05.06.2022, 11:13
Mit einem freundlichen Nicken verabschiedete er sich von Cassy, bevor er sich umwandte. Eines, in dem offensichtlich zu lesen war, dass er sich darüber freuen würde, das Gespräch zu vertiefen. Sich über ihre Beweggründe auszutauschen, ihre Erfahrungen und Geschichten. Milúi und das Fest wirkten mit einem Mal so unheimlich fern. Doch die Erinnerung an Egbert und die anderen Musiker vor Ort, mit denen er nicht nur einen Abend gemeinsam musiziert hatte, ließen ihn unweigerlich lächeln. Die Freude, die Ausgelassenheit, die Extase im Tanz, während die Nächte – eine kürzer als die andere - nur so davon gerauscht waren. Liam liebte es. Die verschiedensten Persönlichkeiten und Geschichten, die zu einem gemeinsamen Zweck zusammenkamen, sich in ihrem musikalischen Tun vereinten und am Ende wieder auseinander gingen, als wäre nie etwas passiert. Und ein weiterer Gedanke mischte sich in dieser Erinnerung hinein, ließ seine Mundwinkel kurz zucken, ehe er sich an seinen eigentlichen Tisch zurücksetzte und wieder in die Unterhaltung zwischen Greo und Per einstieg.
„Wenn du’s genau nimmst, gehört sie ja nicht mal mir.“, erzählte er und stupste der Genette kurz liebevoll mit dem Finger gegen die Nase. „Wir haben sie bloß aufgezogen, nachdem wir sie gefunden haben. Und seitdem ist sie eben dabei. Allerdings habe ich auch noch nicht herausgefunden, auf welchen Inseln man so etwas wie sie findet. Das Einzige, was ich in Büchern herausgefunden habe, ist, dass es sie scheinbar in der ersten Welt nicht gibt.“
Als Per auf Rayon zu Sprechen kam, hob der Lockenkopf ganz automatisch den Blick zur Tür der Taverne. Jetzt, wo er es sagte, kam ihm die Zeit, die er nicht mehr bei ihnen war, auch erstaunlich lang vor. Allerdings kannte er den Dunkelhäutigen auch gut genug, um zu wissen, dass er sich gerne mal in seinen Leidenschaften verlor und vermutlich noch kein Grund zur Sorge bestand. Trotzdem war er nicht entspannt, weil sie alle wohl das Gefühl nicht los wurden, dass es jemand auf sie abgesehen hatte. Nachdenklich beobachtete er das Treiben an der Tür, ehe sein Blick zu Greo wanderte, dessen Entscheidungen er bislang als äußerst durchdacht wahrgenommen hatte. Er selbst war zwar etwas beunruhigt, aber noch nicht so sehr, dass er sich ernsthafte Sorgen machte. Er war aber auch nicht der aufmerksamste Geselle. Dann allerdings grinste er, kaum dass Per scherzhaft ein zeitliches Ultimatum stellte, hob den Krug wieder an und tat, wie geheißen.
„Nichts leichter als das.“, verkündete er nach einem großen Schluck Bier, räusperte sich dann allerdings und rümpfte kurz die Nase. „Wobei ich zugeben muss, dass es heute irgendwie nicht so gut schmeckt wie sonst.“
Er schenkte Per ein vielsagendes Grinsen. Offensichtlich hing ihm der Kater von vor ein paar Tagen noch immer etwas nach. Aber nur, weil es nicht so gut schmeckte wie sonst hieß es nicht, das es ihm gar nicht schmeckte. Und letztlich profitierte er vermutlich nur davon, wenn er die nächsten Tage nicht den Zug an den Tag legte, den er sonst hatte.
Dann schob sich eine andere Gestalt an ihren Tisch. Sie wirkte ein wenig verunsichert, doch Liam war ganz und gar nicht traurig darum, dass sie die Einladung angenommen hatte. Vielleicht ergab sich ja wirklich noch etwas und sie wäre gar nicht so abgeneigt, diesen Abend vielleicht nicht alleine für Unterhaltung zu sorgen.
„Setz‘ dich ruhig.“, bot er ihr an, bevor die anderen beiden etwas dagegen sagen konnten. „Wir haben gerade gerätselt, wie lange wir wohl noch auf unseren Freund warten müssen, der sich im Meer eures Marktangebots hier scheinbar verloren hat.“