17.04.2018, 14:33
Ein geradezu jungenhaft verschmitztes Grinsen erschien auf Luciens Zügen. In den grünen Augen blitzte es belustigt.
"Du wirst staunen, aber du bist nicht die erste, von der ich das höre."
Und immer aus dem gleichen Grund. Weil er nie das tat, was die holde Weiblichkeit von ihm erwartete. Es war auch jetzt so. Er sah es in ihrem Gesicht, an dem kurzen Ausdruck der Verwirrung in ihrem Blick und umso stärker wurde seine Neugier darauf, was sie nun in ihm zu sehen glaubte. Und was es davor gewesen sein mochte... Irgendwann, wenn sie sich ein wenig länger kannten, würde er sie noch einmal danach fragen. Nicht, weil es irgendeine Rolle spielte, sondern einfach aus Interesse. Aber nicht mehr heute. Er hatte schließlich Zeit.
Ohne sichtliche Verunsicherung erwiderte Lucien den Blick der Schwarzhaarigen, hob dabei die freie Hand und wischte sich mit einer schnellen, beiläufigen Bewegung mit dem Fingerrücken die Krümel aus dem Mundwinkel. Fast gleichzeitig bemerkte er, wie Shanayas Gesichtsausdruck von Verwirrung zu Enttäuschung wechselte und wieder brachte ihn das zum Schmunzeln.
Der 21-Jährige war zuvor nicht weit zurück gewichen. Zum einen, weil die Enge der Kombüse ihm dafür nicht mehr viel Raum bot, zum anderen, weil ihre Hand noch immer auf seinem Arm lag und ihn zurück hielt. Er hätte sie abschütteln können, wenn er gewollt hätte. Doch noch waren sie scheinbar nicht am Ende, auch wenn seine Worte darauf bereits hingedeutet hatten. Sie konnte sich eben doch nicht von ihm los reißen. Wie er schon sagte...
In seinen Augen blitzte es vielsagend auf, doch dieses Mal stieg er nicht auf ihre Worte ein. Er war versucht, keine Frage. Ein Stück weit hatte sie sein Ego am Kragen gepackt und ihn tatsächlich herausgefordert. Nämlich, sie gegen die verdammten Schränke zu drücken und ihr das Gegenteil zu beweisen. Allerdings hätte er das ganze schöne Spiel dadurch versaut. Also lehnte er sich ihr nur ein Stück weit entgegen, schenkte ihr ein beinahe sanft amüsiertes Lächeln. Ganz so enttäuscht konnte sie gar nicht sein, wenn sie immer noch alles daran setzte, ihn rum zu kriegen.
"Gut, wenn du nichts sagst, erfährt von mir ganz sicher auch niemand was.."
Fast ein bisschen bedauernd hob er den Arm, um ihr mit einer flüchtigen Bewegung eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht zu streichen. "Ich schätze, ich muss langsam wieder hoch... aber lass uns das hier doch mal wiederholen. Dann kommen wir beide noch auf unsere Kosten."
Ein Versprechen. Der Schalk kehrte in seine Augen zurück, dann richtete sich der Dunkelhaarige wieder auf und wandte sich halb dem Rückweg zu. Nur kurz hielt er inne und warf Shanaya noch einen Blick zu, der irgendwo zwischen Gelassenheit und Herausforderung schwankte. Wenn er sie so faszinierte, konnte sie ihn ja schließlich auch wieder zurück begleiten.