05.10.2022, 19:54
Greo war ein Mann einfacher Bedürfnisse: essen, schlafen, die Schäfchen beisammenhalten und seine Welt war einigermaßen in Ordnung. Er merkte richtig, wie er sich entspannte, weil Rayon wieder in der Nähe war – es wäre auch zu schade gewesen, auf dessen Essen zu verzichten, das Greos Meinung nach zu mehr taugte, als lediglich verdaut zu werden. Götter der Traumzeit, da hatte er auf Schiffen wirklich schon anderes erlebt. Wie auf’s Stichwort gurgelte sein Magen (gefräßiges Maul anwesend), was in der Kakophonie aus Gläserklirren und Geschwätz in der Taverne unterging. Schnauze, dachte Greo an seinen Bauch gewandt, konnte aber nicht verhindern, dass seine Augen zu Rayons Einkäufen wanderten.
Er war bereits versucht, mal einen Blick zu riskieren, als sie unerwarteten Zuwachs bekamen.
Es war offensichtlich, dass sich das Kind, welches seine Worte an Cassy richtete, in einer schwierigen Lage befand. Greo verachtete sich für den Gedanken, dass es genügend hinterlistige Straßenbälger gab, die ihre Situation gekonnt in Szene setzten und Unbeteiligte bewusst betrogen, um sie zu bestehlen oder einen Hinterhalt zu locken. Er rief sich seine eigene Herkunft in Erinnerung, was sein Misstrauen etwas dämpfte, wenn auch nicht gänzlich löschte. Kein Kind konnte etwas für seine Lebensumstände, kam ihm in den Sinn. Und trotzdem applaudierte sein innerer Kritiker, als Per dem Kind direkt deutlich machte, dass es bei ihnen nichts zu ergaunern gab.
Unwillkürlich schaute er zur Tür, als ob dort eine Horde kleiner Diebe hockte und schaute dann den Jungen an. Er runzelte die Stirn.
„Was ist mit deiner Schwester? Ist sie vor der Taverne?“
[Taverne || Per, Cassy, (Straßenjunge)| Liam, Rayon]