30.05.2022, 20:06
Kurz fragte er sich, ob Per sich mit seiner Gewöhnung an Blicke auf die Narben in seinem Gesicht bezog, war aber nicht so impertinent zu fragen. Stattdessen schmunzelte er nur in sich hinein, während er in der Menge nach weiteren Exzentrikern Ausschau hielt und es vermied, noch mehr von dem Trunk zu sich zu nehmen, als er musste. Es würde schal werden, keine Frage, aber bis auf die paar Verlegenheitsschlucke, zog sich ihm schon der Mund zusammen, wenn er nur an den Alkohol in dem Becher dachte.
Seine Aufmerksamkeit schnippte zu seinem Tischnachbarn zurück und ein paar amüsierte und gleichermaßen hilflose Falten erschienen in seinem Gesicht. Er neigte den Kopf zur Seite. Er wäre gerne mit einem passenden Wort zur Hilfe gekommen, aber Greo konnte sich nicht rühmen, einen allzu großen Wortschatz zu besitzen. Das war doch eher Sache seines Bruders.
„Gibt so Orte, ja.“, meinte er vage als Antwort, „Ich hab‘ mal eine Stadt gesehen, die in die Felsen gehauen war, manche Häuser sahen als, als würden sie wie Bienenstöcke von der Decke hängen, das war vielleicht… merkwürdig.“
Wie lange war das eigentlich her gewesen? Er hatte einen Augenblick das Gefühl, die Zeit zu verlieren. Sie huschte ihm weg, wie Schatten, die den Sonnenstrahlen wichen und er sah sie um die Ecke verschwinden, ohne Chance, sie mit seinen Händen davon abhalten zu können. Apropos abhalten: Per hatte nicht unrecht, Liam hatte bereits Kontakte geknüpft und schien sich gut zu unterhalten. Wie konnten das manche Leute so einfach mit einem Fingerschnipsen?
„Ich sag dir, die Katze ist ‘ne Masche, aber ‘ne verdammt gute, wie es aussieht.“,
gluckste er und sah unwillkürlich zur Tür, in Erwartung, dass Rayon im nächsten Augenblick eintreten würde.
[Wirtshaus Hafennähe | Per, Liam & Cassy]