02.08.2020, 17:31
Mit einer gewissen Erleichterung sah sie Skadi und den beiden Männern dabei zu, wie sie sich zurückzogen. Natürlich hätte sie sich schlecht fühlen sollen, weil sie die junge Frau einfach mit den beiden wegschickte, aber sie traute ihr genug zu. Zumindest wusste sie, was sie tun musste, wenn einer der beiden zu seltsam wurde. Am liebsten wäre es der Blonden natürlich gewesen, wenn sie Enrique gleich mit ihr hätte mitschicken können, aber er hielt sich immer noch auf dem Schiff bei den Kindern auf.
Talin seufzte leise und wandte sich wieder der Problematik vor Ort zu. Greo hatte sich dezent zwischen sie und die anderen noch Anwesenden geschoben und alle geschickt soweit von einander getrennt, dass niemand dem anderen an die Kehle gehen konnte. Das war zumindest schon einmal viel wert. Auf seine Worte hin nickte Talin mit einem kleinen Schmunzeln. Es war vielleicht nicht angebracht, aber sie war dankbar für den Einfall, denn wenn die Hure noch einmal einen Anfall bekam, dann würde Talin ihr wahrscheinlich den Mund zu kleben oder ihren Kopf gegen die nächstbeste Kiste schlagen, damit sie endlich ruhig blieb. Der Werftinhaber schien auch erleichtert zu sein, dass endlich etwas passieren sollte, denn er antwortete sofort auf Greos Frage.
„Einer meiner Jungs, die jetzt erst eingetroffen sind, können alles aus meinem Büro holen.“
Er nickte einem schmächtigen, unauffälligen Mann zu, der noch schnell herein gehuscht war, bevor Greo vorhin die Tür geschlossen hatte. Dieser machte sich sofort auf den Weg, um das Gewünschte zu holen. Währenddessen blieb Talins Blick auf die Frau gerichtet, für den Fall, dass sie wieder Anstalten machte, sich auf jemanden zu stürzen. Ross, der Schrank, der gerade erst wütend auf die Blonde losgegangen war, stand unbeholfen neben ihr, als wollte er sie trösten. Talin schnaubte leise, wandte sich mit ihrer Frage schließlich aber an Jahn Bercker.
„Waren die beiden nun verlobt, verheiratet oder gar nichts von alldem?“
Er wand sich schon wieder unbehaglich, aber die Frau antwortete schneller als er.
„Wir waren noch nicht ganz verlobt, aber es sollte bald so weit sein.“ Sie funkelte finster in die Runde. „Ich habe ihm gesagt, dass eine Tante von mir letzte Woche verstorben sei und sie mir viel Geld hinterlassen hat. Deshalb konnte ich meinen Beruf aufgeben. Ich sagte meinem Nhoj, dass er sich keine Sorgen mehr machen müsste und wir endlich zusammen sein könnten.“ An dieser Stelle schniefte sie und Talin hatte das Gefühl, dass der Tote die Prostituierte – Verzeihung – die ehemalige Prostituierte trotz des Geldsegens nicht einmal mit dem Arsch angesehen hatte. Aber immerhin hatten sie das jetzt geklärt. Dann konnten sie ja weiter machen.
In dem Moment kam der unauffällige Bursche zurück und reichte ein Tuch, Stift und Blatt Papier an Greo, während Talin ihr Glück noch einmal beim Werftinhaber versuchte.
„Hatte Nohj irgendwo einen Ort, wo er hier seine Sachen aufbewahrte? Persönliches, was uns vielleicht sagt, ob unser Verdächtiger der Täter ist?“
„Natürlich war er es! Er -.“ Ein Blick von Bercker schnitt Lilly das Wort ab und Talin war sehr froh über die sofortige Stille. Er bedeutete seinem Mann noch einmal loszugehen.
„Ich will ehrlich sein. Ich habe Nhoj nicht viel persönliches mit sich herumtragen sehen. Und obwohl er ziemlich gesellig war, hielt er mit seinem Leben sehr hinterm Berg, wenn Ihr verstehst, was ich meine.“
[Werft | mit Greo und den NPCS | in der Nähe von Alex, Jonah und Skadi]