26.06.2016, 18:14
Wie gut dass es ihm beim entwenden des Tuches nicht darum ging, dass es wertvoll war. Denn das jener fetzen Stoff keinen finanziellen Wert hatte, war ihm wohl bewusst. Bekanntermaßen gehörte es zu den Vorteilen eines Diebs Dinge und deren Wert auf den ersten Blick einschätzen zu können. Im Grunde ging es ihm wohl auch hierbei nur darum seinen Stolz wieder ins rechte Licht zu rücken.
Sie war doch angeblich so Aufmerskam.
Ryan machte noch einen weiteren Schritt zurück. Zog die Maske wieder über Mund und Nase und verdeckte somit sein Gesicht. Auf ihren spitzen Kommentar hin er hätte ihr angesehen was sie alles will sagte er nichts. Denn im Grunde sah er nur folgendes in ihr: Ein verzogenes Gör mit romantischen Vorstellungen vom Abenteuer, welche sich auf ihre zig Trainingsstunden mit dem Degen etwas einbildete, aber noch nie einem Mann in die Augen gesehen hatte, wenn sie ihm jenes ins Herz bohrte - geschweigedenn einmal selbst dem Tod ins Gesicht blickten musste.
Nun, wie dem auch sei - man sah sich immer zweimal im Leben. Und wer weiß wo es dieses überhebliche Kind einmal hin schlug und was aus ihr werden würde.
Mit etwas Glück jedoch würde sie nicht all zu bald mit ihrem Captain in See stechen - immerhin hatte Ryan einen Auftrag. Und dazu gehörte nunmal seinem Hehler genügend Informationen zu bringen, welche ihm dabei halfen sich das Schiff unter den Nagel zu reissen.
Ohne sich zu verabschieden oder noch ein einziges Wort an Shanaya zu verlieren, trat er erneut den Rückzug an. Das Katz' und Maus Spiel war hiermit beendet.
Doch seine Arbeit war lange nicht getan. Noch immer brodelte die Gerüchteküche. Und doch fehlte Ryan eine wesentliche Info: Welches Schiff am Hafen gehörte der Piratencrew? Er kannte diese Stadt nicht - und somit auch nicht den Hafen. Doch bevor er zu jenem eilen würde um dort bei Nacht an Info's zu kommen, entschied er sich zu seinem ersten Plan.
Geschickt zog sich Ryan die Mauer der Schenke hinauf, abseits von Shanayas Sichtfeld - ergriff jeden noch so kleinen Vorsprung. Sei es durch einen herausstehenden Nagel, einen Felsen, unebenes Lehm, Fensterrahmen und Bretter oder Holzbalken. Es gab beinahe nichts woran sich Ryan nicht mühelos in die Höhe ziehen konnte. Nicht lange und er hatte das Dach der Taverne erreicht, stemmte sich mit beiden Händen an der Kante ab und zog sich hinauf. Durch den Regen war es zwar unglaublich rutschig geworden und der Dieb musste aufpassen das es ihn nicht durch einen unbedachten Schritt erneut unsanft nach unten beförderte, doch er wollte so schnell es ging auf die Rückseite der Spelunke, zur schmalen Gasse. Er würde sich der Crew nicht mehr nähern als nötig. Nun brachte ihm seine ach so auffällige Kleidung einen Vorteil: Er war komplett Unsichtbar. Dank der Wolkendecke drang nicht einmal Mondlicht zu ihnen, sodass er sich darüber hätte sorgen machen müssen... Nein. Auf der anderen Seite endlich angelangt, sprang er zunächst geschickt vom Dach der Taverne etwa andershalbmeter in die Tiefe - landete dort auf einem Holzvorsprung welches zu einem winzigen, gerade mal Handbreit hohen Fenster gehörte. Sein Blick wanderte nach unten... Wo er den 'Captain' mit seinen 'Männern' erblickte.
-zunächst Vordereingang der Schenke, Shanaya - dann über der Gasse am Hinterausgang, allein -