noch ein prüfender Blick, ehe sie kurz die hellen Augen zu Liam zurück wandte, der nun hinter ihr stand. Während der Fremde den Weg wieder frei machte. Liams Worte ließen sie leicht eine Augenbraue heben. Die Idee, dass der Blonde ein Zwischenmann war, war gar nicht Mal so abwegig. Damit stahl sich ein diebisches Grinsen auf die Züge der jungen Frau. Sie hatte also eventuell zwei Männer, mit denen sie sich auf ihre Art und Weise befassen konnte. Josiah blieb still – wie immer – und die Dunkelhaarige wandte sich wieder nach vorn, warf dem Blonden nur noch einen mahnenden Blick zu. Einmal und nie wieder. Damit setzte sie sich wieder in Bewegung, den blauen Blick dabei aufmerksam schweifen lassend.

[Seitengasse |Liam, Josiah & Nathan]
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Nathan Reed
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#98
Das Ende der Krücke legte sich auf Nathans Hals und obwohl Besonnenheit nicht zu den Stärken des Taschendiebes zählte, war er nun klug genug, den eisigem Blick, der durchaus hätte töten können, nichts mehr entgegenzusetzen. Er fand sich allerdings nicht bedroht, sondern empfand es noch eher reizend, wie sie sich um seine Männlichkeit sorgte. So aber hob er abwehrend die Hände und ließ sie weiter humpeln. Dass sie so erpicht darauf war, den Räuber ihrer Tasche zu bekommen und sich zu rächen. Klang nach einer Person, mit der nicht gut Kirschen essen war. Selbst wenn dieser Mann zuhause 10 kleine Mäuler zu stopfen hatte, Nathan glaubte nicht, dass die Lady hier viel Verständnis aufbringen würde. Fast ärgerte er sich über sich selbst, dass er die Situation nicht besser gelöst hatte. Leider schienen genau diese drei besonders misstrauische Exemplare zu sein, selbst für versoffene und verlogene Piraten waren sie verdammt ängstlich oder möglicherweise durch bestimmte Umstände besonders wachsam. Umstände, die Nathan nicht ermessen konnte. Und im Moment auch viel zu gehetzt war, um dem auf den Grund zu gehen. 

[color=darkorange]Der blonde Mann hob an, um mit ihm zu sprechen. Und nachdem er ein wirklich witziges (!!!) Wortspiel von sich gab, beschuldigte er Nathan sogleich, mit dem Langfinger gemeinsame Sache zu machen. Nathans ungläubiges Gesicht richtete sich auf das ebenmäßige Antlitz der Piratin vor ihm und an der Augenbraue, die nach oben wanderte konnte er ablesen, wie sehr ihr der Gedanke gefiel! Nathan war empört. Ganz ehrlich, für diese abgerissene Tasche? Dafür lohnte sich keine Falle und erst recht kein ausgeklügelter Diebesplan! Dass sie ihn jetzt verdächtigten, mit dem Dieb gemeinsame Sache zu machen… Nathan schnappte nach Luft. Gut, er war ja kein ehrlicher Mensch. Ja, und sicher, er war ein Taschendieb… Jaaah na gut: Er war ein Betrüger durch und durch! Aber DIESES MAL wurde er zu Unrecht verdächtigt. Wenn er denn mal in seinem Leben eine gute Heldentat vollbrachte, dann gehörte das gewürdigt! Man sollte ihm eine Statue aufstellen und ihm huldigen dafür! Stattdessen wurde er behandelt, wie ein Tagedieb.

Jaaaah, naaa gut, ER WAR EIN DIEB, wir haben es alle verstanden! 

Nathan war nun wirklich wütend. Schließlich kam es nicht oft vor, dass er mal das Richtige tat oder auch rechtmäßig handelte. Wenn er eben noch gedacht hatte, wie sehr sich sein Herz an dieses schöne Wesen vor sich hätte binden können, so war das sogleich verflogen. Er konnte in diesem Augenblick nicht erahnen, wie zuträglich dieses Ableben seiner Leidenschaft für seine zukünftige Gesundheit war. Sein Blick verdüsterte sich. Sollte sie doch humpeln, bis sie umfiel! Lange würde das wahrscheinlich nicht mehr dauern, wenn man die graublasse Gesichtsfarbe der Piratin begutachtete. Aber er würde sich nicht mehr kümmern. 

Dumm, dass ihm diese Gelegenheit durch die Lappen gegangen war. Hinter diesen dreien stand sicherlich ein Schiff und damit seine Freiheit. Er konnte sich aber nicht länger damit aufhalten, Leute zu überzeugen, die sich nicht überzeugen ließen. Am Ende kam der richtige Flint noch um die Ecke. Dann hätte Nathan ein richtiges Problem. So trat er zurück, verbeugte sich tief und erwiderte:
“Da ich mich äußerst ungern von meiner Männlichkeit verabschieden möchte…“, er grinste schief und freudlos, aber auch Bedauern lag in seinem Blick. Das hatte man davon, wenn man einmal, wirklich EINMAL in seinem Leben ehrlich war! Es lohnte sich einfach nicht.
“…werde ich mich lieber stattdessen von Euch verabschieden. Mit Vergnügen war ich Euch zu Diensten, doch nun rufen mich dringende Angelegenheiten, die ich nicht aufschieben sind. Gehabt Euch wohl und ich hoffe, dass Euch das Jagdglück hold sein wird.“
Sprachs, tippte sich mit zwei Fingern zum Gruß an die Stirn, als er die beiden Männer passierte und machte sich im Laufschritt davon.

[Seitengasse | Liam, Josiah & Shanaya]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
#99
Doch, wenn man wollte, konnte man Josiahs Gesicht in diesem Moment einen Hauch Amüsement ansehen. Vielleicht mit etwas Interpretationsfreiraum, aber da war nicht nur Skepsis und Misstrauen auf seinen Zügen. Trauriger Weise konnte er das alles im Augenblick ja absolut nachvollziehen. Der arme Tropf, der sich nun an Shanaya versuchte, konnte einem eigentlich nur leidtun – unabhängig davon, ob er nun an diesem Diebstahl beteilig war oder nicht. Es ging hier immerhin keinem um das Stehlen selbst – davon konnte sich keiner von ihnen freisprechen – sondern darum, dass sich dieser Taschendieb für heute einfach die Falschen ausgesucht hatte. Und was diesen Flint anging – Liam bezweifelte, dass es irgendeine Situation gegeben hätte, in dem sie ihm offener begegnet wären. Die vergangenen Ereignisse hatten sie alle mürrisch gemacht, misstrauisch. Wenn nicht mal der Lockenkopf den Drang verspürte, Kontakte zu knüpfen – wer aus der Crew (abgesehen von Trevor, der sie früher oder später noch die Freiheit oder das Leben kosten würde) ging offener mit Kontakten um als er? Josiah folgte ihm die wenigen Meter in Shanayas Rücken, die bereits damit begonnen hatte, ihren Standpunkt klar zu machen. Mit leicht zur Seite geneigtem Kopf beobachtete er den Monolog und stellte fest, dass ihr Gegenüber nicht nur überrascht, sondern fast schon entrüstet dreinblickte. Woher auch immer diese Regung kam – sie konnten bloß still hoffen, dass dieser Flint wirklich nicht derart viel Einfluss hatte, wie er ausgab. Oder dass die Konsequenzen lang genug auf sich warten lassen würden, bis die Sphinx wieder seetauglich und sie über alle sieben Weltmeere waren. Die letzte Drohung der Dunkelhaarigen hinterließ allein beim Gedanken ein unangenehmes Gefühl in seinem eigenen Schritt, obwohl sie nicht einmal ihm galt. Aber es schien Wirkung zu zeigen. Zum Glück, denn Liam hätte nicht die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass Shanaya diese Androhung nicht wahrmachen würde.

Auch Liams Vermutung hinterließ eher Entrüstung als dass er aussah, als hätte man ihn ertappt. Nichts, worauf der Lockenkopf viel gab – immerhin wimmelte es auf dieser Welt nur von Gaunern und Gauklern. Vielleicht empörte es ihn lediglich, dass man ihn durchschaut hatte. Möglich war alles, auf etwas festlegen würde er sich nicht. Wozu auch? Im Endeffekt war das Thema damit geklärt, dass sich Flint verabschiedete und davon machte. Wenn sie ihm hier unrecht getan hatten, tat es ihm leid. Aber Vorsicht war und blieb – gerade jetzt! – einfach besser als Nachsicht. So oder so, er wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit diesem Blondschopf nicht stimmte. Während Shanaya sich bereits wieder in Bewegung setzte und stoisch ihren Weg entlanghumpelte, hing sein Blick noch immer an der Häuserecke, hinter der der augenscheinliche Helfer in der Not verschwunden war. Nachdenklich verzog er das Gesicht, ehe er aus dem Bauch heraus eine Entscheidung traf, die ihnen am Ende des Tages entweder etwas brache oder eben nicht.

„Passt du auf Shanaya auf, Josiah?“, fragte er an den Schweigsamen gerichtet und sah ihn an. „Ich werd‘ diesen Flint im Auge behalten, falls er sich doch mit seinem möglichen Komplizen trifft. Ich meine… Wir wissen beide, dass Shanaya erst mit uns zurück ins Bordell kommen wird, wenn sie dem Typen eins auf die Nase gegeben hat. Je schneller wir ihn also haben, desto mehr Freizeit haben wir den Rest des Tages.“

Josiah war mit Sicherheit ebenso bewusst wie ihm, dass Lucien ihnen die Ohren langziehen würde, wenn herauskam, dass sie mit Shanaya aufgebrochen, aber ohne sie wieder zurückgekommen waren. Er hoffte, dass die Aussicht auf einen Zwist mit ihrem Captain genug Verantwortungsbewusstsein im ehemaligen Attentäter weckte, die Dunkelhaarige trotz ihrer hier und da kratzbürstigen Art nicht irgendwo stehen zu lassen. Josiah hatte doch ein dickes Fell, oder?

„Sollte meine Vermutung stimmen, holen Mister Taschendieb und ich euch mit Sicherheit sehr einfach ein.“

Mit Belustigung im Blick sah er Shanaya nach, die dafür, dass sie auf Krücken lief, zwar recht flott auf den Beinen, für einen gesunden Menschen aber nachwievor eher ein Hindernis auf der Straße war. Mit einer kurzen Handbewegung verabschiedete er sich von dem Älteren, sah davon ab, Shanaya von seinem Plan zu unterrichten – sie hatte gerade ganz andere Dinge im Kopf – und verschwand mit einem kurzen Laufschritt um die gleiche Ecke, um die Flint eben gebogen war. Liam wurde wieder langsamer, schlenderte mit großen Schritten die Straße entlang und hielt Ausschau nach dem Gewand des jungen Knaben. Zwischen den Gestalten einige Meter vor ihm erkannte er das Stück Stoff und nahm unauffällig einige Meter zurückbleibend die Verfolgung auf.

Währenddessen streiften die beiden Leibwächter des Tuchhändlers noch immer wachsam durch die Straßen rund um den Ort des Geschehens. Ihre Gesichter wirkten ein wenig angefressen; fast so, als wäre ihnen diese Sucherei allmählich ein wenig zu lästig. Erst gestern hatten sie sich den Zorn Flints eingefangen, nachdem sie diese beiden Herumtreiber nicht mehr hatten aufspüren können. Stattdessen hatte sich einer einen schmerzhaften Hundebiss zugezogen, aus dem sie beide vermutlich gelernt hatten. Irgendwann hatten sie sich getrennt, um ihre ohnehin geringe Chance ein bisschen zu erhöhen. Bislang ohne Erfolg. Einer von ihnen hatte dem Tuchhändler gerade äußerst knapp Bericht erstattet und ahnte nicht, dass sein Komplize just in diesem Moment den Blondschopf in der Menge erkannte, die sich allmählich geschäftig auf den Straßen tummelte. Voller Eifer beschleunigte er seine Schritte, doch Nathan bog um die nächste Ecke und verschwand wieder aus seinem Sichtfeld in einer wenig belebten Gasse. Ob er die Straße verlassen hatte, weil er ihn gesehen hatte oder rein aus einer Laune heraus – der Leibwächter wusste es nicht zu sagen. Was er aber wusste, war, dass er sich beeilen musste, um diesen Taugenichts in die Finger zu bekommen.

„Na, wen haben wir denn da?“ - Nathan war dem zweiten der Leibwächter förmlich in die Arme gelaufen. Man hörte seiner Stimme durchaus die Freude darüber an.


Davon bekam Liam selbstverständlich nichts mit. Wie hätte er auch damit rechnen sollen, dass ‚Flint‘ nicht nur vor ihm ‚auf der Flucht‘ war, sondern noch weitere Verfolger hatte. Er folgte ihm also nichtsahnend um die Ecke, bloß um überrascht stehen zu bleiben und festzustellen, dass er zwangsläufig aufgefallen war – ‚Flint‘ stand nämlich nur noch wenige Meter von ihm entfernt, vor ihm ein Mann mit breiten Schultern, der in etwa so erstaunt in seine Richtung starrte, wie der Lockenkopf zurückstarrte. Wenige Herzschläge später nur hörte – und spürte – er, wie eine weitere Gestalt hinter ihn trat und ihm zwangsläufig das Gefühl von Hinterhalt über den Rücken jagte. Wie bekannt ihm diese beiden Männer sein sollten, dämmerte ihm erst, als eine weitere Gestalt vor ihm in der Gasse auftauchte – eine Gestalt, die ihm bekannter vorkam, als ihm lieb war. Das zahnlückige Grinsen allerdings machte eine Verwechslung unmöglich. Der Ausdruck auf Liams Zügen verhärtete sich und ein Ziehen in seiner Magengegend erinnerte ihn schlagartig daran, dass dieser Kerl nicht davor zurückschreckte, seine Fäuste zu nutzen. Armer ‚Flint‘. Noch glaubte Liam nämlich, dass sich der Knabe nur dank ihm in dieser Situation befand. Und wie wenig der breitschultrige, zahnlückige Mann davon hielt, Unbeteiligte ziehen zu lassen, wusste er leider bereits.

„Sieh an, sieh an.“ Mittlerweile hatte sich auf den Zügen des echten Flints ein freudiges Erkennen eingestellt, während er langsam und selbstzufrieden neben seinen Leibwächter trat, der vor Nathan stand. „Wie die Ratten zieht es das Gesindel zusammen.“ Er lachte und verschränkte die Arme. Selbstgefällig, weil er wusste, dass die beiden Männer keine Möglichkeit hatten, erfolgreich zu fliehen. „Begleitet mich doch ein Stück, dann können wir noch einmal über alles reden.“

Er lachte rau und drehte ihnen den Rücken zu. Der Leibwächter, der hinter Liam stehen geblieben war, schubste ihn unsanft weiter in die Gasse hinein und bedeutete somit auch Nathan, dass er sich besser in Bewegung setzte. Der Zweite reihte sich neben den beiden Männern ein, während er Flint wortlos folgte, um das Treiben weiter weg von der belebten Straße zu führen.

{ anfangs bei Shanaya & Josiah | dann mit Nathan, Flint und seinen beiden Leibwächtern in einer Gasse einige Straßen entfernt }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
Schnell war ihre Kollegin und der nervige Kunde vergessen und die dunkelhaarige Frau hatte eine andere Aufgabe und zwar eine Verfolgusjagd! Isala kam nicht um hin festzustellen, dass eine gewisse Leidenschaft in ihr geweckt wurde. Endlich passierte mal etwas, dass ihr Herz höher schlagen ließ. Etwas, das sie tatsächlich bewegte. Erst traf sie Tarón wieder und nun mussten sie seine Echse einfangen. Und das Tier war schön! Wirklich schön... noch nie in ihrem Leben hatte sie so ein Wesen kennen gelernt. Es faszinierte sie.

Doch sie hatte nicht die Zeit sich die Echse genauer an zu sehen, denn das Tier war flink... außerdem hatte Isala tatsächlich Angst, dass die Leute, die über ihr standen, dem Tier etwas antun könnten. Schließlich hatte es jemanden gebissen. Wer weiß was noch passieren könnte. Nun galt es also das Schlimmste zu verhindern und bei der Jagd zu siegen. Eventuell sammelte sie ja sogar punkte und konnte sich beweisen, wenn sie als einzige Frau auf der Jagd die Beute machte. Wenn doch dieses dämliche Kleid nicht wäre... dieses raffte sie nun hoch - wobei es tatsächlich etwas einriss - und nahm die Beine in die Hand.

Als Die Echse nun noch auf den Hinterbeinen lief und die kleinen Flügel anwinkelte, stahl sich ein Lächeln in ihren Blick. Die Frau dachte an Hunde, die diese Situation wahrscheinlich als Spiel ansehen würden. War das bei der Echse auch so? Warum lief sie überhaupt weg. Tat sie das öfter. All diese Fragen musste sie sich später dringend von Tarón beantworten lassen. Nun blieb dafür aber erst einmal keine Zeit.

"Wie hieß er noch gleich?", fragte sie nebenbei und rannte so schnell ihre Füße und das Kleid erlaubten.

Ein Gast an der Bar pfiff laut und versuchte es mit einer Lichtreflektion. Clever, aber würde es auch funktionieren. Falls sich das Tier damit ablenken ließ, würde Isala wahrscheinlich versuchen es von hinten zu greifen.


[an der Bar | mit Tarón, Rúnar, Gregory und Calwah]
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