27.08.2022, 13:28
Shanaya ließ den Blick halb interessiert umher schweifen, ohne ein wirkliches Ziel im Kopf. Es fiel ihr schwer, sich wirklich auf etwas zu konzentrieren. So viele Gedanken kreisten in ihrem Kopf, ein innerer Kampf zwischen Schmerz und irgendeiner zähen Form von Akzeptanz. Akzeptanz, weil sie es nicht ändern konnte, nichts an ihrer Situation. Für diesen Moment hatte die junge Frau ihre Angst unter Kontrolle, ließ sich nicht von diesem Gefühl einnehmen. Auch, wenn sie sich nie vollkommen verdrängen ließ. Was konnte sie sich also für eine Ablenkung suchen? Das kleine Küchlein in ihrer Hand half nur minimal, zudem waren nur noch zwei kleine Bissen davon übrig. Was sollte sie also danach unternehmen? Noch hatte sie kein bekanntes Gesicht entdeckt – und Shanaya war sich nicht einmal sicher, ob sie von jemand Bekanntem Gesellschaft wollte. Eine schwierige Situation, in der sie nicht wirklich sagen konnte, was genau sie wollte. Und das war für die Schwarzhaarige so ungewohnt wie beängstigend. Sie konnte mit allem umgehen, ihr war doch nie ein Weg zu weit und kein Berg zu hoch gewesen… und jetzt kämpfte sie gegen dieses Chaos in ihrem Inneren, in ihrem Kopf, in ihrem Herz. Der Kuchen, um diese Gefühle zu verdrängen, konnte gar nicht groß genug sein.
Mit einem plötzlichen Ruck blieb Shanaya stehen, steckte den letzten Rest Kuchen in ihren Mund und kaute nachdenklich darauf herum, während die blauen Augen beinahe suchend über ihre Umgebung schweiften. Die Frau ignorierend, die durch ihre abrupte Handlung ausweichen musste, und ihr jetzt einen vorwurfsvollen Blick zu warf. Shanaya schluckte, fuhr sich dann mit der frei gewordenen Hand durch die schwarzen Haare und seufzte leise. Sie wollte sich ablenken – wusste nur beim besten Willen nicht, wie. Also nahm sie die zweite Hand dazu, fuhr sich mit beiden durch die Haare. Vielleicht konnte ihr Alkohol helfen? In der richtigen Taverne störte sich niemand daran, wenn um diese Uhrzeit schon jemand vollbetrunken auf seinem Stuhl hing. Aber irgendwie… Hm.
Aus den Augenwinkeln erkannte die junge Frau ein Kind, das scheinbar ein wenig verwirrt war, nach irgendetwas zu suchen schien. Shanaya hob leicht eine Augenbraue, betrachtete den Jungen einige Momente, ehe sie mit den Schultern zuckte und kurz prüfte, ob ihre Tasche so über ihrer Schulter hing, dass es schwieriger war, daran zu kommen. Nur langsam setzte sie sich dann wieder in Bewegung, grübelte darüber, ob sie sich noch etwas anderes zu Essen besorgen sollte.