20.08.2020, 21:15
Selbst der dümmste, störrischste Esel wäre vermutlich vernünftiger und plausiblen Argumenten zugänglicher als die junge Frau zu James‘ Füßen. Jedenfalls schien sie keinerlei Interesse daran zu haben von zwei Männern zu einem Arzt gebracht zu werden, der sie nach allen Regeln der Medizinischen Kunst versorgen würde. Ob diese Versorgung wirklich zu ihrem Vorteil wäre, war dann ein weiterer Punkt der zur Diskussion gebracht werden könnte, aber zum Glück nicht auf den Tisch kam.
Durchaus verwundert war James allerdings als Shanaya sich an ihren Krücken hochzog und schließlich nicht nur zum stehen kam, sondern auch prompt loshumpelte. Als würde er die Schmerzen, die ihr Bein verursachen musste, selbst spüren, verzog James mitleidig ein wenig das Gesicht. Dabei hielt er seinen Blick so sehr auf die schwarzhaarige Frau gerichtet, dass ihm nicht einmal auffiel wie Josiah triumphierend zu lächeln schien. Und selbst wenn er das gesehen hätte, es hätte ihn wohl ziemlich irritiert. Für einen kleinen Moment war er unschlüssig was er tun sollte. Shanaya hinterher laufen, obwohl sie offensichtlich keine Hilfe wollte. Oder wieder seines Weges gehen und die Begegnung mit den beiden Fremden schnell wieder vergessen, wie so viele andere Begegnungen vorher. Noch bevor er sich entscheiden konnte kam ihm auch schon ein Arm in den Weg, auf den James für einen Moment hinab sah und dann wieder zu dessen Besitzer schaute. Die Frage war eindeutig und die Antwort schnell gegeben. Mit einem Nicken bestätigte er dass er die Straße kannte, so wie wohl jede andere Straße auf dieser gottverlassenen Insel. Er war hier geboren und schon viel zu lange hier, wenn man es genau nahm.
Die nächste Frage war schon wieder deutlich kniffliger, aber James fiel nach einigem Grübeln sogar ein Ort ein der etwas mehr Hygiene bot als die Straßen.
„Hat ja scheinbar super funktioniert der kleinen Lady zu sagen wie das Leben funktioniert.“
Antwortete James mit einem Hauch von Zynismus auf Josiahs Hinweis dass er heute nicht der erste war der wusste was gut für Shanaya sein könnte.
„Nicht weit von hier, die Straße runter ist eine Wäscherei. Ein Lazarett wäre vielleicht besser, aber irgendwas sagt mir dass man sie dafür erst mit einem Holzhammer betäuben muss.“
Es war ja beinahe bewundernswert mit welchem Ehrgeiz sich Shanaya immer weiter die Straße entlang schob. Bewundernswert..dumm. Die Schmerzen wollte sich James nicht vorstellen, besonders weil sie sich diese Schmerzen unnötigerweise zufügte. Sie hätte es so viel einfacher haben können.
„Also, laufen wir ihr jetzt einfach hinterher bis sie zusammenbricht oder wir sie in die Wäscherei schubbsen können?“ damit vergewisserte sich James lieber nochmal zu Josiahs Plan und machte sich schon einmal gemütlichen Schrittes auf, um Shay hinterher zu laufen. Ein zu hohes Tempo mussten sie dazu ja nicht vorlegen.
[bei Josiah, Shanaya ein paar Meter entfernt | Straße]