30.03.2018, 13:20
Abschaum der Gesellschaft … Yaris antwortete mit einem Schnauben auf die rhetorische Frage. Wenn man auf einem Schiff nach Esmacil saß und zu seiner Hinrichtung verschifft wurde, gehörte man sicherlich kaum zur geschätzten Bevölkerungsgruppe. Yaris zählte sich ja selbst sehr bewusst zu dieser Gruppe. Unterm Strich war er ein Mörder und daran ließ sich nichts beschönigen oder verharmlosen. Wüsste der Knabe etwas von seiner beruflichen Betätigung würde er ihm da aus ganzem Herzen zustimmen. Wer würde das nicht tun, der bei gesundem Menschenverstand war.
Eine Karriere bei der Marine? Wenn er sich den Wuschelkopf so ansah, dann würde er bei dem Gedanken Marine eher einen Lachanfall bekommen – wenn Yaris denn der Typ danach wäre. Aber nein, dass die Marine diesen Typen nicht wollte, konnte er verstehen. Yaris kannte ihn nicht wirklich, doch was er bisher beobachtet hatte, passte nicht einmal im Entferntesten zu einem Marinesoldaten. Die Stimme seines Gegenübers sagte ihm, dass dieser über diesen Umstand auch überhaupt nicht traurig war. So sprach nur ein Mann, der mit seinem Leben vollkommen zufrieden war.
“Ich urteile nicht über deine Wahl wie ich über niemandes Wahl urteile. Jeder tut das, was er tut. Die Gründe dafür sind mir egal.“
Meistens. Es gab Ausnahmen, doch die waren selten bei ihm. Doch an manchen Stellen fragte er sich einfach, wieso manche das eine und nicht das andere taten, wo sie doch die Wahl hatten – so wie … Liam hier. Er entschied sich nicht für das einfachere Leben, dass ihm seine Bildung ermöglichen würde, sondern zog es vor, in den Tag zu leben ohne zu wissen, was der morgige Tag bringen würde. Am Ende jedoch? War es seine eigene Entscheidung, welchen Weg er ging. Wie jeder sich selbst entschied. So wie Yaris sich vor vielen Jahren entschieden hatte, seinen Vater zu töten als dessen Martyrium weiter zu ertragen.
Yaris lächelte tatsächlich und legte den Kopf mit geschlossenen Augen gegen das Fass.
“Ihr habt mir einen Gefallen getan. Immerhin habt ihr mich vor der Hinrichtung bewahrt …“
Langsam hoben sich die Lider und der Blick aus tiefgrünen Augen verlor sich in der Endlosigkeit des Meeres.
“Aber ich bin nun mal nicht gut darin, mich auszudrücken … ich bin es nicht gewohnt, auf so engem Raum mit so vielen Menschen zu leben …“
Die auch noch von so unterschiedlichen Persönlichkeiten gezeichnet wurden. Das sollte keine Entschuldigung sein. Es war einfach ein Fakt, den man auch nicht einfach so abschalten konnte. Sicher, würde ihn das sympathischer machen. Früher hätte alles dafür gegeben, um diese Wirkung zu erreichen. Heute? War sich Yaris nicht einmal sicher, ob er das noch wollte … punkten, damit er besser in eine Gruppe passte oder von ihnen akzeptiert wurde.