19.04.2016, 20:44
Macht hoch die Tür, das Tor macht weit
Es kommt die Braut voll Herrlichkeit
Sie hat gehurt, sie hat geklaut
Streut Blumen für des Henkers Braut!
Und endlich war er da. Noch vor wenigen Wochen hatte Shanaya überlegt, wie lange es dauern würde, bis sie IHR Leben leben konnte. Fern von den Mauern, die sie schon immer eingeschränkt hatten. Weit weg von diesen ganzen Gestalten, die glaubten sie konnten bestimmen, was sie mit ihrem Leben anfing. Zu gerne wäre sie ihnen nun vor der Nase herum getanzt, nachdem sie wieder einmal bewiesen hatte, dass ihre Welt sich so drehte, wie sie wollte. Sie hatten sich all die Jahre umsonst die Zähne ausgebissen. Und jetzt, heute und hier, war nur ein weiterer Tag, der deutlich machte, dass niemand ihr etwas konnte. Dass sie alles schaffte, wenn sie nur wollte. Und egal, was für Fische und Idioten hier für ihre Crew auftauchen würden – sie hätte sich am liebsten selbst auf die Schulter geklopft, dass sie nun hier war. Daran würde auch niemand etwas ändern, der da noch kommen würde.
Es war nicht schwer zu übersehen, wie gut die Laune der jungen Frau war. Eine Zeit lang hatte sie tiefenentspannt bei Aspen und Talin gesessen, hatte der Blonden von dem erzählt, was sie heraus gefunden hatten. Auch wenn Aspen ihren Plan vielleicht ein wenig durchkreuzt hatte und sie ohne ihn ein wenig mehr herausgefunden hätte. Anni. Bitte. Aber gut, vielleicht konnten sie irgendetwas mit diesen Informationen anfangen, ansonsten konnte sie dem Blonden sicher irgendwie selbst etwas vermiesen. Aber all diese Gedanken schob die Schwarzhaarige recht schnell wieder in die letzte Ecke ihres Kopfes, sie war viel zu aufgeregt, um sich wirklich nur über eine Sache Gedanken zu machen. Irgendwann war sie also aufgesprungen, ihr Weg hatte sie direkt von den zwei Blonden weg geführt, jedoch nicht wirklich weit. Die Neugierde ließ sich einfach nicht unterdrücken, also hatte sie sich ein wenig in der Schenke umgesehen, ein paar der Anwesenden beobachtet und sich überlegt, ob sie vielleicht wegen ihr hier waren. Also nicht direkt wegen ihr, aber wegen ihnen. Aber sich auf sie zu stürzen und sie zu überreden, mit ihnen auf die Sphinx zu gehen wäre vermutlich keine gute Idee. Auch wenn sie dieser Gedanke noch ein wenig breiter lächeln ließ, wenn das überhaupt möglich war. Zu diesem Zeitpunkt war noch kein bekanntes Gesicht hier, ihre Konzentration kehrte also recht schnell zu dem Platz am Fenster zurück. Aber bevor sie den Rückweg anschlug, ging sie noch an der Theke vorbei, griff nach einer der kleinen Schalen die da stand, warf dem Wirt bei seinem skeptischen Blick nur ein charmantes Lächeln zu und schob sich mit einer ruhigen Bewegung zwei Nüsse in den Mund, auf denen sie fröhlich herum kauend zurück zu den beiden Blonden ging.
Es dauerte nicht lang, bis sie also auf dem Tisch saß, die Füße ein wenig vor und zurück schwingen lassend. Die Schale stand sicher auf ihrem Schoß, während sie sich leicht zurück gelehnt hatte, mit einer Hand auf der festen Holzplatte. Ihre Hand fand immer wieder zu den Nüssen, während sie die Schenkentür kaum aus den Augen ließ.
„Es ist verdammt schwer zu sagen, wen von denen man sich in seine Crew wünschen würde.“
Eine weitere Nuss landete im Mund der jungen Frau.
„Manche sehen so aus, als wüssten sie nicht einmal ihre Namen.“
Die blauen Augen wanderten aufmerksam durch den Raum, während sie diese Worte möglichst leise anhängte. Sie kannte die ultimative Dummheit aus der eigenen Familie – und manche von den hier Anwesenden sahen... genau danach aus. Aber da diese auch mit teilweise mit dem Kopf auf dem Tisch lagen, glaubte sie nicht, dass sie zu ihnen finden würden.
„Vielleicht sollte Aspen nackt auf dem Tisch tanzen um Leute anzulocken?“
Shanaya schob sich eine weitere Nuss in den Mund, kaute munter darauf herum und warf dem Blonden einen vielsagenden Blick zu. Vermutlich würde das eine Großzahl eher abschrecken, die Spreu vom Weizen trennen. Immerhin hätten sie dann eine Crew, die etwas abkonnte. Oder eben einen Haufen verstörter.
„Obwohl... ich glaube, es ist besser, wenn du bekleidet bleibst.“
Die Schwarzhaarige zuckte kurz mit den Schultern, schnippte dann gegen eine der blonden Locken Talins, einfach weil sie die Hände nicht still halten konnte. Sie war wirklich ein wenig nervös, das musste man erstmal schaffen! Aber sie war einfach zu gespannt, wer, wie viele, wann und überhaupt. Und wirklich gespannt war sie, ob der Mann mit den Kühen, Gänsen und Schweinen hier auftauchen würde. Sie war sich sicher, sie hatte ihn überzeugt, aber es gab immer wieder die, die dann doch kniffen, wenn es ernst wurde. Es blieb also spannend. Und so ließ die Schwarzhaarige sich langsam zurück fallen, bis sie auf dem Tisch lag und an die Decke blicken konnte – hob dabei eine Hand zu der Schale, um sich eine weitere Nuss zu gönnen. Dann sackte ihr Arm zur Seite, blieb ausgestreckt liegen.
„Vielleicht hätten wir sie mit Blumenketten begrüßen sollen. Und Musik. Für Essen ist gesorgt, ich bin für alles bereit!“
Damit hob sie die andere Hand ein wenig an, streckte die geballte Faust in die Luft, während auf den Lippen noch immer das breite Grinsen lag, auch wenn man das nun nicht mehr wirklich sehen konnte.