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Seven devils all around you. Seven devils in my house.
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#2
Aus den Augenwinkeln sah die Nordskov zu dem Fremden hinüber, dessen Gesicht alsbald explodierte. Talins Worte und die ihren waren nur noch ein Tropfen auf den bereits kochendheißen Stein, der nun auch von den Männern des Gesetzes nicht unbemerkt geblieben war. Entgegen Talins Besorgnis, herrschte in der Dunkelhaarigen gähnende Leere. Berechnende Gleichgültigkeit, die sie mit einem Lächeln auf den Lippen trug, ehe Bewegung in die Szenerie kam. Der Hüne warf das Schmuckstück gegen Talins Stirn, was Skadi lediglich dem lautstarken Klatschen und dem leisen Zischeln der Jüngeren entnahm. Denn ihr Blick blieb wie das eines Raubtiers auf dem hochroten Kopf vor sich gerichtet. Und fast, als habe sie all das einstudiert, als wäre es Teil eines Schmierentheaters, das sie bereits seit Wochen probten, erhob sie ihre Stimme und wich so weit zurück, dass die ausgestreckte Faust knapp ihren Kopf streifte. Mit aufgeplatzter Lippe stand die Nordskov nun auf dem Markplatz, umringt von schockierten Schaulustigen, deren aufgeregte Atemzüge sie mit zufrieden klopfendem Herzen wahrnahm. Der Kerl war eiskalt in ihre Falle getappt.
“Sind sie denn verrückt geworden?! Was soll das?“

Demonstrativ huschten die langen Finger erst an die vollen Lippen, dann hinauf zu ihrer Nasenspitze. Blut tropfte hinab. Deutlich zu sehen, kaum dass auch die Männer in Uniform die kleine Gruppe erreichten und der Verkäufer stotternd zu sagen versuchte, wie wenig Schuld er eigentlich an dem Ausgang dieser Auseinandersetzung war.
Doch angesichts des aufkeimenden Geschreis der Umstehenden drang nur noch ein halbes Röcheln aus ihm heraus.


In Ordnung, sie hatte etwas anderes erwartet. Wenn sie ehrlich wahr, hätte Talin gedacht, dass der Verkäufer bald seine eigene Faust im Gesicht haben und auf dem Boden liegen würde, als dass er Skadi treffen könnte. Stattdessen aber wich die Brünette aus und noch nicht einmal so elegant, dass der Angreifer sie verfehlte. Talins Augenbraue wanderte überrascht in die Höhe und sie wollte schon einen Schritt auf die andere Frau zu machen, um ihr zu helfen, als ihr die Uniformierten einfielen, die sich auch schon prompt einmischten. Zwei der Männer wandten sich strafend an den Verkäufer und verurteilten ihn fast sofort, für den Aufruhr, den er veranstaltet hatte. Ein dritter wandte sich an Skadi und hielt sie am Arm fest, als würde sie gleich umkippen. „Alles in Ordnung mit Ihnen? Hat er sie schlimm verletzt?“ Etwas hilflos sah er sich um und entdeckte Talin. Bevor er etwas zu der Blonden sagen konnte, trat sie mit dem Kind an der Hand einen Schritt vor. „Geht es dir gut, Liebes? Ich fasse es nicht, dass er so einen Aufstand macht, nur weil wir ihn nach der Herkunft seines Schmuckes gefragt haben.“ Wenn es sein musste, dann konnte Talin wirklich sehr, sehr traurig gucken. Aber anscheinend schien der Verkäufer von seinen kleinlauten Erklärungen zu Vorwürfen übergegangen zu sein. Denn kaum hatte die Blonde ausgesprochen, erhob er seine Stimme gegen sie. „So ein Unsinn! Das Kind wollte mich beklauen!“ Offensichtlich hatte er sich von den kurzen Schreck erholt und wollte jetzt aus der Situation Kapital schlagen. Denn würden sich die Uniformierten wirklich auf die Seite von zwei Frauen und einem Kind schlagen? Ja...wenn man die richtigen Emotionen verwendete. „Aber wieso schlagen sie meine Freundin, wo wir doch mit der ganzen Sache gar nichts zu tun haben?“ Talin sah erst zu dem Verkäufer und dann, schon fast den Tränen nahe zu dem Uniformierten in der Nähe von Skadi.

Ihr erster Impuls kratzte unbarmherzig an ihrer Kehle. Doch Skadi hielt dem Versuch ihres Körpers stand, sich aus der Berührung zu reißen, die sich sengend auf ihrem Arm hinterließ. Der Uniformierte war Teil ihres Plans. Sie brauchten ihn. Sie brauchten sein Mitgefühl, diesen Funken an Gewissen, der sich durch seinen Körper fraß, wann immer er sie auch nur ansah. Sichtlich erschüttert sah Skadi zur Seite, begegnete einem hellen Paar Augen und schluckte, als kämpfe sie mit ihrem Verstand und den Geschehnissen der Realität.
"Meine Nase... brennt... wie Feuer." Erneut schluckte sie. Verlor den Halt und stolperte einen Augenblick zur Seite, tiefer in die Arme des Fremden hinein, der sie schockierte stützte und wieder aufrichtete.
"Miss?!"
Der Zweite uniformierte wandte sich herum. Beäugte die Situation zu seiner Seite aufmerksam, ehe er sich erneut dem Verkäufer und Talin zuwandte, die wie einstudiert den hitzigen Schlagabtausch fortfuhr. Wie eine Löwenmutter stand sie neben dem Jungen, der unsicher zwischen den Parteien hin und her sah und die langen Finger der Fremden umklammert hielt. Ob er verstand, was die zwei Frauen beabsichtigten? Skadi konnte es nur hoffen, als sie sich ihrerseits an der Stadtwache festhielt und schwer ein und ausatmete.
"Ich glaube... ich muss... mich irgendwo hinsetzen."
"Mit der Sache nichts zu tun?! Hören sie Miss. SIE waren es doch, die sich für den Jungen verbürgt haben, der MICH bestehlen wollte! SIE waren es, die mich und meine wundervollen Ketten bloß gestellt und beleidigt haben. Ihrer Freundin sollte man den Mund auswaschen! Teufelszeug hat sie gesprochen. Unerhörtes TEUFELSZEUG!"


Sie musste sehr mit sich kämpfen, nicht einfach zu lachen. Statt diesem Drang nach zugeben, drückte sie die Hand des Kindes an ihrer Seite ein wenig fester, passte aber auf, dass es nicht vor Schmerzen das Gesicht verzehrte. Stattdessen schien es aber zu wissen, was es tun musste und sah eher so aus, als würde es gleich weinen wollen. Sehr schön, sehr schön. Obwohl Talin sich nicht sicher war, ob es aufgrund ihrer kräftigeren Händedrucks oder dem Geschrei des Verkäufers sein sollte. Und da sowohl das Kind, als auch Skadi ihren Teil dazu betrugen, das ganze Schauspiel galant über die Bühne zu bringen, durfte Talin nicht hinten anstehen.
„Teufelszeug? Der Junge wollte sein Geld zurück, weil ihr die Kette zu teuer verkauft habt. Und wie reagiert ihr? Ihr schlagt meine arme Freundin! Seht doch nur! Sie kann kaum Blut sehen, deshalb wird sie so schwach. Rechtfertigen unsere Anschuldigungen wirklich Schläge?“ Sie spürte ein leises Zögern, eine Ungewissheit in der Luft und wusste, dass zumindest der Soldat bei Skadi auf ihrer Seite war. Der war sogar gleich so hilfsbereit, dass er der Brünetten einen kleinen Hocker hinter einem Stand hervor holen ließ, damit sie sich setzen konnte. Aber anscheinend fand der Verkäufer immer noch Worte, um sich zu verteidigen. Oder zumindest wollte er das, denn einer der anderen Soldaten legte ihm eine Hand auf die Schulter, bevor der Verkäufer sprechen konnte. „Ihr solltet erst einmal ruhig bleiben. Ihr dürft nicht einfach so jemanden schlagen, weil er eure Ketten kritisiert.“ Er warf dem Mann einen unwirschen Blick zu und sah sich selbst einmal die Auslage an, bevor er schnaubte. „Die Ketten sind wirklich nicht die beste Qualität. Hey, Kleiner. Zeig mal die, die du da in der Hand hälst.“


Nur langsam ließ sich Skadi auf dem Hocker nieder, den Kopf in den Nacken gelegt, um nicht noch mehr Blut auf ihre Kleidung tropfen zu lassen. Zwar konnte sie weder Talin noch den Jungen sehen, der bei den Worten der Wache nur zögerlich hinter dem Lockenkopf hervor trat, doch sie lauschte den Umstehenden aufmerksam, während der junge Mann neben ihr dazu überging ihre Nase zu versorgen.
"Hier." Hatte er erst einen Augenblick gezögert, hob er langsam seinen Arm in Richtung der ausgestreckten Hand. Beobachtete den Wachmann dabei, wie er prüfend das Schmuckstück vor seine Augen hielt und es dann mit abschätzigem Blick seinem Kollegen zeigte.
"Als ich sie dem Mann geben wollte, hat er mich weggeschupst und mir ins Gesicht geschlagen."
Wieder glitten die Blicke zwischen dem Jungen und dem Verkäufer hin und her. Galten dann einander, kaum dass die Kette an den Zweiten weitergereicht und unter die Lupe genommen wurde.
"Für wie viel hat er sie dir verkauft, mein Kleiner?"
"Meine Herren. Haben sie mir denn nicht zugehört? Er wollte mich bestehlen!"


Talin war versucht sich die Schläfen zu massieren, weil der Mann einfach nicht aufhören wollte, sich zu verteidigen. Dabei sagten die Blicke der Uniformierten, die sich die Kette hin und her reichten, eigentlich schon alles. Sie sahen, dass die Kette kaum etwas wert war und wollten von dem Jungen nur wissen, wie sie das am besten lösen könnten, wenn er ihnen eine viel zu hohe Summe sagte. Aber der Verkäufer schien sich mit aller Macht verteidigen zu wollen. Wahrscheinlich vor allem, um dem Gefängnis zu entkommen. „Als wir dazu kamen hatten sie den Jungen schon längst gepackt. Warum habt Ihr nicht gleich die Wachen geholt, um den Dieb zu stellen?“ „Ich...ich war doch gerade dabei, als...ja...als ihr beiden Hexen euch eingemischt habt!“ Talin versteckte hinter einem Schluchzen ihr Schnauben. So einen Schwachsinn hatte sie schon lange nicht mehr gehört. Doch sie stubste den Jungen nur in die Seite, damit er auf die Frage des Uniformierten antwortete. „23 Achter. Aber die hab nicht ich bezahlt, sondern meine Schwester.“ Wieder schnaubte der Soldat, trotz seiner immer noch vorhandenen Zweifel. Er wandte sich an den Verkäufer. „Werter Herr, Ihr wisst, dass diese Kette nie und nimmer 23 Achter wert ist. Wie konntet ihr das Mädchen nur so ausnehmen?“ „Das ist eine Lüge! Ich verkaufe meine Ketten zu ehrlichen Preisen.“ Talin verdrehte innerlich die Augen. „Aber selbst wenn Ihr das tut, wie könnt Ihr dann meine Freundin schlagen?“ Die Blonde drehte sich leicht zu Skadi um. „Wie geht es dir meine Liebe? Tut es sehr weh?“

Je mehr der Mann sprach, desto stärker verwickelte er sich in Ausflüchte, Anschuldigungen und ein moralisches Dilemma, dem er sich kaum mehr entwinden konnte. Wie eine Schlange zog sich die Situation um ihn zusammen. Stärker und stärker, je mehr er sich bewegte. Nur noch wenige Augenblicke und sie wurden den Kerl endgültig los.

"Als hätte man mir mit einem Stein ins Gesicht geschlagen."

Es war übertrieben, doch so bildlich, dass selbst die Soldaten verstanden, dass der vermeintlich sanfte "Treffer" mehr war, als der Kerl behauptete. Oder zumindest Skadi sie glauben lassen wollte.

"Wieso wolltet ihr mir die Kette in eurer Hand dann für 28 Achter verkaufen?"

An dem Tuch vorbei, das der Wachmann an ihrer Seite ihr auf die Nase gedrückt hielt, schielte Skadi zu dem Verkäufer hinüber, der erst irritiert ihren Blick erwiderte, um dann mit offenem Mund auf die blauen Steine hinab zu starren, die in dem hellem Metall der Kette eingefasst waren.


Voller Mitgefühl sah Talin Skadi an und wäre wenn nötig sogar in Tränen ausgebrochen, aber die Uniformierten sahen sowieso schon überzeugt aus, deshalb ließ sie ihre Krokodilstränen dort, wo sie waren. Und als Skadi ihren letzten Trumpf auswarf, konnte Talin sogar ein kleines Lächeln nicht verbergen. Der Verkäufer sah hilflos zwischen seiner Hand und der Brünetten hin und her und schien nicht so recht zu wissen, wie er dieser Schlinge entgehen sollte. Auch die Wachen schienen das zusehen und schüttelten nur den Kopf. „Dann würde ich sagen, wir unterhalten uns noch einmal in Ruhe und mit weniger Publikum, meint Ihr nicht?“ Der Junge schien zu spüren, dass die Stimmung ein wenig zu kippen schien und drängte sich hinter Talin ein wenig mehr nach vorn. „Was...was ist mit dem Geld? Ich brauche es wirklich dringend wieder.“ Einer der Uniformierten fuhr sich über die Haare und beugte sich dann zu dem Jungen hinab. „Wir werden sehen, was wir machen können, aber so schnell geht das nicht.“ Das Kind biss sich auf die Unterlippe und verfiel in hilfloses Schweigen.
Den Moment wählte der Uniformierte, der bis jetzt geschwiegen und Skadi einer intensiven Musterung unterzogen hatte. „Hey...sag mal, kennen wir uns nicht irgendwo her? Ich glaube dich schon einmal gesehen zu haben. Im Ring? Kann das sein?“ Upsi...


So viel zu dem kleinen und „kurzweiligen“ Ausflug. Ehrlich gesagt hatte die Nordskov absolut keine Lust sich mit den Wachen in ruhige Räumlichkeiten zurück zu ziehen. Erst Recht nicht mit einer blutenden Nase und einer Lüge im Gepäck. Ganz gleich, wie sehr ihr Wort und das Talins gegen das des Händlers stand, der wohl nicht zum ersten Mal seine Kundschaft hinters Licht geführt hatte.
Was dann jedoch ihr Herz für einen Moment aus dem Takt brachte, war nichts, womit sie gerechnet hatte. Mit skeptischer Miene sah sie unter dem Tuch hinweg auf den zweiten Mann, der bisher vollkommen stillschweigend im Hintergrund geblieben war.
“Was für ein Ring?“ Die Frage kam so schnell und so unbedarft über ihre Lippen, dass es nicht einmal eine wirkliche Finte war. Sie hatte absolut keine Ahnung wovon er sprach. Und selbst als ihr wenige Atemzüge später bewusst wurde, worauf er anspielte, veränderte sich nichts in ihren Zügen an dem skeptischen und verständnislosen Ausdruck.
Hoffentlich würde Talin sich alsbald dazwischen werfen und sie aus dieser Lage heraus holen, in die sie sie immerhin hineingeworfen hatte. Selbst wenn es ihre Worte gewesen waren, die den Stein ins Rollen gebracht hatten.


Sie wusste nicht sofort, welches Feuer sie zuerst löschen sollte. Sollte sie dem Jungen helfen, der so dringend sein Geld benötigte oder sollte sie sich lieber Skadi zuwenden, die drohte aufzufliegen. Zum Glück schien die junge Frau aber sehr gut die Planlose spielen zu können, denn ihr Blick sagte, dass sie keine Ahnung hatte, wovon der Stadtwächter da sprach. Da die Situation für den Moment gerettet zu sein schien, sah sie zu dem Büttel vor ihr auf. „Ich bin mir sicher, dass es eine Weile dauern wird, bis das Problem gelöst werden kann, aber besteht nicht die Möglichkeit, dem Jungen sein Geld schon vorher wieder zurückzugeben?“ Der Wächter schien wirklich nach einer Lösung zu suchen, so angestrengt hatte er das Gesicht verzogen. Schließlich antwortete er langsam, fast ein bisschen zögernd: „Wir können ihn mit zur Wache nehmen und zusehen, dass es vielleicht ein wenig schneller geht. Wenn Ihr und Eure Freundin...“ Talin ließ ihn gar nicht weiter ausreden, sondern legte sofort eine bedauernde und besorgte Mine auf. „Meine Freundin ist verletzt, ich möchte sie lieber zu einem Medikus schaffen, damit dieser ihre Nase ansehen kann. Danach werden wir sofort auf die Wache kommen.“ Noch während sie sprach, trat sie hinüber zu Skadi und half ihr umständlich dabei, sich aufzurichten. Sie stellte sich dabei so hin, dass sie ein wenig zwischen dem zweiten Soldaten und der anderen Frau stand, auch wenn Talin mit ihrer Körpergröße wenig dazu beitragen konnte, Skadi abzuschirmen. Deshalb sah sie Mitleid heischend zwischen den Männern hin und her, die nicht ganz zu wissen schienen, wie sie reagieren sollten. Der eine von beiden setzte sogar schon dazu an, zu sprechen. Vermutlich um ihnen zu sagen, dass sie doch erst einmal bleiben sollten. Und was dann? Am Ende erkannten sie noch mehr als nur eine Frau, die in irgendwelchen Ringen auftrat.
Talin unterdrückte das Verlangen, Skadi auf den Fuß zutreten und eine Reaktion von ihr hervor zulocken und sah die andere Frau stattdessen mit einem Blick an, der besagte, sie solle so tun, als würde sie gleich vor Schmerzen sterben.


Der skeptische Blick des Uniformierten bohrte sich noch immer in ihre Augen. An seinem Kollegen vorbei, der erst von dem Stück Stoff an ihrer Nase abließ, als sie selbst vorsichtig mit den Fingerspitzen dagegen drückte. Doch Skadi wusste, dass sie ihm in jenem Moment keine Angriffsfläche bieten durfte. Andernfalls wäre dieser Ausflug schneller vorbei, als ihr und erst Recht Talin lieb war. Nicht auszumalen, welches Theater Lucien veranstalten würde, wenn sie seine Schwester ungewollt in diese Angelegenheiten hinein manövrierte.
Ganz gleich wie gut sie auch darin war, es ohne fremde Hilfe dorthin zu schaffen. An Orte, die eine Spur Nervenkitzel in ihren Adern hinterließ. So lebte es sich schließlich als Pirat am besten. Nicht wahr?
Fast blind griff die Nordskov nach dem Handgelenk der Jüngeren, deren zierliche Gestalt sich zwischen sie und die Herrschaften geschoben hatte, um sie auf sich Aufmerksam zu machen. Nicht, weil sie etwas Wichtiges zu sagen gehabt hätte, sondern weil es ihrem Schauspiel zuträglich war.

“Mir… mir wird irgendwie schwindelig… ist das normal?“ Nein. War es nicht. Skadi wusste das. Genauso wenig, wie dunkle Flecken vor den Augen oder plötzliche Blindheit. Augenblicklich verkrampfte sich ihr Körper. Gut sichtbar für jeden im näheren Umkreis. Zu tun als wäre ihr schlecht, war ihr in all den Jahren als Frau in Fleisch und … im wahrsten Sinne des Wortes… Blut übergegangen. Denn selbiges schob sich immer intensiver auf den hellen Stoff vor ihrer Nase – und DAS war nicht einmal mehr wirklich Teil des Theaterstücks.


Ihr Seitenblick lohnte sich. Kaum hatte Talin stumm den Wunsch nach einem Theater geäußert, bot Skadi auch schon die nahezu ohnmächtige Damsel, die dringend die Sorge eines Medikus benötigte. Hätte diese Situation sie nicht in große Schwierigkeiten gemacht, so hätte Talin am liebsten aufgelacht. Doch sie unterdrückte das Verlangen mit wildrasendem Herzen, in der Hoffnung, die Männer würden sie bei dieser Darbietung ziehen lassen. Einzig das Blut auf dem Tuch vor Skadis Nase machte der Blonden doch Sorge. Blutete eine gebrochene Nase wirklich so schlimm? Sie hatte es bei Kneipenschlägereien nie bis zu Ende verfolgt, wenn ein Betrunkener einem anderen die Faust ins Gesicht schlug. Aber das war in diesem Moment eigentlich auch unwichtig. Statt also weiter darüber nachzugrübeln, machte Talin einen Schritt zurück, direkt an die Seite von Skadi, legte einen Arm um ihre Hüfte und berührte mit der anderen Hand den Ellenbogen der Dunkelhaarigen, bevor sie mit ihrem besten besorgten Ausdruck die beiden Männer ansah. Sie waren immer noch skeptisch, zumindest der eine von beiden und vermutlich wollten die Büttel die beiden Frauen auch nicht alleine ziehen lassen. Aber auf der anderen Seite konnten sie es nicht erlauben, dass eine Verletzte mitten auf dem Marktplatz einfach umkippte. Sie entspannten sich nicht, aber die Vorsichtig wich ein wenig aus ihrem Blick. „Nun gut. Wisst Ihr, wo sich ein Medikus befindet?“ Talin nickte, hatte Sorge dass sich die Erleichterung in ihrer Stimme hören lassen würde, wenn sie nun sprach. „Gut, dann bringt eure Freundin dorthin. Kommt danach sofort zur Station der Stadtwache, damit Ihr beide Euer Zeugnis ablegen könnt.“ Der eine wandte sich zu dem Jungen um, sprach leise ein paar Worte zu ihm, woraufhin der Junge nickte. Er schielte an den Männern vorbei und schenkte Skadi und Talin einen dankbaren Blick, bevor er mit dem ersten Mann verschwand.
Der andere blieb noch einen Moment stehen, betrachtete die beiden Frauen, während Talin ihn mit einem kleinen Lächeln noch einmal zunickte und dann Skadi von der Menschenmenge und den wachsamen Augen fortführte. Nachdem sie einige Biegungen durch Gassen genommen haben und die Blonde dachte, doch nicht verfolgt zu werden, blieb sie stehen und stellte sich vor Skadi. „Ich glaube ich muss mir die Haare schneiden oder sie färben...“ Sie stieß die Luft aus und betrachtete besorgt die Nase ihrer Begleiterin. „Wie gehts der Nase?“
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RE: Talin & Skadi - von Talin Dravean - 13.02.2022, 16:03
RE: Talin & Skadi - von Skadi Nordskov - 13.02.2022, 16:04

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