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Kapitel 9 - Der Ruf der Königin
Crewmitglied der Sphinx
für 545 Gold gesucht
dabei seit May 2019
“So?“ Durchaus mochte Lucien mit seiner Einschätzung über den Söldner Recht behalten. Man änderte die Prinzipien eines Mannes nicht über Nacht, nicht einmal das Weibsvolk der Sphinx besäße derart mächtige „Zauber“, um aus dem Gelegenheiten ergreifenden Waffennarr einen tugendhaften Freund fürs Leben zu machen. Und dennoch. Da lag etwas Unausgesprochenes in seinem Schmunzeln, das er Lucien schenkte, ehe sich wieder Bewegung auf den oberen Treppenstufen  breit machte. Der Knirps war zurückgekehrt. Mit demselben Enthusiasmus, der Bäume dem Erdreich entwurzelte.
Um sein Amüsement zu überspielen, nickte der Hüne seinem Captain zu. Reihte sich hinter ihn und Soula in die kleine Kolonne ein, deren Weg an den Tischen vorbei die Treppenstufen hinauf führte,  und verschränkte entspannt die Hände im Rücken.
“Auf dass uns niemals das Gold durch die Finger rinnt.“

Sichtlich unbeeindruckt passierten sie die Wachleute, denen Ceallagh ein freundliches Lächeln zuwarf, den Worten lauschend, die vor ihm gesprochen wurden und doch nicht für seine Ohren bestimmt waren. Er kannte ihren Plan. Wusste, dass er sich auf alles einzustellen hatte, sollte hierbei irgendetwas schief laufen. Und kaum, dass sie Riegans Reich betraten, war er sich mehr denn je im Klaren darüber, dass ihr Vorhaben auf Messers Schneide stand.
Der Reichtum schrie ihnen von den Wänden und Regalen regelrecht unverhohlen entgegen. Bettelte darum, dass sie alsbald zurückkehren und sich der Herrlichkeiten bemächtigen sollten, die dort unverschlossen für jedermann zugänglich standen. Ob Josiah wohl binnen weniger Minuten über das Dachfenster einsteigen und einen Sack voll entwenden konnte? Nun, Ceallagh mutmaßte, dass ihm sein Freund aus Kindheitstagen durchaus zustimmen würde – wären sie nicht gerade aus vollkommen anderen Gründen inmitten des Raumes, dessen Schätze jedes Piratenherz höher schlagen ließ.

“Das ist überaus freundlich von Ihnen...“, begann er mit derselben Höflichkeit, mit der Riegan Ihnen seinen Wein anbot, „… doch als gute Gäste, die wir sind, haben wir selbstverständlich ein angemessenes Begrüßungsgeschenk mitgebracht.“ Gerade noch begann er den Lederbeutel um seine Brust nach vorn zu ziehen, hielt jedoch jäh inne, kaum dass sich die Schritte der Leibwächter auf ihn zubewegten.
Mit erhobener Hand und einem Lachen wandten sich die grünblauen Augen zur Seite, umrissen die emotionslosen, fast schon tödlich starrenden Mienen. Wie selten dämlich musste er sein, in so einer Situation eine Waffe zu ziehen? Absurd. Nicht war, Lucien?
“Ruhig Blut die Herren, sonst zerstörst ihr noch diese wunderschöne Flasche.“
Langsam, als zöge er ein empfindliches Pulverfass aus einem Flammenring, holte Ceallagh den Eiswein aus seinem Rucksack. Präsentierte das Gastgeschenk ohne den verschmitzten Ausdruck auf der Miene einzubüßen – es war herrlich wie die Herren mit einem Mal stehen blieben und aus den Augenwinkeln zu Riegan hinüber sahen. Letztlich traten sie zurück. Nahmen ihre regungslosen Posten ein und machten dem Schmuggler Platz, um das kostbare Stück vorsichtig auf den Tisch des Hausherren zu platzieren.
Schimmernd ragte der silbrige Kopf des Flaschenhalses über Ceallaghs Finger hinweg. Endete in dem Beginn einer kunstvoll verzierten Weinrebe, die sich bis zum Boden hinab zog. So kunstvoll wie die Flasche selbst gefertigt war, so edel und selten war auch ihr Inhalt. Ceallagh hätte beinahe eine Niere dafür hergeben müssen, um an diese Rarität zu gelangen. Doch die wochenlange Arbeit mit Lucien hatte sich letztlich ausgezahlt. Zumindest in so weit, dass sie nun vollkommen selbstsicher hier stehen und Riegan das lukrative Mitbringsel auf dem Silbertablet platzieren konnten.

“Ich hoffe dieser Eiswein wird euch munden.“
Und unter einem breiten Lächeln entfernte sich Ceallagh. Trat neben Lucien, ohne Riegan dabei aus den Augen zu verlieren. Die Stühle überließ er dabei seinen Begleitern.

[Ostya - nördliches Hafenviertel | Riegans Büro | Lucien, Soula und Cole]
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