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Fremde Vertraute
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#11
Für einen Moment lenkte die Berührung ihrer Hand ihn ab, ließ ihn für einige wenige Herzschläge die Lider schließen und ihn genießerisch den Kopf neigen, um sie besser spüren zu können. Bis ihre Stimme ihn daran erinnerte, dass er ihr eine Frage gestellt hatte. Blinzelnd hob Lucien den Blick, richtete die grünen Augen auf seine Schwester. Einerseits überrascht, andererseits.. ja, was? Freunde, Bestechung, Drohung und Glück? So sehr ihm der Gedanke auch leid tat, aber... nichts von diesen Dingen war etwas, das er mit Talin in Verbindung brachte. Jedenfalls nicht mit der Talin, die er auf Kelekuna zurück gelassen hatte. Etwas an ihr hatte sich verändert. Etwas hatte sie verändert. Sein Verschwinden? Vielleicht. Zumindest aber weckte sie damit seine Neugier. Denn, was auch immer sie erlebt hatte, es hatte funktioniert. Sie hatte ihn gefunden und er saß jetzt hier.
Ehe er darüber nachdenken konnte, was er tat, schüttelte Lucien den Kopf. Langsam, nicht zu ruckartig, fast ein bisschen ungläubig.

Nein, erzähl es mir jetzt.

Vorsichtig lehnte er sich ein wenig zurück, brachte Abstand zwischen sie beide und löste sich dabei aus ihrem sanften Griff, um ihr Gesicht genauer zu mustern – und keine Regung ihrer Züge zu verpassen. Seine Hand hingegen lag noch immer an ihrer Wange, wischte ihr die inzwischen versiegten Tränen von der Haut.

Wenigstens den Anfang. Ich kann mich auch später noch ausruhen. Aber jetzt will ich es genau wissen.“ Und dieses Mal erschien wieder ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, das seine Neugier nicht verbarg.
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#12
Ihr Blick hing immer noch sehnsüchtig auf dem Bett, in Gedanken ging sie schon alles durch, was sie eindeutig nach einem erholsamen Schläfchen machen konnte. Jetzt hing alles nur noch von Lucien ab. Ob er sich mit ihrer etwas wagen Antwort zufrieden gab und erschöpft genug war, dass sie sich beide erst einmal erholten. Also sah sie zu ihrem Bruder und wartete auf seine Reaktion, die zu ihrer leichten Enttäuschung in einem langsamen Kopfschütteln bestand. Ihr Bedauern wich aber ganz schnell einem belustigten, sanften Lächeln, bevor sie selbst den Kopf schüttelte, ebenso ungläubig und langsam, wie er gerade eben.

Deine Neugierde ist nicht gut für dich. Du könntest auch einfach warten, bis es dir besser geht“, rügte sie ihn sanft, bevor sie ergeben seufzte.
Sie ergriff seine Hand, bevor sie beide Beine über die Bettkante schwang und wieder festen Boden unter den Füßen hatte, den Kontakt zu ihm aber nicht abbrach. Ihre Seele lechzte nach dieser Berührung, ebenso wie der Gedanke, er könnte immer noch auf dem Marineschiff sein, wenn sie ihn nicht anfasste. Erst dann drehte sie sich wieder ihm zu und sah ihn auffordernd an.

Leg dich wieder hin, dann fang ich an, zu erzählen.

Es schien ihr nur all zu offensichtlich zu sein, warum sie wollte, dass er sich hinlegte. Dann würde er schneller einschlafen können. Denn auch, wenn er sich zwang wach zu bleiben und ihre Geschichte zu hören, musste er sich ganz dringend erholen. Und das ging schlafend nun einmal am Besten.

Nachdem er sich hingelegt hatte, schaute sie nachdenklich auf ihre in einander verschlungenen Hände hinunter. Sie wusste gar nicht, wo genau sie anfangen sollte...und wie viel genau sie ihm jetzt schon verraten wollte... Talin holte tief Luft und sah ihm dann ins Gesicht.

Also gut. Nachdem ihr nicht wieder gekommen seid von eurer Fahrt, bin ich von Kelekuna abgehauen. Ich bin mit dem nächsten Schiff nach Kitar gefahren und habe mich da mit ein paar Familienmitgliedern der Tarlenns angefreundet. Sie halfen mir Informationen zu sammeln, Hinweisen nachzugehen und mich darauf vor zu bereiten, ein Schiff zu besorgen.“ Kurz zögerte sie und seufzte dann noch einmal. „Bist du sicher, dass du das jetzt hören willst? Es ist doch mehr, als ich dachte.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Nov 2015
#13
Seine Reaktion auf ihre amüsierte Rüge war nur ein sanft tadelnder Blick. Wie nur konnte sie denn glauben, er würde sich jetzt ganz entspannt hinlegen und seine Fragen auf morgen aufschieben? Und wie konnte sie glauben, er würde ernsthaft darauf achten, was gut für ihn war und was nicht. Ausruhen konnte er sich, wie schon gesagt, auch noch später. Nach über drei Jahren hatte er keine Lust mehr, Zeit sinnlos zu verschwenden. Zeit, die er mit seiner Schwester hätte verbringen können.
Doch sie lenkte tatsächlich ein, bat ihn nur, sich hinzulegen und das leise Seufzen, das Lucien daraufhin ausstieß, verriet, dass er sie durchschaute. Er widersprach aber nicht, brummte nur ein leises, leicht kindisch klingendes „na schön.“, und löste sich von ihr, um im Bett ein Stück nach unten zu rutschen und sich wieder in sein Kissen sinken zu lassen. Vorsichtig, damit sich ihre ineinander verschränkten Hände nicht voneinander lösten, drehte der 21-Jährige sich halb auf die Seite, sodass er sie ansehen konnte und die grünen Augen richteten sich erwartungsvoll auf Talins Gesicht.
Sie zögerte nur einen Moment, wirkte in diesen wenigen Sekunden fast etwas entrückt, bevor sie schließlich zu erzählen begann. Er hatte damals schon geahnt, dass sie es wissen musste, irgendwie spüren musste. Dass sie dieses Mal nicht wieder kommen würden. Dass ihnen etwas zugestoßen sein musste. Aber er war nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie Kelekuna tatsächlich auf eigene Faust würde verlassen können. Mit den Hinweisen, die ihm der Leutnant gegeben hatte, reifte auf der Morgenwind der absurde Plan in ihm, Esmacil hinter sich zu lassen und dann in seine Heimat zurück zu kehren, um sein Versprechen zu halten. Dass er sie dort gar nicht finden würde, war ihm gar nicht erst in den Sinn gekommen. Und doch wunderte es ihn nicht im geringsten. Denn seine Schwester war einer der dickköpfigsten Menschen, die er je kennen gelernt hatte.

Erzähl weiter, bitte.“, drängte Lucien die Blonde, als sie noch einmal zögerte und ihn fragend ansah und er musste sich wirklich beherrschen, nicht allzu genervt zu klingen. Er war vielleicht ein bisschen müde, aber das war noch lange kein Grund, ihn zu bemuttern. „Woher hattet ihr diese ganzen Informationen? Und wie bist du dann an das Schiff und diese Crew gekommen? Alles Tarlenn?
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#14
Schwer musste sie an sich halten, nicht gleich noch einmal einen Seufzer auszustoßen. Auch wenn Lucien seine Bitte normal hervor brachte, hörte sie doch einen leicht genervten Unterton. Fast unmerkbar, wenn sie nicht darauf geachtet hätte. Sie kannte ihren Bruder, auch wenn sie sich drei Jahre nicht gesehen haben. Er war so furchtbar stur und weigerte sich, dass sie sich um ihn kümmerte. Dabei machte sie sich nur Sorgen! Nicht nur um ihn, sondern auch darüber, was sie ihm sagen sollte, wie sie manches sagte und was sie besser noch oder auch für immer geheim hielt.
Auf seine Worte hin konnte sie schließlich nicht anders. Sie schnaubte undamenhaft und schüttelte nur dne Kopf. Das konnte sie ihn jetzt nicht glauben lassen. Als ob die Tarlenn alles gemacht hätten.

Als ob ich so blöd wäre, sie alles machen zu lassen. Da hätte ich mir gleich eine Sanduhr auf den Arm tätowieren lassen können.“ Noch ein kleines Kopfschütteln, bevor sie ihn nachdenklich ansah. „Noch ein Deal. Du machst die Augen zu und ich erzähl weiter.

Ihr Blick glitt auffordernd über sein Gesicht, aber sie wartete nicht ganz, ob er ihrem Vorschlag nachkommen würde. Die Blonde hatte das Bedürfnis zumindest ihre Unabhängigkeit von der Tarlennfamilie zu erklären.

Sie haben mich aufgenommen und mir geholfen, die richtigen Informationen zu bekommen, so weit stimmt es. Aber das Schiff hab ich allein hinbekommen. Als es mir besser ging, bin ich als Junge verkleidet unter dem ehemaligen Captain gesegelt. Als Shanaya als blinde Passagiere dazu kamen, habe ich die Chance ergriffen und gemeutert. So habe ich das Schiff bekommen.“ An dieser Stelle schwieg sie und betrachtete in Gedanken versunken wieder ihre verschlungenen Finger.
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#15
Talins kurzer Ausbruch überraschte ihn genauso sehr, wie er ihn auch amüsierte. Und erleichterte. Über das Haus Tarlenn wusste er nicht viel – aber er kannte die Gerüchte. Die Tarlenn nahmen das Zurückzahlen von Schulden sehr ernst, erzählte man sich. Und selbst wenn das nicht wirklich stimmte, hielt der Dunkelhaarige es für klug, dass sie in diesem Punkt gar kein Risiko einging. Zumal es ja den Anschein hatte, als wäre ihre Verbindung zu den Tarlenn und ihr Wissen über diese Familie deutlich größer, als man auf dem ersten Blick sehen konnte. Sie verriet nicht viel. Jedenfalls im Augenblick nicht. Doch früher oder später würde sie ihm alles erzählen müssen. Nicht unbedingt jetzt, aber bald.
Der ziemlich billige Versuch, ihn mittels Bestechung dann dazu zu bringen, die Augen zu schließen, stieß darüber hinaus allerdings auf eine sture Wand.

Vergiss es.“, gab er schlicht zurück. Auf seinen Lippen lag ein schiefes Lächeln, doch in den tiefgrünen Augen erhaschte man bei genauerem Hinsehen einen Anflug von Ärger. Eine Antwort, die keinen Widerspruch zuließ. Er bestand schon nicht darauf, dass sie ihm die Geschichte in allen Einzelheiten erzählte. Wenn sie es also nicht dabei beließ, würde sie ihn ernsthaft wütend machen.

Wie ging es dann weiter? Woher wusstest du, auf welchem Schiff ich sein würde? Woher kommt der Rest der Crew.

Ohne weiter auf ihre Bitte einzugehen, sah er zu seiner Schwester auf, achtete auf jede Geste, jede Änderung ihrer Mimik. Wieder versank sie in ihren Gedanken und wieder wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sie ihm erzählte, was in ihr vorging. Woran sie gerade dachte. An die Bilder ihrer Vergangenheit? Oder an etwas gänzlich anderes?
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Nov 2015
#16
Mit einem leisen Seufzer öffnete sie ihre in einander verkrampften Finger. Wieso nur konnte er nicht einfach locker lassen? Das erste Mal seit der Rettung war er richtig wach und sofort fragte er sie aus, als wäre er nicht immer noch geschwächt. Aber wem machte sie eigentlich etwas vor? Sie würde genau wie Lucien handeln, weil sie alles wissen musste. Auch wenn ihr Bruder sie endlos frustrierte, so war sie erleichtert, wie ähnlich sie sich beide immer noch waren.
Trotz ihres Lächelns konnte Talin es sich nicht verkneifen, mit allen Fingern durch ihr blondes Haar zu fahren und noch einmal laut zu seufzen.
So neugierig.“, nuschelte sie leise, aber immer noch mit einem Lächeln in der Stimme. Erst dann fuhr sie laut fort: „Aspen und Shanaya sind durch Zufall auf Informationen gestoßen, die uns weiter geholfen haben. Daraufhin hab ich die Crew in“, sie schnalzte kurz und scharf mit der Zunge, „all ihrer Pracht zusammen gestellt. Die meisten angeheuert in einer Taverne, drei von ihnen kommen von einem Schiff der Tarlenn. Rasiria – sie ist die Tochter des Oberhauptes – hat mir schließlich drei Schiffe genannt, auf denen du sein könntest.“ Erinnerungen an den Brief ihrer Freundin kamen ihr in den Kopf, aber sie verscheuchte die Gedanken schnell wieder und sah Lucien offen und ohne einen Hauch von Reue an. „Ich schulde ihrer Familie einen Gefallen für die Informationen.


Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen und der Anflug von Ärger in ihm verblasste schnell. Sie bohrte nicht weiter. Stattdessen glaubte er, eine Art Nostalgie auf ihren Zügen zu erkennen. Als würde sie tatsächlich gerade an früher denken. An die Zeit, in der sie einander in und auswendig kannten und sich bis zur letzten Faser ihrer Herzen vertrauten. Keine Geheimnisse.

Kannst du es mir verübeln?“ In seiner Stimme lag eine unendliche Wärme. Es war keine Frage. Zumindest keine, auf die er eine Antwort wollte. Allein sein Ton verriet, weshalb er einfach alles wissen wollte. Er versuchte, diese leeren drei Jahre mit den Dingen zu füllen, die sie erzählte. Weil sie ihm sonst fehlten. Da war ein Loch, das er kompensieren wollte.
Am Ende ihres kleinen Berichts nickte Lucien leicht. Verstehend zum einen, entschlossen zum anderen. Die tiefgrünen Augen ruhten unverwandt auf Talins Gesicht.

Dann werden wir diese eine Schuld begleichen. Und belassen es bestenfalls bei dieser einen.“ Ein kleines Schmunzeln huschte über seine Lippen. „Aber ich schätze, auf deine Crew kannst du stolz sein. Nicht jeder würde einer Fremden auf ein Marineschiff folgen. Taverne hin oder her... du hast es geschafft, ein paar Menschen aufzutreiben, die genauso verrückt sind, wie du.“ Verrückt genug, um ihn von einem Gefangenentransporter zu holen.
Apropos. Eine Erinnerung schlich sich in seine Gedanken, brachte den Dunkelhaarigen dazu, flüchtig die Stirn zu runzeln und dieses Mal lag ein geradezu forschender Ausdruck in seinem Blick, als er Talin musterte. „Enrique sprach von einem Admiral, der mich unbedingt auf der Morgenwind haben wollte. War das euer Werk?


Die Anspannung, die sich in ihr aufgebaut hatte, verschwand bei seinen Worten fast augenblicklich. Um ehrlich zu sein, hatte sie mit mehr Widerstand gerechnet. Sie wusste, aus Erfahrung und Erinnerung, wie wenig Lucien es leiden konnte, jemandem etwas schuldig zu sein. Das er es jetzt hinnahm, erleichterte sie ungemein. Doch statt, weiter darauf herumzureiten, nickte sie einfach nur zustimmend. Sie brauchte den Halt der Tarlenn-Familie nicht mehr. Egal, wie sehr sie Rasiria liebte, als Gefährtin und Freundin, ihre eigene Familie, also Lucien, ging über alles. Und Schulden bei einer Herzogsfamilie zu haben, sollte man stets vermeiden.
Überrascht sah sie ihn bei seinen Worten an und legte nachdenklich den Kopf schief.

Vermutlich hast du recht. So eine Crew zu finden, war wirklich Glück. Ich fürchte nur, die meisten sind nicht begeistert von meiner Art, die Dinge anzugehen.“ Sie zuckte ein wenig mit den Schultern, um zu zeigen, dass es ihr letztlich egal war. Sie hatte bei ihrer Entscheidung vielleicht nicht alles bedacht, aber letztlich war sie nun einmal getroffen worden. Und die Männer, die bei der Explosion ums Leben gekommen waren, konnte sie nun auch nicht mehr lebendig machen. „Ich glaube auch, jeder hat seine eigene Gründe, warum er mir geholfen hat. Ob sie dann bei uns bleiben, müssen wir abwarten.

Ohne nachzudenken, streckte sie die Hand aus und strich ihrem Bruder über den Kopf. Völlig in ihren eigenen Überlegungen versunken, kraulte sie ihn sanft, als müsse sie sich unbewusst beweisen, dass er wirklich hier war.

Ich glaube zum Teil schon. Ich bin mit unserem Dieb und Aspen losgezogen, um mit einem Informanten zu sprechen. Wer weiß, was für Hebel er bewegt hat, um zu erreichen, was ich wollte. Und auch an der Stelle ist die Frage, was es uns noch kosten könnte. Du siehst, Brüderchen, ich habe viel zu viele Schulden auf mich geladen, um dich wieder zu bekommen.


Ein leises Schnauben war alles, was er auf ihre Befürchtung zur Meinung der Crew zu sagen hatte. Er verlagerte sein Gewicht ein Stück, winkelte den Arm an und schob ihn unter seinen Kopf wie ein Kissen, das ihn ein bisschen höher bettete. So war es bequemer, seine Schwester im Blick zu behalten. In seinen Augen erschien während dessen ein Anflug arroganten Spotts. Kühne Ignoranz. Sie beide wussten, dass es keine Rolle spielte. Talin hatte bekommen, was sie wollte und wenn jemand mit der Methode nicht einverstanden war, hielt niemand ihn auf, das Schiff zu verlassen. Jeder von ihnen war austauschbar.

Solange sie loyal sind, bis sie sich entscheiden, zu gehen, soll es mir recht sein.

Der Dunkelhaarige unterdrückte ein Gähnen, löste den Blick von seiner Schwester und blinzelte kurz träge. Es würde noch die Zeit kommen, in der er sich mit dem Rest der Mannschaft beschäftigte. Doch das war nicht jetzt. Der Leutnant war ein dringenderes Problem, aber auch über seine Motive nachzudenken fiel Lucien inzwischen spürbar schwerer. Irgendetwas hatte es mit ihm und diesem Admiral auf sich. Irgendetwas steckte dahinter und ein trotziger Wille, diese Zusammenhänge zu durchschauen, zwang ihn dazu, Talins Überlegungen aufmerksam zuzuhören. Auch wenn sie es ihm schwer machte, als sie die Hand ausstreckte und die Finger durch sein Haar gleiten ließ.
Wie von selbst schloss er die Augen, öffnete sie jedoch wieder und richtete den Blick auf seine Schwester. Zutiefst empfundene Zuneigung stand darin. Eine Liebe, die nichts und niemand zu brechen vermochte. Ja. Er ahnte, wie viel sie auf sich geladen hatte, um ihn wieder zu finden. Er hätte ganz genau das gleiche getan. Ganz egal, was es kostete, er hätte jeden Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu finden. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

Auch hier bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis wir den Preis kennen. Falls es einen gibt.“ Er seufzte leise, schloss die Augen und lehnte sich ihrer sanften Berührung entgegen. „Aber ich danke dir dafür, Talin. Aus tiefstem Herzen danke ich dir dafür, dass du mich gefunden hast.“ Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sehr.


Erst als er sich in ihre Berührung lehnte, merkte sie, was sie da tat. Etwas überrascht blinzelte sie, zog ihre Hand aber nicht zurück. Sie freute sich viel zu sehr, ihn wieder berühren zu können. Während sie ihn weiter streichelte, rutschte sie von der Bettkante und kniete sich neben ihn, sodass ihre Gesichter näher bei einander waren.

Du musst mir dafür nicht danken, Lucien.“, meinte sie sehr leise. „Wir haben es uns versprochen: Wir sind immer für einander da. Du für mich und ich für dich. Nichts anderes zählt.

Ganz sanft lehnte sie ihre Stirn an seine Schläfe und hauchte einen Kuss auf seine Wange. Ihr Herz zog sich ein klein wenig zusammen. So unendlich froh, so erleichtert, wie sie sich gerade fühlte, tat es weh. Aber es änderte nichts an ihrem Glück. Sie zog sich wieder ein wenig zurück und beobachtete dabei, wie ihre Hand durch sein Haar fuhr. Ihr war nicht entgangen, dass er immer mal wieder die Augen geschlossen hatte, sich ein bisschen bequemer hingelegt hatte. Sie musste ausnutzen, dass ihn die Erschöpfung wieder eingeholt hatte.

Schlaf, Brüderchen. Wir unterhalten uns wieder, wenn du wach bist.


[abgeschlossen]
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