05.02.2022, 19:35
Destination Unknown
Morgen des 25. Juni 1822
Peregryne Tallant & Shanaya Árashi
Eine weitere, wenig erholsame Nacht lag hinter Shanaya. Sie war nicht immer wieder aufgewacht, fühlte sich auch nicht, als hätte sie für Tage gar nicht geschlafen… trotzdem fühlten sich ihre Knochen ein wenig schwerer als sonst. Woran auch immer es lag, sie musste das dringend wieder in den Griff kriegen, ansonsten hing sie demnächst wirklich nur noch schlafend über dem Steuer. Die frische Morgenluft weckte jedenfalls ein wenig die Lebensgeister, als die junge Frau auf das Deck trat. Mit einem leisen Gähnen streckte sie beide Arme in die Richtung des leicht bewölkten Himmels und hielt diese Position einige Herzschläge. Ein leichter Wind ging, die Sonne tauchte das Meer um sie herum in erste, zart rote Töne. In dem Moment, als die Schwarzhaarige die Arme wieder sinken ließ, die nackten Füße wieder vollkommen die Planken unter sich berührten, erblickten die Augen der jungen Frau eine Silhouette, nicht unweit von ihr. Mit einem tiefen Atemzug ließ sie den Blick jedoch weiter schweifen, sprach trotzdem den früh morgendlichen Gast an. „So früh auf den Beinen, um einen Plan für eine Flucht vom Schiff zurecht zu legen?“ Ihre Worte wurden von einem amüsierten Lächeln untermalt.
Er seufzte, als die mittlerweile nicht mehr fremde Stimme an sein Ohr drang, mehr, weil er sich ein bisschen morgendliche Ruhe erhofft hatte, weniger wegen der Stimme an sich. „Ich glaube, das wird nicht nötig sein. Ihr werdet kaum Lösegeld für mich erhalten.“ Ein Lachen ergänzend drehte er den Kopf kurzzeitig in ihre Richtung. „Also was für Gründe könntet ihr haben, mich nach dem Anlegen weiterhin festhalten, hm?“
Wem auch immer direkt sein Seufzen galt, Shanaya Lächeln wurde damit nur noch ein wenig breiter. Vielleicht war er ja auch so ein Morgenmuffel wie Alex es war? Irgendwie hatten die meisten Menschen ja Probleme damit früh aufzustehen. Etwas, was die junge Frau noch nie verstanden hatte. Seine Worte entlockten ihr dann ein Lachen, womit sie mit den Fingern der rechten Hand schnippte.
„Verdammt, ich dachte, wenn ich irgendwem deinen Kopf liefere, kann ich endlich in Gold baden.“
Shanayas Kopf neigte sich ein wenig zur Seite, das Lächeln ruhte jedoch weiterhin auf ihren Lippen. Bei ihrer ersten Begegnung, zusammen mit diesem anderen Kerl, war die Gesellschaft dieses Mannes nicht besonders spannend gewesen. Also wollte sie sehen, wie er sich nach ein paar Tagen schlug, ob er ein wenig aufgetaut war.
„Vielleicht lenke ich ja das Schiff um, umfahre unser eigentliches Ziel, um dich ein wenig zu foltern? Eine Folterfahrt auf einem Piratenschiff. Manche würden dafür Geld bezahlen.“
Mit diesen Worten nahm die Stimme der jungen Frau einen etwas grüblerischen Ton an, dem man jedoch anhörte, dass er völlig überzogen und damit wenig ernst gemeint war.