17.05.2022, 22:03
Soulas Zustimmung lenkte seinen Blick über die Schulter und ein mildes, zustimmendes Lächeln auf seine Lippen. Bei ihr wunderte es den jungen Captain kaum, dass sie der auffälligen Schönheit dieses Ortes zugetan war, bestätigte sie damit doch nur den Eindruck, den er im Laufe der Zeit ohnehin von ihr gewonnen hatte. Und wenn es schon ihn nicht kalt ließ, der Romantik und friedlicher Harmonie selten etwas abgewinnen konnte, dann gefiel es ihr wahrscheinlich umso mehr.
Lucien erwiderte jedoch nichts, da sich die junge Frau bereits ihrem anderen Begleiter zuwandte und auch er seine Aufmerksamkeit zu Ceallagh weiter wandern ließ. Nur kurz streifte sein Blick dabei Soulas Erscheinung, kam nicht umhin, ein weiteres Mal bewundernd festzustellen, wie gut das Kleid, das sie für heute gewählt hatte, ihre Silhouette betonte und ihr Dekolleté hervorhob. Doch er blieb dieses Mal glücklicherweise nicht annähernd so lange an ihr hängen, wie vorhin, als sie gemeinsam aufgebrochen waren. Auch wenn er nicht behaupten würde, sich bereits an ihr sattgesehen zu haben. Schon bei ihrer ersten Begegnung damals in der Werft war ihm aufgefallen, wie schön sie war. Aber es war das Selbstbewusstsein in ihrer Haltung, in ihrem Gang und in ihrem Blick, das ihm umso mehr gefiel.
Und wenn sie sein Interesse damit weckte, dann ganz gewiss auch das eines Mannes, der schönen Frauen ebenso viel abgewinnen konnte, wie Lucien selbst. Einem Mann wie Claude Riegan zum Beispiel.
Mit einer fließenden Bewegung drehte sich der Dunkelhaarige im Laufen herum, wandte sich gänzlich seinen beiden Begleitern zu und lief – ungeachtet der schmalen Gassen – mehr oder weniger rückwärts weiter. Die Arme gelassen hinter dem Kopf verschränkend kam er Ceallaghs Antwort auf Soulas Frage zuvor:
„Eiswein.“ Er sah zu dem Blonden hinüber, einen Anflug spitzbübischer Belustigung in den grünen Augen, die jedoch nicht gänzlich überzeugend wirkte. „Und ich bin mir sicher: Wie viel von dem guten Kaffee du dafür hergeben musstest, bleibt unter uns dreien. Keiner von uns will sich den immerwährenden Hass meiner kleinen Schwester zuziehen.“
Dann wandte er sich wieder an die junge Frau in ihrer Mitte.
„Eiswein ist verdammt schwer zu bekommen. Hoffen wir, dass dieser Riegan ihn als angemessenes Begrüßungsgeschenk betrachtet. Das und die Herausforderung, dass ein junges Ding wie du ihn beim Poker schlagen könnte.“
Beiläufig warf er einen Blick zurück auf den Weg, dem sie folgten und wandte sich gerade rechtzeitig wieder um, um nicht mit einer Hauswand zu kollidieren, als die Gasse einen Schwenk nach rechts vollführte. Noch ein oder zwei Abbiegungen, dann müssten sie die Kneipe bereits sehen können. Sofern ihn seine Erinnerung nicht täuschte.