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Step by Step - Shanaya Árashi - 06.11.2016


Step by Step
Vormittag des 12.März 1822
Trevor Scovell & Shanaya Árashi

Da waren sie nun endlich, dem Ziel einen ganzen Schritt näher. Es gab noch einiges zu erledigen, und da Shanaya die Planungen Leid war, nahm sie die Sache jetzt einfach in die Hand. Sie wussten noch nicht, was sie erwartete, wie groß die Gebäude sein würden. Und auch, wenn sie noch immer für die einfachste Variante war, war ihr doch bewusst, dass sie sich ein wenig umsehen mussten. Es konnte zu viel schiefgehen, wenn der Großteil der Crew doch irgendwie involviert war. Und sich auf sie alle zu verlassen, vor allem die Neuen, kam der jungen Frau nicht in den Sinn. Sie hatte es versprochen, und dummerweise lag ihr wirklich etwas an diesem Versprechen. Es blieb also für jeden von Ihnen zu hoffen, dass sie ihr Bestes gaben.
Die Sphinx lag nur wenige Minuten entfernt, Shanaya hatte nicht lange damit gewartet, von Bord zu gehen, als sie angelegt hatten. Sie musste endlich etwas tun und nicht nur Planungen rauf und runter durchgehen. Sie hatte also so lang gewartet wie nötig, bis sie sich aufgemacht hatte, direkt in Richtung Hafen. Eine Hand an ihrer Tasche, die sie leicht vor sich trug, die andere hielt bereits ein kleines, braunes Notizbuch in der Hand. Sie wollte Informationen, so viele wie sie bekommen konnte. Noch herrschte hier normales Treiben, jedoch schon genug, um nicht ganz so aufzufallen.



RE: Step by Step - Trevor Scovell - 07.11.2016

Ey, Shanny!

Trevor hätte einen Knall und weißen Rauch gebraucht. Ba-boom! So stand er plötzlich vor dem Mädchen, genau. Na gut, eigentlich stand er nicht vor ihr, sondern lief grinsend rückwärts vor ihr her, und eigentlich hatte er sich auch nicht überraschend vor ihr materialisiert, sondern war ihr von der Sphinx hinterhergehechtet, kaum dass er bemerkt hatte, dass sie nicht mehr da war. „Keine Alleingänge!“, hatte Gregory gesagt, und ihn seit letzter Nacht ganze fünf plus zwei Mal zurück auf Schiff geschleift. Er saß auf glühenden Kohlen. Häfen waren so ätzend – das Schiff schaukelte in weniger als drei verschiedenen Richtungen gleichzeitig und damit fehlte Trevor ein ganz bedeutender Teil seines täglichen Bewegungspensums. Jetzt fuchtelte er aufgeregt mit den Armen, erwischte eine Passantin an der Schulter und und entschuldigte sich mit einem so aufgedrehtem Blick, dass sie den Kopf einzog und das Weite suchte. Er sah Shanny mit leuchtenden Augen an.

Du gehst dir das Haus angucken, in das wir einbrechen, stimmt's? – Ich komm mit!

Er rieb sich vorfreudig die Hände. Wenn er es sich recht überlegte, wäre ein kleines Feuerwerk auch cool gewesen. So mit Funken, die unter seinen Füßen und aus seinen Ohren hervorstoben.



RE: Step by Step - Shanaya Árashi - 07.11.2016

Einen kurzen Moment achtete Shanaya nicht auf ihre Umgebung, richtete die blauen Augen kurz zu ihrer Tasche, in der sie etwas zu suchen begann. Und kaum hatte sie den Blick abgewandt, tauchte eine Silhouette in ihren Augenwinkeln auf – und kurz darauf erklang eine noch nicht vertraute, aber immerhin bekannte Stimme, die sie ansprach. Die Schwarzhaarige blinzelte kurz, ließ die Tasche dann Tasche sein und wandte sich wieder nach vorn, ohne inne zu halten. Trevor lief vor ihr, und still fragte die junge Frau sich, ob er ihr heimlich gefolgt war und nur auf den richtigen Moment gewartet hatte, oder ob es einfach Zufall war, dass ihre Wege sich hier kreuzten. So ganz wusste sie die drei Neuen noch nicht einzuschätzen, aber so wie es aussah, würde sie bei einem von ihnen jetzt die Chance dazu bekommen.

Trevor. Verfolgst du mich heimlich?“

Ein munteres Lächeln lag auf den Lippen der Dunkelhaarigen, das auch bei den wilden Bewegungen des Mannes nicht abebbte, sondern Shanaya nur leicht eine Augenbraue heben ließ. Bei seinem fast Zusammenstoß mit der Passantin und seiner Entschuldigung daraufhin hob sich auch die zweite Augenbraue. Er wirkte deutlich unterfordert, vielleicht sollten sie ihn vor die Sphinx ketten, damit er sie ziehen konnte? Da sollte ihr noch einmal jemand sagen, sie könne nicht still sitzen... Aber gut, es ging ihr nicht anders, das Planen und besprechen war sie ebenso Leid.
Die Worte des Älteren ließen sie leise schnaufen – warum schrieb er das nicht gleich auf eine Leinwand und stellte es direkt vor besagtem Gebäude auf. Aber niemand schien sich um den hibbeligen Mann und seine Worte zu kümmern, vermutlich nahm ihn bei diesem Verhalten auch niemand ernst. Aber trotzdem nickte die Schwarzhaarige, ließ den blauen Blick kurz schweifen, ehe sie sich wieder an Trevor wandte.

Dann tu mir einen Gefallen und benimm dich nicht wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner. Sonst können wir die ganze Sache vergessen, wenn sie jetzt schon auf uns aufmerksam werden.“

Feuerprobe, wenn er dafür sorgte, dass der Plan scheiterte, würde es ihr vermutlich nicht einmal mehr reichen, ihn nur ins Hafenbecken zu stoßen. Und allein dieser Gedanke sorgte dafür, dass das Lächeln noch immer auf ihren Lippen ruhte.



RE: Step by Step - Trevor Scovell - 09.11.2016

Oh, er liebte Leute, die lächelten! Trevors Grinsen verbreiterte sich noch einmal um zwei Zähne.

Klamm und heimlich und bei Nacht und Nebel“, flötete er, breitete spielerisch die Arme aus und fasst damit die ganze sonnige Straße ein. „Seit du von der Sphinx runter bist. Gestatten: Trevor, der geborene Spion!

Er lupfte einen unsichtbaren Hut und verneigt sich vor Shanny, ohne stehen zu bleiben. Das hatte er mal so einen schrägen reichen Typen Ellhan gegenüber machen sehen – kurz nachdem sie sein Schiff um einige Männer, Vorräte und Truhen mit dubiosem Inhalt erleichtert hatten und das Meer langsam begann, gluckernd durch die Löcher in seinen Laderaum zu fließen. Den Mann sahen sie zum letzten Mal, aber die Geste hielt sich noch monatelang als Scherz in der Crew.
Trevor setzte den Hut wieder auf. Er verdrehte die Augen zum Himmel und zwinkerte dem Mädchen dann zu.

Ich bin still und unauffällig wie eine Miesmuschel, keine Sorge!

Hühner waren ihm aber lieber. Die gackerten ständig über alles und jeden und flatterten rum, ohne richtig zu fliegen, und sie schmeckten gut. Er lachte in sich hinein, hob unschuldig die Hände, sodass Shanny sie sehen konnte, und stopfte sie dann in die Taschen seiner Hose. Zwei Finger der rechten Hand schauten aus einem Loch wieder heraus. Er hielt mitten im Schritt abrupt inne, wartete, bis das Mädchen zu ihm aufgeholt hatte und tänzelte dann neben ihm her.

Eine kurze Zeit hielt er es sogar aus, die Klappe zu halten. Wenn man so herum lief, konnte man kleine Kieselsteine auf der Straße vor sich her kicken. Zwei Mal schaffte er es, die Beine anderer Leute abzuschießen, dann wurde ihm die Sache langweilig und er sah sich wieder nach Shanny um.

Was ist das?

Ohne eine Antwort abzuwarten, rupfte er ihr das kleine Buch aus den Händen und beäugte es neugierig. Trevor hatte nicht sonderlich viel für Bücher übrig, aber manchmal hatte er seine fünf Minuten, in denen er sich gern die Bilder ansah. Er knickte es leicht und ließ die Seiten von der einen auf die anderen Seite rauschen. Ein paar waren leer, war wohl eins von denen, in die man selber was reinschreiben musste.



RE: Step by Step - Shanaya Árashi - 16.11.2016

Trevor schien niemand zu sein, bei dem es schwer sein würde, ihn einzuschätzen. Und seine Worte untermalten diesen Gedanken nur noch einmal. Der war ja schlimmer als sie, vielleicht sollten sie dem Dieb ihn als Gesellschaft zur Seite stellen. Die Dunkelhaarige neigte leicht den Kopf zur Seite, um seiner herum wedelnden Hand auszuweichen, hob dabei leicht eine Augenbraue an. Bei seinen Worten drehte sie leicht den Kopf herum, erblickte in der Ferne die roten Segel und wandte den hellen Blick dann auf 'den geborenen Spion'.

So? Dann aber ein ziemlich ungeduldiger Spion, wenn du jetzt schon dein Ziel von deiner Anwesenheit in Kenntnis setzt.“

Der Ältere verneigte sich leicht, woraufhin Shanaya den Kopf ein wenig anhob, immernoch amüsiert lächelte. Auch wenn Shanaya glaubte, den Mann schon einordnen zu können, so ganz sicher, ob sie ihn nicht doch lieber wegschicken sollte, war sie sich nicht. Aber gleichzeitig war dieser Gedanke der Grund, wieso sie es nicht tat. Sie wollte sehen, was die Neuen konnte, wollte sie einschätzen können. Denn auch, wenn ihre Entscheidung, ob sie bei dieser Crew blieb, noch offen war, so würde sie zumindest diese Rettungsaktion mit ihnen durchziehen. Und da wusste sie gerne, mit wem sie es zu tun hatte – auf beiden Seiten. Und auch, wenn Trevor ihr versicherte, dass er einer Miesmuschel ähnelte, blieb ein wenig Skepsis in den blauen Augen zurück.

„Ich habe da noch meine Zweifel, ob du dein Wort halten kannst, Mister Miesmuschel.“

Kurz hob sie eine Augenbraue, denn auch wenn der Blonde schwieg, machte er auf sich aufmerksam. Er kickte Kiesel durch die Gegend. So viel zu 'unauffällig'. Die junge Frau unterdrückte ein Schnaufen, denn seine Begeisterung für dieses kleine Spiel fand ein schnelles Ende. Vielleicht sollten sie ihn vor die Sphinx ketten, damit er das Schiff ziehen und sich auspowern konnte? Dieser Gedanke amüsierte sie, lenkte sie aber auch einen Moment ab, sodass sie bei Trevors Frage leicht den Kopf herum wandte, als wolle sie sehen, was der Ältere meinte. Und schon im nächsten Moment war ihre Hand leer. Touché, er hatte ihre Aufmerksamkeit einen Moment in die Irre geführt. Ihr Körper spannte sich kurz an, während die hellen Augen beobachteten, wie der Mann die Seiten betrachtete, das Buch leicht knickte. Kurz ballte sie eine Hand zur Faust, ehe sie sich wieder entspannte, lautlos durchatmete.

Kannst du navigieren?“

Mit einem ruhigen Lächeln hielt sie dem Mann die Hand hin, abwartend, immerhin sah er eh gelangweilt aus.



RE: Step by Step - Trevor Scovell - 26.11.2016

Trevor schielte aus dem Augenwinkel rüber zu Shannys Hand. Offenbar wollte sie ihr Buch wieder. Er grinste viel zu offensichtlich verstohlen in sich hinein.

Na klar kann ich navigieren! Ich bin auf See geboren, Shanny, ich finde mich überall zurecht! Pass auf:

Er räusperte sich gespielt, hob das Buch etwas höher und blätterte langsamer wichtigtuerisch darin herum. Bei einer Seite hielt er an.

Das da“, erklärte er ernst und pikte mit dem Finger auf die Zeichnung eines krakeligen Kreises, „ist 'ne Insel. Das daneben und das dadrüber auch. Eine Inselgruppe. Die Inselgruppe des, öhm –“ Er drehte das Buch auf dem Kopf. Die beiden kleinen runden Inseln lagen jetzt über der dritten, die etwas länglich war und sich nach oben bog. „– des lächelnden Mannes, genau! Das steht da.“ Er deutete auf eine Ansammlung von Strichen, die er offenbar frei als Buchstaben interpretierte, und ignorierte gekonnt, dass das Buch immer noch kopfüber lag.  „Und sie liegt zwischen Asanu und Andalónia, … das da sind die die Koordinaten!“ Er hatte keinerlei Ahnung, was er da redete, aber er hatte zunehmend Spaß daran.

Da waren wir letztens mit der Sirène. Tagelang nichts, nichts als Meer und Wellen und Fisch. Die Inselgruppe ist nämlich so winzig, dass man sie leicht übersieht und einfach dran vorbeisegelt. Guck:“ Er legte seinen Daumen über eine der Inseln, um zu verdeutlichen, wie winzig sie waren. Im Maßstab natürlich.

Deshalb ist sie auch das ideale Versteck – für einen Schatz, oder so! Der ist auf der Nasen-Insel, zwischen den beiden Augen-Inseln und der Mund-Insel. Das ist die kleinste Insel und auch die am schwersten zugängliche, weil sie in Mitten der anderen liegt. Sie ist noch nicht eingezeichnet, also hast du sie noch nicht entdeckt. Aber du warst schon nahe dran, du brauchtest halt noch mich!

Aufgeregt sprang er vor Shanny und lief wieder rückwärts vor ihr her. „Wir könnten da hinfahren! Gregory weiß, wie das geht, man muss irgendwie Sterne und die Sonne und so angucken, ziemlich stumpf und dauert immer ewig. Aber es geht!

Er war so begeistert von seiner eignen Fantasie, dass er ganz vergessen zu haben schien, was ihr eigentlicher Plan war.



RE: Step by Step - Shanaya Árashi - 04.12.2016

Shanaya schluckte ein leises Seufzen herunter, da ihre Hand leer blieb. Sie hatte es ja beinahe erwartet. Trevors Glück, dass es 'nur' dieses Notizbuch war. Die beinahe übermotivierte Antwort des Mannes ließ die junge Frau leicht eine Augenbraue heben. Sie kannte genug 'Auf See geborene' – aber das hieß noch lange Nichts. Trotzdem wartete sie ab, hatte die Hand inzwischen wieder sinken lassen – wenn auch widerwillig – und beobachtete, was der Blonde da mit ihren Unterlagen anstellte. Sie hatte eine Erwartung – und war gespannt, ob er sie erfüllen würde.
Alles, was Trevor so von sich gab, ließ die Augenbraue der Schwarzhaarigen ein wenig höher wandern, aber sie ließ ihn zu Ende sprechen. Aus den Augenwinkeln schielte sie auf das Gehampel des Mannes, dann auf ihre Unterlagen. Trevor schien ein bisschen darin aufzugehen, gütig wie sie war, ließ sie ihm also seine Freude. Erst, als er wieder rückwärts vor ihr herlief, wog sich der Kopf der jungen Frau ein wenig zur Seite. Sollte sie ihm jetzt ein wenig Wind aus den Segeln nehmen? Auf ihren Lippen lag noch immer ein munteres Lächeln.

Du bezeichnest also wahlloses auf Inseln deuten und dir Geschichten ausdenken als navigieren? Endlich öffnest du mir die Augen. Vielleicht solltest du das navigieren übernehmen.“

Der Hohn war aus ihrer Stimme heraus zu hören – wenn er denn genau hinhörte. Es war natürlich genauso einfach, wie der Mann es gerade beschrieben hatte. Ein leises schnaufen, ehe die junge Frau mit einer schnellen Bewegung nach ihrem Notizbuch griff, es selbst in den Händen hielt, sicher vor den Griffeln des Mannes.

Erzähl Talin davon, vielleicht kannst du sie überzeugen.“

Zumindest dann, wenn ihr Bruder gerettet war. Ihr selbst war es egal, wohin sie segelten. Sie waren frei, sie hatten keinerlei Verpflichtungen. Alles andere war Shanaya erst einmal egal. Es gab genug Inseln, die sie noch nicht kannte, aber sie hatten genug Zeit. Noch immer das Lächeln auf ihren Lippen ließ die junge Frau den Blick ein wenig schweifen. Der Trubel wurde weniger, genauso wie die Gebäude. Trotzdem gab es genug kleine, unbeleuchtete Gassen. Weit konnte ihr Ziel nicht mehr entfernt sein.



RE: Step by Step - Trevor Scovell - 12.08.2017

Das ist nicht ausgedacht!

Trevor verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und sah Shanny mit seinem allerbesten „Zutiefst verletzt und bis zu den Ururururenkeln entehrt“-Blick an.

Das ist Herausinterpretation auf höchsten Niveau!

Also wirklich. Kein Wunder, dass sie den Schatz bisher nicht gefunden hatte, mit dieser Einstellung! Ganz genau vier Schritte hielt er diese Haltung aus. Dann brachte ihn der Gedanke an sein eigenes grandios überzeugendes Auftreten so zum Lachen, dass die entgegenkommenden Passanten einen großen Bogen um ihn machten und ihn irritiert anstarrten. Ihr Glück, sonst hätte er sie wahrscheinlich über den Haufen gerannt. Bäämm und platt waren sie. Der Gedanken brachte ihn noch mehr zum Prusten.

Sie überzeugen?!“, kicherte er, kaum dass er wieder halbwegs Luft bekam. „Talin wird begeistert sein! Es geht um ein Schatz, Shanny!

Mit ein paar geübten Hüpfern war er wieder neben dem Mädchen.

Du musst dir das mal vorstellen, so bildlich und so, mein ich“, erklärte er, wieder völlig ernst. Da machten sich seine zweite Jahrzehnte Übung in Sachen Lachkrämpfe überleben bemerkbar. „Es könnte natürlich so ein ganz klassischer Schatz sein. Goldmünzen, Silberkelche, die Knochen ungeretteter Jungfrauen, Edelsteine, … das Übliche halt. Nur enooooorm viel davon, eine ganze Höhle voll.

Er breitete ruckartig die Arme aus, um zu verdeutlichen, wie enooooorm viel er meinte und drehte sich so eineinhalb Mal halb im Kreis, bis er wieder rückwärts lief.

Weil bisher noch keiner vor uns die Naseninsel gefunden hat, da sammelt sich das so an. Davon könnte man sich dann allen möglichen Krams kaufen ...

Er machte eine Kunstpause – zum einen, um zu überspielen, dass er eigentlich keinen Plan hatte, was er mit so viel Geld anfangen würde. Zum anderen, damit das folgenden verschwörerische Zwinkern noch um ein Vielfaches mehr verschwörerisch wirkte.

Wir könnten die Münzen einschmelzen, die Segel der Sphinx damit betupfen und sie in ‚Goldener Fliegenpilz‘ umbenennen!

Er hätte sich am liebsten auf dem Boden gekugelt vor Lachen. Aber selbstverständlich war er dafür schon zu alt. Außerdem müsste er dann aufhören, rückwärts zu laufen und verpasste vielleicht die Chance, jemanden anzurempeln oder ganz aus Versehen über irgendetwas zu stolpern. Multitasking war das.

Oooder aber“, begann er schließlich, als er sich wieder halbwegs gefasst hatte. Dabei grinste er so breit, als habe er ein Haifischgebiss verschluckt, „oder der Schatz gehört einem Zahnarzt! Deshalb hat er sich auch die Inselgruppe des Lächelnden Mannes ausgesucht.“ Er nickte bestätigend ob der Logik dieses Einfalls.

Und er besteht aus hunderten, tausenden, Millionen von Goldzähnen! Dann müssten wir niiiiiieeee wieder Zähne putzen!



RE: Step by Step - Shanaya Árashi - 13.08.2017

Gut gelaunt beobachtete die Schwarzhaarige weiter die Umgebung, merkte sich kleine, verwinkelte Gassen. Fluchtwege, wenn sie hatten, was sie brauchten. Die einzige Ablenkung blieb Trevor, auch wenn sie den Mann recht gut übergehen konnte. Auf ihn eingehen, trotzdem genau auf den Weg achten. Kurz wandte sie den blauen Blick herum, musterte den Älteren – bis er seine protestierende Haltung schon wieder fallen ließ. Wirklich lange konnte er wohl nicht bei einer Gefühlslage bleiben.

Es tut mir Leid, dass ich diesen... frei herausinterpretierten Schatz nicht würdige. Aber sag mir bitte Bescheid, wenn du Talin genau diese Geschichte erzählst. DAS will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen!“

Sie war wirklich gespannt auf das Gesicht der Blonden, wenn sie seine kleine Erzählung zu hören bekam. Trevor hopste wieder an ihre Seite, plauderte direkt munter weiter, während Shanaya ihr Notizbuch in ihrer Tasche verstaute. Für die Notizen hatte sie später noch genug Zeit. Bei seiner ausholenden Beschreibung wog die Dunkelhaarige den Kopf leicht zur Seite, musste dann leise lachen. Nur die Knochen von Jungfrauen?

Dir wäre eine Höhle voller lebendiger Jungfrauen doch lieber, hm?“

Fragend musterte sie Trevor wieder, bis auf die Knochen und die Jungfrauen (lebendig oder tot) klang das natürlich verlockend, auch wenn sie nicht unbedingt auf Trevors Geschichten für so etwas vertrauen würde. Während der Mann sich also noch ein bisschen um sich selbst drehte, ließ Shanaya den Blick noch einmal schweifen, bis der Rückwärtsläufer ihre Aufmerksamkeit wieder umlenkte. Er schien wirklich angetan von seiner eigenen Geschichte, ob er sich morgen wohl noch daran erinnern würde? Als er ihr zu zwinkerte und nun davon sprach, dass sie die Segel der Sphinx umfärben und das Schiff umbenennen konnten, lachte Shanaya erneut auf.

Wenn du Talin von dem Schatz erzählst, lass das bitte nicht aus! Sie freut sich bestimmt, wenn ihre roten Segel plötzlich golden glänzen.“

Ob sie ihm den Kopf abreißen würde? Die junge Frau wusste wenigstens, wer in der ersten Reihe stehen würde, um das nicht zu verpassen. Und dann gehörte der Schatz plötzlich einem Zahnarzt. Shanaya war nicht unbedingt scharf darauf, sich Zähne in den Mund zu stecken, die irgendein vergammelter Pirat im Mund gehabt hatte... aber sie nutzte den kurzen Moment, hob mahnend einen Finger und fixierte Trevor aus blauen Augen.

Pass auf, Trevor! Wenn du mir versprichst, dich heute, auf dieser Mission, bis wir zurück auf der Sphinx sind, zu benehmen... und ich meine WIRKLICH benehmen, dann finde ich diesen Schatz mit dir. Was auch immer er dann ist. Wenn du dich aber auch nur einmal daneben benimmst, werde ich dir nicht helfen. Abgemacht?“






RE: Step by Step - Trevor Scovell - 16.08.2017

Er überging Shannys Entschuldigung fröhlich. War natürlich nett und ehrenhaft von ihr und der ganze Kram, aber eigentlich hatte er ihr schon vor Eeeewigkeiten verziehen. Stattdessen dachte er einen Moment über ihre Idee mit den lebendigen Jungfrauen nach, bis er zu dem Schluss kam, dass er da eigentlich gar nicht drüber nachdenken musste. Es ging hier schließlich um einen Schatz. Also grinste er nur schelmisch und zuckte unschuldig mit den Schultern.

Man nimmt, was man kriegen kann, stimmt‘s? – Und selbstverständlich darfst du dabei sein, wenn ich das alles Talin erzähle. Das musst du sogar, schließlich hast du die Inselgruppe entdeckt! Auch wenn ich natürlich der war, der das mit der Naseninsel und dem Schatz rausgefunden hat. Guck, ich bin das Köpfchen“, er tippte sich zur Verbildlichung gegen die Schläfe, „und du bist … du bist die, die alles aufzeichnet!

Er fuchtelte aufgeregt in die Richtung, in der das Notizbuch in Shannys Tasche verschwunden war. Was war das größte Genie ohne jemanden, der seine Geistesblitze festhielt?

Wir sind ein super Team, wirst schon sehen!

Er blieb abrupt stehen, als er plötzlich ihren Finger kombiniert mit einem „Pass auf, Trevor!“ vor der  Nase hatte.  Kurz konnte er seine Aufmerksamkeit fokussieren, in dem er Grimassen schneidend darauf schielte, dann reichte es ihm und er platze in ihren letzten Satz:

Na klar, ich versprech‘s!

Gar keine Frage, das schaffte er doch mit links! Oder eher mit rechts, wenn man bedachte, dass er ohnehin meistens mit links kämpfte. Was auch immer Shanny unter „sich benehmen“ verstand. Er hob beide Hände, sodass sie sehen konnte, dass er die Finger nicht heimlich kreuzte.

Hoch und heilig und so wahr ich hier stehe!“ Genau genommen hatte er schon wieder angefangen, rückwärts seinen Weg fortzusetzen, aber wer interessierte sich schon für solche Details? „Erst die eine Mission, dann die andere, alles hübsch nacheinander.

Was auch immer die erste Mission noch mal gewesen war, sein Kopf war noch ganz vollgestopft mit Goldzähnen und Jungfrauen. Aber darüber konnte er sich auch gleich noch Gedanken machen. Erst einmal nickte er bestätigend zu seinen eigenen Worten, stopfte die Hände in die Hosentaschen und lies sich zurückfallen, bis er wieder geradeaus neben Shanny ging. Ha, er war ja so gesittet und unauffällig!
Keine dreißig Sekunden später bereute er diese Haltung schon. Jetzt wo er wieder die Straße vor sich im Blick hatte, fielen ihm die beiden Männer auf, die ihnen entgegen kamen und ganz offensichtlich vor einigen Jahren doof genug gewesen waren, sich der Königlichen Stadtwache zu verpflichten. Ach jaaaa, die Sache mit dem Kontor! Jetzt fiel es ihm wieder ein. Erst ausspionieren, dann überfallen. Super Plan. Obwohl er lieber den ersten Teil überspringen und gleich zum Überfallen kommen würde. Wo bliebe denn da sonst der Spaß?!
Er inspizierte hoch interessiert einen losen Faden an seinem Hemd, als die beiden sie passierten. Diese militärische Gleichschritt-Gangart machte ihn ganz nervös. Wenn er jetzt nur rückwärts gelaufen wäre! Dann hätte er die beiden ganz aus Versehen, wirklich unauffällig, so ein klitzekleines bisschen anrempeln können …
Er versicherte sich mit einem Blick über die Schulter, dass die beiden außer Hörweite waren. Dann beugte er sich zu Shanny hinunter und flüsterte so ernst es ging:

Wir könnten uns auch einfach einen von den beiden schnappen und ihn … bitten, uns ein bisschen im Kontor rumzuführen. Der freut sich garantiert über ein bisschen abwechslungsreichere Gesellschaft als diese wandelnde Uniform da!