04.08.2017, 19:24
Sie mußten Proviant und vor allem Trinkwasser ergänzen. Deshalb entschied Cornelis Feuerbart, Kapitän des Piratenschiffes Onyx, den nahe gelegenen Hafen von Kitar anzulaufen. Die See war ruhig, der Wind stand gut und so erreichten sie schon bald die Insel. Das schwarze schnittige Schiff erregte die Aufmerksamkeit vieler Passanten am Hafen, als es von einem Lotsenboot begleitet seinen Anlegeplatz ansteuerte. Schließlich wurden alle Segel gerefft und die Onyx ging vor Anker. Cornelis wollte nicht zum Landungssteg, damit man das Schiff nicht so einfach betreten konnte. Bevor er jedoch den Befehl gab, die Landungsboote zu Wasser zu lassen, teilte er die Brücken- und die Deckswache für die nächsten Stunden ein. Jeder Mann der Besatzung wußte, daß Feuerbart ihm den Kopf abreißen würde bei einem Wachvergehen, deshalb hörten alle aufmerksam zu. Dann entließ er die Männer zum Landgang. Er selbst stand noch einige Zeit mit Díaz und Murray zusammen und besprach das weitere Vorgehen. Murray als Quartiermeister machte sich anschließend mit dem Smutje und einigen der Männer auf den Weg, um Vorräte und Wasser zu ergänzen. Auch Díaz ließ sich mit demselben Boot wie Murray übersetzen. Als das letzte Boot seinen Weg zum Ufer antrat, sprang auch Cornelis hinein. Er stand wie immer wie ein Fels in der Brandung am Bug des Kahns und verließ ihn an Land als erster.
Sein Weg führte ihn durch den Ort zum Marktplatz, wo er langsam an den Ständen vorbeischlenderte und sich allerlei Waren ansah, die hier feilgeboten wurden. Dem Tumult am Ölstand schenkte er keine Aufmerksamkeit nahm er doch an, daß sich einer oder mehrere seiner Männer dort mit einigen Passanten vergnügten. Erst als er von hinten angerempelt wurde, drehte er sich mit den Worten
"Paß doch auf, du Rotzgör!"
um. In der Annahme, ein Kind hätte beim Spielen nicht aufgepaßt, hatte er diese Rüge gebrummt, doch nun sah er die Furcht in den Augen des brünetten, vielleicht zehn- oder elfjährigen Jungen, der vor ihm auf den Boden saß. Dann richtete sich sein Blick auf den Mann, der den Knaben mit unsanftem Griff am Kragen packte, und sein Blick verdüsterte sich augenblicklich. Es war unverkennbar, was dieser war - ungepflegt, schmutzig und mit grausamen Augen. Sklavenhändler! Er hatte schon einmal mit solchen Leuten zu tun gehabt und das war eine jener düsteren Erinnerungen seiner Vergangenheit. Er ging mit entschlossenen Schritten hinter dem Mann her, der den Jungen hinter sich herschleppte. Sein Blick zeigte kalten Hass und seine linke Hand lag auf dem Griff seines Degens. Mit der rechten zog er eine der beiden Pistolen aus seinem Waffengurt, legte an und drückte ab. Die Kugel drang in den Hinterkopf des Mannes ein und nahm diesem das Leben. Die Besucher des Marktes waren zu allen Seiten auseinandergespritzt. Ein heilloses Durcheinander entstand. Cornelis ging zu dem Getöteten, seine Hand umschloß wie ein Schraubstock das Handgelenk des Jungen und er zog ihn etwas unsanft auf die Beine.
"Weg hier!",
war das Einzige was er sagte, bevor er den Knaben hinter sich her vom Ort des Geschehens wegzog.