30.08.2020, 12:25
Wieso es ihn überhaupt kümmerte was aus der jungen Frau wurde, die offenbar einen Dickschädel vom Ausmaß eines ausgewachsenen Bullens hatte, wusste James auch nicht. Andererseits stand heute – wie an so vielen anderen Tagen seines bisherigen Lebens – auch nicht sonderlich viel auf seinem Plan, außer ein Piratenschiff zu finden das ihn anheuern lassen würde. Wieso also nicht seine Zeit damit verbringen, sie wieder einzufangen und dafür zu sorgen, dass ihr dieses elendige Bein nicht einfach wegfaulen würde.
Diesen Gedankengang sollte er allerdings schneller bereuen als ihm lieb war. Kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt um der dunkelhaarigen Frau zu folgen, stellten sich ihm auch schon Soldaten in den Weg. Anfangs beeindruckte James das recht wenig, schließlich hatte er nichts getan und schon früh beigebracht bekommen, dass Angehörigen seines Standes eher weniger Konflikte mit diesen Menschen haben würden. Sei es, weil sie weniger Straftaten begingen oder weil sie sich schlicht freikaufen konnten..er wusste es nicht. Doch als die Anschuldigungen des Diebstahls ihm zu Ohren kamen, wurde er doch unruhig und hob wie Josiah die Hände. Quasi Zeitgleich zu Josiahs Seitenblick auf ihn, sah auch James seine männliche Begleitung an und fragte sich kurzzeitig, mit wem er sich da denn eingelassen hatte. Aber auch auf dem Gesicht des anderen stand maximal Verwirrung, nicht aber der Blick eines Schuldigen. Josiah beteuerte, dass es eine verwechslung sein musste, während James noch überlegte wie die Herren überhaupt dazu kamen, ausgerechnet ihn für einen Dieb zu halten.
“Wenn überhaupt ist der Wirt in der Schenke drei Querstraßen von hier ein Dieb, der mir wertvolle Achter abnahm und billigen Fusel serviert hat.“
Versuchte sich James in einem schlechten Scherz, aber die grimmigen Mienen sprachen Bände. Sein Humor fand hier jedenfalls keinen Anklang. Josiah brabbelte aber stetig weiter und erntete dafür einen Seitenblick von James, der unterdessen die Hände wieder sinken ließ, weil es ihm schlicht und ergreifend zu anstrengend und zu lächerlich war hier weiter wie ein Angeklagter mit erhobenen Händen zu stehen. Die Quittung kam allerdings prompt, als eine Schwertspitze sich in den Punkt zwischen seinen Schulterblättern bohrte, von einem der Soldaten die hinter den beiden Männern standen. Nun wurde James doch etwas anders zumute, denn die Soldaten schienen es ernst zu meinen und forderten sie zur Herausgabe von Waffen auf.
“Vielleicht könnten die Herren uns erst einmal sagen was wir genau gestohlen haben sollen, bevor ihr uns hier vor versammelter Bürgerschaft lächerlich macht.“
Forderte James in ruhiger Stimme, denn noch immer hielt er das alles für eine dumme Verwechslung. Dass Shanaya die Soldaten auf sie gehetzt hatte, konnte er ja kaum ahnen.
Dennoch kam er gleichzeitig auch der Aufforderung nach, etwaig vorhandene Waffen auszuhändigen. Er besaß nur einen kleinen Dolch, den er vorwiegend zum schneiden von Essen benutzte, statt um Leute zu verletzen. Den aber nahm er nun aus der kleinen Scheide an seinem Gürtel und reichte ihn an einen der Soldaten, mit dem Griff zum Soldaten gerichtet.
“Oder wir könnten uns einfach darauf einigen, dass das hier ein grobes Missverständnis war und ziehen alle wieder unserer Wege.“
Schlug der Dunkelhaarige dann vor und tippte dabei bedeutungsvoll gegen den kleinen Lederbeutel, der sich ebenfalls an seinem Gürtel befand und gut gefüllt war mit dem, was er als Bestechungsgeld zu nutzen gedachte.
(Auf der Straße, zusammen mit Josiah und 4 Soldaten)