08.12.2023, 16:52
Was genau war es, das er fühlte, als er auf Rúnars davoneilenden Rücken sah?
Da war etwas – doch zu unspezifisch, zu…seltsam, als dass er es hätte greifen können. Und im Augenblick zu unwichtig.
Rúnar würde nun allein seinen Weg finden müssen – er selbst hatte dafür gesorgt. Ihm blieb nur zu versuchen die Gefahr in ihre Richtung zu lenken anstatt auf das Schiff im Hafen oder den darauf zulaufenden Freund.
Die Riesin teilte seine Sorgen offenbar nicht oder verbarg sie besser als sein wettergegerbtes Gesicht. Sie…lächelte. Und sie wandte sich an Isa anstelle von ihm.
Schmerz loderte in seinem Arm auf und umspielte kurz seine Lippen, als er die Hand reflexartig öffnete und schloss und die Attacke beiseite schob so gut er konnte, während er die Fremde und seine Cousine im Auge behielt.
„Das werden wir.“ Antwortete er für Isala, die sich einen Augenblick der geballten Faust des Gestanks gegenübersehen musste und dennoch eine tapfere Miene beibehielt.
Die seine zerfurchte sich, als er einen halben Schritt im Angesicht der gebleckten schwarzen Zähne zurücktrat und kurzzeitig das Gefühl hatte in einen Abgrund zu sehen, der ihn verschlingen mochte…wie dieses Mädchen, von dem die Frau sprach. Erneut rann die Gänsehaut über seine Arme doch diesmal aus einem ganz anderen Grund. Glaubte er an „Zauberai“? In diesem kurzen Moment tat er es beinahe…
‚Reiß dich zusammen!‘
Kindermärchen – Taschenspielertricks – Seemannsgarn!
Göttin…machte er eventuell einen Riesenfehler diese Riesin mitzunehmen? Aber darum musste er sich später kümmern. Dann, wenn das Schiff und die Crew sicher waren – vorerst zumindest.
Und dafür würde es nicht reichen diese Männer vor ihnen nur abzulenken. Selbst wenn alles zu ihren Gunsten lief – und das tat es nie – würde die Sphinx noch immer viel zu lange brauchen, um abzulegen. Und ihre Pläne noch länger hier zu bleiben wären ebenfalls passé. Mit allem, was daran hing. Nein. Diese Männer mussten endgültig verschwinden.
„Gut. Also…einen Plan.“
Improvisiert, spontan...wahrscheinlich sehr fehleranfällig...
Seine Falkenaugen richteten sich auf auf die Umgebung, suchten sie systematisch nach etwas ab, das ihnen helfen konnte…und entdeckten eine nur angelehnt stehende Kellertür nicht weit entfernt.
„Sie suchen dich? Gut – vielleicht wird es doch Zeit, dass sie doch finden…wir müssen sie dort reinbekommen.“ Er nickte auf den Keller. „..und zusehen, dass sie dort nie wieder rauskommen.“ Fügte er hinzu.
Ein offener Kampf auf der Straße war Selbstmord – in dem Fall müssten er und die Riesin den Kampf alleine und ungerüstet gegen Soldaten in der überzahl führen. Zudem würden die Spuren des Kampfes, die Leichen, ja alleine schon der Lärm nicht dazu beitragen, dass sie vorerst Ruhe hatten. Für eine geschickte Falle war keine Zeit…also musste diese stumpfere Version Genüge tun.
Die große Frau wäre damit in der größten Gefahr – das war ihm klar. Er hatte nicht vor sie im Stich zu lassen, aber er konnte ebenso versprechen, dass er sie in einem Stück herausbekommen würde. Seine Augen richteten sich hart und abgeklärt auf sie, klar machend, dass ihre Chance auf eine Schiffspassage genau so aussah und die Akzeptanz dieses Risiko voraussetze.
[Innenhof zwischen Marktplatz und Hafen | Isala, Tali ]