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Kapitel 4 - Außer Sicht
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
#50
Es war schon eine seltsame Laune des Schicksals: Obwohl der junge Kleinkriminelle sonst so geschickt mit den Händen war - immerhin wurde er (normalerweise) nie erwischt, wenn er lange Finger machte -, stellte es sich wieder und wieder heraus, dass er für gewisse handwerkliche Arbeiten einfach zu ungelenk war. Sicher, mancher hätte gesagt, dass Männerhände für Weiberkram ohnehin nicht geeignet waren. Doch Farley erachtete diese Ansicht gelinde gesagt als ziemlich dumm. Im Zweifelsfall musste ein Mann, der allein auf sich gestellt war, ebenso in der Lage sein sein Essen zuzubereiten wie eine Frau. Und wer nicht in allzu zerlumpten Hosen herumlaufen wollte und keinen dieser (Halsab-)Schneider bezahlen wollte, der musste selbst zu Nadel und Zwirn greifen. Nun, er hatte das Glück gehabt, dass ihn auch in den vergangenen Tagen niemand von Bord geworfen oder in irgendeinem Hafen der Gerichtsbarkeit übergeben hatte. Offenbar waren die Mitglieder der Crew selbst nicht sonderlich erpicht darauf, dem Gesetz zu begegnen - was kein Wunder war, wenn man bedachte, dass sie ein ganzes Schiff in die Luft gejagt hatten. Farley schmunzelte unwillkürlich. Er fand noch immer, dass diese Seeleute einen sehr amüsanten Hang zur Dramatik hatten. Und da er mit heiler Haut davongekommen war, störte ihn der Rest auch nicht weiter. Das Einzige, was dem jungen Mann gehörig gegen den Strich ging, war die Schuld. Sie hatten ihn ohne viele Fragen mitgenommen, ihn versorgt und sich um die leichten Wunden gekümmert. Er hatte neue Kleidung und einen Schlafplatz bekommen. Das war fast ein bisschen zu viel für einen Menschen, der es nicht mochte auf andere angewiesen zu sein. Farley würde diese Schuld irgendwie abarbeiten müssen, wenn seine Retter das wollten - eine Aussicht, die ihm wenig gefiel, denn er arbeitete nicht nur gerne nicht mit anderen, sondern noch viel weniger gerne für andere. Hierarchien hatten die dumme Angewohnheit, Untergebene schlecht zu behandeln. Er hatte das nur allzu oft erfahren müssen, nicht nur in seiner Jugend.

Doch die Gedanken daran, was Crew und das Kapitänsgeschwisterpaar wohl von ihm verlangen könnten, hatte der junge Mann zunächst zur Seite geschoben. Da der offenbar behelfsmäßige Schiffsarzt Gregory ihn ohnehin behandelt hatte, und der junge Dieb sowieso schon in der Schuld dieser Leute stand, hatte er sich aus dem Arztfundus Zwirn und eine Nadel geliehen. Nichts, worauf Gregory bei der Behandlung des schwer verletzten Gefangenen nicht hätte verzichten können und nichts, was unnötig Aufsehen erregte, aber für Farley waren die beiden Dinge sehr nützlich - selbst wenn er sich wie immer mehr als ungeschickt anstellte bei den Näharbeiten. Näharbeiten? Durchaus. Zwar hatte er ein frisches Hemd erhalten, waren seine alten Kleider doch etwas zerschlissen und vor allem eine ziemliche Zumutung für alle Nasen in drei Seemeilen Umgebung gewesen. Doch etwas fehlte ihm - die Innentasche, die er für alle Fälle gerne in seiner Bekleidung hatte. Es gab nichts über ein kleines Versteck für Dinge, die man eben so fand bei anderen Leuten - Kleinigkeiten meistens, ein paar Münzen hier, ein paar Schlüssel dort. Man wusste nie, was man gebrauchen konnte. Es war also ein paar zerstochene Fingerkuppen und die Mühe wert, sodass Farley überhaupt keine Probleme damit hatte, die anderen auf der ohnehin unbewohnten Insel herumstromern zu lassen, während er unter Deck ohne Hemd und mit barer Brust in seiner Koje saß und mit einem Stoffrest besagte Tasche in sein Hemd zu flicken versuchte. Die Schwierigkeit lag darin, die Naht des kleines Verstecks - meist an der Seite oder am Rücken befestigt - so sauber und kleinstichig zu setzen, dass der Faden nicht auffiel. In der wackligen Hängematte war das noch schwieriger. Im Schneidersitz und Halbdunkel des Decks musste der junge Mann sich mehr als konzentrieren. Immer wieder traf er dennoch mit der Spitze die eigenen Finger - wie gesagt, Farley war nicht der geschickteste im Umgang mit dem Zwirn. Doch nach einiger Zeit hatte er sich an seinen wackligen Sitz gewöhnt und kam einigermaßen schnell voran, bis er schließlich den Faden verknotete und ihn zwischen die Zähne nahm, um den Rest mit einem kräftigen Ziehen abzureißen. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Dann schob er das Messer, das er zuvor gereinigt und neben sich gelegt hatte, wieder in seinen Stiefel, schob die Hose darüber und streifte sich mit einer schnellen Bewegung das Hemd über. Nur Augenblicke später hatte er sich aus der Hängematte geschwungen und sich die Nähutensilien geschnappt. Der Braunhaarige wollte keineswegs noch mehr Gründe haben in der Schuld irgendeines Crewmitglieds zu stehen, deshalb beschloss er dem Arzt die Utensilien lieber sofort zurückzugeben - und das obwohl er versucht war sie einfach zu behalten. Man konnte nie wissen, wann man einen vernünftigen Faden benötigte. Da er nach seiner Gefangennahme praktisch ohne Habe war, erschien ihm der Gedanke äußerst verlockend. Doch er verwarf ihn wieder, wollte er doch nicht, dass man auf die Idee kam den Dieb doch noch auf dieser Insel zurückzulassen. Zwar würde er hier keine Körperteile verlieren, wie es ihm als Häftling mit krimineller Vergangenheit durchaus gedroht hatte, allerdings schien ihm das Eiland dann doch etwas zu einsam.

Es war nicht sonderlich weit bis zum improvisierten Lazarett des Schiffs und die Leinen hielten nur wenig von den Stimmen zurück, die aus dem Inneren drangen. Da Farley zuvor aber mit seiner Fingerarbeit beschäftigt gewesen war und nun keineswegs die Intention hatte zu lauschen, schnappte er nur einige Wortfetzen auf. Er gab sich keine Mühe leise zu sein, als er die Stoffbahnen zur Seite schob und eintrat. Der junge Mann wollte die beiden nicht erschrecken, indem er sich so lautlos bewegte, wie er es sonst tat, wenn er seinem… nun, Lohn und Brot nachging. Seinen Mund aber konnte er nicht halten - etwas unkommentiert zu lassen, das er mitbekam, gehörte nicht unbedingt zu seinen Stärken.

“Auf seinen Rücken sollte man generell gut aufpassen - egal ob bekanntes Gesicht oder nicht.”

Farley war versucht der Blonden zuzuwinkern, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass sie als Kapitän ja in gewisser Weise über ihm stand - und das womöglich als unnötige Provokation erachten könnte. Herrje, er hoffte, dass sie bald einen Hafen anlaufen würden, an dem er sich verabschieden konnte. Dann musste er wenigstens nicht mehr aufpassen, was er tat oder sagte. Ein amüsiertes Schmunzeln, das seine Augen aber nicht erreichte, konnte er sich dennoch nicht verkneifen. Es verschwand aber jedoch nach einigen Sekunden wieder, als er sich dem “Medizinmann”, wie er ihn heimlich nannte, zuwandte und ihm den Zwirn und die Nadel entgegenhielt.

“Mit bestem Dank zurück.”


[Erst in seiner Koje, dann im provisorischen Lazarett bei Talin und Gregory]
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