08.09.2020, 19:08
Es war immer wieder faszinierend wie schnell man einen bestimmten Schlag von Menschen mit den einfachsten Andeutungen vollkommen aus dem Konzept bringen konnte. Da reichte eine noch so unschuldige Berührung und schon fielen ihnen bald die Augen aus dem Kopf. James war nun wirklich kein Mensch, der sich für besonders aufgeschlossen hielt. Und würde sich ein Mann ihm nähern mit ernsthaften Absichten und ein einfaches „Entschuldige, kein Interesse“ nicht wahrhaben wollen, würde er wohl sehr schnell sehr deutlich werden. Gleichzeitig verstand er die Reaktionen von diesen Soldaten umso weniger, schließlich wollte er sie ja jetzt nicht zur Homosexualität bekehren. Auch Josiah schien die ganze Aktion nicht sonderlich geheuer, was James sehr wohl auffiel, er aber geflissentlich ignorierte. Er hatte schlichtweg keinerlei Interesse daran sich hier noch lange mit diesen Zeitgenossen aufzuhalten, weshalb er ihnen nur zu gerne einige (unverdiente) Taler zukommen ließ.
Auch wenn Josiah scheinbar nicht ganz wusste wie ihm geschah, legte er dennoch seinen Arm um James und die beiden liefen zielgerichtet durch die Gasse, als wüssten sie genau wo sie ihres Weges gehen wollten, um ungestört zu zweit sein zu können. Kaum waren sie um die nächste Ecke gebogen, ließen sich die beiden Männer aber fast gleichzeitig los und Josiah lehnte sich gegen eine Hauswand, während James zur Sicherheit noch einmal einen prüfenden Blick um die Ecke warf. Aber es folgte ihnen wirklich keiner und sie schienen es aus den Händen der Soldaten geschafft zu haben. Josiah beurteilte die ganze Sache als unkonventionell und James musste daraufhin lachen, hob beide Hände in einer unschuldigen Geste vom Körper weg und antwortete:
“Manchmal ist Angriff die beste Verteidigung, selbst wenn ich nach wie vor nicht weiß wie du überhaupt heißt.“
Schließlich war James der einzige gewesen der sich vorgestellt hatte. Shanaya hatte ihn nur mit abfälligen Blicken gestraft und selbst Josiah hatte seinen Namen bisher nicht genannt. Immerhin erfuhr er nun den Namen der jungen Frau.
„Shanaya also. Sturer Bock würde eher zu ihr passen.“
Befand der Sohn des Tuchhändlers und zuckte dann mit den Schultern, während er an die Verletzung der jungen Frau dachte.
“Sie wird hoffentlich allein zurecht kommen, einen Dickschädel hat sie für 10 erwachsene Männer, zumindest nach dem was ich gesehen habe.“
Und meistens war der erste Eindruck ja doch treffender als man manchesmal denken mochte. Josiah lud ihn nun also auf ein Bier ein und betonter – sicherheitshalber – lieber noch einmal dass es sich dabei um kein Rendevouz handelte, was James mit einem scheinbar beleidigten Gesichtsausdruck quittierte.
“Und ich dachte wir würden uns gut verstehen.“
Antwortete er halb ernst, bevor er sein Grinsen wieder fand und hinzufügte:
“Keine Angst, ich habe kein Interesse an Männern. Dazu sind Frauenkörper leider viel zu schön anzusehen.“
Ob das den anderen Mann jetzt wirklich überzeugte, wusste James nicht. Aber noch ahnte er ja auch nicht dass es sich bei Josiah um einen Piraten handelte und er dementsprechend viel Zeit mit ihm verbringen könnte, sollte er auf seinem Schiff anheuern um seine Wette zu begleichen. Da wäre ein solcher Ruf schon potenziell gefährlich.
(Straße / Josiah)