15.12.2017, 16:03
Bei Enriques Einspruch hob er ungläubig die Brauen. Für Aspen blieb ihnen gar keine andere Wahl, als die restliche Crew über Ryans Untreue aufzuklären und die Sphinx lieber jetzt zu reparieren, als wenn sie dazu überhaupt nicht mehr kommen sollten. Daran änderte auch des Überläufers anfänglicher Sarkasmus nichts, der keinerlei Hinweise auf ein „warum“ enthielt. Dieses folgte – unerwarteter Weise – als Aspen sich das Material wieder laufbereit auf dem Rücken zusammenordnete und an der Brust festschnürte. Nein, sie hatten definitiv nicht genug gefunden, um die Sphinx besser als zuvor herzurichten, da musste er dem Dunkelhaarigen Recht geben. Sie hatten jedoch genug gefunden, um zumindest die Schäden zu reparieren und sich an die Ausbesserung zu setzen – das sollte vorerst ihr Hauptziel bleiben.
Als Enrique seinen Monolog und Appell beendete, seufzte der Blondschopf schwer. Natürlich standen sie im Zwiespalt: Entweder sie nahmen die mögliche Gefahr wahr und zogen sich lieber zurück, um ihre größte Stärke – die Sphinx – wieder fahrtüchtig zu bekommen, oder sie verließen sich auf ihr Glück, forschten den Wald weiter ab um mehr Material zu finden, nur um wahrscheinlich der Gefahr in die Arme zu rennen. Er wog tatsächlich die Einwände des beinahe unbekannten Mannes ab, auch wenn sein Entschluss feststand. Auf die gewagte Provokation ging er nicht ein.
„Zuallererst müssen wir unser Schiff wieder herrichten. Dazu reicht das Material“, mit einem Kopfnicken deutete er sowohl auf seine Last und dann auf Enriques, „und das, das wir auf dem Rückweg finden werden. Falls es hier wirklich noch Menschen gibt, werden sie nicht erfreut sein, dass wir ihr Reich betreten. Darauf müssen wir vorbereitet sein, die Sphinx seetauglich herrichten und abfahrbereit sein. Die Crew wäre zu schwach für einen Angriff.“, setzte er mit geduldiger Stimme nach.
Auch unter dem Deckmantel eines Piraten mussten sie rational handeln. Sie waren eben kein Marineschiff, vollbesetzt mit mehr als 50 Mann, das gegen fast jeden ankam. Vielleicht rührte das gefährlich große Selbstbewusstsein des ehemaligen Leutnants noch auf seinem vorherigen Leben.
Ein weiteres Mal ließ Aspen den Blick von den Steinresten über das nahe Grün schweifen. Es war leichter zu sprechen, als seinem eigenen Rat zu folgen. Lieber würde er seiner Neugierde folgen und herausfinden, ob die Ruinen mehr als nur alte Hinterlassenschaften waren. Und noch viel lieber würde er weiteres Material zusammenbekommen. Abermals verließ ihn ein tiefer Atemzug.
„Wenn's dir entgegenkommt, können wir einen Umweg zum Schiff nehmen, auf dem Weg mehr Holz sammeln und nach weiteren Hinweisen wie diesen“ - ein weiteres Kopfnicken zu den Steinen - „Ausschau halten.“
Damit wäre zwar der große Sicherheitsaspekt verloren, doch zumindest hätten sie ihre ursprüngliche Aufgabe weder vernachlässigt, noch würden sie Zeit verlieren. Leider musste Aspen sich selbst eingestehen, dass sein vorheriger Plan um einiges logischer und sicherer war – doch vielleicht fanden sie ja ein paar Hinweise, ob es hier noch Menschen gab.
Ohne auf Enriques weiteren Einspruch zu warten, nahm er die Machete wieder an sich, den Vorsatz des Dunklen im Kopf, tatsächlich leiser vorzugehen, bevor er den Schritt wieder aufnahm. Zurück in Richtung Meer.
(Enrique)