02.08.2020, 14:58
Zur Begrüßung traf den Captain ein äußerst skeptischer Blick, der sich jedoch recht schnell in Wohlgefallen auflöste. Offensichtlich konnte es der Alte kaum erwarten, seine Botschaft zu übermitteln und dann die Mücke zu machen. Aber wie gesagt, das war dem Dunkelhaarigen nur recht.
Die Forderung nach einer Münze überging Lucien mit einer in die Höhe gezogenen Augenbraue. Danach bekam er gerade genug Zeit, um sich darüber zu wundern, dass sich ‚Teeparty‘ als Deckname für ihr Unterfangen scheinbar bereits etabliert hatte, bevor der Bettler herunter ratterte, was es zu berichten gab.
Mit jedem Wort vertiefte sich die skeptische Falte auf Luciens Stirn und als ihr Informant seiner Wege zog, fuhr er sich nachdenklich mit gespreizten Fingern durch die dunklen Haare. Das... war viel weniger, als er erwartet und gehofft hatte. Und wahrscheinlich auch viel weniger, als die anderen gern gewusst hätten, bevor sie Hals über Kopf in eine solche Villa einbrachen.
Er ging in Gedanken noch einmal durch, was Rasiria in ihrem Brief geschrieben hatte, aber auch sie war mit Informationen bemerkenswert sparsam gewesen. Es gab nichts, was er den dreien vorhin nicht schon erzählt hatte. Ein hochrangiger Marineoffizier, eine Liste mit Namen. Ob die Liste nur im Kopf des Offiziers existierte, oder auch irgendwo niedergeschrieben, hatte die Tarlenn-Tochter wohl zu erwähnen vergessen.
Und auch das, was sie jetzt wussten, war nur wenig mehr. Eine Hand voll Diener. Aber wie viele genau? Der Kerl schlief noch, aber wahrscheinlich nicht mehr lange und das Wetter lud dazu ein, auf dem Balkon zu frühstücken. Für jedermann sichtbar. Also mussten sie vor dem Frühstück im Haus sein, zumindest so viel war sicher.
Lucien hob den Blick zu dem blauen Balkon, wurde von dem kleinen Schlagabtausch zwischen Rym und Ceall jedoch abgelenkt. Auf seine Lippen stahl sich ein Grinsen und er warf dem Bärtigen einen kurzen Blick zu.
„Wenn es so weit ist, wird sich ganz sicher einer von uns erbarmen.“
Nahtlos wechselte er zum eigentlichen Thema und stimmte seinem alten Freund mit einem Nicken zu: „Ich hatte gehofft, er sagt uns zumindest, wie viele noch drin sind, aber wie wahrscheinlich ist auch, dass der arme Kerl zählen kann? Wir müssen wohl einfach das Beste draus machen.“
Von der Seite her warf er Ceallagh einen Blick zu und lächelte schief. „Ich hätte eine grobe Idee. Und sie ist wirklich sehr grob. Gehen wir davon aus, die Dienerschaft ist hauptsächlich damit beschäftigt, das Frühstück vorzubereiten. Dann sind die Meisten wahrscheinlich in der Küche. Und so gern ich dich auch im Kleidchen gesehen hätte, Ceallagh, glaube ich, dass uns dein Charme bei den Damen dieses Mal mehr nützt. Ich bin sicher, der hat dir schon die ein oder andere Tür geöffnet. Du musst versuchen, durch den Dienstboteneingang rein zu kommen und unauffällig eins der Fenster im Erdgeschoss öffnen.“
Sein Blick huschte zu Trevor weiter. „Falls nicht alle in der Küche sind, brauchen wir eine zweite Ablenkung an der Eingangstür. Am besten jemand, der sich aus jeder erdenklichen Situation heraus quasseln kann. Zu unserem Glück haben wir dafür genau den Richtigen dabei. Wenn Ceallagh das mit dem Fenster hin kriegt, steigen Rym und ich darüber ins Haus ein. Einen einzelnen Diener, der zufällig grade oben zu Gange ist, kriegen wir wahrscheinlich auch noch ausgeschaltet, ohne das ganze Haus aufzuschrecken. Dann beschaffen wir uns diese Liste und machen uns vom Acker.“
Klang das nicht wunderbar simpel? Da konnte doch beinahe nichts schiefgehen...