05.08.2017, 18:19
Cornelis betrachtete den Jungen von oben bis unten. Er schien für sein Alter kräftig und Arbeit gewohnt zu sein. Als dieser davon sprach, daß er nun nicht mehr zu den Wirtsleuten zurückkehren könne, machte sich eine Ahnung in Cornelis breit, die er dann auch zur Sprache brachte.
"Du wirst wohl gesucht, wie? Deshalb willst du deinen Gastgebern keine Schwierigkeiten machen, indem du zu diesen zurückgehst. Ich verrate dir was: Ich werde auch gesucht und für mehr Gold als du."
Er zwinkerte kurz und ein heiteres Lächeln erhellte seine Züge. Als der Junge weitersprach und mit knappen Worten erklärte, daß er keine Eltern mehr habe, machte sich eine Spur Mitleid in Cornelis breit, die er jedoch nicht nach außen trug. Er wußte, wie sehr er selbst das Mitleid anderer haßte, wenn ihm etwas zugestoßen war, und wollte diese Demütigung keinem anderen antun. Deshalb sagte er auch nichts zu dem Thema. Trotzdem, als Waise hatte man für gewöhnlich kein leichtes Leben auf den Inseln, wie er wußte.
Als der Knabe ihn ausführlich musterte und ihn anschließend fragte, ob er auf einem Schiff arbeite, machte sich ein belustigtes Schmunzeln auf seinem Gesicht bemerkbar.
"Das könnte man so sagen, ja. Wenn du Interesse daran hast, komm erst mal mit zum Hafen, da können wir dann alles Weitere klären."
Er wartete gar nicht erst eine Antwort ab, sondern setzte sich mit ruhigen Schritten wieder in Bewegung in Richtung Hafen. Sollte der Junge in Erwägung ziehen mit aufs Schiff zu kommen, würde er ihn schon begleiten, und tatsächlich beeilte sich Scortias mit ihm zu gehen.
Der Hafen war bald erreicht und eindrucksvoll lagen die Schiffe vor ihnen. Noch bevor Cornelis zu einer Erklärung ansetzen konnte, erreichte ein gerufenes "KAPITÄN" ihre Ohren. Er hielt ein und wandte sich um, da sahen sie einen Mann mit langen Schritten auf sie zueilen.
"Heyho Finn, was gibts?", fragte Cornelis, als dieser sie fast erreicht hatte.
Er sah zu dem Jungen und sprach erklärend:
"Das ist Finn Murray, mein Quartiermeister. Ihn solltest du dir gut merken. Du kannst bei mir auf der Onyx anheuern, wenn du willst." Er deutete auf das schnittige schwarze Schiff mit den beiden dünnen weißen Linien, das draußen im Hafenbecken vor Anker lag. "Doch dann mußt du dir im Klaren darüber sein, daß du unter der schwarzen Flagge fahren wirst. Dennoch, mir fehlt momentan sowieso ein Schiffsjunge."
Nun ließ er Scortias mit dessen Gedanken alleine und wandte sich seinem Quartiermeister zu, um sich über dessen Anliegen und den Fortschritt der neu zu ergänzenden Vorräte zu erkundigen.