07.02.2018, 16:59
Rayon war froh, dem dichten Dschungel mit allen Gefahren, die in ihm lauern mochten, fürs Erste entkommen zu sein. Er hatte wenig Lust, die Bekanntschaft mit einer weiteren Falle, einem gefährlichen Wildtier oder gar feindlich gesinnten Ureinwohnern zu machen, deren Existenz auf dieser Insel nach wie vor eine nicht zu vernachlässigende Möglichkeit war. Beruhigend fand er auch, dass es tatsächlich ein Kind war, das erst springend und rufend auf sich aufmerksam machte und ihnen dann schnurstracks entgegenlief. Andere Menschen konnte der Schiffskoch nicht ausfindig machen, was natürlich nicht bedeuten musste, das es keine gab. Es gab genug Möglichkeiten, sich direkt hinter den Bäumen am Waldesrand zu verstecken und darauf zu warten, dass sie unvorsichtig würden, doch wer sollte auf einer verlassenen Insel aus Böswilligkeit eine solche Taktik verfolgen? Vermutlich hatte dieses Kind einen Schiffbruch überlebt und war irgendwie hier, an diesem idyllischen Strand, angespült worden. Er beschloss deshalb, zwar weiterhin die Umgebung im Auge zu behalten, dem Jungen jedoch mit Offenheit und Freundlichkeit zu begegnen. Schließlich brauchte es vermutlich ihre Hilfe.
Selbstverständlich kam Trevor ihm jedoch zuvor. Er stürmte seinerseits auf das Kind zu und begann, es mit einem Schwall an Worten zu überschütten. Rayon konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Abgesehen von der Körpergröße und ein paar anderen physischen Details schien es in puncto Alter kaum einen Unterschied zwischen ihm und dem Jungen zu geben - was keine Überraschung war, denn Trevor verhielt sich selten wie ein Erwachsener und viel häufiger wie ein Halbwüchsiger, der die Nerven seiner Eltern mit unendlich vielen Fragen strapazierte. In diesem Fall jedoch kam ihnen das zur Abwechslung sogar einmal zugute - der Junge mochte zwar durch das Verhalten ihres Kameraden ein wenig überfordert sein, es war jedoch so gut wie ausgeschlossen, dass er vor dem Blondschopf Angst haben würde.
Nicht zuletzt deshalb ließ Rayon das Geschehen zunächst seinen Lauf nehmen und folgte den beiden zu dem Lagerfeuer, über dem gerade ein ausgewachsener Hirsch gebraten wurde. Trevor langte sofort zu, der Dunkelhäutige jedoch zog überrascht eine Augenbraue nach oben. Nochmals sah er sich um und konnte nicht umhin zu bemerken, dass der Junge für sein Alter anscheinend viele Talente besaß. Ausgewachsene Tiere jagen und erlegen, sie zum Strand schaffen, ausweiden, das dafür benötigte Werkzeug herstellen... Diese Fähigkeiten an sich waren nicht ungewöhnlich, vor allem für einen Seemann, aber wenn das Kind hier vor ihnen dies tatsächlich allein bewerkstelligt hatte, war ihm der tiefste Respekt Rayons gewiss. Er beschloss, wachsam zu bleiben - vielleicht war der Junge doch nicht allein auf dieser Insel und sein oder seine Begleiter waren nur ausgezogen, um die Umgebung zu erkunden oder nach Materialien zu suchen, ähnlich wie die zweite Gruppe der Sphinx?
Der Versprecher des Jungen machte Rayon nicht weiter misstrauisch. Er war wahrscheinlich einfach nur nervös und stotterte deshalb ein wenig. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen nickte er dem Dunkelhaarigen zu und streckte die Hand aus, um ihn - nachdem Trevor Kaladar und ihn bereits vorgestellt hatte - nun auch persönlich zu begrüßen.
"Unser Schiff liegt auf der anderen Seite der Insel. Sie heißt Sphinx", präzisierte er die Antwort Trevors. Da dieser bereits die Frage nach dem Namen des Jungen gestellt hatte, übersprang er dieses Thema.
"Und wie bist du auf diese Insel gekommen? Hast du Schiffbruch erlitten?"
[ Strand auf der Westseite der Insel | Trevor, Skadi und Scortias | in der Nähe von Cornelis, sich seiner Anwesenheit aber nicht bewusst ]