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Eine Win / Win Situation? - Scortias Bartholomew - 04.08.2017 Eine Win / Win Situation?
05. September 1821 / Mittags Scortias Bartholomew & Cornelis Feuerbart "Bleib stehen!“ rief Bernward Shoremind, ein verpickelter Siebzehnjähriger mit rotem Haar. Er rannte einem zwölfjährigen, brünetten Jungen nach, der sich seinen Weg, so schnell wie ihn seine Beine trugen, über dem Marktplatz bahnte. Scortias Bartholomew. Der Junge hörte die Worte, die Bernward ihm nachrief, würde aber um nichts in der Welt darauf hören. Er rannte in seinen nassen Klamotten zwischen den Verkaufsständen entlang, wobei er am Ölstand eines der kleineren Fässer mit der Hand hinter sich vom Tisch zog. Die Leute auf dem Markt sahen zu dem Geschehen, aber keiner griff in diese Situation ein. Das Fass zerbrach beim Aufschlag auf dem Boden, worauf hin sich das Öl auf den Steinen ausbreitete. Bernward konnte nicht mehr bremsen und rutschte schließlich auf dem Öl aus. Hart knallte der Rothaarige auf den Boden und blieb dort stöhnend und leicht benommen liegen. Scortias stoppte als er mitbekommen hatte, dass sein Verfolger gestürzt war und ging zu dem verpickelten Jungen zurück. Dem Ölhändler gab er das Goldstück, das er so oder so für das Fass zahlen sollte. Zwar hatte er den Auftrag bekommen, das Fass in die Taverne zu bringen, aber das hier war gerade ein Notfall gewesen. Der Zwölfjährige stellte sich über Bernward, holte aus, ballte die Faust und ließ seine Knöchel mit voller Wucht auf die Nase des Älteren sausen. Es entstand bei dem Aufprall ein etwas lauteres Knacken, aber es war nicht Scortias‘ Hand gewesen, die dieses Geräusch verursacht hatte. Das Gesicht von Bernward war mit Blut gesprenkelt und die Nase stand in einem ungewöhnlich, schiefen Winkel ab. Der Jüngere empfand eine Genugtuung, nachdem was Bernward ihm über die Jahre alles angetan hatte. Wenn er nicht gerade erst auf seine Handgelenke gepinkelt hätte, um sich von den Ketten zu befreien - ... Bernward hatte echt Glück, ansonsten - hätte er die Ladung jetzt ins Gesicht bekommen. Scortias stand immer noch über den Rothaarigen, der sich die Nase hielt und sah auf ihn hinab. "Ehrlich, Du hast nie besser ausgesehen." meinte der Zwölfjährige grinsend. Doch noch bevor Scortias sich weiter über diesen ... privaten Sieg freuen konnte, hob er erschrocken den Kopf an. Seine Augen auf den heraneilenden Mann gerichtet, der ihn zuvor auf das Schiff gelockt und die Ketten um die Handgelenke gelegt hatte. Der Junge drehte sich um, beachtete nicht die Leute auf dem Markt, die das alles mit angesehen hatten und drängelte sich durch sie hindurch. Er lief so schnell ihn seine Beine trugen, immer mal wieder nach Hinten zu seinem neuen Verfolger blickend, bis er unsanft gebremst wurde. Scortias prallte nach hinten und landete auf seinem Hintern. Der Junge war gegen etwas, oder jemand gelaufen. Der Aufprall war zwar nicht hart gewesen, aber unerwartet. Der Junge sah nach oben und erkannte einen recht großen Mann mit dunkelblondem Haar und rotem Bart. Sein Verfolger hingegen kam nun näher und hatte Scortias schließlich eingeholt. Am Kragen hob er den Jungen auf die Beine und hielt ihn im eisernen Griff fest. „Ich hatte schon Angst, dass Du mir entkommst und mich um die Belohnung bringen wirst.“ meinte der Mann mit den fettigen, bis zur Schulter reichenden Haaren. „Lass mich, los. Hilfe … ich werde entführt.“ rief Scortias und schlug auf die Hand ein, die ihn festhielt. Die Kraft des Jungen reichte aber nicht aus, um sich aus dem Griff zu befreien und den Angreifer somit los zu werden. Der Mann lächelte und schleifte den Jungen nun hinter sich her. Der Blick des Zwölfjährigen ruhte schließlich auf den dunkelblonden Mann mit dem roten Bart, gegen den er gelaufen war. Er konnte nur hoffen, dass sich ihm nun jemand annehmen würde, bevor er zurück auf dem Schiff war. Schon alleine der Gedanke daran, wohin der Mann ihn bringen wollte, verursachte dem Jungen wilde Schmerzen im Bauch. Dazu kam, dass er Bernward gerade die Nase gebrochen hatte. Der siebzehnjährige würde sich auf der Fahrt nach Axo sicher an ihm rächen. Bernward war nicht gerade für seine gnädige, milde Art bekannt. Jetzt hatte Scortias sowas von verloren. Würde Sir Louis am Ende doch noch siegreich sein? RE: Eine Win / Win Situation? - Cornelis Feuerbart - 04.08.2017
RE: Eine Win / Win Situation? - Scortias Bartholomew - 04.08.2017 Für die Marktbesucher war es nicht ungewöhnlich, dass durch ihren Reihen jemand davon lief. Meistens waren es Taschendiebe, vor allem dann, wenn die Flüchtige noch Kinder waren. Dennoch gab es nur selten Menschen, die sich in solchen Angelegenheiten einmischten, denn die Gefahr, dass entweder der Verfolgte, oder auch der Verfolger eine Waffe zog, war einfach zu groß. Die Einkaufenden hielten Scortias also weder dabei auf, Bernward die Nase zu brechen, noch bei seiner Flucht vor dem Kopfgeldjäger und Sklavenhändler. Der Junge schlängelte sich durch die Leute, drehte sich immer wieder um, da er wissen wollte, wo sich sein Verfolger aufhielt. Und dann passierte das unvermeidliche. Er krachte im vollen Lauf gegen einen Mann. Es war fast wie eine Wand gewesen, nur nicht ganz so hart, aber genau so unnachgiebig. Der Aufprall ließ Scortias zurück wanken und schließlich auf den Boden stürzen. Natürlich schien der Mann nicht besonders begeistert davon zu sein, dass man ihn angerempelt hatte und blaffte den Zwölfjährigen an. Für eine Entschuldigung hatte Scortias aber gerade keine Zeit. Bevor er sich aufrappeln konnte, spürte er auch schon den harten Griff an seinem Kragen und wie er auf die Beine gezogen wurde. Stolpernd wurde er von dem Mann mit den fettigen Haaren mitgezogen. Seine letzte Chance war es, die Hilfe von den Leuten zu bekommen, die das alles mit ansahen, auch wenn die Chance auf Hilfe gering war. Das wusste der Junge. Wer würde sein Leben schon riskieren, um einen fremden Jungen aus der Klemme zu helfen? Der Junge schrak zusammen als ein Knall, direkt hinter ihm, die Menge auf dem Markt zum Schweigen brachte. Dann wurde er auch schon zu Boden gerissen. In seinen Ohren hallte der Knall noch nach, doch der Griff an seinem Kragen hatte sich nun gelöst. Erschrocken blickte Scortias zu dem Mann, neben ihm am Boden und sah auf den blutüberströmten Hinterkopf. Dort klaffte eine Wunde, ein fingergroßes Loch, aus dem die rote Flüssigkeit trat. Sein Herz raste wild und hämmerte gegen die Innenseite seines Brustkorbes. Wer hatte das getan? Er drehte den Kopf, um nach dem Schützen zu suchen, doch da spürte er auch schon einen Griff an seinem Arm und wie er mit einem Ruck auf die Beine gezogen wurde. Scortias sah auf und erkannte den dunkelblonden Mann mit dem roten Bart, der ihn nun mit sich zog. Die Menschenmenge war auseinender geströmt, so dass sie ohne Hindernisse ihren Weg fortsetzen konnten. Worte hatte der Junge gerade keine. Zu tief saß der Schock, von dem, was gerade passiert war. Er hatte nur mitbekommen, wie der Mann meinte, dass sie hier weg sollten. Der Zwölfjährige sah zurück und konnte einen letzten Blick auf den Toten werfen, bevor die Sicht von den Menschen verdeckt wurde, die hinter ihnen wieder zusammen drängten. Im Augenwinkel sah der Junge noch, wie Bernward sich die Nase haltend, davon rannte und in der Menge verschwand. Der Griff um seinem Handgelenk war fest, aber Scortias kam es gerade nicht in den Sinn, sich zu fragen, was der Mann wohl von ihm wollte. Viel zu sehr beschäftigte es ihn gerade, was da vor wenigen Augenblicken passiert war. Erst, als sie den Markt hinter sich gelassen hatten, versuchte der Zwölfjährige den Blickkontakt zu dem Mann mit dem roten Bart aufzunehmen. „Was … was wollt Ihr von mir? Wo bringt Ihr mich hin?“ fragte er schließlich mit unsicherer Stimme. Ob der Mann auch die Belohnung kassieren wollte und dem anderen die Beute einfach nur streitig gemacht hatte? Auf der anderen Seite sah der Großgewachsene nicht gerade danach aus, als hätte er 2500 Achter nötig. Irgendwie war es so, dass Scortias Bewunderung für den Mann empfand, der ihn gerade ‚gerettet‘ hatte. Er wirkte stark und musste Eier haben, jemanden einfach auf den Markt zu erschießen. Aber das bedeutete auch, dass er skrupellos sein konnte. Ohne sich zu wehren, ließ der Junge sich mitziehen. Was sollte er auch anderes machen. Nach der Aktion gerade, würde es so oder so niemand wagen, sich dem Rotbart in den Weg zu stellen. So langsam tat der Griff an seinem Handgelenk weh. RE: Eine Win / Win Situation? - Cornelis Feuerbart - 05.08.2017
RE: Eine Win / Win Situation? - Scortias Bartholomew - 05.08.2017 Scortias bekam keine Antwort von dem Mann, der ihm auf der einen Seite zwar gerade das Leben gerettet hatte - oder zumindest seinen unschuldigen Hintern -, aber auf der anderen Seite recht bedrohlich wirkte, so fest wie er das Handgelenk des Zwölfjährigen umfasste und ihn mit sich schliff. Die mit Steinen gepflasterte Straße, auf der sie sich befanden, führte vom Marktplatz weg zum Hafen. Doch nachdem sie den Markt hinter sich gelassen hatten, bogen sie in eine kleine, abgelegene Nebengasse. Die Häuser hier wurden von den sozial schwächer gestellten Menschen bewohnt und von Ratten infiltriert. Hier roch es recht unangenehm und es war dreckiger, als es in den anderen Straßen üblich war. Der stramme Griff um das Handgelenk von Scortias löste sich jedoch, als sie aus der Sicht jeglicher, neugieriger Augen waren. Immer noch mit starkem Herzklopfen sah der Junge zu dem Mann auf, der knurrend jedem Menschenhändler den Tot wünschte. Die Art, wie der Rotbart seine Worte wählte, verursachte bei dem Jüngeren eine Gänsehaut. Scortias war alles andere als ein Weichei und hatte schon viel erlebt. Er hatte auch schon Kämpfe gesehen und Männer, die ihr Leben bei diesen Kämpfen ließen. Zuletzt, als er auf der Blue Mary im Krähennest angebunden war, um seine Strafe des ‚Blinden Passagiers‘ abzusitzen. Aber generell war er dabei immer weit genug weg von dem Geschehen gewesen. Dieses Mal war die Kugel direkt über seinem Kopf hinweg geflogen und er war mitten drin. Scortias beobachtete still, wie der dunkelblonde Großgewachsene seine Pistole neu lud. Zuerst kam ihm in den Sinn, das nun er an der Reihe sein würde, aber sofort wiedersprach sein logischer Verstand. Wieso hätte er ihn sonst gerettet. Und wieso sollte der Mann nur ihn umbringen, denn es gab hunderte von anderen Zeugen. Das würde keinen Sinn ergeben. Mit erleichtertem Blick sah er zu, wie die Pistole wieder in die dafür vorgesehene Halterung wanderte. Der Rotbart sah nun zu ihm hinunter und beantwortete, auch wenn etwas verzögert, die Frage, die ihm der Zwölfjährige zuvor gestellt hatte. Verstehend nickte Scortias. Er hatte nicht wirklich viele gute Erfahrungen mit Uniformierten gemacht und ging diesen Leuten generell lieber aus dem Weg. Vor allem auch, da er auf der Insel Axo oft gestohlen hatte, um sein Überleben zu sichern und sie ihn deswegen nicht selten verfolgt hatten. Scortias biss sich auf die Unterlippe, als er nach seinem Wohnort und den Eltern gefragt wurde und wandte seinen Blick von dem Mann ab. Er sah auf den Boden und wägte einen Moment ab, ob es gefahrlos für die Huntsmans sein würde, diese Information preis zu geben. “Ich … ich habe bis gerade noch in der Taverne gearbeitet und gewohnt, aber … das geht jetzt nicht mehr.“ sagte der Junge mit enttäuschter Stimme. Jetzt, nachdem er hier entdeckt worden ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Kopfgeldjäger hier auftauchen würde, um ihn wieder nach Aelinos zu bringen. Er musste hier weg und durfte die Huntsman nicht in Gefahr bringen. Der Junge hob schließlich den Kopf wieder an und sah dem Mann in die Augen. “Hab keine Eltern mehr.“ hielt er diese leise Antwort knapp. Scortias wurde nur ungern an seine Eltern erinnert. Erst jetzt fiel ihm ein, dass es tatsächlich noch eine Situation gab, die schlimmer war, als das, was er soeben auf dem Markt erlebt hatte. Die ganze Zeit über hatte er versucht es zu verdrängen und nicht dran zu denken. Aber jetzt schoben sich diese Erinnerungen wieder in sein Gedächtnis. Die Klinge des Dolches, die den Hals seiner Mutter durchschnitt und das Schwert, das durch den Brustkorb seines Vaters trat. Aber diese Gedanken mussten nun wieder zurück in die dunkelste Ecke seines Hirns verschwinden und am besten für immer dort bleiben. Scortias musste hier weg. Er musste Kitar verlassen, da führte nun kein Weg mehr dran vorbei. Seine Augen, immer noch auf den Mann gerichtet, musterten diesen nun genauer. Er hatte ein Schwert und er hatte diese Pistole. Zudem war er mit ihm Richtung Hafen gelaufen. Ob er ein Seemann war? Vielleicht sogar ein hochranginger Seemann? “Ihr arbeitet auf einem Schiff, oder Sir?“ fragte der Zwölfjährige neugierig, doch immer noch leicht eingeschüchtert und mit etwas Furcht in der Stimme. RE: Eine Win / Win Situation? - Cornelis Feuerbart - 05.08.2017
RE: Eine Win / Win Situation? - Scortias Bartholomew - 05.08.2017 Etwas verlegen sah Scortias den Mann an, als dieser vermutete, dass der Junge gesucht wurde. Seine Augen huschten auffällig und ertappt in seinen Höhlen umher. Doch bei seinen nächsten Worten blieben sie still auf dem Gesicht des Erwachsenen ruhen. Er wurde also auch gesucht? Und für mehr als 2500 Achter? Aber woher wusste er eigentlich, wie viel sein Kopf - oder auch andere Körperteile - für Sir Louis wert waren? “Ja Sir. Auf Axo gibt es einen Mann der mich … in seine Dienste stellen will.“ fing Scortias an zu erklären. “Er hat 2500 Achter auf mich ausgesetzt. Zumindest hat das der Mann gesagt, den Ihr in den Kopf geschossen habt.“ Das war zumindest noch am Anfang der Plan von Sir Louis gewesen, bevor Scortias ihm das eine ums andere Mal entkommen war und ihm auch mal männliche Schmerzen zugefügt hatte. Es war fraglich, ob Sir Louis ihn immer noch für sich arbeiten lassen wollte, oder ihn im Keller folterte und zu seinem eigenen Vergnügen nutzen würde, sobald er Scortias in die Finger bekam. Der magere Geschäftsmann war einer der Sorte, die nicht verlieren konnten. Sir Louis würde niemals aufgeben, bis er den Zwölfjährigen endlich geschnappt hatte. Und genau deswegen musste der Junge jetzt auch von Kitar verschwinden. Das Zwinkern und Lächeln des dunkelblonden Mannes warf von jetzt auf gleich ein ganz anderes Licht auf ihn. Zuvor noch Hass erfüllt und beängstigend, wirkte er nun freundlich und kumpelhaft. Schon fast mit einem dankenden Blick richtete Scortias seinen Kopf zu dem Rotbart auf, da dieser nicht weiter auf den Tod seiner Eltern einging. Es war vergangen und nicht mehr rückgängig zu machen. Also wieso sollte man sich darüber unterhalten und die schmerzlichen Erinnerungen zurück holen. Monate hatte der Junge mit dem Verlust zu kämpfen und bis heute ereilen ihn nachts Alpträumen, in denen er es nie schafft, seine Eltern vor den Räubern zu retten. Immer wieder muss er in diesen Träumen mit ansehen, wie seine Eltern umgebracht werden. Es gelang dem Jungen die Erinnerung wieder in die dunkle Ecke seines Hinterkopfes zu verbannen. Die offensichtlichen Merkmale, dass sein Retter ein Seemann war, wollte er allerdings noch mündlich bestätigt bekommen, weswegen er nachfragte. Und tatsächlich. Der Rotbart war ein Seemann und bot dem Jungen sogar an, mit zum Hafen zu kommen. Lächelnd sah Scortias zu dem Mann auf und nickte freudig. “Ja … ja klar. Gerne." kam es begeistert von ihm, auch wenn der Großgewachsene sich bereits zum gehen abgewandt hatte. Scortias folgte dem Mann. Es war nicht das erste Mal, dass der Junge am Hafen war. Im Gegenteil. Er trieb sich gerne hier herum und sah den Schiffen beim Anlegen oder Ablegen zu. Diese großen Schiffe hatten etwas Majestätisches und Respekteinflößendes. Allerdings musste er immer wieder den Drang unterdrücken, Neuankömmlinge um ihre Geldbeutel zu erleichtern, die sie so offen an ihrer Kleidung trugen. Aber hier auf Kitar wollte er seine Weste weiß halten und den Huntsman keine Schande machen. Der Kopf des Jungen war auf das Wasser gerichtet. Neugierig sah er auf die Schiffe und versuchte für sich zu erraten, welches Schiff es war, zu dem der Mann mit dem roten Bart gehörte. Von kleinen Schaluppen bis zu großen Dreimaster hatte hier alles angelegt. Sogar ein großes Kriegsschiff war bei ein paar andren Schiffen, draußen vor Anker gegangen. Irgendjemand rief dann nach einem Kapitän, worauf hin der Zwölfjährige sich umdrehte. Zu seiner großen Überraschung, blieb der Mann vor seinem Retter stehen. "Kapitän?" fragte Scortias ungewollt und überrascht. Der Großgewachsene war wirklich der Captain? Scortias klappte der Mund auf, denn damit hatte er nun nicht gerechnet. Seine Augen huschten zwischen den beiden Männern hin und her, als der Captain dem Jungen den Quartiermeister vorstellte. “Guten Tag Mister Murray, Sir. Ich heiße Scortias Bartholomew.“ begrüßte Scortias, mit ausgestreckter Hand, den Quartiermeister. Er nickte dem Captain zu, als dieser meinte, dass der Zwölfjährige sich den Mann merken sollte. Dann kam alles so schnell und unerwartet. Er spürte bei der nächsten Aussage des Captains, vor Aufregung ein Kribbeln im Bauch. Er dürfe bei ihm als Schiffsjunge anheuern? Mit leuchtenden Augen sah Scortias auf das Wasser zu dem Schiff, die Onyx, hinüber, auf das der Captain gezeigt hatte. Nun war es das zweite Mal, dass dem Jungen der Mund aufstand. Dieses Schiff war ja … unglaublich schön. Doch wie immer und wie sollte es auch anders sein, gab es da einen Haken an der Sache. Die Männer vor ihm waren Piraten. Seit einem halben Jahr hatte sich Scortias nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Es war angenehm gewesen, mal nicht gejagt zu werden. Er wusste auch, was Piraten blühte, wenn sie gefasst wurden und da wurde kein Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern gemacht. Auf sie alle wartete der Hanfkragen. Der Captain und Finn Murray unterhielten sich, während Scortias darüber nachdachte, ob es eine Option für ihn war, auf ein Piratenschiff anzuheuern. Er wollte schon länger ein Schiffsjunge werden. Beinahe hätte das ja auch geklappt, als er auf der Blue Mary war, wäre dieses Schiff nicht von Piraten überfallen worden. Auf Kitar konnte er nicht mehr bleiben. Wieso sollte er das Schicksal nicht annehmen, dass ihm ausgerechnet jetzt so ein Angebot gemacht wurde? “Captain Sir?“ unterbrach Scortias die beiden Erwachsenen. “Ich muss noch einmal schnell zur Taverne um meine Sachen zu holen. Dann würde ich gerne ihrer Crew beitreten. … Ihr habt mir noch garnicht euren Namen verraten.“ Lächelnd sah der Zwölfjährige zu den beiden Männern auf. Die Sachen, die er an hatte, die gehörten den Huntsman. Außerdem hatte er seine Kleidung, den Dolch, die Flöte und den Ring noch in seinem Zimmer. Das alles würde er holen wollen, bevor er auf die Onyx konnte. Und außerdem musste er sich von den Huntsman verabschieden. Sie waren in dem letzten halben Jahr so gut zu ihm gewesen. Er hoffte, dass sie es verstehen würden. RE: Eine Win / Win Situation? - Cornelis Feuerbart - 05.08.2017
RE: Eine Win / Win Situation? - Scortias Bartholomew - 05.08.2017 Die Überraschungen schienen ja nicht mehr nachzulassen. Zuerst wurde er von einem Seemann gerettet, der sich als Captain eines Schiffes heraus stellte; dann wurde ihm angeboten als Schiffsjunge auf einem sehr imposanten Schiff anzuheuern und nun erfuhr Scortias, dass der Captain kein geringerer als Feuerbart war? Zuerst dachte er noch, dass es ein Scherz war, doch Murray sah nicht aus, als würde er scherzen. “Ihr seid Feuerbart? Der echte Captain Feuerbart?“ entfuhr es staunend aus dem jungen Mund. Natürlich hatte Scortias einige Geschichten, über viele verschiedene Piraten gehört. Da gab es Captain Green, er soll mit nur sechs Leuten segeln und es trotzdem schaffen, Handelsschiffe zu überfallen. Und dann gab es Captain Bridgewood, der total skrupellos war und keine Überlebenden auf den überfallenden Schiffen hinterließ. Captain Feuerbart war einer der listenreichsten, der immer wieder zahllose, neue Manöver erfand, um seine Feinde anzugreifen. Und die Schildkröte war das berühmteste Schiff, von dem Scortias gehört hatte. Es soll sehr groß sein und die Außenwand so hart wie ein Schildkrötenpanzer. Wenn die Ruder eingeholt werden, soll es aussehen, als würde eine Schildkröte die Gliedmaßen in den Panzer ziehen. Die Geschichten waren immer anders und wurden von Mal zu Mal wilder erzählt. Natürlich gab es noch viele weitere Geschichten der Piraten, aber das waren die ersten Dinge, die Scortias im Gedächtnis geblieben waren. Der Zwölfjährige hörte die Worte des Captains und nahm dann die große Hand entgegen, um diese zu schütteln. Es fühlte sich komisch an, denn die Hand des Jungen war gerade mal halb so groß, wie die des Captains. Mit einem begeisterten Gesichtsausdruck sah er in die Augen des Großgewachsenen. “Freut mich Captain Feuerbart. … Ich hab schon viel von euren Manövern gehört.“ schwärmte der Junge schon fast. Scortias nickte, als Feuerbart seinen Namen wiederholte, seine Aufgabe auf der Onyx und schließlich unter welchem Kommando er dort segeln wird. Mit einem breiten Grinsen huschten die Augen zu Finn. Das musste definitiv sein Glückstag sein. Gut, wenn man davon absieht, dass er beinahe entführt worden wäre und sich fast in die Hose gemacht hatte, als dem Entführer in den Kopf geschossen wurde. Allerdings musste Scortias seine Sachen noch holen, bevor es losgehen konnte, was er dem Captain direkt mittelte. Ohne seine Habe würde er niemals fortgehen. Die kleine Panflöte war ein wichtiger Gegenstand, um sich selber zu beruhigen, wenn es mal aufregend wurde, aber auch, um sich bei Langeweile die Zeit zu vertreiben. Und auf seine Sachen konnte er beim besten Willen nicht verzichten. Zumindest so lange nicht, bis er aus ihnen heraus gewachsen ist. Captain Feuerbart gab einen Pfiff von sich und rief Scott heran. Scortias sah einen Mann angelaufen kommen, der den Auftrag bekam, den Jungen zu begleiten und schließlich dann zum Anleger zu bringen. “Aye Captain, ich beeile mich.“ bestätigte Scortias lächelnd, dass er nicht trödeln würde. Zusammen mit Scott lief Scortias zur Taverne. Den Huntsman, die sich bereits Sorgen machten, da sie von dem Schuss und den Toten am Hafen gehört hatten, erklärte Scortias im Schnelldurchlauf, was passiert war und wieso er sie verlassen musste. Natürlich baten sie den Jungen, sich das alles noch einmal zu überdenken und eine Nacht darüber zu schlafen, aber er musste die Gelegenheit am Schopf packen. So ein Angebot bekam man nicht alle Tage. Schließlich willigten die Wirtsleute ein, gut, sie hatten ja auch keine Chance etwas anderes zutun. Scortias holte seine Sachen aus dem Zimmer. Mit der Panflöte um den Hals; die braune, abgerissene, knielange Hose an den Beinen; die Fellboots, die ihm über die Waden ragte an den Füßen; das weiße, leicht vergilbte, am Kragen eingerissene Hemd am Körper; die braune Jacke mit den Schnallen und Taschen über dem Hemd; einen Dolch im Bund seiner Hose gesteckt und schließlich das Lederarmband mit seinem Nachnamen eingearbeitet am Handgelenk, verließ er sein Zimmer. In der Hose befand sich immer noch der Ring, den er damals der jungen, hübschen Frau von der Blue Mary geklaut hatte. Bis jetzt hatte er ihn nie eintauschen müssen. Mit einer Umarmung hatte sich der Junge von Tante Maria und Henry verabschiedet, bekam noch ein wenig Geld in die Hand gedrückt, bevor es mit Scott dann wieder zum Hafen ging. Etwas wehmütig sah Scortias zum Markt zurück. Viele kannten ihn hier mittlerweile und würden ihn sicher vermissen. Nicht zuletzt die 13 Jährige Tochter der Obsthändlerin, die ein Auge auf ihn geworfen hatte. Neben Scott, lief Scortias am Steg entlang, bis er wieder bei Captain Feuerbart war, der am Anlegesteg auf ihn wartete. Natürlich konnte sich der Junge auch nicht verkneifen, erneut einen Blick auf die Onyx zu werfen, die etwas weiter draußen vor Anker lag. “Okay Sir, ich hab alles.“ meinte er schließlich und stieg in das Boot, das sie alle zur Onyx bringen sollte. Ein richtiger Schiffsjunge war er zuvor noch nicht gewesen, zumal die Schiffsjungen meistens auch älter als er waren. So genau wusste Scortias nicht, was seine Aufgaben sein werden, aber er würde versuchen alles zu erledigen, was man von ihm verlangte und das so gut es nur ging. Bestimmt würde ihm der Captain und Finn Murray dabei helfen sich einzufinden. Als der Junge in dem Boot saß, spürte er wieder diese Aufregung in seinem Bauch. Die Fahrt ins Ungewisse. Der Beginn eines neuen Abenteuers. RE: Eine Win / Win Situation? - Cornelis Feuerbart - 06.08.2017
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