04.02.2018, 20:55
Wenn sie so darüber nachdachte, wie sie Gregory gerade zu gequatscht hatte, wunderte sie sich nicht über seinen etwas unbeteiligten Gesichtsausdruck. Wer kam schon mit so viel verschiedenen Sachen wirklich klar? Und sie sprang ja auch gern von einem Thema zum anderen, vor allem, wenn sie etwas bestimmtes nicht los ließ. Fast sah es auch so aus, als hätte sie ihn nun so weit. Als würde Gregory gleich weich werden und ihr doch erklären, was ihn so beschäftigte. Immerhin stammelte er schon vor sich hin, schien fast geknackt zu sein, als auf einmal jemand ihre friedliche, kleine Fragerunde störte.
Mit finsterem Gesichtsausdruck sah sie den Neuankömmling an. Seinen Worten nach hatte er zumindest einen Teil ihres Gespräches mitbekommen. Wieso also hatte er nicht noch ein paar Minuten warten können, bevor er rein platzte? Stattdessen gab er irgendeinen Kommentar von sich und riss dann den Schiffsarzt aus ihrem Gespräch. Wie verdammt ärgerlich. Fast schien sie ihn soweit gehabt zu haben, seine Sorgen mit ihr zu teilen. Stattdessen, behielt er das Geheimnis für sich. Eine gute Eigenschaft, wenn man bedachte, dass er doch fast eingeknickt wäre. Und so entschied die Blonde, es fürs Erste sein zu lassen. Sie wollte den armen Mann nicht mehr bedrängen, als sie es (un-)bewusst sowieso schon getan hatte.
Schwer enttäuscht schnaubte sie kurz, lehnte sich zurück, kreuzte die Arme vor der Brust und schlug die Beine übereinander. Nachdenklich musterte sie den Mann. Er war einer der beiden Gefangenen, die sie gerettet hatten. Derjenige, der auf einmal in der Kajüte des Marineschiffes aufgetaucht war und den sie dann irgendwie mit genommen hatten. An seinen Namen erinnerte sie sich spontan nicht mehr und das gefiel ihr gar nicht. Ehrlich gesagt, hatte sie ihn auch fast wieder vergessen, über die anderen Gedanken, die sie sich gemacht hatte. Und das passte ihr noch weniger. Ein Jahr in einem Bordell zu arbeiten, härtete jeden so weit ab, dass man sich Namen und Gesichter merkte, für den Fall, dass man das Wissen über diese Person wieder brauchte. Aber der Braunhaarige war wie Luft aus einer Flasche wieder aus ihrem Geist verschwunden. Wie überaus...interessant.
Jetzt doch wieder neugierig geworden, löste Talin die verschränkten Arme, beugte sich vor, stützte ihren Arm auf ihr Knie und ihr Kinn in ihrer Hand ab.
„Wer bist du eigentlich?“
Die Blonde musterte den Mann einmal von oben bis unten und Vorsicht blitzte kurz in ihren Augen auf. Sie wusste nicht einmal so ganz warum, aber sie traute Ryan mehr, als diesem Mann hier. Und der Dieb hatte immerhin ihr Schiff stehlen wollen.
[Im Lazarett | bei Gregory und Farley]