13.04.2018, 19:00
Vermutlich hätte es den Attentäter nicht unbedingt gefreut, zu hören, dass er sich eigentlich als recht angenehmer Gesprächspartner gab. Liam hätte es ehrlicher Weise auch nicht erwartet, aber Vorurteile waren ohnehin nicht seine Welt. Außerdem war Yaris nicht die Art Gesprächspartner, die er jemandem empfohlen hätte, der einfach ein nettes Pläuschchen halten wollte. Vielmehr musste man damit klar kommen, dass ein Gespräch ebenso abrupt enden konnte, wie es anfangen würde, was an vielen Stellen vermutlich wieder für Unwohlsein gesorgt hätte. Der Lockenschopf hingegen empfand es als recht angenehm, dass er nicht das Gefühl hatte, Yaris irgendeine Antwort schuldig zu sein – gleiches galt natürlich für die Gegenseite. Sein Blick ruhte lange auf den Wipfeln des Dschungels vor seinen Augen und folgte einer kleinen Gruppe Papageien, die aufgeschreckt gen Himmel stoben, während er der tiefen Stimme seines Gesprächspartners lauschte. Er ließ sich Zeit mit der Antwort.
„Irgendwie sind wir eben alle dort gelandet, wo wir jetzt sind.“, schob er gedankenverloren hinterher.
Liam hob die Hand und kraulte kurz Sineca auf seiner Schulter am Kinn. Erst, als Yaris wieder zu sprechen begann, drehte er den Kopf leicht in die Richtung seiner Schulter, ohne wirklich darüber hinweg zu sehen. Das Lächeln des Attentäters konnte er weder sehen, noch war es in seiner Stimme hörbar, doch Liam glaubte, seine Worte richtig zu verstehen. Ansonsten hätte er wohl ironischer geklungen. Trotzdem war es keine Information, mit der er viel anfangen würde. Liam schwieg, bis der Dunkelhaarige geendet hatte und konnte sich schließlich ein kurzes Auflachen nicht verkneifen.
„Oh, keine Sorge. Es gibt ein paar Plätzchen hier, an denen man seine Ruhe hat.“, sprach er aus Erfahrung und drehte sich nun endlich wieder um, um sich an die Reling zu lehnen. „Und die Truppe hier ist mit… Ich glaube keiner anderen Truppe auf dieser Welt zu vergleichen.“
Er lächelte gut gemeint und ehrlich. Immerhin – sie hielten es auch noch mit ihm aus, obwohl ihm die ganze Sache mit ‚so viele Tote wie möglich‘ noch immer nicht gutheißen wollte. Er war nunmal kein Pirat – und würde vermutlich niemals einer sein. Dafür lagen seine Vorstellungen zu weit entfernt von diesem Leben. Die Crew der Sphinx allerdings war wahrlich etwas Besonderes. Das konnte man unmöglich leugnen.
„Vielleicht gewöhnst du dich noch dran, ansonsten steht dir ab dem nächsten Hafen, an dem man Leute unter menschenwürdigen Bedingungen aussetzen kann, wieder dein eigener Weg offen.“
Für ihn war das keine große Sache. Er war ja selbst eher ein Weltenbummler, der mal hier, mal da mit an Board war, um sich seinen Weg zu suchen. Für ihn war es keine Selbstverständlichkeit, lange mit der gleichen Gruppe unterwegs zu sein. Immerhin – weder war er ihnen, noch sie ihm etwas schuldig. Das unterschied Yaris‘ Situation vielleicht ein klein wenig von seiner, aber das sah der Lockenkopf nicht ganz so eng.
„Und bis dahin… Kannst du uns helfen, das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Beim Anpacken muss man zum Glück nicht ganz so viel Konversation betreiben. Wäre für manch andere auch mal nicht ganz so verkehrt.“
Er sprach niemanden direkt an, hielt es aber für einen guten Kommentar, um die Sache etwas aufzulockern.