21.11.2017, 17:06
Während sich Yaris den beiden Männern näherte, bekam er den Worttausch zwischen dem Captain und Shanaya durchaus mit, doch interessierte der ihn nicht wirklich. Ihm war egal, wer wem etwas schuldete und warum. Wie gewohnt registrierte er es und speicherte es ab, um es irgendwann wieder hervorkramen und für sich nutzen zu können. Auch wenn das eine wohl kaum nützliche Information war. Doch es war gut, dass manche Dinge nicht ausgetrieben werden konnten.
Sein Ziel fest vor Augen richtete der Attentäter sein Begehr auch direkt an die Person, für die es bestimmt war. Ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob er da etwas rüde ein Gespräch unterbrach oder nicht. Denn eigentlich schüchterte sein harscher Tonfall und seine direkte Art die Leute ein. Nur hat er es diesbezüglich bisher meist mit der einfachen Bevölkerung zu tun. Piraten gehörten für gewöhnlich nicht zu seinem Umgang und wenn, dann beschränkte sich die Kommunikation auf das Schwert. Hier aber bot ihm ein junger Bursche tatsächlich unerwartet die Stirn. Wer den Attentäter meinte zu kennen, würde den Burschen als verdammt mutig oder unglaublich Lebensmüde bezeichnen. Wer ihn wirklich kannte, wusste, es würde nichts geschehen. Denn Yaris war kein Psychopath. Er nahm nicht grundlos Leben oder weil ihm etwas unlieb war. Doch diese Feinheiten verstanden die wenigsten. Selbst der Lieutenant, der ihn auf das Gefangenenschiff überstellt und mit ihnen geflohen war, hatte es nicht verstanden.
Dennoch, ein ungläubiger Blick traf den jungen Mann und folgte ihm, als der auch noch die Dreistigkeit hatte, ihn einfach vor vollende Tatsachen zu stellen und stehen zu lassen.
Belustigung blitzte in den jungen Augen auf, als sich Yaris seinem alten Zellengenossen wieder zuwandte. Belustigung und seine Worte begleitete noch etwas anderes. Was ihm schon in der Zelle aufgefallen war und ihm verriet, dass diese junge Seele schon sehr viel gesehen hatte. Der Attentäter nickte langsam. Er hatte Geduld, doch von diesem Gespräch hing ab, ob er auf diesem Schiff bleiben würde oder nicht. Er machte sich keine falschen Hoffnungen. Piraten hin oder her, selbst für sie war Plündern und Morden das eine, denn sie taten letzteres, sollte ihnen jemandem im Weg stehen. Es war etwas anderes, wenn man es so wie Yaris Scottsdale für Geld tat. Sie töteten, wenn sie es mussten. Er tötete, weil er es wollte.
Doch ein Angebot, die beiden Männer zu begleiten? Ein Schnauben erklang von seinen Lippen. “Mein Handwerk ist ein anderes …“, gab er offen zu, auch wenn sein Blick erst dem jungen Burschen folgte dann zu der Takelage und schließlich wieder zurück auf den Jungen aus Kelekuna. Mit einem kurzen Nicken gab er zu verstehen, dass Yaris warten würde, bis sich dieser die Zeit nahm. Dann wandte er sich ab und das grüne funkeln seiner Augen blieb an dem Mädchen hängen, das sich nicht einmal darum bemühte zu verschleiern, welches Interesse sie an einer heftigen Konfrontation hatte. Es tat ihm nicht leid, sie da enttäuscht zu haben.
Ohne eine Regung in seiner Mimik kam er etwas näher, blieb jedoch weit genug auf Distanz, bevor er sich bedacht in die Hocke begab und der Katze seine Hand entgegenhielt, damit diese ihn beschnuppern konnte. Das Tier hielt tatsächlich in seinem Tun inne und begutachtete ihn misstrauisch – entschied sich dann jedoch gegen die Neugier und machte einen großen Bogen um den Fremden. Yaris schmunzelte kaum merklich. Schlaues Tierchen. Zu viel Vertrauen konnte sich schnell als fatal herausstellen.
Langsam erhob sich der Mann wieder und stand einfach da, das Gesicht der Sonne zugewandt. Die salzige Meeresbrise genießend.