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Vom Regen in die Traufe
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#9
Selbst wenn er nicht gelegentlich aus dem Augenwinkel zu Lucien hinübergespäht hätte wäre ihm anhand des leichten Kribbeln im Nacken klar gewesen, dass er beobachtet wurde. Irgendwann hatte er irgendwie dafür ein Gespür entwickelt und lag damit meistens richtig. Kein Wunder bei diesem Umfeld.
So aber bekam er den Blick des Gefangenen mit und dachte sich seinen Teil.

Auch über die Antwort: Nicht der gesellige Typ, hm? Wie kommt es dann, dass so viele Leute ein gesteigertes Interesse an deinem Verbleib haben?
Gesellig wirkte der Schmuggler wirklich nicht. Und dennoch wäre er wohl jemand, zu dem man sich gesellte, wenn man nicht zu den üblichen begriffsstutzigen Schlägern oder apathischen Jammerlappen gehörte. Und eine falsche Schlange schien er auch nicht zu sein.
Also gehörte er in die Kategorie der Leute, um die sich diejenigen sammelten, die intelligent genug waren über die Zeit an Bord eines Schiffes oder im Gefängnis hinauszudenken und nicht selber Handlanger um sich scharten.

Dann traf seine Frage.

Dem Grünäugigen war sicher nicht klar, wie tief und zielsicher er ins Wespennest stach. Die Stimmung des Leutnant kippte. Wütend fixierte er den Gunport. Ja. Genau das war die ihm zugedachte Rolle. Aber am Ende würde er wohl eher der Sündenbock sein, der, auf den Harper die Schuld schob, weil es niemanden interessierte, dass es unmöglich war, so viele Gefangene auf so wenig Raum zu verstauen, ohne dass sich nicht mindestens zwei an die Gurgel gehen würden. Am allerwenigsten den Kapitän selber, alles was er seinem Leutnant durchgehen lassen würde wäre ein perfektes Ergebnis, sonst würde er ihn bestrafen. Und so lange der Leutnant nicht ein wahres Wunder mit der Verteilung vollbrachte oder es ihm gelang alle Gefangenen die komplette Reise über mit Opium zu versorgen würde er Versagen.
Die Frage war also nur, wie schlimm die Strafe ausfallen würde, und bei dem, was bereits auf seinem Schuldenkonto stand machte das, was möglicherweise passieren würde kaum einen Unterschied.
So viel zu seinen Zukunftsaussichten und der Person, die ihm eigentlich den Rücken stärken sollte, in dem sie zu seinen Gunsten aussagte oder wenigstens die Verantwortung trüge.
Enrique hätte seine Pflichten nicht ansatzweise als so lästig empfunden, wenn er auch den dazugehörigen Rang bekleiden würde und seine Aussagen das entsprechende Gewicht hätten. Aber er war nicht der Kapitän, nicht einmal jemand, dem selbiger Gehör schenkte. Also waren sein Angaben nicht einen Pfifferling wert.
Blieb der Konteradmiral. Westenrah würde sich garantiert nicht bedanken. Ihn darauf anzusprechen würde wohl eher einem weiteren Todesurteil für seine Karriere gleichkommen. Allein, dass Enrique ahnte welchem Zwecke sein eingreifen diente machte ihn für den Befehlshaber der Gefängnisflotte gefährlich. Wüsste jener davon würde er wahrscheinlich etwas dagegen unternehmen. Auch da hieße es also bloß nichts durchblicken lassen.
Hätte Enrique nicht seine eigenen Ziele verfolgt, er hätte keinen Nutzen davon, sich nie soviel Mühe gegeben.
Kurz sah er mit neutralerem Blick zum Dunkelhaarigen hinüber, ehe er wieder auf die Außenwand des Schiffes starrte. Eben noch hatte er versucht damit Löcher ins Holz zu brennen, danach schienen seine Haltung ein wenig in sich zusammenzusinken und seine Augen schlossen sich. Wie weit sollte er mit offenen Karten spielen und ihn einweihen? Was wenn es nicht passierte? Oder schief ging? Nein, das Risiko wäre zu hoch. Jetzt, nachdem der Zorn verraucht war, fühlte er sich erschöpft. Wie oft war er dieser Gedankenkette in letzter Zeit gefolgt? War es wirklich erst seit Netara so schlimm? Es kam ihm länger vor.
Solche und weitere Fragen jagten sich in seinem Kopf.

Dieses Mal dehnte sich das Schweigen eine ganze Weile. Dann straffte der Dunkelhäutige die Schultern und fixierte Lucien. Weder aus seinem Blick noch aus seiner Stimme konnte er seinen Unmut gänzlich heraushalten.

"Das ist zumindest die Rolle, die von mir erwartet wird. Dankbarkeit wird man mir nicht zuteil werden lassen, das weiß ich.
"Ich komme trotzdem meiner Pflicht nach, so gut ich kann. Das bin ich mir schuldig.
"Was sie und Westenrah betrifft hoffe ich mit meinem Handeln ein paar Probleme zu lösen. Dinge, die sich sonst meines Einflusses entziehen würden, weil man mir die Erlaubnis verwehrt mich darum zu kümmern, die ich aber klären muss."


Abwehrend hob der Offizier die Hand.

"Keine Sorge, sie müssen nichts tun. Ich bin das jemand anderem Schuldig.
"Und was sie und mich betrifft"
, er erhob sich, griff den Teller mit Weintrauben, Rührei, Bohnen und Schinken und umrundete die Back, "spiele ich wo—"

Enrique brach ab, denn kurz war vor der Kajüte Fußgetrappel zu hören, danach einzelne Schritte, die verhielten. Bei allen guten Geistern der See, wieso ausgerechnet jetzt? Auch wenn er dem kleinen Fuchs grollte, dass er diese Gedanken hochgebracht hatte musste er sich jetzt entscheiden und es widerstrebte ihm eine Gelegenheit verstreichen zu lassen. Vielleicht würde sein Gegenüber nie darauf eingehen oder die Hilfe zwar nutzen, dann aber auf nimmer wiedersehen verschwinden oder er nicht mehr am Leben sein wenn es soweit war aber falls doch...
In normalem Ton meinte er daraufhin:

"Wie ich mir dachte, ein kleiner, lausiger Schmuggler. Wird Zeit, dass ich dich in eine Zelle stecke!"

Unruhig bewegte sich die Gestalt vor der Tür und verriet dem Offizier, worum es gehen würde. Er ging neben Lucien in die Knie, stellte den Rest seines Frühstücks in Reichweite des Schmugglers, beugte sich zu ihm und flüsterte eindringlich über den Regen:

"Man wird uns gleich stören, deswegen hör mir jetzt gut zu! Wenn du auf Esmacil bist, frag nach Iguana, er kann dir besorgen, was du brauchst. Sag ihm Asier schickt dich. Und wenn du draußen bist höre dich nach Ara'baracutey um. Fähige Leute kann er immer gebrauchen und ist auch bereit jemanden, der ihn überzeugt, wieder auf die Beine zu helfen.
"Ich werde mich jetzt um diese Angelegenheit kümmern."
Sein Blick deutete Richtung Tür. "Wenn ich wieder komme, bin ich wahrscheinlich nicht allein, ich will den Teller dann nicht sehen also schiebe ihn unter die Lafette!"

Mit den letzten Worten schickte de Guzmán sich an, sich zu erheben und nur eine schnelle Reaktion Luciens könnte ihn stoppen.
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RE: Vom Regen in die Traufe - von Enrique de Guzmán - 30.04.2017, 09:55

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