29.04.2018, 08:25
Es kam erneut keine Antwort von Lucien – aber diese Reaktion reichte ihr vollkommen. Sie hatte nun einmal Recht, und auch wenn sie hinter Luciens Schweigen einen anderen Grund vermutete, so beließ die junge Frau es dabei. Sie wollte das arme, zerbrechliche Ego eines Mannes ja nicht ankratzen. Dazu würde sie später sicher noch oft genug die Chance bekommen. Erst auf ihre nächsten Worte kam eine Reaktion – und keine Widerworte auf ihre irgendwie rhetorische Frage. Shanayas Grinsen blieb also bestehen, sie erwiderte den Blick des Mannes mit wissendem Blick. Diese Spezies war so einfach zu verstehen. Daran änderte auch Lucien Nichts, selbst wenn er von sich selbst glaubte, dass er nicht wie der ganze, große Rest war. Seine Erwiderung brachte die Schwarzhaarige dann doch zum lachen.
„Dann wirst du meine Gesellschaft in Zukunft sicher genießen, ich habe davon noch einiges auf Lager.“
Humor hatte er, das musste sie ihm lassen. Und damit war er endlich Mal eine etwas angenehmere Gesellschaft als... der Großteil dieser Crew. Ob das so bleiben würde, wenn er wieder und wieder nicht von ihr bekommen würde, wonach ihm offensichtlich der Sinn stand? Oder verletzte sie sein Ego damit doch zu sehr? Dieser kurzer Moment reichte nicht aus, um sich darüber eine Meinung zu bilden – aber das konnte sie ja herausfinden. Denn wo er glaubte, nicht wie jeder andere daher gelaufene Kerl zu sein, wusste sie es bei sich mit absoluter Sicherheit. Prinzipien warf sie immerhin nicht einfach über den Haufen, als wären sie nie da gewesen.
Luciens kurzes Zögern ließ Shanaya leicht eine Augenbraue heben, er machte jedoch nicht die Anstalten, als wolle er sich darauf einlassen. Ein weiterer, kleiner Test. Gut so, so musste sie nicht den Schlüssel aus ihrer Corsage heraus friemeln. Seine Antwort darauf entlockte ihr ein amüsiertes Schnaufen. Zuerst klang ihre Stimme gespielt vorwurfsvoll, mit jedem Wort wurde ihr Ton jedoch amüsierter.
„Du hast ja schon eine arme Frau um ihr Essen gebracht, das soll wohl erstmal reichen. Und wenn du nicht wieder auf andere Gedanken kommst, können wir darüber nochmal nachdenken.“
Wobei sie ehrlich überrascht war, dass er so einfach von ihr abgelassen hatte. Das hatte die junge Frau schon ganz anders erlebt. Blieb also abzuwarten, ob das beim nächsten Mal auch der Fall sein würde. Es blieb spannend – vor allem weil es dann vermutlich keinen Samariter geben würde, der auf ein ach so wichtiges Gespräch wartete. Der kurze Blick, den der Dunkelhaarige ihr zuwarf, erwiderte sie mit einer leicht skeptischen Miene, wog den Kopf zur Seite und schnaufte erneut auf seine Worte hin. Attentäter? Soso.
„Dann wäre es immerhin einer weniger, dem du etwas wegessen musst...“
Ein kurzes Zucken der Schultern folgte, ein gut gelaunter Blick, den er vermutlich nicht einmal mehr sehen würde. Immerhin begab der Dunkelhaarige sich nun auf die Treppe, gab ihr dieses Mal die Möglichkeit, die Aussicht zu genießen.
[Kombüse -> Auf dem Weg zum Hauptdeck | Lucien]