06.09.2022, 09:58
Zufrieden hob Shanaya die Arme etwas an, reckte sie für einige Momente in Richtung Himmel, ehe eine Hand wieder sicher an ihre Tasche sank. Nicht so panisch, als ob sie ihr jemand entreißen würde – viel mehr einfach nur sichernd. Sie hatte fast die Höhe des verwirrten Jungen erreicht, als dieser mit einer Frau zusammen stieß. Die gesprochenen Worte drangen nicht zu Shanaya durch, sie kümmerte sich einfach nicht darum. Sie wollte an den beiden vorbei gehen, ließ den blauen Blick dennoch kurz zu den beiden wandern. Ihr Blick traf den der Frau für einige Momente. Für die Schwarzhaarige nicht wichtig, sie wollte sich schon wieder umwenden, ihres Weges gehen. Der Fremden hatte dieser Moment wohl gereicht, um sie zu erkennen, zumindest glaubte sie daran. Shanaya blieb nicht stehen, auch als die Stimme der Fremden an ihr Ohr drang.
„Miss… warten Sie, bitte. Ich glaube, ich kenne Sie!“
Shanaya, nun halb mit dem Rücken zu ihr stehend, schloss einen Moment die Augen, atmete tief durch. Ja, es war gut möglich, dass sie ihr Gesicht erkannte. So schlecht war ihre Zeichnung auf ihrem Steckbrief nicht. Nur hatte sie in diesem Moment nicht wirklich Lust, erkannt zu werden. Auch wenn ein schneller Blick ihr verriet, dass immerhin keine Soldaten in der Nähe waren. Aber wer wusste schon, wer in den Ecken der Gasse dieser Straße herumlungerte? Ein charmantes Lächeln aufgesetzt, wandte die Schwarzhaarige sich also herum, zuckte mit den Schultern und spiegelte auf ihrem Gesicht die Unschuld in Person wieder.
„Ich glaube nicht, dass wir uns kennen. Aber ich würde in letzter Zeit öfter mit dieser gesuchten Person verwechselt, sie könnte wirklich meine Schwester sein. Aber seien Sie sich gewiss, ich bin eine ehrbare Bürgerin dieser Stadt und habe nichts mit derlei kriminellen Machenschaften am Hut.“
Vielleicht glaubte die Frau ihr, vielleicht auch nicht. In ihrem Gesicht lag jedenfalls Skepsis. Shanaya warf ihr noch ein gutmütiges Lächeln zu, drehte sich dann wieder um. Selbst, wenn die Fremde ihr glaubte… vielleicht sollte sie für den Moment runter von den gut gefüllten Straßen.
„Junge, pass in Zukunft besser auf. Und jetzt geh, ich muss etwas überprüfen.“
Mit einem letzten Blick zu Shanaya machte die Fremde sich auf – und Schwarzhaarige konnte sich denken, was genau sie überprüfen wollte. Es verließ also nur ein leises Seufzen ihre Lippen, ehe sie mit wachsamen Augen nach einem Weg weg von hier suchte. Gut, sie wollte jetzt vielleicht weit weg von dieser Frau kommen.