31.03.2024, 19:34
Halt die Kinder auf!
Er hatte die Kinder in seinem Rücken schon fast wieder vergessen, als Rayons Worte über die Wiese zu ihm drangen. Verflucht war ihre geringe Größe und Fähigkeit, im Augenwinkel zu verschwinden. Mit gezogener Waffe drehte er auf dem Absatz herum, sah die Rückenansichten der beiden Jungen, die sich mit dem Mädchen klammheimlich aus dem Staub machen wollten. Er feuerte einen Schuss auf den Boden in die Nähe der sechs kleinen Füße und nutzte den Überraschungsmoment, um sich den „Kidnappern“ in den Weg zu stellen. Die Waffe hielt er immer noch, wenn auch etwas tiefer gerichtet.
„Hiergeblieben. Denkt ja nicht, ihr könntet einfach so abhauen. Die hier is' nicht bloß nur Zierde.“
Er wackelte demonstrativ mit der Waffe, was die Kinder weniger zu beeindrucken schien als er angenommen hatte. Sie zuckten zwar ein wenig zusammen und der Ausdruck auf ihren jungen Gesichter verzeichnete nur bedingt Tapferkeit, aber insgesamt blieben sie standhaft, fast schon ein wenig trotzig. Die Kinder hatten wohl schon einiges durchgemacht, waren bereits dem einen oder anderen Pistolenlauf begegnet. Er beneidete sie nicht um ihr Leben.
Während das Mädchen zwischen den beiden zappelte wie ein frisch gefangener Fisch, der sich nach der Geborgenheit des Ozeans sehnte, tauschten die Jungen kurz einen Blick aus.
Plötzlich machte der linke Junge einen wagemutigen Satz nach vorne und schnappte nach der Waffe, während der andere nun mit beiden Händen das Mädchen festhielt. Er schaffte es, seine kleinen Finger um den Lauf zu legen und die Pistole für einen Moment nach unten zu reißen — einen Moment, in dem Per unachtsam gewesen war. Der Junge war so schnell gewesen, zu schnell mit seiner waghalsigen Entscheidung.
„Falsche Entscheidung.“, ätzte der Seefahrer nur und riss die Waffe mit einem Ruck nach oben, sodass der Junge einen ordentlichen Kinnhaken abkam, zwei Schritte nach hinten taumelte und sich rücklings auf sein Hinterteil setzte. Per richtete die Waffe auf ihn.
„Ich lass' es ja ungern drauf ankommen, aber nach so einer hirnrissigen Aktion lasst du mir kaum eine andere Wahl.“ An den Jungen gewandt, der das Mädchen festhielt, sagte er schließlich: „Lass sie los. Sofort.“ Der Finger lag bedrohlich am Abzug. Würden sie ihn nur ein wenig besser kennen, hätte der Plan nicht funktioniert.
Der Junge zögerte. Erst als der, der am Boden saß, zischte: "Worauf wartest du noch?? Lass sie los, du Dummkopf!", lockerte sich der Griff um den Arm des Mädchens.