08.05.2018, 21:35
Luciens Worte ließen die junge Frau nur noch ein wenig breiter grinsen. Und trotzdem fragte sie sich, ob der Mann sie richtig einschätzte. Sie war, wie sie war – und trotzdem hatte ein Großteil der Menschen, denen sie begegnete, Zweifel daran, dass sie WIRKLICH so war. Zweifel, die ihr so egal waren, wie das auf ihr Alter herab gesetzt zu werden. Und das eine passte ja sowieso nicht mit dem anderen zusammen. Was dachte Lucien also? Nahm er ihr ihre Art ab, oder suchte er nach einer Lücke, nach etwas, das sie als eine Maskenträgerin entlarven würde? Seine Worte schienen da eindeutig... aber sie hatte zu viel erlebt, um das einfach so zu glauben. Aber früher oder später würde sich zeigen, was er wirklich von ihr dachte. Da war eine ihrer leichtesten Übungen. Trotzdem erwiderte sie Nichts auf seine Worte – zuckte nur zustimmend mit dem Kopf. Recht hatte er auf jeden Fall.
Darauf, dass sie wegen ihm vielleicht verhungern musste, reagierte er dafür nicht, was der jungen Frau ein leises Seufzen entlockte. Er drehte sich die Welt, wie sie ihm passte. Ein Muster, dass sie nur all zu gut von sich selbst kannte. Trotzdem lag weiterhin das gut gelaunte Lächeln auf ihren Lippen.
„In Ordnung, ich hebe mir alles versaute ab jetzt für eine dunkle Ecke auf, wenn wir allein sind.“
Und wieder konnte sie sich nur zu gut vorstellen, dass ihm genau das gefallen würde. Leider musste sie ihm diesen Zahn ziehen – aber er war sich dessen wohl bewusst. Sonst hätte er sie wahrscheinlich schon in die nächste Ecke gezerrt. Stattdessen lag ein eindeutiger Blick in seinen grünen Augen, als sie einen weiteren Schritt näher an ihn heran trat. In ihrem eigenen Blick lag weiterhin die deutliche Herausforderung – das schien bei ihm ja irgendwie ein Dauerzustand zu sein. Aber damit konnte sie leben, wenn ihr gegenüber damit so umging. Seine Worte entlockten ihr ein leises Auflachen, und mit seinem kurzen Blick zu ihren Lippen hob Shanaya leicht eine Augenbraue – mehr geschah jedoch nicht.
Lucien ging aus dem Weg, ging einen Schritt zurück und hinterließ damit einen wissenden Ausdruck auf den blauen Augen. Er wollte also unbedingt zurück zu den beiden Gestalten, die in diesem Moment das erste Mal einen blick zugeworfen bekamen. Richtig, er musste ja noch etwas mit dem Samariter klären. Nun gut, Shanaya verschränkte also die Arme hinter dem Rücken, tänzelte gelassen an Luciens Seite und warf ihm ein fragendes Grinsen zu.
„Sag mal... hast du Angst vor mir? Oder wieso hast du es so eilig mit deinem Attentäter zu sprechen?“
Die Antwort war ihr mehr als klar – seine Antwort interessierte sie dennoch. Sie wusste ganz genau, was dieser Kerl hier mit ihr trieb! Auch das war etwas, was sie viel zu gut von sich selbst kannte.
[Hauptdeck | Lucien | Sichtweite Liam & Yaris]