27.09.2020, 17:44
Liam war angespannt und wirkte vermutlich konzentrierter denn je. Was er zu entdecken erhoffte, wusste er bislang selbst nicht – irgendetwas, was ihnen helfen konnte eben, auch wenn die Auswahl, die seine Gedanken ihm ließ, aus gähnender Leere bestand. Sein Blick flog über die Fluppe eines grölenden Zuschauers, die nur ungünstig auf dem trockenen Stroh landen musste, das noch an den ursprünglichen Stall erinnerte. Aber diese Kämpfe fanden häufig statt. Weit weniger häufig hörte man von abgebrannten Scheunen. Man würde also entweder nachhelfen müssen oder sich dem eigentlichen Vorhaben stellen. Brandstiftung kam dem Lockenkopf nun auch nicht zwingend verhältnismäßig vor, bloß um einem kleinen Hinterhofkampf zu entkommen. Himmel, manchmal war ein Verständnis für Moral doch wirklich eine Last. Nachdenklich biss er sich auf die Unterlippe, als Nathan seine Vermutung bestätigte. Damit waren sie also schon zwei, die eher die Unruhe der Meute genutzt hatten als selbst in den Ring zu steigen. Jetzt würden sie das beste daraus machen müssen.
Doch statt Nathans Worten weiterhin lauschen zu können, wurden sie grob von einem ihrer beiden Aufpasser unterbrochen. Die Laune des Blondschopfs schien im Verhältnis zu vorhin inzwischen noch gespannter. Wer konnte es ihm verübeln, wenn man die Fesseln bedachte, ohne die sie ihn offenbar nicht hätten handhaben können.
„Wenn’s hier um Lyrik ginge, hätte ich nur noch halb so viel Bammel gegen diesen Flint.“, brummte er mit einem angedeuteten, aber auch anerkennenden Lächeln an Nathan und ließ die Drohung des Gorillas außen vor. „Die Sprache dieser Menschen hier ist allerdings eine andere als die, die wir sprechen.“
Damit verschwand das Lächeln und seine blasse Stirn tauchte sich wieder besorgt in Falten.
„Nein, tut mir Leid.“ Liam verzog das Gesicht, musterte Nathan kurz, und suchte dann wieder den Raum ab. „Aber was wäre das hier für eine Veranstaltung, wenn’s nicht irgendwo Bier gäbe, um die erhitzten Gemüter weiter anzuheizen.“
Vielsagend hoben sich seine Augenbrauen, ehe ein flüchtiger Blick ihrem Aufpasser galt und er sich kurz darauf auf die Suche nach irgendwem machen wollte, der Bier ausschenkte. Die Flaschen in den Händen mancher ließen jedenfalls hoffen.