16.08.2017, 14:27
Er überging Shannys Entschuldigung fröhlich. War natürlich nett und ehrenhaft von ihr und der ganze Kram, aber eigentlich hatte er ihr schon vor Eeeewigkeiten verziehen. Stattdessen dachte er einen Moment über ihre Idee mit den lebendigen Jungfrauen nach, bis er zu dem Schluss kam, dass er da eigentlich gar nicht drüber nachdenken musste. Es ging hier schließlich um einen Schatz. Also grinste er nur schelmisch und zuckte unschuldig mit den Schultern.
„Man nimmt, was man kriegen kann, stimmt‘s? – Und selbstverständlich darfst du dabei sein, wenn ich das alles Talin erzähle. Das musst du sogar, schließlich hast du die Inselgruppe entdeckt! Auch wenn ich natürlich der war, der das mit der Naseninsel und dem Schatz rausgefunden hat. Guck, ich bin das Köpfchen“, er tippte sich zur Verbildlichung gegen die Schläfe, „und du bist … du bist die, die alles aufzeichnet!“
Er fuchtelte aufgeregt in die Richtung, in der das Notizbuch in Shannys Tasche verschwunden war. Was war das größte Genie ohne jemanden, der seine Geistesblitze festhielt?
„Wir sind ein super Team, wirst schon sehen!“
Er blieb abrupt stehen, als er plötzlich ihren Finger kombiniert mit einem „Pass auf, Trevor!“ vor der Nase hatte. Kurz konnte er seine Aufmerksamkeit fokussieren, in dem er Grimassen schneidend darauf schielte, dann reichte es ihm und er platze in ihren letzten Satz:
„Na klar, ich versprech‘s!“
Gar keine Frage, das schaffte er doch mit links! Oder eher mit rechts, wenn man bedachte, dass er ohnehin meistens mit links kämpfte. Was auch immer Shanny unter „sich benehmen“ verstand. Er hob beide Hände, sodass sie sehen konnte, dass er die Finger nicht heimlich kreuzte.
„Hoch und heilig und so wahr ich hier stehe!“ Genau genommen hatte er schon wieder angefangen, rückwärts seinen Weg fortzusetzen, aber wer interessierte sich schon für solche Details? „Erst die eine Mission, dann die andere, alles hübsch nacheinander.“
Was auch immer die erste Mission noch mal gewesen war, sein Kopf war noch ganz vollgestopft mit Goldzähnen und Jungfrauen. Aber darüber konnte er sich auch gleich noch Gedanken machen. Erst einmal nickte er bestätigend zu seinen eigenen Worten, stopfte die Hände in die Hosentaschen und lies sich zurückfallen, bis er wieder geradeaus neben Shanny ging. Ha, er war ja so gesittet und unauffällig!
Keine dreißig Sekunden später bereute er diese Haltung schon. Jetzt wo er wieder die Straße vor sich im Blick hatte, fielen ihm die beiden Männer auf, die ihnen entgegen kamen und ganz offensichtlich vor einigen Jahren doof genug gewesen waren, sich der Königlichen Stadtwache zu verpflichten. Ach jaaaa, die Sache mit dem Kontor! Jetzt fiel es ihm wieder ein. Erst ausspionieren, dann überfallen. Super Plan. Obwohl er lieber den ersten Teil überspringen und gleich zum Überfallen kommen würde. Wo bliebe denn da sonst der Spaß?!
Er inspizierte hoch interessiert einen losen Faden an seinem Hemd, als die beiden sie passierten. Diese militärische Gleichschritt-Gangart machte ihn ganz nervös. Wenn er jetzt nur rückwärts gelaufen wäre! Dann hätte er die beiden ganz aus Versehen, wirklich unauffällig, so ein klitzekleines bisschen anrempeln können …
Er versicherte sich mit einem Blick über die Schulter, dass die beiden außer Hörweite waren. Dann beugte er sich zu Shanny hinunter und flüsterte so ernst es ging:
„Wir könnten uns auch einfach einen von den beiden schnappen und ihn … bitten, uns ein bisschen im Kontor rumzuführen. Der freut sich garantiert über ein bisschen abwechslungsreichere Gesellschaft als diese wandelnde Uniform da!“