09.05.2022, 21:10
Das stete Geklapper von Hufen auf Boden, Vögel, die fröhlich zwitscherten, Blumen, die in der Masse nur so vor sich hindufteten und Zairym, der sich am liebsten die Zügel des Wagens geschnappt hätte, um hier schneller voranzukommen. Er hatte nichts gegen die Ruhe, für gewöhnlich mochte er Aufträge, bei denen er Geld bekam ohne wirklich etwas tun zu müssen – und so sah es bis jetzt bei dieser Aufgabe aus. Und auch wenn er es teilen musste, dann stimmte die Anzahl der Achter immer noch. Doch es wurde nicht besser, als er darüber nachdachte, wie viel der Waffenhändler verlangte, um seine Hübsche zu reparieren. Rym biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen Fluch, den den Fahrer neben ihm vermutlich nicht einmal aus seinem Schläfchen aufgeschreckt hätte. Er wusste, dass dieser Mann keine Ahnung hatte, wie er das Gewehr von Rym wieder richtig herstellen konnte. Niemand konnte das, wenn man nicht im Herzogtum Chelyia lebte. Aber Zairym war unruhig, wenn er darüber nachdachte, dass seine Waffe nicht mehr so funktionierte, wie er es gewohnt war. Natürlich hatte er sie getestet, sobald er seine Füße wieder auf festen Boden hatte setzen können. Sie funktionierte, aber es gab Abweichungen, die er beheben wollte - und das so schnell wie möglich. Der Grund, warum er also trotz besserem Wissens darauf hoffte, dass der Waffenhändler es reparieren konnte.
Wieder wollte er fluchen, bei dem Gedanken an den Nebel, der ihm die Probleme erst eingebracht hatte und ihn eine hübsche Stange Geld kosten würde, das er lieber anders verwenden wollte. Er biss die Zähne zusammen und schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch. Auch wenn er glaubte, dass diese Mission einfach werden würde, sollte er sich nicht zu sehr in seinen eigenen Gedanken verlieren. Deshalb atmete er noch einmal tief durch, öffnete die Augen und wollte sich umsehen. Als eine Gestalt viel zu Nahe neben ihm auftauchte. Er zuckte nicht zusammen, denn es hätte ihm klar sein müssen, dass der Kerl irgendwann auch zu ihm kam. Lieber wäre es ihm gewesen, die Quasselstrippe wäre auf dem letzten Wagen geblieben.
Wieso hatte er Trevor noch einmal mitgenommen? Ach ja. Man konnte von ihm halten, was man wollte, aber aus unerfindlichen Gründen überlebte er alles. Wenn also am Ende alle Wagen und die Blumen um sie herum in Flammen aufgehen sollten, dann würden sie immer noch leben. Das war der Grund, warum er ihn mitgenommen hatte. Und vielleicht weil der Commodore hat verlauten lassen, dass das Chaos beschäftigt werden sollte.
Er stieß ein leises Seufzen aus, als er ein Rascheln hinter sich vernahm und musste ein Grinsen dann doch unterdrücken. Der Kutscher neben ihm schien doch nicht so tief zu schlummern, wie Rym angenommen hatte, denn er spannte sich an, als Trevor sich nach der Ware erkundigte.
„Hast du schon mal Söldneraufträge angenommen, Quasselkopf? Dich interessiert nicht, was du transportierst, sondern nur die Bezahlung, die am Ende dabei heraus kommt.“ Er zuckte mit den Schultern und wandte sich leicht in Trevors Richtung, wobei sein Blick kurz über die Blumen wanderte – doch es war alles ruhig. „Aber wenn du so neugierig bist, dann sieh dich beim Lockenköpfchen vorne um, ob du eine Truhe geknackt kriegst, ohne dafür erschossen zu werden. Ich bin mir sicher, man freut sich dort über deine Gesellschaft.“ Er zückte einen Lavendelhalm, der aus seiner Hübschen herausragte, zog eine Augenbraue in die Höhe und schenkte Trevor ein Lächeln, dass sehr deutlich ausdrückte, wie unzufrieden Rym mit seinem Treiben war.
Er stieß einen leisen Pfiff aus, um Alex Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
„Du bist dran mit Kind hüten, Schätzchen.“, rief er- Nicht laut genug, dass er alle anderen Geräusche übertönt hätte, aber doch so, dass der Lockenkopf es schon hören musste.
[Lavendelallee | bei Trevor, Alex und Josiah]