01.12.2017, 13:04
Es war so einfach. Wenn man sie auch nur ein bisschen kannte, konnte man ihre Gedanken in diesem Moment so einfach lesen. Aber die Schwarzhaarige hatte ihre Zweifel daran, dass einer der anwesenden dazu fähig wäre. Vielleicht umso besser. Auf ihren Lippen lag jedenfalls ein belustigtes Lächeln, mit dem sie zu den Männern hinüber blickte. Luciens Worte hatten ihr nur ein belustigtes Schnauben entlockt. Vergessen. Er hatte gehofft, sie würde das mit der Pistole vergessen! Wie könnte sie denn ihr so geliebte Pistole vergessen, sie hatten immerhin eine ganze Nacht zusammen verbracht. So etwas vergaß man nicht einfach, auch wenn so ein dahergelaufener sie auseinander riss. Und zu dem Dank, den er ihr schuldete sagte er Nichts. Die Schwarzhaarige wusste nicht, ob sie genau das hatte erwarten sollen. Irgendwie schon. Ob es etwas gebracht hätte, wenn sie in mit einem Stück Fleisch beworfen hätte? Er war ein Mann, vermutlich also eher nicht. Aber vielleicht hätte sie dann die Aufmerksamkeit von allen dreien. Aber bevor die junge Frau diesen Gedanken zu Ende denken konnte, hatte sich auch Nummer zwei abgewandt. Die blauen Augen in die Richtung des neuen Captains und dem Katzenbesitzer gewandt verzog Shanaya die Lippen leicht zu einer grübelnden Miene. Verdammt. Sie überlegte, stützte das Kinn auf einer ihrer Hände, ehe ihr Blick auf eine Bewegung in der Nähe fiel. Der Samariter trat in ihre Nähe, blieb jedoch stehen und ging in die Hocke. Er streckte die Hand aus, und Sineca, die sich unbemerkt das Stück Fleisch von ihrem Bein geklaut hatte, trat kurz zu ihm, schnupperte und machte dann einen Rückzieher. Konnte ja auch nicht jeder so eine anziehende Persönlichkeit sein wie sie selbst. Auch wenn ihr in diesem Fall die anziehende Wirkung von Essen bewusst war. Aber sonst halt. Mit einem Schmunzeln bedachte die Dunkelhaarige die kleine Katze, wog den Kopf etwas zur Seite und biss ein Stück von dem Fleisch in ihrer Hand ab. Während der Mann sich wieder erhob, sich der Sonne zu wandte. Oh, wie gut sie dieses Gefühl verstehen konnte. Nach so langer Zeit endlich wieder Wind und Sonne auf der Haut zu spüren. Einige Herzschläge beobachtete Shanaya den Mann, hob dann leicht eine Augenbraue, ehe sie selbst mit einer ruhigen Bewegung wieder auf den Füßen stand. Die Hände klopften ein wenig Staub von ihrer dunklen Hose, womit sie auf den Älteren zutrat, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen.
„Keine Sorge, du bist ganz bestimmt nicht der einzige, der ein Stück von seiner Aufmerksamkeit will.“
Während dieser Worte konnte die Schwarzhaarige sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, mit dem Bild, das sich automatisch vor ihrem inneren Auge abspielte. Eine Crew, die vollkommen besessen davon war, ihren neuen Captain zu belagern, ihn auszufragen. Während sie völlig entspannt daneben stand und auf dem Fleisch in ihrer Hand herum kaute. Sie würde an alles heran kommen, was sie wissen musste. Und das, ohne irgendwen belagern zu müssen.
Ob der Mann also angefressen war? Vielleicht. Er hätte den beiden Männern auch einfach folgen können. Wobei sie da wieder bei ihrer Anziehungskraft waren. Was für wirre Gedanken. Die Dunkelhaarige schüttelte den Kopf über sich selbst, warf dem Mann ein kurzes Lächeln zu, hob dabei abwinkend die Hand.
„Es gibt Schlimmeres. Und die Katze gewöhnt sich bestimmt auch an dich. Spätestens, wenn du sie bestichst.“
Mit dem letzten Wort führte die Schwarzhaarige das nächste Stück Fleisch zu ihrem Mund, kaute munter darauf herum.
„Ich kann dir einen Moment mit ihr allein geben, vielleicht werdet ihr dann die besten Freunde.“
Shanaya zuckte mit den Schultern, wartete jedoch nicht mehr auf eine Reaktion, sondern wandte sich zum gehen. Er konnte ja auch mitkommen, wenn ihm danach war. Sie dachte noch einmal über die Anziehungskraft nach, schmunzelte und trat dann mit ruhigen Schritten in die Richtung, in die Liam und Mister Captain verschwunden waren. Sie brauchte nicht lang, bis die beiden in Hörweite waren, schmunzelte über Liams Worte. Aspen wusste Bescheid. Das klang nach einem starken Widerspruch. Bevor die junge Frau jedoch zu den beiden Männern trat, wandte sie sich noch einmal um, blickte hinter sich, ehe wenige, weitere Schritte folgten, mit denen sie bei den Beiden angekommen war, sich halb mit ihrem Kopf zwischen sie schob und direkt ein leises Seufzen von sich gab, jedoch weiter lächelte.
„Liam, pass auf. Nachher hört Blondi das noch, das steigt ihm doch so zu Kopf.“
Ein halb theatralischer, halb ernster Blick galt dem Lockenkopf, ehe die blauen Augen mit einem prüfenden Ausdruck zu Lucien herum gewandt wurden.
„Unser neuer Captain soll doch einen ehrlichen Eindruck von der Crew haben.“
Noch einen Herzschlag musterte sie den Mann, ehe sie sich selbst über die Reling lehnte, zum Wasser hinunter blickte.