22.05.2022, 14:32
[ Rúnar (Isala in dr Nähe) | auf dem Weg zurück zum Schiff | Seitenstraßen zwischen Marktplatz und Hafen ]Tarón war Rúnars Reaktion auf den Singsang seines unseligen Vogels nicht entgangen. Die feine Regung, die von der Mitte seiner Lippen zu den Mundwinkeln lief, während er versuchte nicht über Haralds passend unpassendes Liedchen zu lachen.
Tarón hätte gerne mit ihm gelacht – laut und herzlich. Offen und ehrlich. Die Absurdität feiernd und Groll und Gram mit einem Lächeln wegwaschen. Aber wie Rúnar wusste er selbst sehr genau, was ihn davon abhielt und stattdessen dieses falsche Grinsen auf sein Gesicht gezaubert hatte, das er Isala präsentierte, wie eine funkelnde Trophäe, während Rúnars Gesicht sich in eine wohl kontrollierte Maske verwandelte.
Zumindest hatte er wohl verstanden was Tarón ihm die Nacht zuvor eingebläut hatte. Gut…
Auch Rúnars Lächeln änderte nichts daran – und Tarón sah den Ton und das Glitzern, das in Rúnars Augen lag. Kein Dolch im Dunkeln – aber zumindest eine Nadel.
Das schlechte Gewissen und Gedanken an Reue sparte sich der Falke jedoch für die Nacht auf. Dafür war im Sonnenschein und Tagesgeschäft kein Platz.
Und dann war es ohnehin egal, denn zwar sah Tarón noch den Zweifel in Isas Augen sprießen, doch ehe er Blüte tragen konnte, waren sie alle mit der Echse beschäftigt.
Rúnar tat ihm trotz allem den Gefallen und kam seiner Aufforderung nach vorzugehen und nach dem Vieh zu sehen – Und Isa folgte ihm mit ebenso schnellem Schritt und ohne extra Bitte.
Tarón kam sich schon etwas bescheuert vor, als er den beiden mit unter der Last schweren Schritten nachstapfte wie eine schwangere Kuh…eine verkaterte schwangere Kuh mit akutem Schlafmangel.
Doch eingefangen war Calwah auch mit ihrem Nachlaufen natürlich nicht. Rúnar gab wohl sein bestes, aber auch das Ratteln der Perlen und des glänzenden Klimperkrams verfehlte seine Wirkung. Die Echse kam nicht zurück, verschwand wie man es von ihr kannte um die nächste Häuserecke ohne auch nur zurückzublicken.
Mit bitter gefurchter Stirn kam Tarón mit etwas Verzögerung grade rechtzeitig bei den anderen beiden an und blickte in die von Rúnar gewiesene Richtung, als Isa auch schon ihren Plan verkündete und umsetzte. Tarón fand auf die Schnelle nicht einmal genug Atem, um zu antworten – sei es, um sie zu bestätigen, weil sie die verdammte Echse einfangen mussten und Isas Idee absolut sinnvoll war oder seine Sorge einzuwerfen sie in dem Ort zu verlieren, wenn sie nun alleine los zog.
Isa jedenfalls verschwand wie Calwah, als sie sich durch den schmalen Spalt zwischen Karren und Wand quetschte – hoffentlich fand sie das Mistvieh, ehe Calwah noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zog.
Kurz fragte sich Tarón was sein Haustier veranlasst haben konnte jetzt schon wieder abzuhauen – aber das war müßig. Calwah brauchte erfahrungsgemäß wenig konkreten Anlass, um sich alleine umsehen zu wollen.
Seufzend wandte sich Tarón zu Rúnar, schluckte jeden Kommentar und jeden Gedanken abseits der aktuellen Situation hinunter, die in ihm bei dessen Anblick beinahe wieder emporgestiegen wären und nickte die weiterführende Straße entlang.
„Komm, ehe wir sie garnicht mehr einholen. Schätze wenn wir die nächste Quergasse nehmen, sollten wir nicht zu sehr zurückfallen…vielleicht schneiden wir sie sogar, wenn Calwah ausnahmsweise den richtigen Weg einschlägt…“
Was auch immer der „richtige“ Weg war (der, der den Mini-Drachen möglichst schnell wieder zu ihm trieb natürlich). Aber Tarón hatte so oder so wenig Hoffnung, dass Calwah ihm den Gefallen tat.
Die Muskeln seiner Schultern spannten sich, als er die Last auf ihnen besser verteilte und dann los eilte, während Harald nun wieder fröhlich fiepend auf den Säcken auf und ab wippte.
„Vielleicht könntest du ihm beibringen Ziele zu verfolgen und anzuzeigen…“
Sprach er seinen aktuellen halbernsten Gedanken aus, während sein Blick sich auf den Weg und jedes Anzeichen geschuppter Haut konzentrierte.