19.02.2018, 15:44
Scortias war begeistert, mit welcher Freude ihn der hellhäutige Mann begrüßte. Bei ihm war er sich jetzt schon sicher, dass der bestimmt nichts Böses im Schilde führte. Die Freude war einfach echt, allerdings blieb für den Jungen offen, worüber der sich eigentlich so sehr freute. Über ihn, das Meer, das Essen oder irgendetwas, was dem Zwölfjährigen noch nicht ersichtlich war? Zumindest wurden seine Fragen alle in recht kurzer Zeit beantwortet. Sie hatten ein Schiff, sie hatten Hunger und sie wollten etwas von dem Fleisch haben. Naja, zumindest der eine. Aber der gefiel dem Schiffsjungen jetzt schon. Im ersten Moment dachte Scortias, dass der Blonde mit offenen Armen auf ihn zugerannt kam, um ihn zu umschießen, was dann doch etwas komisch gewesen wäre, kannte man sich ja nicht. Ernüchternd stellte Scortias aber fest, dass der Seemann es wohl erst mal auf das Fleisch abgesehen hatte, denn er rannte schnurstracks an den Jungen vorbei zum Feuer. Mit einem breiten Lächeln sah Scortias dem Mann nach. Diese Freude war einfach ansteckend. Allerdings konnte er den Worten nicht ganz folgen. Klar, schwimmen wäre wohl keine Option gewesen, um hier auf diese Insel zu gelangen, aber es könnte ja gut sein, dass doch irgendwo ein Hafen war, oder eine Stadt, die Captain Feuerbart übersehen hatte. Oder die drei Fremden hatten Schiffbruch erlitten. Es brachte aber nichts da weiter drüber nachzudenken, denn sie hatten ja ein Schiff, so wie der Seemann sagte. Also war bis jetzt alles bestens.
„Du bist geflogen?“ fragte Scortias und kratzte sich am Hinterkopf.
Der Schiffsjunge stellte sich gerade vor, wie der Kerl durch den Wald flog, dabei den Ästen und Stämmen auswich, schließlich einen Stock an den Kopf bekam und abstürzte. Der Fehler an dieser Vorstellung war nur, dass Menschen nicht fliegen konnten. Also wie hatte er das denn gemeint? Der Blick des Jungen wandte sich der dritten Person zu, die Scortias zuerst nicht wahrgenommen hatte. Ein recht zierlicher Mann, wie er fand. Zumindest kleiner und schmaler als richtige Seebären, so wie der Dunkelhäutige einer war. Wer von den Beiden aber jetzt Kala.. Kalahadar … - oder so ähnlich - war, das wusste Scortias immer noch nicht, wobei er den Namen auch nicht so recht verstanden hatte. Neugierig wandte der Junge seine Augen auf die anderen beiden Personen. Rayon, Cesarea und Trevor. Ähm Moment mal, hatte sich Scortias verzählt? Der Junge knickte in der Hüfte ein, legte seinen Oberkörper etwas zur Seite und sah an Rayon und Kala… - da sollte er dringend noch mal nachfragen – und an dem schmal wirkenden jungen Mann vorbei. Aber da war niemand mehr. Der ehemalige Schiffsjunge der Onyx drehte den Kopf wieder zu Trevor, als dieser was von einem Affen redete. Als Scortias sah, dass er damit das Fleisch meinte kicherte er.
“Nehein …“
Der Kerl war ja echt witzig, aber eine Antwort wartete der Blonde trotzdem nicht ab und kaute einfach weiter an dem Fleisch herum. Scortias hatte schon einmal davon gehört, dass man krank werden konnte, wenn man sich zu lange in der Sonne aufhielt. Konnte das bei Trevor passiert sein? Deswegen sah er nun auch wieder zu den anderen beiden. Der Blick alleine reichte eigentlich schon aus, ohne dass der Junge die Frage stellte. Dennoch folgte sie.
“Ist er in Ordnung? Ich habe mal gehört, dass die Sonne einen krank machen kann.“ sagte er leise an den Dunkelhäutigen gewandt und tippte mit seinem Zeigefinger gegen die eigene Stirn. „Was macht er denn da?“ fragte er weiter, als Trevor sich das Fleischstück an den Fuß hielt, dabei unkoordiniert herum hüpfte, um wohl das Gleichgewicht zu halten und sich am Ende auch noch beide Schuhe entledigte.
Wieder lachte Scortias, weil es einfach zu witzig aussah. So ein seltsames Verhalten hatte der Dreizehnjährige noch nie gesehen. Und was war ein Zehenfresser? Nur einen kurzen Augenblick später hatte der Junge die Schuhe des Blonden in seinen Armen.
“Urgh … oh man.“ kam es von Scortias, der die Schuhe in den Sand fallen ließ und sich die Nase zu hielt. “Ich erinnere Dich dran sie mitzunehmen.“ versprach er, auch wenn es vielleicht besser gewesen wäre, sie hier ganz tief zu vergraben und zu vergessen, dass es sie gab.
Aus reiner Vorsicht grabschte der Schiffsjunge, damit er auch noch etwas von dem Essen abbekam und nicht alles Trevor und dessen Füße zum Opfer fiel, ein Stock mit Fleisch. Rayon sprach nun das erste Mal und erklärte, dass ihr Schiff auf der anderen Seite der Insel lag und Sphinx hieß. Von dem Schiff hatte der Junge noch nie gehört. Scortias streckte seine Hand aus und griff, freudig lächelnd, nach der des Dunkelhäutigen um sie mit einem Ruck zu schütteln.
„Ich heiße Scortias Batholomew und nein, es ist kein Zehenfresser. Es ist Hirschfleisch.“ antwortete er kichernd auf die Frage von Trevor, stellte sich somit auch gleichzeitig den anderen beiden vor und löste damit auch das Rätsel des Fleisches auf.
“Ich … naja, die haben mich über Bord geworfen. Irgendeiner hat Essen geklaut und die haben mich beschuldigt.“ log der Zwölfjährige, auch wenn es ihm nicht gefiel, dass er direkt mit einer Lüge kommen musste.
Aber noch durfte er Cornelis ja nicht verraten. Allerdings sahen die drei auf keinen Fall so aus, als würden sie zu der Marine gehören. Sollte er besser noch warten oder verraten, dass er nicht alleine war?
“Ihr seht nicht aus wie Marinesoldaten. Seit ihr Piraten oder Händler?“ fragte Scortias.
Erst nach dieser Antwort, würde Scortias langsam einen Plan schmieden, wie er es den Dreien beibringen könnte, dass er doch nicht alleine war, ohne dass sie ihm wegen der Lüge böse waren. Der Zwölfjährige biss nun selber in das Fleisch, bei welchem er sicher war, dass es noch keine Bekanntschaft mit Trevors Fuß gemacht hatte. Oh man, tat das gut. Sein Magen knurrte laut, als er auf dem saftigen Stück kaute. Dann setzte er sich auf einem der Stämme am Feuer. Der Junge vermied es zu den Dünen zu blicken, wäre es ja mehr als verdächtig.
[Im Gespräch mit Trevor und Rayon | Kaladar (Skadi) wahrgenommen | in Sichtweite von Cornelis]