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Kapitel 8 - Schleichende Wasser
James Killigan
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
Ein wenig kam sich James wie ein Zirkustier vor, das mitten in einem Ring stand und von allen angestarrt wurde. Nur applaudieren wollte so recht keiner. Wobei Applaus in dieser Situation wohl auch eher Tarón gegolten hätte, der der Meinung war dass er ihm schon zeigen würde was „Benehmen“ bedeutete. Dass James da ganz anderer Auffassung war, war wohl selbstredend klar.
Leider, ja leider sprang Tarón nicht auf seine Provokation an und ließ damit auch nicht zu, dass James seine Faust einmal mitten im Gesicht des etwas Älteren parken konnte. Aber jetzt „einfach so“ (Grund gab es in James Augen genug) eine Prügelei anzufangen, dazu war hier weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. Wäre Tarón hingegen derjenige gewesen der den ersten Schlag tat, dann hätte er sich selbstredend liebend gerne verteidigt. 
Tarón ließ ausnahmsweise aber nicht seinen Körper sprechen sondern redete davon, dass James wohl selbst frigide war, wenn er nicht auf seine Avancen einging. Ein wenig Mageninhalt stieg seine Kehle hinauf, allein bei der Vorstellung von dem, was der Möchtegern-Held da beschrieb. Angeekelt schüttelte James den Kopf und musterte Taron nochmal von oben bis unten. 
“Vielleicht solltest du dich als Laien Schausteller irgendwo bewerben. Irgendwo findet sich sicherlich ein Publikum die dieses „Ich bin der Retter der hilflosen Weiber“ ganz toll findet.“ antwortete er verächtlich, denn noch immer war ihm diese ganze Nummer hier eine Spur zu dick aufgetragen. Wieso war Tarón so verdammt erpicht darauf als der tolle Kerl dazustehen, der sich schützend vor Frauen stellte und die bösen, bösen Männer bekehrte?
Natürlich war auch Soula noch nicht fertig damit, ihre Meinung über ihn kundzutun. Auf ihre kleine Beleidigung schlug er die Hände auf der Brust übereinander und schaute sie gespielt verzweifelt an:
“Oh, das bricht mir jetzt aber das Herz.“ bevor er sie mit einem Blick bedachte, der „Halt doch einfach die Klappe“ nicht deutlicher ausdrücken könnte. Dieser ganze Zirkus hier wurde ihm langsam zu viel und noch immer verstand er nicht, wieso um einen lächerlichen Kuss so einen Aufriss gemacht werden musste. Im Grunde war rein gar nichts passiert. Er hatte sie nicht geschlagen, ihr auch sonst nicht irgendwie weh getan oder sie gar vergewaltigt. Es war einfach nur ein Kuss gewesen und sie tat so, als wäre er kurz davor gewesen sie umzubringen. 
Zum Glück kam richtete sich dann die Aufmerksamkeit endlich auf den Rückkehrer und den Neuankömmling, wobei letzterer keine Sekunde Zeit verlor und sofort sein „Parley“-Recht in Anspruch nahm. Eigentlich könnte James nicht uninteressierter sein, denn die Vögel – oder was auch immer sie vorhin angegriffen hatte – waren noch zu deutlich in seiner Erinnerung. Ganz vom Nebel einmal abgesehen, von dem sie immer noch nicht genau wussten was er anrichten konnte. 
Weit konnte er seine Gedanken diesbezüglich aber nicht schweifen lassen, da hörte er schon wie Tarón – ausgerechnet der – ihm den Auftrag gab, den „Gefangenen“ zu Lucien zu bringen. Seufzend zuckte James mit den Schultern und griff nach einigen Schritten auf Peregryne nach dessen Oberarm, um eben dieser Aufforderung nachzukommen. 
“Dann wollen wir mal. sagte er so lapidar dahin und wenigstens konnte man jetzt die eigene Hand wieder vor Augen sehen, sogar das Achterdeck auf dem sich Lucien befand kam wieder in Sicht, weil sich der Nebel durch den aufkommenden Wind zu lichten schien. 
Einen Menschen so Gassi zu führen war schon ein wenig lächerlich, weshalb sich der dunkelhaarige eine kleine Konversation nicht ganz verkneifen konnte. 
“Ich bin übrigens James. Willkommen im Irrenhaus.“ lange Unterhaltungen waren aber sowieso nicht möglich, denn den Weg zu Lucien hatten sie recht schnell überbrückt und James konnte Peregryne erfolgreich abgeben.
“Capt`n? Den haben wir mit Rúnar an Land gezogen und er würde wirklich gerne von seinem Parlay Recht Gebrauch machen. Hast du jetzt die Muße dazu oder soll ich ihm die Gemächer mit der Kindersicherung von innen zeigen?“ denn eigentlich hatte Lucien jetzt sicherlich wichtigeres zu tun als Gefangene anzuhören. Aber hier, an Board der Sphinx, würde ihn auch irgendwie nichts mehr überraschen.


(erst bei Tarón, Soula, Rúnar und Co, bevor er mit Peregryne zu Lucien geht)
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
Rúnar sah zwischen den Leuten hin und her, die sich an der Reling versammelt hatten. Die Anspannung hing so dick in der Luft wie der Nebel. Rúnar fing unwillkürlich an zu Zittern als seine nassen Klamotten langsam abkühlten.

Neben sich hörte er ein Rumpeln und das Träufeln von Wasserrinnsalen, aber er sah nicht hin, abgelenkt von dem Streit zwischen James und Tarón, dem er versuchte zu folgen. Für eine Sekunde machte sein Herz einen Sprung. Einen, der ihm sagte, er würde sich gerne in den Streit einmischen. Er würde so gerne mal wieder seine Emotionen hochkochen lassen und jemandem seine Meinung deutlich mitteilen. Aber er war nicht darauf aus, dass dies dann in einem blauen Auge und ein paar fehlenden Zähnen seinerseits enden würde -- und das würde er den beiden anderen Männern durchaus zutrauen.

Dann ertönte neben ihm die Forderung nach einem Parley. Rúnar wandte sich zu dem anderen Mann. Er bewunderte ihn. Seine Ausdauer. Wer weiß, wie weit er geschwommen war, um zu ihnen zu gelangen. Und dann hatte er auch noch den Mumm gehabt, sich von ein paar Piraten retten zu lassen. (Wobei Rúnar auch schnell gelernt hatte, dass er eine falsche Vorstellung gehabt hatte.) Und die Narbe, die sich über das Auge des Fremden zog verstärkte Rúnars Bewunderung nur.

Als Rúnar wieder geradeaus blickte, lief Tarón die paar Schritte zu ihm und dem Fremden hinüber. Und er lächelte Rúnar an. Einfach nur ... er lächelte einfach nur. Und es wirkte aufrichtig. Rúnar lächelte zurück.

Tarón wies James an den Fremden zum Captain zu bringen und James folgte dem Befehl. Den Widerwillen konnte selbst Rúnar deuten und er grinste in sich hinein.

Eine Brise sorgte dafür, dass sein Zittern kurz stärker wurde und das Grinsen verging ihm. Er musste seine nasse Kleidung loswerden. Aber die Brise riss nicht ab, wurde stärker und zog den Nebel mit sich -- wie ein Fluss schlängelten sich die Nebelschwaden vom Deck der Sphinx hinab. Und gaben die Sicht auf etwas frei. Rúnar zog sich an der Reling hoch. Das andere Schiff stand neben ihnen genau so still im Wasser wie die Sphinx. Die sich tummelnde Crew auf dem Deck beachtete Rúnar kaum über den Zustand des Schiffes hinweg. Ein Wunder, dass ein Schiff in diesem Zustand überhaupt noch eine lebendige und (vielleicht halbwegs) funktionierende Crew an Deck hatte. Er hob den Finger und zeigte auf das Schiff. "Segel in ... Sicht?"

{ an Deck | mit Per, Tarón, Soula, (Josiah) }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2020
Jón bekam das Gefühl, dass die Welt ein Stück gekippt war. Dass er irgendwie an einem Hang stand. Und war das vielleicht ein ungutes Gefühl. Er wandte sich um -- und sein ungutes Gefühl bestätigte sich. Das Heck des Schiffs lag ein gutes Stück tiefer als der Bug. Und das veranlasste die Crew dazu vollends durchzudrehen.

Jón hingegen atmete einmal tief ein. Wieder aus.*

*Auch, wenn er nicht bezweifeln konnte, dass ihm das Herz sehr, sehr tief in die Hose gerutscht war. Oder doch, konnte er. Wenn es um Zweifel ging, gab es eine Sache, die Jón gerne und gut damit tat: Ignorieren.

"In Ordnung", sagte er zu dem Jungen. "Entweder--hey!" Jemand hatte Jón so rücksichtslos angerempelt, dass seine Schulter kurz vor Schmerz pochte.

Ein Gefühl, dass direkt in sein Herz überging, als er Néniel auf einmal nicht mehr sah.

"Néniel!"

Er scannte das Deck ab. Umherrennende Leute. Umherliegende Holzteile. Umherliegende Leute. Wo war der Captain? Warum gab nicht endlich mal jemand Ruhe und tat etwas gegen diese Situation. Wo war Néniel?

Da war sie. Von irgendeinem Vollidioten gegen die Reling gedrängt worden.

Jemand anders schob sie wieder aus dem Weg, als er sich vorbeidrängte. Sie verlor ihr Gleichgewicht.

Jóns Körper reagierte schneller als sein Kopf. Bevor er es realisierte, war er zu Néniel gerannt und hatte nach ihr gegriffen.

In den Nebel gegriffen.

Er hing halb über der Reling. Seine eine Hand hing noch immer in der Luft. Die Finger seiner anderen pressten sich gegen das Holz er Reling.**

**Hier war sie. Eine weitere misslungene Tat, die er auf seine Liste setzen konnte. Eine weitere Person, die er enttäuscht hatte.

Das Rauschen von riesigen Schwingen ließ ihn aufblicken. Sein Blick scannte abermals -- diesmal den Himmel, aber nirgendwo tauchte eine Gestalt aus dem Nebel auf und stürzte sich auf sie herab. Der Vogel stieß nur ein frustriertes Kreischen aus und das Geräusch der monströsen Schwingen entfernte sich wieder.

Eine Brise jagte Jón Gänsehaut über die Arme. Weil sie kühl war und an den Schweißtropfen auf seiner Kopfhaut zerrte -- und weil sie auf eine gespenstische Art den Nebel mit sich zog. Er sah wieder ins Wasser -- vielleicht konnte er Néniel jetzt entdecken. Einige Holzteile, Truhen und etwas, das aussah wie ein Tisch, schwammen im Wasser -- welches nach wie vor komplett ruhig dasaß. Nein. Nein, nicht das Wasser saß ruhig da. Sie saßen ruhig auf dem Wasser. Nein -- nicht auf dem Wasser. Auf einem anderen--

"PIRATEN!", schrie jemand.

Jóns Kopf zuckte hinauf und er sah einen von ihnen direkt an. Er blinzelte ein paar Mal. Der Pirat hatte weißblonde Haare, blasse Haut -- es gab sicherlich hunderte Leute die so aussehen. Ach was, tausende. Aber er dachte für einen Moment unwillkürlich, dass es Rúnar war. Wie lächerlich. Außerdem war der Abstand zwischen ihnen viel zu groß, um irgendwen gut zu erkennen. Aber trotzdem klein genug wie es ihm mit Piraten eigentlich lieb gewesen wäre.

{ auf dem Handelsschiff | Griffith }
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Stille. Quälende, anhaltende Stille, die den Nebel unter ihnen nur noch furchteinflößender machte. Skadi schloss die Hände fester um das Holz. Versuchte den Funken an Wut zu zügeln, der sich allnämlich in ihrem Magen festsetzte, als endlich eine Stimme durch die winzigen Kringel drang, die der weiße Dunst um den Mast zog. Alex. Für einen Moment starrte sie mit weit geöffneten Augen hinab. Stieß im selben Moment jegliche Luft aus ihren Lungen, als sie sich von dem Geländer drückte und Isala zu einer Antwort ansetzte. Sie waren nicht auf Grund gelaufen. Niemand schien verletzt. Nur Runár hockte jetzt klitschnass an Deck, was wohl durchaus zu verkraften war.
“Bei allen Göttern sei Dank.“, entfloh es ihr leise. Vollkommen abgelenkt von dem was Isala nach unten wandte. Erst Recht als der Wind auffrischt und ein Luftzug ihren Hals streifte.
Unruhig begann der Nebel in wellenartigen Bewegungen zur Seite zu driften. Rollte erst gegen sie, bis er sich zurückzog und das Krähennest freilegte. Wie von selbst fixierten sich Skadi Augen auf die andere Seite. Angezogen von dem Anblick spitzen Holzes, das aus dem hellen Weiß aufragte wie ein Mahnmal. Der Mast des fremden Schiffes war so nah, dass Skadi glaubte ihren Arm ausstrecken und es berühren zu können.
“Das Schiff…“, begann sie leise, als ein zischender Laut ihren Kopf herum fahren ließ. Einer der Vögel hatte sich aus seiner kreisenden Position am Himmel gelöst und rauschte in einem unbeirrbaren Tempo hinab. Genau auf sie zu.
“Scheiße.“ Einen Schritt weiter voraus und sie hätte sich beim Ducken den Kopf am massiven Holz des Geländers angestoßen.  Wie ein Jungvogel zur Paarungszeit sauste das riesige Federvieh über ihre Köpfe hinweg und drehte schlagartig nach oben ab, als seine Beine in den Ausuferungen des Nebels versanken.  Sein Schrei durchdrang Mark und Bein und hinterließ ein beklemmendes Gefühl zwischen den Rippen. Perplex und mit zusammengezogenen Augenbrauen sah die Nordskov dem Wesen nach. Sie mieden es weiter hinab zu kommen und sich das Schiff zu holen, dass für sie eigentlich absolut leichte Beute war. Ohne Kanonen. Ohne schweres Geschoss. Ohne Netze, die ihre Flügel lahm legen und den schweren Körper im Meer versinken könnte. Ihr Instinkt riet ihnen oben zu bleiben. Nach dem ersten Abtauchen, dass das fremde Schiff beschädigt hatte.  

“Ich glaube wir müssen langsam von hier oben verschwinden. Wenn der Nebel noch einmal sinkt oder ganz verschwindet, sind wir den Dingern hier schutzlos ausgeliefert. Schaffst du das?“, wandte sie sich, noch immer in der Hocke, Isala zu. Und mit jedem Schritt, den sie weiter in Richtung Abstieg machte, verfestigte sich die Idee in ihrem Kopf. Vielleicht mochten Pfeil und Bogen nichts ausrichten. Doch der Nebel konnte es. In kleinen Phiolen. Gepaart mit Feuerkraft. Es wäre einen Versuch wert. Sollte es jemals dazu kommen.

[bei Isala im Krähennest |dann auf dem Weg zurück nach unten]
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Crewmitglied der Sphinx
für 545 Gold gesucht
dabei seit May 2019
Die ganze Situation erschien dem Hünen absolut lächerlich. Sie rannten alle herum wie aufgescheuchte Hühner. Rammten ihre angestauten Egos gegeneinander wie rollige Schafböcke und verloren die Gesamtsituation vollkommen aus den Augen. Dabei war es so viel einfacher und befriedigender mit anzusehen wie James sich ausreichend selbst zum Hampelmann machte. Zudem hatte Soula die Situation im Griff, wenn der selbsternannte Charmeur so aus allen Löchern schoss. Getroffen Hunde bellten ja bekanntlich. War dem nicht so? Ceallagh wandte sich schmunzelnd und Kopf schüttelnd ab. Verfolgte seinen Weg – halb blind durch den Nebel – in Richtung Anker und wartete geduldig. Darauf, dass sich irgendeiner Luft in den Schädel zurück pumpte oder Lucien Befehle zum Anker lichten über das Deck brüllte. Doch der Einzige, der zurückkehrte war Alex. Halb nass, wie er mit einem kurzen Blick auf dessen Hemdärmel erkannte. Die Rettungsmission war also geglückt. Mehrmalig, wie er Lucien zugebrüllt hatte und dessen Antwort ausblieb.

Wind kam auf. Spielte mit den Segeln weit über ihren Köpfen wie auf einem Musikinstrument. Schweigend beobachtete der Hüne sein Gegenüber. Fast ein wenig herausfordernd – aus schierer Langeweile. Bis er den Kopf herum wandte, noch immer auf eine Antwort des Kapitäns lauschend. Und im selben Moment wie Alex die Umrisse des Schiffes erkannte. Augenblicklich spürte Ceallagh ein dumpfes Gefühl in seinen Gliedern. Sah vereinzelte kleine dunkle Flecken durch die hellen Schwaden tanzen, die dem Geräuschpegel nach zu der fremden Crew gehören mussten. Doch irgendetwas stimmte nicht. Es war mehr ein Gefühl, denn Gewissheit.

“Strömungen“, entgegnete er knapp, ohne den Mann ins Visier zu nehmen, der ohnehin seine Frage eine Sekunde später von selbst abwiegelte. Ob aus neckender Gewohnheit oder weil ihm die Sachlage die Laune verhagelte, war für den Hayes zweitranging. Sie hatten das Handelsschiff erreicht. Oder vielmehr das Schiff sie. Er glaubte kaum, dass irgendeiner von ihnen den Anker gelichtet hatte, als die Vögel über das Deck gewütet waren wie Bluthunde. Doch bevor er seine Gedanken auch nur aussprechen konnte, lichtete sich der Nebel um sie herum. Eröffnete den Anblick auf den Bug des Schiffes. Verkeilt in… ein weiteres Schiff?!
“Was bei allen Welten.“ Ceallagh kniff die Augen zusammen. Ließ vom Drehkreuz des Ankers ab und ging in Richtung Reling. Tatsächlich. Zwischen den auf und ab wippenden Wellen ragte ein Achterdeck aus dem Wasser. Ein weiteres Handelsschiff. Die Salamander. Er kramte in seinen Erinnerungen nach etwas. Nach einem Anhaltspunkt. Ob er den Namen, die Crew oder sogar den Kapitän kannte. Doch etwas anderes fesselte seine Gedanken, kaum dass er sich mit beiden Händen auf dem feuchten Holz abstützte. Das Schiff hing AUS dem Wasser. Was angesichts ihrer Position absolut unmöglich sein musste.

“Wie kann das sein?“

Gigantische Schildkröten, die Schiffe auf ihren Panzern trugen? Ein Wal, der weit vor der Küste seinen Mittagsschlaf hielt? Es war so absurd, wie faszinierend. Dass die Crew des anderen Schiffes ihn glatt weg über den Haufen schießen konnte, war dem Hayes genauso egal, wie er sich ausmalte, dass sie sich vor Angst regelrecht in die Hose schissen. Denn ihre Panik waberte in lauten Rufen mit dem Wind bis zu ihm hinüber.

[bei Alex am Anker]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
„Na ja, nicht vom Himmel geholt, aber wieder – autsch – wieder in den Himmel geschickt. Warte, über Bord gegangen? Also ich war’s ni– aua!“

Trevor versucht, gleichzeitig Ereignisse zu sortieren, Fragen zu beantworten und lange genug stillzuhalten, damit Rayon ihm das Tuch um den Kopf binden konnte. Das war keine einfache Kombination, aber er war ja schließlich ein Multitaskingtalent. Kaum saß der Verband, ließ der Schmerz merklich nach. Trevor nahm sich einen Augenblick, um durchzuatmen.

Dann fing er an, an seinem neuen Kopftuch rumzupatschen.

„Hey, jetzt seh ich aus wie Rúni! Steht mir das?“

Er strahlte Talin an, die in diesem Moment zu ihnen stieß. Er hätte ja gerne einen Spiegel gehabt, aber er konnte auch so sagen, dass da (ausnahmsweise mal) kaum Blut in seinem Gesicht klebte – für eine Platzwunde am Kopf bedeutete das, dass es nicht viel mehr als ein Kratzer sein konnte. Also verursachte der Nebel tatsächlich das Brennen, wie Talin vorschlug, oder aber er hatte den größten Teil der Wunde gestopft wie Watte. So oder so: Trevor brauchte ein Gurkenglas.

Oder zumindest etwas zu tun. Er drehte den Kopf, als jemand Rúnars Namen über das Deck rief, konnte in der weißen Suppe aber nichts erkennen. Kurz darauf gab dieselbe Stimme Entwarnung – alle wieder an Bord, sogar noch einer mehr. Tja, da ging seine Beschäftigung dahin. Zeit für Plan B. Oder Plan A? So viele Pläne, da kam man ja ganz durcheinander.

„Gute Idee mit den Tüchern“, sagte er in seinem ernsthaftesten, aufrichtigsten Ton zu Rayon. „Funktioniert wunderbar. Mir tut überhaupt nichts mehr weh. Bin gleich wieder da!“

Er stocherte mit seinem Wischmop nach dem Weg zum Niedergang und kurz darauf hatte erst der Nebel und dann das Schiff ihn verschluckt.

Einen Moment herrschte Stille, dann hörte man es klappern, klirren, Greg und Trevor diskutieren, darauf ein Scheppern und im nächsten Moment kletterte Trevor die Treppe wieder hoch, die Arme voller leerer Gläser, Phiolen und Flaschen. Gut, die Flaschen waren noch nicht ganz leer, aber das ließ sich ja ändern.

„Was? Oh Maaaaann.“

Trevor hielt enttäuscht inne, kaum dass er wieder Fuß auf das Deck gesetzt hatte. Der Nebel war weg. Weg. Oder, na ja, so weit davongeweht, dass vermutlich akrobatische Künste notwendig waren, um ihn einzufangen. Apropos einfangen –

„PIRATEN!“, brüllte eine Stimme aus der Richtung des Ehemals-Nebelmeer-jetzt-beinahe-stinknormales-Meer. Da schwamm das Handelsschiff, direkt neben ihnen! Wenn man „schwimmen“ als dehnbaren Begriff betrachtete, bei der Göttin, was war denn mit denen passiert? Trevor fand seinen Weg zurück zu Rayon und verfrachtete einen Teil seiner gläsernen Last kurzerhand in dessen Tuch-Schüssel.

„Ich glaube“, sagte er, griff nach seinem Entermesser, stellte fest, dass es rostig war, und blieb doch beim Wischmop, „ich glaube, das war unser Stichwort.“

[Bei Liam, Talin und Rayon - dann kurz unter Deck - dann wo auch immer Rayon sich inzwischen (nicht) hinbewegt hat]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
Noch aus der Bewegung heraus, mit der er sich das Blut aus der brennenden Platzwunde wischte, nickte er seiner Schwester bestätigend zu. Sie würde sich um die Tücher kümmern. Darum, dass jeder Mund und Nase und bei Bedarf seine Verletzungen damit bedeckte. Damit konnte er zumindest ein Problem von der Liste der Dinge streichen, um die sie sich kümmern mussten. Auch, wenn diese Maßnahme vielleicht nicht reichte. Sie war besser als nichts.
Der Dunkelhaarige verschwendete keine Zeit damit, Talin nachzusehen, als sie vom Achterdeck verschwand, sondern richtete die tiefgrünen Augen auf die verbliebenen drei Piraten und verfolgte mit nachdenklich gerunzelter Stirn die rasch untereinander gewechselten Worte. Fast beiläufig registrierte er dabei Shanayas Schonhaltung, während im Hintergrund weitere Gesprächsfetzen über das Deck zu ihm hinauf drangen, deren Inhalt er jedoch nicht verstand. Jemand rief vom Krähennest hinunter, ließ Lucien im ersten Moment glauben, Skadis Stimme erkannt zu haben. Doch bevor er sich dessen sicher sein konnte, verstummte sie bereits wieder. Alex antwortete, nach ihm Greo, dann das donnernde Kreischen einer dieser Vögel, das ihn reflexartig den Blick heben und abwartend die Luft anhalten ließ.
Doch nichts geschah. Weder der Schrei eines Menschen, noch der eines Vogels folgte, und auch die Sphinx lag so ruhig wie zuvor auf den schwankenden Wellen. Damit blieben ihnen ein paar Sekunden mehr. Eins nach dem anderen jetzt, hörte er die mahnende Stimme Kalems in seinen Gedanken, stieß den Atem aus und wandte sich an die beiden Männer auf dem Achterdeck, ohne auf das Gespräch von zuvor einzugehen.

Greo, übernimm für einen Moment das Steuer. Rym, kennst du dich mit Kampfverletzungen aus?

Obwohl er sich ziemlich sicher war, dass ein Söldner diese Art der Erste Hilfe zumindest halbwegs beherrschte, wartete Lucien die Bestätigung desselben ab, bevor er mit einem Nicken auf Shanaya deutete.

Sieh dir ihren Arm an und tu, was du kannst.“ Mit einem Blick auf die Schwarzhaarige fügte er mit einem trockenen Lächeln an sie gewandt hinzu: „Wir brauchen dich bestenfalls in einem Stück, wenn wir uns vom Acker machen wollen.

Nur, dass ihm dafür noch eine Richtung fehlte. Shanaya schlug eine Flucht nach Westen vor, er selbst tendierte zu einer nach Norden führenden Route. Doch er konnte keine Entscheidung treffen, ohne zu wissen, wie sich der Nebel bewegte und von welcher Insel in den Rufen aus dem Krähennest die Rede gewesen war. Noch dazu wusste nur einer, wie weit sich das Jagdgebiet der Vögel erstreckte. Wenn er also nicht Gefahr laufen wollte, länger als nötig in dieser nebligen Suppe zu hängen oder, wie Shanaya zu Bedenken gegeben hatte, wieder mitten im Revier dieser Kreaturen zu landen, brauchte er Ceallagh.
Lucien wandte sich dem Hauptdeck zu, als eine unerwartet kräftige Windböe über das Schiff fegte. Die gerippten Segel klapperten an den Masten, der Nebel geriet in Bewegung und wenn ihn nicht alles täuschte, wurde die Sicht mit einem Mal deutlich besser. Gestalten schälten sich aus dem Nebel, Meter um Meter Reling und Planke erschienen in trübem Weiß.
Plötzlich war der Blick auf den Trubel unter ihnen wieder frei. Und nicht nur das.

Was zum...?

Irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung hörte er Alex‘ Frage, ob sie den Anker lichten sollten, als er an die Brüstung trat, die aufs Wasser hinaus wies. Eine Antwort blieb er ihm jedoch schuldig. Denn dort, keinen Steinwurf von ihnen entfernt, lag der Schoner, den sie verfolgt hatten. Halb sinkend in den Trümmern eines anderen Wracks, das es hier an dieser Stelle überhaupt nicht geben sollte. Es gab keinen Grund, auf dem es hätte liegen können. Kein Riff, keine Felsformation.
Und auch das Handelsschiff hätte nicht dort sein sollen, wo es jetzt war. Sie hätten noch eine gute Viertelstunde Rückstand haben müssen. Selbst wenn es unmittelbar nach dem Verschwinden im Nebel auf das Wrack aufgelaufen war. Also was ging hier vor?
Erst Ryms Stimme riss den Dunkelhaarigen aus seiner Starre, ließ ihn den Blick herum wenden und eine Sekunde später den Kopf schütteln.

Warte noch. Kümmer dich um Shanaya. Ich glaube nicht, dass sie in ihrem Zustand noch eine Gefahr darstellen...

Dann sah er wieder zu den beiden halb zerstörten Schiffen hinüber, erkannte auf dem Heck des Wracks die Buchstaben, die seinen Namen bildeten und blieb für einen Moment daran hängen – bevor James seine Aufmerksamkeit gänzlich davon ablenkte.
Lucien wandte sich zu den beiden Männern um, die nun das Achterdeck betraten, öffnete für einen Moment den Mund, als wolle er etwas antworten, und schloss ihn dann unverrichteter Dinge wieder. Ein verwundertes Stirnrunzeln legte sich auf seine Züge, während er den Neuankömmling kurz musterte und James dann zunickte. Eine Hand legte er dabei auf den Knauf seines Degens und dachte mit einem flauen Gefühl im Magen an Greos Frage nach ihrer Bewaffnung.

Lass ihn hier, wir haben ein Auge auf ihn. Was ist mit den anderen? Geht’s allen soweit gut?

Noch einen Moment lang ruhten die tiefgrünen Augen auf dem Fremden, bevor er den Blick auf James richtete und auf eine Antwort wartete.

[Achterdeck der Sphinx | bei Peregryne & James | nicht weit von Shanaya, Greo und Zairym]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Die anfängliche Hoffnung, tatsächlich Antworten zu erhalten, ebbte recht schnell ab. Dass Trevor nun nicht der Ansprechpartner Nummer 1 war, wenn man Erkenntnisse wollte, die weitestgehend auch noch mit den Tatsachen übereinstimmten, wusste er – dass er allerdings auch in Anbetracht einer derart brenzligen Situation so flatterhaft war, hatte er nicht kommen sehen. Auf der Insel, auf der sie nur knapp dem Tode entronnen waren, war er immerhin ziemlich weit von Trevor entfernt gewesen. Rayon bewies in diesem Moment mehr Ehrgeiz und Ruhe und versuchte, den jüngeren Piraten etwas zu beruhigen. Liam malte sich keine erkenntnisreichen Antworten mehr aus – umso besser, dass Talin zu ihnen stieß. Seine Miene hellte auf – nicht wirklich nennenswert, aber doch sichtlich. Aufmerksam musterte er das Gesicht ihres weiblichen Captains und warf nur einen flüchtigen Blick hinter Trevor her, der sich nach unten verabschiedete. Das würde jedenfalls Gregory etwas Seelenheil verschaffen. Vorerst.

„Mal sehen, wie lange.“, fügte er Rayons Erklärung ernst hinzu und hielt ihr weiterhin die Tücher hin, nach denen sie verlangt hatte. „Wo sind sie?“

Damit hatten sie bereits mehr Informationen als das, was Trevor aufgeregt vor sich hingesungen hatte. Lucien und Greo waren verletzt, scheinbar aber leicht genug, um sie nicht direkt zu Gregory unter Deck zu schicken. In der Frage des Künstlers lag nicht nur bloße Neugier, sondern auch der Willen, ihnen einen Teil ihrer vorbereiteten Schutzmaßnahmen zu bringen. Dann, keine nennenswerte Zeit später, erübrigte sich auch die nächste Frage, die Rayon an Talin weitergegeben hatte. Rúnar war wieder an Board. Und mit ihm ein Schiffbrüchiger. Das bedeutete zwangsläufig, dass das Handelsschiff wohl nicht mehr ganz so seetauglich war wie vor dem Eintauchen in diesen Nebel. Liam behielt den Gedanken bei sich. Oder teilte ihn, besser gesagt, nur mit einem kurzen Blick gen Rayon schweigend mit dem Dunkelhäutigen, während er auf weitere Anweisungen wartete. Zumindest der Wind schien sie nicht im Stich zu lassen und frischte auf. Glück und Unglück zugleich, wenn die Vögel noch immer dort oben auf sie lauerten. Keine Sekunde später zuckte abermals der markerschütternde Schrei eines der Vögel zu ihnen hinunter. Eine Warnung, die deutlicher nicht hätte sein können. Und ein Grund mehr, wegen dem er wieder flacher atmend in die Höhe lauschte. Doch auch, wenn der Nebel nach und nach wieder mehr von ihrem Schiff preisgab – das Krähennest blieb verborgen und der Musiker zwang sich abermals zur Konzentration auf das, was hier unten vor sich ging.

Hinter ihnen klapperte es auffällig, als Trevor zurückkehrte. Liam war gerade dabei, die Fläschchen in seinem Arm zu mustern, als tatsächlich ein weiterer Ruf über das Schiff hallte – einer, der sich ihm im ersten Moment nicht wirklich erschloss. Erst, als er aufblickte, sah er, dass der Nebel nicht nur ihr Schiff, sondern auch ein weiteres unweit von ihnen entfernt preisgegeben hatte. Eines, dass offenbar wusste, wer sie waren. Oder zumindest was.

„Was zum -“, flüsterte er mehr zu sich selbst und schob sich zwei kleinere Schritte nach vorne.

In erster Linie, um ein wenig besser zu sehen. Unbewusst allerdings auch, um Talin zumindest vor der ersten Kugel zu schützen, sollten die Männer des anderen Schiffes kurzentschlossen um sich schießen. Ironischerweise war allerdings genau das der Plan, der vom Achterdeck zu ihnen hinuntergeweht wurde. Liam schluckte die Übelkeit, die in ihm aufstieg, als Zairym mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit anbot, diese Leute augenblicklich zu exekutieren. Etwas daran ändern konnte er im Augenblick ohnehin nicht, sollte Lucien ihm grünes Licht geben. Er bemühte sich, dass seine Gesichtszüge nicht wie sonst dazu einluden, ihn wie ein offenes Buch zu lesen. Seine Hand ballte sich dennoch unwillkürlich zur Faust. Lucien lehnte den Plan ab. Liam fragte sich nur, wie lange er das tun würde.
Erst Trevors unschuldige Alberei lockerte seine Stimmung wieder etwas. Ein unscheinbares Schmunzeln huschte für einen Sekundenbruchteil über seine Züge.

„Wollten wir nicht abdrehen?“, fragte Liam an Talin gewandt und deutlich überrascht und beunruhigt davon, dass das Handelsschiff plötzlich so angreifbar vor ihnen lag.

Er meinte die Frage nicht als Vorwurf. Viel mehr glaubte er, dass sie ganz woanders waren als sie eigentlich sein wollten.

{ Rayon, Talin, Trevor | an Deck }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
Strömungen. Alex brummte halblaut. Nicht, dass es keine Erklärung dafür gewesen wäre. Aber die gesamte Situation – der Nebel, das Modern, der Rost – ließ diese simple Erklärung irgendwie naiv wirken. Trotzdem widersprach er Ceallagh nicht. Weil er keine bessere Antwort darauf hatte. Und scheinbar – so klang es für Alex zumindest im ersten Moment – schien auch der Blondschopf recht zeitnah auf einen anderen Schluss zu kommen. Er verzog die Lippen und wandte sich der ausbleibenden Antwort ihres Captains wegen herum in Richtung Achterdeck, statt nachzusehen, was genau dem Bärtigen nun plötzlich die Augen geöffnet hatte. Ihm war das Wrack unter dem halbgesunkenen Handelsschiff nämlich noch nicht aufgefallen. Auf dem Achterdeck erkannte er den Schopf ihres selbsternannten Casanovas, dem man zu seiner Genugtuung noch immer die verhagelte Stimmung ansah. Luciens Stimme zufolge waren sie gerade im Gespräch. Eine gefühlte Ewigkeit starrte er hinauf, knirschte ungeduldig mit den Zähnen und wartete darauf, dass endlich der Befehl kam, den Anker wieder zu lichten. Für einen ungeduldigen Menschen wie ihn allerdings konnten schon wenige Sekunden quälend lange wirken.
 
„Hm?“, lenkte ihn schließlich Ceallaghs Stimme ab, dem er letztlich mit wachsamem Blick gen Handelsschiff zur Reling folgte. „Strömungen. Hast du mir doch gerade selbst erklärt.“
 
Skeptisch war eine seiner Augenbrauen in die Höhe gerutscht, als ihm schien, dass der Hayes sich nicht einmal mehr an das erinnerte, was er ihm Sekunden zuvor selbst offenbart hatte. Im nächsten Moment erst fiel sein Blick auf die Wrackteile, in dem sich die andere Crew scheinbar verfangen hatte. Sein Blick wurde finsterer. Jetzt verstand er, was Ceallagh meinte. Nicht nur, dass die Position des Schiffes noch immer keinen Sinn ergab – auch war hier seines Wissens nach nichts, worauf man auflaufen konnte. Sie waren auf offener See. Keine Felsen, keine Riffe. Keine Wracks. Eigentlich. Eigentlich auch kein ätzender Nebel, was seine Gedanken dann doch irgendwie relativierte.
 
„Du kennst dich doch mit dem Zeug aus.“, begann er, die Hände um die raue Reling geschlossen und sich leicht nach vorne beugend. „Gibt’s irgendwas, was leicht genug ist, um zu schwimmen und zwei Schiffe über Wasser zu halten? Irgendwas, was man verschifft, um’s zu verticken? Irgendwelche… Keine Ahnung – magischen Artefakte? Erze aus einer anderen Welt?“
 
Seine Stirn war noch immer nachdenklich gerunzelt, während er weiter nach irgendwelchen Gedankengängen suchte, die sie weiterbringen würden. Aber ihm fiel nichts ein. Nichts, was er irgendwo einmal aufgeschnappt hatte. Eher zufällig wanderte sein Blick wieder nach oben und blieb an einem der verängstigen Matrosen auf dem Handelsschiff hängen, dessen Bewegung mit einem Gewehr ihm bedrohlich ins Auge stach.
 
„Ceallagh. Achtung.“, zischte er kaum hörbar mit einem unauffälligen Nicken in die Richtung der anderen Mannschaft. „Die sind sich scheinbar noch nicht so sehr im Klaren darüber, dass wir ihre einzige Chance sind, hier lebend wegzukommen. Solange, wie die Sphinx uns jedenfalls noch nicht unter dem Arsch zerfällt.“

{ Ceallagh | an Deck in der Nähe des Ankers }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2021
‘Falls wir so lange leben...’

Gutes Argument.

Per schnaubte leise, verkniff sich dann doch das genervte Augenrollen über den Mann, der sich vor ihm aufbäumte, als wäre er Kapitän dieses Kahns. Einen Moment war er verleitet gewesen das tatsächlich zu glauben, aber der Reaktion der anderen Besatzungsmitglieder nach zu urteilen sowie den Worten, die der Mann über Pers Kopf hinweg spuckte, befand sich der Bootsherr gar nicht in ihrer Runde. Wäre auch zu einfach gewesen und frei nach seinem zweiten Motto war im Leben nichts einfach oder geschenkt. Glückliche Fügungen hatten immer irgendwo einen Haken im Ärmel.

Als der Andere nah genug an ihn herantrat, dass Per ihm unter anderen Umständen, in anderen Gefilden — wären sie irgendwo an Land gewesen, in einer Taverne beispielsweise, nicht umringt von scheinbar endlosen Wassermassen — vermutlich eine reingehauen (oder es zumindest versucht) hätte, sammelte er sich und riss am eigenen inneren Riemen, blickte stattdessen nur in das ältere Gesicht zurück, in zwei skeptisch funkelnde Augen, die das Wort Fremder nahezu in sein eigenes zu spucken schienen. Er fühlte den Blick des Anderen vor allem auf seiner linken Seite. Gewöhnungssache, die teils neugierigen, teils abschätzigen Blicke, die man ihm zuwarf, egal wo, egal wann. Zuweilen kümmerte es ihn schon gar nicht mehr, ob die Leute starrten. Starren lag in der Natur des Menschen. Alles, was was fremd oder neu war; alles, was nicht dem Status quo entsprach.

Die Worte, die offensichtlich nicht ihm direkt galten, rauschten bei seinem einen Ohr hinein, bei seinem anderen wieder hinaus, während sein funktionierendes rechtes Auge die Meute nach dem Mann scannte, der sich nach dem Zwischenfall als James herausgestellt hatte. Und der, wie es schien, nun mit der undankbaren Aufgabe des Babysitters betraut worden war.

Statt James seinen eigenen Namen zu nennen, gab Per ihm bloß eine non-verbales Schulterzucken zur Antwort.

Er war kein Mann für Smalltalk und ganz davon abgesehen wirkte James nicht sonderlich interessiert an einer ehrlichen Konversation; er wirkte wie jemand, dem vor allem daran gelegen war, seinen Job zu erledigen, vermutlich, um sich weiteren Ärger zu ersparen. Ihn stracks zum Captain zu liefern, wie ausdrücklich gewünscht. Fast hätte Per ihm noch ein Guter Junge hingeworfen, in aller Ironie, entschied spontan aber, dass er das undurchdachte Klopfen loser Sprüche vielleicht für später aufbewahrte. Wenn das anfängliche Misstrauen sich allmählich zu lichten beginnen würde — so wie jetzt der dichte Nebel, der das Schiff bis eben noch verschlungen hatte.

Auf dem Achterdeck kristallisierte sich rasch heraus, wer das Sagen auf diesem Kahn hatte. Der junge, hochgewachsene Mann wirkte gefasst, wie jemand, der wusste, was er tat. Die Entschlossenheit mit der dessen Hand sich auf den Knauf seiner Waffe legte, brachte Per zum Schmunzeln. Die Zentimeter, um die der andere Mann ihn überragte, brachten ihn nicht im Geringsten aus der Ruhe und er entgegnete bloß mit beinahe stoischer Gelassenheit und reckte das Kinn leicht in Richtung der Hand auf dem Waffenknauf:

Wäre ziemlich dumm, meinen Rettern so blatant in den Rücken zu fallen, meinst du nicht?

Nicht nur, weil er so offensichtlich in der Unterzahl war. Für einen Mann, dem die Lüge in anderen Lebenslagen wie aufs Gesicht geschneidert war, klang das überraschend ehrlich. Vernünftig beinahe. Wobei die Frage war, wie weit ihn Ehrlichkeit auf diesem Schiff bringen würde.

Wie wärs stattdessen mit 'nem Deal? Ihr nehmt mich mit bis zum nächsten Hafen, ich bescher’ euch zumindest zeitweise ein zusätzliches Paar Arme. Bisschen zusätzliche Feuerkraft. Sollt’ ich mich nicht dran halten, werft mich meinetwegen zurück zu den Fischen.

Was hatte er schon zu verlieren außer ein paar Steinen in seinem Beutel, dem kleinen Messer in seinem Schuh und der Pistole, die unter dem eingerissenen Mantel an seiner Hüfte hing? Sein rechtes Auge? Vielleicht. Ein Leben, zu dem er zurückkehren konnte, in dem ihn jemand vermisste und seine größte Errungenschaft nicht nur darin bestand, am nächsten Morgen noch aufstehen zu können? Fehlanzeige.

[ Achterdeck | Lucien & James | unweit von Shanaya, Greo, Zairym ]
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