21.06.2018, 14:26
Ein Paar schlanker Arme legte sich von hinten um seine Schultern, ließen Lucien beim Verschließen seines Hemdes inne halten und flüchtig lächeln. Kurz danach drückten sich zwei volle Brüste gegen den Stoff, der seinen vernarbten Rücken bedeckte. Weiche Lippen streiften sein Ohr und ihr warmer Atem strich sanft über seine Wange.
„Komm bald wieder, Hübscher.“, schnurrte sie ihm leise zu und sank dann provozierend langsam, geradezu verlockend zurück in die weichen Laken. Ganz bewusst ließ sie ihre Worte hoffnungsvoll klingen, als sehnte sie sich tatsächlich danach, auch wenn sie log. Das war schließlich ihr Beruf – und er bezahlte sie dafür. Wenn auch mit Talins Geld.
Sein Blick wanderte über die Schulter zu dem Mädchen zurück, das ausgestreckt auf dem Bett lag und sich mit amüsiertem Funkeln in den Augen eine dunkelbraune Haarsträhne um den Finger wickelte.
„Mal sehen.“, war die schlichte, aber ebenso belustigte Antwort des 21-Jährigen, ehe er sich schließlich fast ein wenig wehmütig erhob und einige Münzen aus dem Beutel an seinem Gürtel zog, die er ihr auf dem Nachttisch liegen ließ. Angesichts des wohlig matten Gefühls, das ihn erfüllte, zeigte er sich heute ausgesprochen spendabel. Er hatte ein teures Haus gewählt, ein sauberes vor allem, und das hieß Vorauszahlung. Damit waren diese Münzen nur für sie. Sozusagen als Trinkgeld.. für ihre ausgesprochen guten Dienste.
Erfrischt von dem vorausgegangenen Bad – Seife kostete übrigens extra – trat Lucien ins Licht der Nachmittagssonne auf die Straßen von Mîlui. Das Bordell lag am Rande des Hafenviertels, ganz in der Nähe der wohlhabenderen Stadtbezirke, weshalb der Trubel um das Frühlingsfest hier schon deutlich stärker zu spüren war, als unmittelbar am Wasser.
Ihn reizte davon allerdings sichtbar wenig. Gedankenversunken folgten die tiefgrünen Augen einem bis zum Rand mit Girlanden gefüllten Karren, der die Straße hinauf holperte, während er noch überlegte ob er sich auf den Weg zurück zum Schiff machen sollte, als eine vertraute Stimme ihn aufhorchen ließ. Einen Herzschlag später stieß Lucien ein teils belustigtes, teils ungläubiges Lachen aus, noch bevor er den Blick überhaupt zu Shanaya herum wandte. Klein war doch die Welt.
Gelassen kam sie näher, blieb schließlich bei ihm stehen und er hob gut gelaunt die Arme, um sie am Hinterkopf zu verschränken – der Inbegriff behaglicher Zufriedenheit.
„Ich hatte die letzten zwei Jahre keine Gelegenheit. Natürlich hatte ich es eilig.“ In den grünen Augen leuchtete der Schalk. „Und nein. Nichts, was mir nicht schon bekannt war. Aber dafür habe ich sie schließlich auch nicht bezahlt.“ Damit wurde das Lächeln auf seinen Lippen eine Spur spöttischer. „Wie man eine Frau anständig behandelt, muss mir wohl jemand anderes beibringen. Bietest du dich an?“