05.11.2017, 18:47
Die Miene grübelnd verzogen betrachtete Shanaya die Zeichnung in dem kleinen Buch. Den Kopf zur Seite geneigt drehte sie ihr Werk ein wenig nach links, nach rechts. Irgendetwas fehlte ihr noch. Vielleicht lag es daran, dass es nur trostlose Klippen waren? Möglich. Ein leises Schnaufen, ehe sie das Buch wieder sinken ließ, mit dem Stift auf dem Papier herum tippte. Vielleicht sollte sie ein riesengroßes Ungeheuer dazu malen? Drei Mal so hoch wie die Sphinx, mit riesigen Reißzähnen. Und großen Kulleraugen, bunten Bändern um den Hals und einer Schleife um den Schwanz. Skeptisch wandten die blauen Augen sich erneut zu den Klippen hoch, als erwartete sie genau so ein Wesen zu erkennen. Stattdessen Nichts als Stein. Aber das war immerhin eine Ablenkung, so konnte sie den Gedanken an diese ganze Adelsgeschichte verdrängen. Es trieb ihr die Übelkeit in den Magen. Nichts, womit sie sich lang beschäftigen wollte. Familie Árashi und der Adel. Wie weit konnte diese Welt noch sinken?
Die Stille auf dem Deck wurde durchbrochen, und einzig und allein weil ihr Blick nicht mehr direkt auf dem Papier heftete, bemerkte sie diesen Umstand – zuerst reagierte sie jedoch nicht. Ein leises Geräusch in ihrer Nähe ließ sie eher aufmerken und zuerst erwartete die Schwarzhaarige eine Ratte, die jeden Moment aus den Tauen springen würde. Statt dessen erkannte sie Sineca, die durch die Seile rollte und sichtlich Spaß dabei hatte. Shanayas Kopf neigte sich wieder zu einer Seite, blickte auf das Fass, auf dem sie noch immer saß. Und noch bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, schob sie das angewinkelte Bein von dem runden Holz, griff nach dem Stück Dörrfleisch, das sie dort gelagert hatte und machte dann einen Satz vom Fass. Da war das große Monster mit unzähligen Zähnen. Zumindest in ganz klein. Alles war besser, als weiter diese Klippen anzustarren... Also ließ die junge Frau sich nun mit dem Rücken gegen das Fass sinken (Oh nein, eine fast sowas wie Adelige saß auf dem dreckigen Schiffsholz, das sie vorher selbst geschrubbt hatte!), ließ das Buch neben sich fallen und biss ein Stück vom Fleisch ab, das wenige Momente später durch die Luft flog und wenige Meter weiter liegen blieb.
„Siiiinecaaaa...“
Die hellen Augen der jungen Frau beobachteten die kleine Katze, bevor ihr Blick kurz zu der Geräuschquelle von eben huschten. Nur einen Herzschlag blickte sie in Liams Richtung, erkannte mehr oder weniger seine neue Gesellschaft und das Lächeln auf ihren Lippen wurde ein wenig breiter. Nicht aus Freude, es lag eher ein hämischer Zug darin. Sie kümmerte sich also nicht weiter um die beiden Männer, wandte den Kopf wieder zu der Katze herum, ehe sie noch einmal von dem Stück Fleisch ab biss und selbst darauf herum kaute. Vielleicht konnte sie der Katze ja ein paar Tricks beibringen? Irgendwie die Zeit tot bekommen, bis die anderen zurück kamen.